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Mannheim, 15. Jan. Gestern feierte hier Herr Landgerichts-Präsident Benckiser, ein geborener Pforzheimer, sein 50-jähriges Staatsdiener-Jubiläum.
Württemberg.
Unter dem 15. Januar d. I. ist Schullehrer Rapp in Unterlengenhardt, Bezirksschulinspektorats Calw, in den Ruhestand versetzt worden.
Stuttgart, 17. Jan. S. K. H- der Prinz Wilhelm nahm heute vormittag die Vorträge der Minister entgegen; später präsidierte Höchstderselbe einer Komitesitzung in Angelegenheiten des Kaiser-Denkmals.
Stuttgart, 17. Jan. Dem Vernehmen nach hat die gemeinschaftl. Kommission der bürgerlichen Kollegien den Antrag gestellt, zur Jubiläumsstiftung für König Karl und für das Denkmal für Kaiser Wilhelm I. in der Landeshauptstadt je 20 000 ^6 zu verwilligen. Der Antrag dürfte in der heutigen Sitzung des Gem.-Rats angenommen worden sein. Ebenso soll ein Beitrag für den Verschönerungsverein von 5000 M. für die Reinsburg verwilligt worden sein.
(S. MI
MisMen.
Ki» Weif in der Irühlingsnacht.
Novelle von H. S. Waldemar.
(Fortsetzung.)
Die alte Gräfin hielt die Augen offen und bemerkte bald allerlei, das ihr nicht gefiel.
„Ist wieder kein Brief für mich angekommen?" fragte Susanna eines Morgens nach Ankunft des Postboten.
„Nein", entgegnete Jngeborg, welche die Briefschaften in Empfang genommen hatte und die Gräfin fragte: „Von wem erwarten Sie einen Brief, mein Kind?"
„Von Hause", gab Susanna betrübt! zur Antwort. !
„Ich dächte, Sie hätten erst vor einigen Tagen von dort Nachricht gehabt, Sauna", bemerkte Herbert, der auch zugegen war, von einem eben erhaltenen Schreiben aufblickend.
„Das wohl, allein damals erfuhr ich, daß Mutter unwohl war, und Aennchen — das ist meine Schwester, meine Pflegeschwester", unterbrach sie sich verwirrt, denn es fiel ihr jetzt ein, daß noch niemand sie jemals nach ihrer Familie gefragt hatte, „Aennchen versprach mir bald weitere Nachricht. Und nun muß ich wieder warten bis morgen früh, denn der Postbote kommt ja nur ein Mal des Tages, nicht war?"
„Ganz recht", sagte die Gräfin. „Sie müssen sich gedulden."
Herbert hatte sich wieder in seinen Brief vertieft und schien nicht weiter auf das Gespräch geachtet zu haben.
Aber als die drei Damen am Nachmittag beisammen saßen, sahen sie ihn auf schweißbedecktem Pferde in den Hof sprengen, und wenige Sekunden später trat er zu ihnen und reichte Susanna einen Brief. Sie sprang mit einem Freudenruf empor und riß eilig das Couvert auf.
„Nun, wie geht es Ihrer Mutter?" fragte Herbert.
„Besser, ich danke Ihnen; aber wie kamen Sie zu dem Briefe?"
„Ich hatte in der Stadt zu thun und fragte deshalb bei der Post an, damit Sie nicht bis morgen sich ängstigen sollten."
„O Herbert, wie gut Sie sind!" Sie sah strahlenden Auges zu ihm auf, obwohl sie nicht wußte, daß er nur ihretwegen den schnellen Ritt zur nächsten Poststation gemacht hatte.
Die Gräfin blickte ziemlich mißvergnügt darein und beschloß, schleunigst die ihr nötig scheinenden Maßregeln zu ergreifen. Das Schicksal schien ihr wohl zu wollen, denn schon am nächsten Tage kam Frau von Hallden mit ihrer ältesten Tochter, während Herbert einer Einladung zur Jagd gefolgt war.
„Liebste Wanda", sagte die Gräfin, als sie mit ihrer Schwester allein war und die drei Mädchen in den Park gegangen, „Du mußt mir einen großen Dienst erweisen. Kannst Du nicht, am liebsten gleich heut, dieses Mädchen zu einem längeren Besuche mit Dir nehmen? Ich sehe ein, ich habe mich geirrt und sie ist uns nicht so ungefährlich als wir glaubten; Herbert fängt an, sie mit einer Aufmerksamkeit zu behandeln, die mich das Schlimmste befürchten läßt. Ich will aber lieber als Bettlerin dieses Haus verlassen, als daß ich dieses linkische, gewöhnliche Mädchen als meine Schwiegertochter sehe. Und so ärmlich sind unsere Verhältnisse noch nicht, mir bleibt immer noch mein eigenes Gut, das sich jetzt wieder in sehr gutem Zustande befindet, und das reicht hin für Herbert und Asta, da Jngeborg niemals heiraten wird. Wir müssen deshalb meinen Sohn so schnell als möglich von Susanna trennen, und Du mußtAsta aus der Pension zurücknehmen, damit Herbert nur erst beide Mädchen zu gleicher Zeit wiedersieht. Was er dann thut, darüber kann ja gar kein Zweifel obwalten, da er Asta seit seiner Kindheit geliebt hat."
Herbert war sehr überrascht, als er, am späten Abend nach Hause zurückkehrend, erfuhr, daß sich Susanna so plötzlich zu einem längeren Besuche bei Halldens entschlossen habe, aber er äußerte kein Wort des Beifalls oder der Mißbilligung.
An den nächsten Tagen kam die Gräfin mit allerlei Plänen hervor, sie hatte dringende Ausfahrten zu machen, bei welchen sie Herbert notwendigerweise begleiten mußte, oder sie wußte ihn auf andere Art zu beschäftigen, so daß er ans Schloß gefesselt blieb.
Der armen kleinen Susanna vergiengen diese Tage sehr trüb und einförmig. Wie ungern sie Frau von Halldens Einladung, welche die Gräfin lebhaft unterstützte, nachgekommen war, wagte sie nicht zu zeigen, aber sie grübelte vergebens darüber nach, weshalb diese überhaupt an sie ergangen sei, da man in der Halldenschen Familie ersichtlich nichts mit ihr anzufangen wußte, und sie selbst sich auch gänzlich am Unrechten Platze fühlte. Der alte Herr war der einzige, zu welchem sie
sich einigermaßen hingezogen fühlte, denn Frau von Hallden war das getreue Ebenbild ihrer Schwester, nur daß sie, weniger energisch als diese, ehrerbietig zu ihr aufblickte und für ihren leisesten Wink stets blinden Gehorsam zeigte, und die beiden zu Hause weilenden Töchter waren ein paar verblühte, durch allerlei trübe Herzenserfahrungen verbitterte Mädchen, die sich zwar Mühe gaben, ihren jungen Gast zu unterhalten, aber doch auch durchblicken ließen, daß es eine Mühe für sie war. Wenn wenigstens noch Asta, die jüngste Tochter, zugegen gewesen wäre, von welcher man Susanna so viel erzählte und die man in allernächster Zeit aus der Pension zurück erwartete!
(Fortsetzung folgt.'
(Er kennt seine Leute.) Wie gut es ist, wenn ein Bürgermeister seine Leute kennt, beweist ein heiteres Ereignis, das sich letzthin in dem Dorfe Engelharding in Bayern zugetragen hat. Mit Schellengeläute und Peitschenknall rückte eine lustige Schlittenpartie an, um im Dorfswirtshause die frische Fahrt durch einen ( solennen Schmaus zu beenden. Man war fidel, also fuhr alsbald der Raufteufel unter die Versammlung und mit Stuhlbeinen, Maßkrügen und sonstigen Uten- ^ silien gieng es zu, wie man es eben dort s erleben kann. Kaum war aber die Rauferei ' im schönsten Gang, so sprang die Saal- j thüre auf, eine feste Stimme kommandierte 1 „drauf!" und alsbald zischten Wasser- b
strahlen, eisig kalte Wasserstrahlen herein, s Natürlich war der Streit zu Ende und -
jeder Teilnehmer suchte pudelnaß ein ^
Plätzchen auf, wo er sich trocknen könnte.
Der Bürgermeistrr des Ortes hatte nämlich, weil er „seine Leute kennt", die !
Ortsspritze gleich im vorhinein bereit stellen lassen und bei Eintritt des Höhenpunktes sofort „Wasser" kommandiert. „Das hilft" — so meinte er — „besser als fünf Polizeidiener. Ja, eine gute Feuerspritze ist zu allen Dingen nütze."
(In der Wahl seiner Turnüre) soll der j Mensch hübsch vorsichtig sein. Vor einigen Tagen besuchte eine junge schmucke Böhmin an der Grenze, wie häufig, den Tanzboden des nahegelegenen sächsischen Städtchens.
Sie hatte hier stets durch den vornehmen Umfang ihrer Turnüre den Neid aller Evastöchter herausgefordert. Beim Tanzen hatte sie nun einmal das Unglück, dieses die Nordseite zierende Schmuckstück zu verlieren und siehe da, es entpuppte sich als ein Kopfkissen! Natürlich sind bei solchen j Grenzfestlichkeiten auch Steuerbeamte anwesend, und flugs beschlagnahmte einer derselben die gepaschten Federn und nahm obendrein die schöne Tänzerin sofort in Strafe. Das Rechenexempel stellte sich ungefähr so: Siebenfacher Betrag der Steuer für die gepaschten Federn — 90 Pf.; vier Pfund Federn beschlagnahmt das Pfund zu 3 v-L — 12 -IL; ein Ueberzug — 50 Pf., macht 13 40 L. Die ge
kränkte Unschuld soll seit dieser Zeit reichsfeindliche Gedanken im Busen hegen.
Anzeiger
Rr. »2.
Erscheint (
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In Gemäßheit 25. Dezember 187 Patentierung derji Privaten befindlich ihren Besitzern wc 1889 zum Beschält wollen, zur na, folgenden Orten st in Horb am Mi vormitt in Cr am Donnerst! vormiti in H« (Bahnhof) a, mittags in A am Freitag vormill in Laupheim nachmi in G« am Samstw vormit Diejenigen Herr für die Deckperii wünschen, werden c in einem der oben bezeichnten Zeit d sion vorzuführen.
Die Erteilung ans, daß der Hi Patent gelten soll alt, vollkommen e lichcn Gebrechen r vermöge seines Kör stärke und seines brauchbarer Pferd sowie daß der um in den Orten, wc betreiben will, ein den Anblick des B den Umfassung be Der Patentber ierungskommission nis über das Z> des Beschällokals c sowie, wenn der ; 1888 patentiert n des Jahres 1888 Zugleich wird macht, daß die fü uchthengste bestin
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.