glieder. Ein Pariser Stadtvater erhält also 11 200 Frcs. jährlich, Senatoren und Abgeordnete nur 900. Der Gemeinderat hatte sich mehrere Jahre hindurch 300 000 Frcs. zugebilligt; aber erst 1882 gestattete die Regierung diese Verletzung des Gesetzes. Seitdem ist der Gemeinderat schnell bei 900 000 Frcs. angekommen und wird dabei wohl nicht stehen bleiben.
Miszellen.
Hin Weif in der Arühtingsnacht.
Novelle von H. S. Waldemar.
(Fortsetzung.)
„Herr Graf?"
Er wandte sich bei dem leisen Rufe um und ließ sie herankommen.
„Herr Graf, Sie haben bei dem Feuer Ihre rechte Hand verletzt", sagte sie schüchtern.
„Ich habe mich ein wenig verbrannt", entgegnete er freundlich, aber es ist nicht von Bedeutung."
^ Sie zögerte errötend, als aber sie sah, daß er weiter gehen wollte, nahm sie all ihren Mut zusammeu.
„Wollen Sie mir nicht erlauben, nach Ihrer Verletzung zu sehen, ich glaube, ich könnte etwas dafür thun."
Er hob die verbrannte Hand empor.
„Verstehen Sie sich auf Heilkunde, Kind?" fragte er lächelnd.
„Ein wenig, wenigstens auf Verbrennungen." Sie sah ihn ängstlich an, als erwarte sie, er werde sich sogleich von ihr abwenden. „Es kam bei uns zu Hause vor, daß ein Geselle sich arg verbrannte mit kochendem Leim," — wieder legte sich der Schatten auf sein Gesicht, den derartige Erinnerungen immer darauf hervorriefen, aber diesmal widerstand er nicht ihren flehenden Augen — „und er wollte nur von mir verbunden sein, er sagte, ich habe die leichteste Hand. Und Mutter, die stets sehr fürsorglich war, hat mir ein Gläschen von der Salbe mitgegeben, mit welcher ich ihn damals ausheilte. Darf ich es nicht auch bei Ihnen versuchen, ich thäte es so gern."
Er hatte Mühe, nicht laut aufzulachen, so drollig erschien ihm der Gedanke, daß sich unter der Mitgift seiner Braut ein Gefäß mit Brandsalbe befand, aber der bittende Ausdruck der braunen Augen rührte ihn und so sagte er freundlich: „Nun, wenn es Ihnen Vergnügen macht, will ich mich gern Ihrer Behandlung unterwerfen. Darf ich L>ie in Ihr Zimmer begleiten?"
Sie eilte ihm freudig voraus, und indem sie ihn bat, in einem niedrigen Sessel am Fenster Platz zu nehmen, suchte sie alles zum Verbände Nötige zusammen.
„Ich habe bisher nicht gewußt, welches Zimmer man Ihnen angewiesen hat, Sanna," begann er, während sie noch mit den Vorbereitungen beschäftigt war, „aber ich wünschte, es wäre nicht eben dieses mit der Aussicht auf die Stallungen. Ich werde morgen mit meiner Mutter darüber sprechen, ob sich das nicht ändern läßt."
„O bitte, thun Sie das nicht, Herr Graf", fiel sie ängstlich ein, ich bin vollkommen zufrieden, und überdies hat mein
Schlafkabinet einen sehr hübschen Blick in den Park."
Er konnte freilich nicht ahnen, daß es ihr Vergnügen gewährte, ihn bei seinem täglichen Gange nach den Pferdeställen zu beobachten, ihn zu bewundern, wenn er sich auf sein Lieblingsroß schwang und das mutige Tier mit fester Hand bändigte. Aber er dachte daran, daß diese ihre Wohnung eine sehr vorübergehende sein müsse, daß sie andere Gemächer beziehen würde, wenn sie erst seine Frau sei — und sein Gesicht verfinsterte sich, und unmutig zuckte die Hand, welche Susanna soeben leise und vorsichtig berührte. Sie blickte erschrocken auf.
„Thue ich Ihnen weh?"
„Nein, nein! und wenn es der Fall wäre — Sie müssen doch wissen, daß ein Arzt niemals nach derartigen Kleinigkeiten fragt", aber der Scherz klang gezwungen, und Herbert blickte wieder zum Fenster hinaus, in die späte Dämmerung des Sommerabends.
Susanne kniete neben ihm, und als sie sich unbeachtet sah, küßte sie das Leinen, das seine kranke Hand umschließen sollte. Sie durfte es ja nicht wagen, ihm die Verehrung zu zeigen, von der ihr Herz überfloß. Aber sagen mußte sie ihm doch, daß sie Zeuge seiner mutigen That gewesen war.
„Ich war zufällig während des Feuers in der Nähe des Dorfes", begann sie schüchtern, „und ich habe alles mitangesehen, Herr Graf."
Er wandte sich ihr zu und las in ihren Augen die Bewunderung, mit welcher sie zu ihm aufblickte.
„Sie vergessen fortwährend unsere Uebereinkunft, Sanna," sagte er herzlich, wissen Sie nicht, wie Sie mich zu nennen haben?"
Sie beugte sich tief über seine Hand und vollendete den Verband, und als sie sich von den Knieen aufrichtete, legte er den Arm um sie. Sie war wirklich hübsch, die kleine Tischlerstochter, wenn sie errötete wie eben jetzt, und die rosige Wange schien ihm in solcher Nähe sehr verlockend. Da gedachte er seiner andern Cousine, Asta v. Halden.
„Nun, Sanna?" fragte er wieder, „können Sie sich nicht zu meinem Vornamen entschließen?" und da sie immer noch schwieg „doch ich sehe, es wird Ihnen zu schwer. Ich will Ihnen nun nicht länger mehr beschwerlich fallen und danke Ihnen für Ihre Bemühung."
Er verbeugte sich und küßte ihre Fingerspitzen.
„Gute Nacht, Herbert!"
Er war im Begriff, das Zimmer zu verlassen, als sie es ihm nachrief; jetzt faßte er noch einmal herzlich ihre Hand, und nachdem sich längst die Thür hinter ihm geschlossen, ja, als Susanna schon ihr Lager aufgesucht hatte, klang in ihrem Ohr noch sein letztes Wort:
„Gute Nacht, liebe kleine Sanna!"
(Fortsetzung folgt.'
(Von Freund Hain vergessen.) Das zwei Stunden südlich von Zerbst gelegene Dorf Steutz, das gegen 700 Einwohner zählt, ist im vergangenen Jahre vom
Schnitter Tod vollständig übergangen worden. Dieser seltene Zufall, daß in der doch immerhin ziemlich umfangreichen Gemeinde im Laufe eines Jahres überhaupt kein Todesfall zu verzeichnen gewesen, ist seit 200 Jahren nicht dagewesen. Die Geburten beziffern sich in diesem glücklichen Jahre auf 19, und ebenso viele Taufen haben auch stattgefunden. Steutz liegt ziemlich hoch, etwa 10 Minuten von der Elbe, der Stadt Aken gegenüber.
(Bauernregeln im Januar.) Beut das Neujahr Morgenrot, bringt's dem Bauer viele Not. Kommt aber Sankt Paulus — 25. Januar — mit Sonnenschein, gieb's gute Frucht und vielen Wein. — Der Januar ohne Reif und Schnee, thut den Bäumen und Feldern weh. — Regen im Januar, droht der Saat Gefahr. — Sankt Vincenz — 22. Januar — hat seinen Kopf für sich, keinen Regen mag ec nicht. — Wenn die Saaten verschrieen, mag der Bauer zu Tanze geh'n. Dornblüte früh, erfreut Magd und Vieh.
Gemeinnütziges.
(Dungwert der Steinkohlenasche.) Recht oft bemerkt man, wie die Asche von Steinkohlen mit allerhand Scherben zusammen fortgefahren wird, um an irgend einer abgelegenen Stelle fortgeworfen zu werden oder zur Ausfüllung von Wegen, Löchern rc. zu dienen. Es scheint nicht hinreichend bekannt zu sein, welch' immerhin großen Wert gerade diese Asche für die Landwirtschaft und, was uns besonders interessiert, für den Garten hat. Für sauren oder nassen, ebenso für schweren Boden, für strengen Lehmboden, ist dieses Material geradezu unersetzlich. Durch ein grobes Sieb geworfen, bringt man die Asche mit samt den kleinen darin enthaltenen Coaksstückchen 6—7 Cm. hoch auf die Beete oder um die Obstbäume, und zwar möglichst im Herbst. Die Stücke werden dann mit dem Spaten gut umgegraben und so ungeebnet liegen gelassen. Durch ein zweites Umgraben im Frühjahr wird die Asche innig mit dem Boden vermischt und wir erzielen dadurch eine lockere durchlässige Schicht, auf welcher alle Gewächse doppelt freudig gedeihen. Ganz besonders im Gemüsegarten für Hülsensrüchte wird man einen sofort in die Augen fallenden Vorteil sehen, nebenbei meiden Gartenschnecken und Regenwürmer solche Stellen.
Um neu erworbene Hunde an sich zu gewöhnen giebt es verschiedene Mittel, die erfolgreichsten laufen darauf hinaus, daß man den Hunden einen essentiellen Teil des eigenen Seins einflößt, indem man ihnen Brot oder Fleisch, mit dem eigenen Speichel durchkaut, zu fressen giebt. Auch lasse man das Tier in den ersten Nächten auf schweißiger Leibeskleidung seines Herrn oder seiner Herrin schlafen; es wird sich an diesen Geruch sofort gewöhnen und am liebsten deren Nähe suchen.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.