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Miszellen.

D

Hin Weif in der Arühlingsnachl.

Novelle von H. S. Waldemar.

(Fortsetzung.)

Er eilte fröhlich die Treppe hinunter nach dem kleinen Stübchen, aber er fand Josephine nicht allein, neben ihr auf dem altmodischen Kanapee saß Susanna, einen Strickstrumpf in der Hand.

Sauna!" rief er überrascht,kennen Sie auch dieses heimliche kleine Nest?" und dann, sich an die Alte wendend, Josephine, ich komme eben von der Jagd und bin fürchterlich hungrig, oben aber ist die ganze weibliche Nachbarschaft ver­sammelt; mache mir deshalb schnell eine Tasse Thee und laß mich bei Dir Abend­brot essen. Bleiben Sie ruhig sitzen, Sanna, dies hier ist mein gewöhnlicher Platz."

Und er schob einen alten schwerfälligen Lehnstuhl an den Tisch und setzte sich behaglich hinein, während die Alte alle Vorbereitungen dazu traf, seinem Wunsche zu willfahren.

Weißt Du wohl, Josephine", sagte er, ihrer Geschäftigkeit lächelnd zusehend, es ist lange her, daß ich mir nicht mein Abendbrot von Dir geholt habe, früher geschah das öfter."

Ja wohl", entgegnete er lachend,so oft Du zur Strafe von Deiner Mutter keines erhieltest."

Und das kam recht oft vor", bemerkte er mit einem komischen Seufzer.

Besonders des einen Falles erinnere ich mich noch recht deutlich", fuhr die Alte heiter fort,als Du zum Besten der Dorfjugend den schönsten Apfelbaum plündertest und die köstlichen Borsdorfer haufenweise unter die jauchzende Kinder­menge warfst und der Gärtner Deine Mutter herbeirief."

Er hatte seine gefüllte Tasse in Empfang genommen und sie durstig geleert.

Und jetzt, Josephine, schneide mir noch eins Deiner prächtigen dicken Butterbrote."

Wollen Sie mich das nicht thun lassen?" erbot sich Susanna, aber er wehrte ab.

Ich fürchte, das ist zu schwere Arbeit für Ihre kleinen Hände, Josephine ist daran gewöhnt."

Sie dürfen nicht glauben, daß ich es nicht verstünde", verteidigte sie sich,ich habe zu Hause gar oft die Schnitten für die Lehrjungen "

Klirrend fiel die Tasse aus seinen Händen zur Erde und schnitt das Ende ihrer Rede ab. Herbert biß sich auf die Lippen.

Wie ungeschickt von mir! Es thut mir leid, daß ich Sie erschreckt habe, Sanna, und Dir, Josephine besorge ich morgen eine neue Tasse; aber nun will ich doch lieber die Damen aufsuchen und Jngeborg zu Hilfe kommen."

Und damit gieng er hinaus, während Susanna die Scherben zusammenlas.

Und es lag ein eigentümlicher, halb trauriger, halb trotziger Zug auf dem zur Erde gesenkten Antlitz. Sie erinnerte sich des Tages, als in dem Hause des Tischler­meisters ihre glänzende Zukunft besprochen

wurde. Die Geschwister liebkosten sie klagend und die Mutter hielt sie weinend im Arm und sagte:Du gehst uns ganz verloren, Tuschen, die neuen Verwandten werden Dich vornehm und stolz machen; Du wirst gar nicht wagen, von uns zu sprechen und uns zuletzt selbst vergessen."

Da hatte sie, selbst zwar weinend, aber doch zuversichtlich, geantwortet: Glaube das nicht, Mutter, ich werde mich Eurer und meiner lieben Heimat niemals schämen. Ich füge mich in diese Heirat, weil es der Wille meines Vaters ist, aber sie dürfen nicht von mir verlangen, daß ich meine geliebten Pflegeeltern verleugnen oder vergessen soll."

Eines Morgens machte Susanna einen ihrer gewöhnlichen Spaziergänge durch Park und Wiesen. Der köstliche, thau- frische Sommcrtag verlockte sie weiter und weiter zu gehen, und so kam sie endlich in einen Laubwald, den sie früher noch niemals betreten hatte. Sie gieng am Rande eines ziemlich breiten, klaren Baches dahin und suchte eine Brücke, weil ihr der Weg am jenseitigen Ufer noch schattiger und einladender erschien. Endlich erblickte sie eine solche, ein schmaler Steg, aus einem einzigen Brett bestehend mit einem leichten Geländer an einer Seite. Sie betrat ihn furchtlos, aber in der Mitte desselben angekommen, warf sie einen Blick in den Bach, der gerade dort schäumend und sprudelnd über einige große Steine hüpfte, und ein plötzlicher Schwindel befiel sie. Sie schloß die Augen und, beide Hände um das schwache Geländer legend, blieb sie zitternd stehen, unfähig einen Schritt weiter zu gehen.

Da hörte sie eine fremde Stimme ihr ermutigend zurufen:

Stehen Sie still und fürchten Sie sich nicht, ich bin sogleich bei Ihnen."

Noch wagte sie nicht, die Augen zu öffnen; sie fühlte die Brücke unter sich von einem festen Schritte schwanken und erst als eine fremde Hand die ihrige faßte, sah sie auf und folgte ihrem Führer auf das andere Ufer.

Sind Sie unwohl, Fräulein?" fragte er, ihr besorgt ins Gesicht sehend.

Nein, nein", sagte sie, tief aufatmend, es war nichts, nur der Anblick der Wellen machte mich schwindelig. Es ist jetzt vor­bei und ich kann allein weitergehen."

Und auch ich meines Weges, wollen Sie damit sagen", und eine tiefe Bitter­keit lag in der Stimme des Fremden.

O nein, Sie mißverstehen mich", rief sie schnell, ihm ihre Hand reichend,ich danke Ihnen für Ihren Beistand, ohne welchen mir ein unfreiwilliges Bad nicht erspart worden wäre."

Und nun erst sah sie ihren Gefährten aufmerksamer an. Er war noch ein junger Mann, eine große stattliche Erscheinung mit feinen Gesichtszügen. Nur war leider der Ausdruck derselben kein ange­nehmer. Ein bitterer Ernst, eine finstere Entschlossenheit waren darin ausgeprägt, und die Falten auf der hohen Stirn, die einzelnen grauen Fäden in dem vollen dunklen Haupthaar und Bart waren sicher nicht durch die Jahre, sondern durch Sorgen und Leidenschaften entstanden.

Jetzt hielt er die Hand des jungen Mädchens fest in der seinen.

Sie sind gewiß noch nicht lange in dieser Gegend?"

Seit einigen Wochen erst, weshalb fragen Sie danach?"

Ein eigentümliches Lächeln war seine ganze Antwort, aber er ließ die kleine Hand los.

Habe ich vielleicht gar die Ehre, die Braut des Grafen Wardenstein vor mir zu seheu?" fragte er mit einem so finsteren Blick, daß Susannas Herz ängstlich zu klopfen begann.

In der That, die bin ich", entgegnete sie leise.

Wirklich?" sagte er mit unverkenn­barem Hohn,sehr unvorsichtig von dem Herrn Grafen, seine junge Braut so allein spazieren gehen zu lassen, wie leicht kann sie auf solche Weise die allerunpassendsten Bekanntschaften machen."

(Fortsetzung folgt.'

(Die Kunst zwischen den Zeilen zu lesen.) Daß die Evastöchter in der That eine beträchtliche Portion Findigkeit besitzen, ist heutzutage kaum mehr bestritten. Dieser Tage hat ein junges Frauchen wieder ein artiges Pröbchen von diesem Ur-Erbteil ihres Geschlechts gegeben. In einem Briefchen schreibt eine junge, erst kürzlich verheiratete Frau, die ihrem Manne jeden Brief zeigen muß, den sie ab­sendet, oder empfängt, einer Freundin die folgenden Zeilen:

Ich kann mich nicht beruhigen, teure Freundin! so überglücklich fühle ich mich in meiner jungen Ehe, bis ich Deinem bewährten, treuen Freundesbusen, der stets inUebereinstimmung mit dem meinen schlug, die so wunderbaren Gefühle anvertraut habe, die mit dem Worle der süßesten, selischen Aufregung mein fast brechendes Herz erfüllen. Denn wisse, mein Mann ist der beste und herzigste Ehemann: ich bin jetzt genau zehn Wochen verheiratet und fand in dieser Zeit noch nicht Grund zu sagen: ich bereue denTag, der uns verband. Atem Mann ist in seinem Benehmen reizend gegen mich, nicht etwa häßlich, widerwärtig, geizig und zänkisch, kurz, wie jene Ungeheuer, die nur auf Tyrannei sinnen! Die Frau dies ist seine Ansicht muß wie ein treuer Freund, ein treuer Kamerad, nicht wie eine niedrige Sklavin behandelt werden; sie hatmit dem Manne gleiche Rechte, keines von beiden muß, dies ist sein Prinzip, unbedingt gehorchen, sondern eines muß dem andern gefällig sein."

Ich weiß, mein Mann liebt nichts sehr wie mich, er hält ohne Frage viel mehr auf mich, als auf seine Stammkneipe, und seine Trunkenheit (denn so muß ich das Uebermaß seiner Liebe nennen), macht mich imHerzen erröten über die Unwürdigkeit desGegenstandes,den er liebt,wäre ich doch würdiger Desjenigen, dem ich für das Leben verbunden bin!"

Für jetzt genug meine liebe Freundin!"

Möchtest Du immer so glücklich sein, wie ich un­fähig bin, von mir anders zu sagen, als: Ich bin sehr glücklich!"-

Wie liebevoll und zärtlich klingt dieser Brief! Sollte man die Schreiberin nicht für die glücklichste aller jungen Frauen halten? Wie ganz anders aber gestaltet sich die Sache, wenn man die erste Zeile liest und dann jede zweite überspringt.

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Können täglich Sei aken Wost- ärntern gemacht werden.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.

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welche mit Einsendu für die landwirtsch schüft im Rückstand unverzügliche Borla Da bei Anfertig häufig der Fehler in Spalte 4 als Haus- und Ziergär sind, welche zu ei wirtschaftlichen Bet Z 24 Abf. 2 M Verfügung vom 13 S. 118), so steh darauf aufmerksam etwa alle Grundstü als Haus- oder Z werden, von der U dern nur jene, sicherungspflichtiger schaftlichen Betrieb stehen. Die Haus- u forstwirtschaftlicher find also regelmäßig ziehen und ihre S Spalte 4 des Fo aufzunehmen.

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