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Ausland.
Paris, 30. Dezbr. Die Königin von Württemberg ist in Nizza angekommen. Am Bahnhof wurde sie vom Könige, den französischen Behörden und dem deutschen und dem russischen Konsul begrüßt; der Bahnvorsteher überreichte ihr im namen seiner Bahngesellschaft einen Blumenkorb. An der Grenze hatte ein Regierungsvertreter die Königin willkommen geheißen und ihr im Aufträge der Regierung einen Blumenstrauß übergeben.
(F. J-)
Ein entsetzliches Unglück ereignete sich in einem Fort in der Umgebung von Messina. Beim Herrichten von Granaten explodierte eines dieser Geschosse, wodurch nach neuerlichen Depeschen 22 Personen getötet und 2 verwundet wurden. Unter den Getöteten befinden sich auch der die Füllungsarbeiten leitende Hauptmann nebst seiner Gattin, die an der Unglücksstätte zufällig anwesend war.
Tarragona, 30. Dez. Hier fand heute eine Explosion von 30 Dynamitpatronen statt. Zwei Häuser stürzten zusammen, mehrere Personen wurden getötet oder verwundet.
New-Jork, 31. Dez. Telegramm des N.I. Herald aus El Paso: Eine von Priestern aufgeregte Menge griff am 28. d. den Palast des Präsidenten von Mexiko an, wurde jedoch nach hartnäckigem Kampfe zurückgedrängt. Die Regierungstruppen machten 2000 Gefangene. 72 Priester wurden getötet, 200, darunter der Bischof, gefangen. iS. M.)
Der Sultan von Sansibar hat der evangelischen Missionsgesellschaft für Ostafrika ein günstig gelegenes Grundstück für den Bau eines Krankenhauses und einer Kirche auf 100 Jahre verpachtet.
MisMkn.
Hin Meif in der Irühkingsnachl.
Novelle von H- S. Waldemar.
(Fortsetzung.)
Susanna merkte auf jedes Wort der alten Geschichten, wie sie, jetzt wild und geheimnisvoll, dann einfach traurig oder auch mit feinem Spott aus Herberts Munde klangen und — so unerklärlich ist zuweilen das innerste Regen eines Mädchenherzens — das Loos, in die Reihe der stolzen, unglücklichen Frauen treten zu sollen, schien ihr nicht mehr so beklagenswert.
Endlich standen sie vor einem kleineren Bilde, augenscheinlich dem neuesten von allen. Es stellte eine liebliche Kindergruppe in einer Frühlingslandschaft dar. Ein kleines Mädchen, ein zarter süßer Lockenkopf, saß im Grase und hatte Veilchen, Gänseblümchen und gelbe Butterblumen in sein Kleidchen gepflückt, während ein größeres mit dunklen Flechten, dem Kiuderlust und Frohsinn aus den großen Augen leuchteten, zu einem hübschen schlanken Knaben emporsah, der die blütcn- schweren Zweige eines Apfelbaumes zu sich herabgezogen hatte und die zarten rosigen Blüten ihr in das aufgehaltene Schürzchen warf.
„O warum reißen die Kinder die Baumblüten ab?" rief Susanna eifrig, „wissen
sie denn nicht, daß aus einer jeden eine Frucht werden kann?"
Herbert lachte. „O wahrlich, der große Schaden, daß es in jenem Jahre ein paar Metzen Aepfel weniger gab auf der Welt! Gräfin Susanna Wardenstein, Sie denken doch gar zu bürgerlich?"
Ihr trat das Blut purpurrot ins Antlitz, vielleicht dieses Vorwurfes wegen, vielleicht auch ob des Namens, der, obwohl ihr von Geburt angehörig, ihr doch jetzt zum ersten Male gegeben wurde. Aber sie wandte den Blick nicht von dem Bilde.
„Der Knabe waren Sie, aber das fröhliche, schwarzäugige Mädchen?"
„Meine Schwester Jngeborg."
„Wie, sie ist jemals ein so lebensfrohes Kind gewesen? Wie konnte sie dann ein so ernstes, kaltes Mädchen werden! Doch verzeihen Sie, ich hätte von Ihrer Schwester wohl nicht so sprechen sollen."
Ein tiefer Schatten lag auf Herberts Gesicht, als er entgegnete: „Und was meinen Sie wohl, Sanna, wie würde diese blühende Fcühlingslandschaft aus- sehen, wenn über Nacht ein Reif darauf fiele?"
Sie wagte nicht, weiter zu forschen, sie fragte nur: „Und das blonde Kind, haben Sie noch eine Schwester gehabt?"
Da gedachte er des Reifes, der auch in seinen Frühling gefallen war.
„Nein, das kleine Mädchen stellt meine Cousine Asta von Hallden vor, haben Sie ihren Namen noch nicht gehört? Hat Ihnen meine Mutter nicht gesagt, daß wir morgen zu den Verwandten nach As- witz eingeladen sind und hinüber fahren werden?"
„Ich auch?" fragte sie erschrocken, „kann ich nicht Zurückbleiben?"
„Wo denken Sie hin, Sanna! Die ganze Nachbarschaft wird versammelt sein, und wir müssen der Gesellschaft ein glückliches Brautpaar vorstellen."
Sie blickte mit angsterfüllten Augen auf und zog sich scheu von ihm zurück.
„Denken Sie sich die Sache nicht schwerer als sie ist", sagte er tröstend, „man erwartet von uns keine Kundgebungen der Glückseligkeit oder der Zuneigung, das wäre eine Versündigung gegen den feinen Ton. Mein Onkel Hallden ist ein prächtiger alter Herr, und auch meine Cousine Asta würde Ihnen gefallen, allein sie befindet sich gegenwärtig noch in einer Erziehungsanstalt. Ihre beiden älteren Schwestern, Wanda und Castanze, haben mir allerdings nie besonders zugesagt, und Tante Hallden hat viel Ähnlichkeit mit meiner Mutter."
-i- -i-
Am anderen Morgen erschien Jnge- borgsKammermädchen in Susannas Zimmer und sagte, sie habe von ihrer Gebieterin Befehl erhalten, Fräulein Reiners Haar zu ordnen und ihr bei der Toilette behilflich zu sein. Zugleich brachteAsie ihr einen vollständigen Gesellschaftsanzug und einen kostbaren Schmuck als Geschenk des jungen Grafen.
Susanna ließ mutlos alles mit sich geschehen, aber als sie jetzt fertig angekleidet aus des Mädchens geübter Hand hervorgieng und einen scheuen Blick in den Spiegel wagte, hätte sie nicht Weib
sein''müssen, um ohne Freude auf ein Bild zu sehen, das ihr zum ersten Male hübsch erschien.
Und da endlich, als sie in das Wohnzimmer trat, Herbert sie mit den, zwar nicht ganz höflichen, aber desto aufrichtigeren Worten empfing: „Sanna, wie verändert sehen Sie aus! Ei, Sie sind ja eine kleine Schönheit geworden!" erglühte sie in Freude wie eine junge Rose.
Auch Jngeborg schenkte ihr einen freundlicheren Blick als je zuvor, als jedoch Susanna ein paar schüchterne Dankesworte wagte, unterbrach sie sie kalt: „Sie sind mir keinen Dank schuldig, ich wollte meinen Bruder nicht mit einer Braut von so — verzeihen Sie — schulmädchenhaftem Aeuß- eren auftreten lassen. Wenn Sie übrigens mit Marie zufrieden sind, bin ich gern bereit, sie Ihnen abzutreten, sie dient mir seit mehreren Jahren und ist mir durch ihre unverbesserliche Schwatzhaftigkeit lästig geworden."
(Fortsetzung folgt.'
Gemeinnütziges.
jSchutz den Kettenhunden.j Von einem ihrer Leser erhalten die „Münch. N. N." folgendes Eingesandt, welchem wir zum Wohle der treuen Beschützer von Haus und Hof die weiteste Verbreitung wünschen. Der Winter naht, wir Menschen richten unsere Wohnungen behaglich ein, Vieh und Pferde erhalten eine sorgfältigere Stallpflege — nur unser treuester Begleiter und Freund, der Hund, wird leider oft vergessen. Ich spreche hier nicht von den verweichlichten Stubenhündchen, sondern vorzugsweise von den unglücklichen Geschöpfen, welche jahrein jahraus an der Kette liegen und nichts weiter als eine offene Hütte mit schlechter Unterlage haben. Was haben wir zu thun, um solchen bedauernswerten Vierfüßlern ihr herbes Los zu erleichtern? Zunächst unterwerfe man die Hütten einer sorgfältigen Revision und verstopfe sämtliche Riffe, so daß Wind und Regen nicht eindringen können. Dann gebe man reichlich Heu und Stroh hinein, damit der Körper weich und warm liege. Diese Unterlage muß mindestens alle fünf Tage erneuert werden, denn Schmutz und Ungeziefer sammeln sich darin. Ueber den Eingang der Hütte nagele man ein Stück Decke oder Segeltuch so, daß es bis zur Erde herabhäugt und der eisige Wind nicht hineinbläst. Ueberhaupt suche man die armen Tiere möglichst gegen die große Kälte zu schützen und gebe ihnen wenigstens einmal täglich Warmes zu fressen.
Die nächste Nummer wird am Samstag früh ausgegeben.
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Können täglich Sei akerr Uost- ärntern gemacht werden.
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Formularien zu auch zu den Geburt dem Oberamt bezog
Den 3. Januar
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Unter Hinweisung in 8 45 Ziff. 7 lit. Ersatzordnung werd daran erinnert, den zug aus den Sterbt 1888, enthaltend di> fällen männlicher, r zirk geborener Persc Lebensjahr noch nie!
längstens bis mit der Bezeichnung einzusenden.
Den 3. Januar
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.