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Kronik.
Deutschland.
* Der Besuch des Kaisers in Rom ist bis jetzt im Allgemeinen nach dem ausgestellten bekannten Programm verlaufen und fand demnach, um die Hauptpunkte zu erwähnen, am Donnerstag abend großes Familiendiner im Quirinal, am Freitag die Begegnung zwischen dem Kaiser und dem Papste, am Samstag die große Druppenrevue bei Rom statt; den Sonntag verbrachte der Kaiser größtenteils im Kreise der königlichen Familie.
*'Aller Augen sind auf die glänzenden Kaisertage in Italien gerichtet, die vom ersten Tage des Erscheinens Kaiser Wilhelms auf italienischer Erde an bis jetzt alle gehegten weitgehenden Erwartungen womöglich »och übertroffen haben. Zu einer einzigen begeisterten Kundgebung für Deutschland gestaltete sich namentlich der erste und äußerlich in so glänzende Formen gehüllte Empfang Kaiser Wilhelms in der Hauptstadt Italiens und alle Berichte aus der Siebenhügelstadt stimmen darin überein, daß die Ovationen, welche dem deutschen Monarchen bei der Fahrt nach dem Königsschlosse, dem Quirinal, wie bei seinem späteren Erscheinen auf dem Balkon des königlichen Schlosses von Zchntausenden dargebracht wurden, in ihrem Enthusiasmus einfach unbeschreiblich gewesen seien.
* Zwischen Fürst Bismarck und Crispi hat anläßlich des Kaiserbesuches in Rom ein Telegrammwechsel stattgesunden, welcher die zuversichtliche Hoffnung der beiden Staatsmänner auf den kräftigen Weiterbestand des deutsch-italienischen Bündnis- und Freundschaftsverhältnisses zum Ausdruck bringt. Dasselbe haben — nur noch in markanterer Weise — die zwischen Kaiser Wilhelm und König Humbert an der Galatafel von Freitag abend gewechselten Trinksprüche gethan.
Leipzig, 11. Okt. Es bestätigt sich, daß Kaiser Wilhelm der Feier der Grundsteinlegung für das neue Reichsgerichtsgebäude anwohnen wird und daß auch König Albert von Sachsen sein Erscheinen zugesagt hat. Die Feierlichkeit findet am 31. d. M. statt.
Pforzheim. Evang. Kirchenchor. Am Montag, den 22. Oktober, findet in der Schloßkirche ein Konzert des
„Evang. Kirchenchors" statt. Bei dem-I selben werden außer dem Chor auch hiesige und auswärtige bewährte musikalische Kräfte Mitwirken.
Württemberg.
Rotten bürg, 11. Oktober. Ueber den Brand im Arbeitshaus berichtet die „Tüb. Chron.": „Die weibliche Beschäftigungs-Anstalt zur Klause war nachmittags 4 Uhr ganz in Rauch gehüllt. Der Dachstuhl des Hauptgebäudes und des östlichen Flügels wurden ein Raub der Flammen, ehe die Feuerwehr ihre Requisiten ausstellen und löschen konnte. Große Gefahr drohte der alten Remigiuskirche, der einstigen Pfarrkirche Rottenburgs. Die beträchtliche Höhe der Gebäude und die große Entfernung vom Neckar erschwerten die Arbeit der Löschmannschaft überaus. Das Mobiliar konnte zum größten Teil gerettet werden, doch ist noch viel Eigentum der weiblichen Insassen verbrannt."
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Ausland.
Rom, 12. Oktober. Die Fahrt des Kaisers nach dem Vatikan erfolgte um l'/i Uhr in einem mit 4 Pferden bespannten, von Berlin eingetroffenen Hofwagen. Neben dem Kaiser saß der Gesandte v. Schlözer. Prinz Heinrich fuhr in dem Gesandtschaftswagen, das Gefolge des Kaisers benutzte Mietwagen. In den nach dem Vatikan führenden Straßen bis zum St. Petersplatze und dem zum Vatikan führenden Eingänge bildeten italienische Truppen Spalier. Auf dem ganzen Wege von der Piazza Valla bis zum St. Petersplatz wurde der Kaiser mit dem lebhaftesten Enthusiasmus begrüßt. Um 1 Uhr 35 Minuten traf derselbe beim Vatikan an. In dem inneren Hofe (di Damaso) wurde Kaiser Wilhelm von einem Zuge der Palastgarde mit der päpstlichen Fahne begrüßt und von dem Fürsten Ruspoli, dem Großmeister des hl. Hospitz, und Msgr. Sini- stri, dem Ceremonien-Sekretär, empfangen und bis zum ersten Treppenabsatz geleitet, wo denselben Mgr. Macchi, Majordomus des Papstes, Mgr. Pifferie, Sacristan, Mgr. Cassetta, sowie andere Prälaten und Offiziere der Schweizergarde empfingen und bis zum Clementino-Saale führten. Hier wurde der Kaiser von dem Mgr. della Bolpe und anderen Hofwürdenträgcrn des Papstes empfangen. Am Eingänge des Thronsaales schritt der Papst dem Kaiser entgegen und führte denselben in sein Privatkabinet, wo ein eigens für diesen Zweck errichteter Baldachin angebracht ist, unter welchem drei ganz gleiche Sessel für den Kaiser, den Papst und den Prinzen Heinrich aufgestellt sind. Letzterer trat erst nach der ersten Unterredung zwischen dem Kaiser und dem Papst ein; später folgten Staatsminister Graf Bismarck und einige andere Herren des kaiserlichen Gefolges. Der Kaiser stellte dieselben dem Papste vor. Nach dem Empfange stattete Kaiser Wilhelm dem Kardinal Rampolla einen Besuch ab, besichtigte unter dessen Geleit den Vatikan und die St. Peterskirchc und machte sodann die Rückfahrt in demselben Wagen, in welchem derselbe von der
preußischen Gesandtschaft aus nach dem Vatikan gefahren war.
Rom, 13. Okt. Die Toaste bei der gestrigen Galatafel wurden enthusiastisch ausgenommen, namentlich wurde in der Rede des Kaisers die Kennzeichnung des Völkerbündnisses als einer Notwendigkeit zurErhaltungdesFriedensfreudigst begrüßt.
Rom, 13. Okt. Kaiser Wilhelm überreichte gestern dem Papste eine goldene Tabatiore mit Edelsteinen besetzt, mit dem Bilde des Kaisers auf dem Deckel. Auch dem Msgr. Moeeuni schenkte der Kaiser eine reichgeschmückte Tabatiore.
Rom, 14. Okt. Die „N. Fr. Pr." erzäht, der Papst suchte zweimal das Gespräch auf die römischeFragezu lenken. Beim zweiten Male brach der Kaiser die Unterredung ab mit der Bitte, seinen Bruder vorstellen zu dürfen. — Eine Million roter Zettel der Jrridentisten-Partei wurde an der französisch-italienischen Grenze konfisziert. (F. I.)
Rom, 14. Okt. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm und Se. Königliche Hoheit Prinz Heinrich nebst den Gefolgen begaben sich um 11'/4 Uhr nach der deutschen Botschaft, um daselbst dem Gottesdienste beizuwohnen. (F. I.)
* Am Montag sind die französischen Kammern zu ihrer Wintersession zusammengetreten und hiermit dürfte vor Allem die vielerörterte Frage der Verfassungsrevision verschärft werden.
London, 11. Okt. Nach einem bei Lloyds eingegangenen Telegramm aus New-Iork steht die Pratt'sche Petroleumraffinerie in Flammen. Der für Europa bestimmte Hamburger Petroleum- Dampfer „Havis" ist ebenfalls in Brand geraten.
Miszellen.
Me Zigeunerin.
Original-Novelle von Mary Dobson.
(Nachdruck verboten-) (Schluß.)
Zu weiteren Worten blieb indeß keine Zeit, denn die Zigeunerin fuhr leiser als vorher fort, sich abermals an den Gutsbesitzer wendend: „Ihr habt mich und mein Volk richtig genug beurteilt, denn Alles, was ich Euch und diesen Beiden prophezeitet, war wohl überlegt und mußte ein- treffen! Obgleich mich Regina nie gesehen, stand ich mit ihrer Pflegemutter in steter Verbindung. Als sie heranwuchs berieten wir gemeinschaftlich ihr künftiges Geschick, das entschieden werden wußte, da Erstere zu kränkeln begann. Eure Tochter war schön, hatte eine gute Erziehung erhalten, und so beschlossen wir, sie zu verheiraten. Wie dies eingelcitet und was gelungen, wißt Ihr — meine Kunst als Wahrsagerin hat wenigstens einmal gute Dienste geleistet! Auch wollte ich Euch eines Tages die ganze Wahrheit offenbaren, hätte es aber noch nicht gethan, wenn mich nicht der Herr für alle meine Vergehen so schwer getroffen! Jetzt, wo Ihr Alles wißt, bitte ich Euch, mir zu verzeihen. Meine Kräfte schwinden — der Tod —"
„Ich verzeihe Euch, wie es einem Christen geziemt, wenngleich Ihr mein ganzes Leben getrübt und den Tod meiner