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Amtliche Aetavrrtmachunge«.
Kekanntmachung, betr. Verhängung der Flotzsperre anf der Nagold.
Die K. Regierung des Schwarzwaldkreises hat mit Erlaß vom 11. d. Mts. Floßsperre auf der Nagold für die Zeit vom IS. August bis 8 . September d. I. einschließlich angeorduet, wovon den berührten Polizeibehörden und sämtlichen Beteiligten hiedurch Kenntnis gegeben wird.
Calw, den 13. August 1900.
K. Oberamt.
Sto. Amtm. Münz, A.-V.
Tagesneuigkeiten.
Calw, 13. August. Der Bienenzüchterverein des Bezirks Calw hielt gestern im Lamm in Unterreichenbach eine Versammlung ab. Vorstand Knecht schilderte eingehend unser Bienenjahr al» ein äußerst günstiges Honigjahr, wie solches seit 1892 nicht mehr dagewesen. Der große Ertrag ist aber mehr lokal; in der mittleren Neckargegend ist derselbe nur ein mittelmäßiger. Darum ist eS durchaus nicht angezeigt, den Honig zu Schleuderpreisen abzugeben. Der Frühjahrshonig ist schön gelb; der später geerntete etwas dunkel, doch von ausgezeichneter Qualität da viel Lindenblütenhonig darunter ist. Die Bienenvölker sird bis jetzt noch stark, sie werden aber bis zum Spätherbst infolge der großen Ernte schwach werden. Der Vorstand empfiehlt, nach Beendigung der Honigtracht jedem Volke einige Pfund zu füttern, damit die Bienen im Winter den zähen Honig auflösen können und weniger der Ruhr unterworfen sind. Sodann hielt Lehrer Mäckle von Calw einen Vottrag übe r „das Sparen bei der Bienenzucht". Er zeigte, wie der
Dienstag» den 14. August 1900.
Bienenzüchter der Biene nachahmsn soll; er soll zu rechter Zeit am rechten Ort sparen. An guter Nahrung und richtiger Pflege dürfe er seine Lieblinge nie verkürzen. Ueber die Haftpflichtversicherung der Bienenzüchter sprach Hr. Lehrer Fischer von Calw. Das neue bürgerl. Gesetz macht die Besitzer von Tieren verantwortlich für den Schaden, den seine Tiere andern zufügen. Es kann nun Vorkommen, daß Bienen in der Nähe ihres Standes vorübergehende Personen und namentlich Fuhrwerke überfallen und dadurch größeren Schaden verursachen. Darum ist eS angezrigt, daß die Bienenzüchter einer Versicherung beitreten, die etwaige Schäden reguliert. Um sehr billigen Preis (6 --Z pro Volk im Jahr) übernimmt der Süddeutsche Versicherungsverein für Haftpflicht die Versicherung gegen Schäden von 10—10000 Verschiedene Bienenzüchter haben sich schon in diesem Jahr versichert. Versicherungsanträge fürs kommende Jahr sind dem Vorstand zu übermitteln. Zum Schluffe der Versammlung wurde der schöne Bienenstand d:s Hr. Schullehrer Holderle besucht.
fAmtlicheS aus dem Staatsanzeiger.j Die Prüfung im Hufbeschlag hat bestanden und damit die Befähigung zum Betrieb deS Hufbeschlag- gewerbeS erbracht: Steimle, Friedrich von Neubulach OA. Calw.
Wildbad, 8 . August. Unser Badeort steht jetzt mitten in der Hochsaison. Wiewohl das englische Element, dar sich in den letzten Jahren überhaupt zurückhielt, diesmal fast gänzlich ausblieb, wohl infolge deS BurenkriegeS, so ist doch im allgemeinen der Fremdenzufluß ein enormer und bleibt keinesfalls hinter dem der Vorjahre zurück. Sämtliche Hotels sind vollbesetzt und neu ankommende Kurgäste müssen sich oft in Privathäusern unter den bescheidensten Verhältnissen einlogieren. Selten noch stand unser Wald
Birrtüjlßrltch« Abonnemnitipnir tn der Stadt Mi. t.tü in« Hau« gebracht, Mk. 1. tb durch die Post bezogen im Bezirk. Außer Bezirk Mk. l. Sb.
in so herrlicher Pracht, der denn auch fleißig zu Ausflügen in unsere reizende Umgebung aufgesucht wird, und wenn tagsüber die Sonne mit afrikanischer Glut unser Thal erfüllt, so bietet die schattige Enzprome- nade sowie der angrenzende im Besitz der K. Domäne befindliche wohlgepflegte Kurgarten mit seinem musterhaften Wirtschaftsbetrieb einen wirklich erquickenden Erholungsaufenthalt. Der vor Beginn der Saison vollzogene Umbau der Ankleideräume im K. Bad hat sich während des bisherigen Betriebes als sehr vorteilhaft erwiesen und gibt Zeugnis, daß die Badeverwaltung darauf bedacht ist, mit ihren Einrichtungen stets auf der Höhe der Zeit zu bleiben.
(Schw. B.)
Stuttgart, 10. August. Das Verfahren gegen Franz Dallmayer, der das Attentat auf Alma Saccur im Wilhelma-Theater ausgeführt hat, soll aufgehoben sein. Zur Zeit befindet sich der junge Mann im Bürgerspital und soll am Samstag zum Zwecke seiner Wiedergesundung in die psychiatrische Klinik in Tübingen überführt werden.
Stuttgart, 11. Aug. Der LebenL- mittelmarkt war heute wieder sehr belebt. Immer noch schwarze Kirschen, darunter die kleinen fast übersüßen Beeren mit roten Stielen au» dem Walde. Trauben wie bisher nur Italiener, 50—60 Himbeeren in großen Kübeln, aber auch wieder in Körbchen, appetitlich wie im Frühjahr, wenn auch nicht von vollem Dufte. Pfirsiche 50, Aprikosen 45 -H. Reineclauden in Masse, groß und klein, weiß rot und blau. Auf dem Blumenmarkt immer lauter Herbst; jetzt kommen schon Chrysanthemum; doch war heute da und dort noch eine hübsche Rose zu finden. Auf dem Gemüsemarkt Tomaten, tadellos, 15 7 z. Mais in Sprossen und in ausgewachsenen Kolben. Auf dem Obstmarkt die ersten Gaishirtle, aber noch sehr hart und deshalb deS Wohlgeschmacks» den diese Birn-
? ^ 1 ! ! E 1 9 1?!» Nachdruck »«boten.
Die Pirerteir
Seeroman von Clark Ruffel.
(Fortsetzung.)
„Sie werden eS kaum verständlich finden," sagt« sie mit ihrem lieblichen Lächeln, „daß ich mich über di« Erhaltung meiner armseligen Siebensachen so freuen kann, besonder» gegenüber dem Raube de» großen Goldschatzes. Aber glauben Sie mir, Kapitän Boldock, der Verlust des Goldes trifft die Eigentümer desselben sicherlich nicht so schwer, als mich der Verlust meiner geringen Habseligkeiten getroffen haben würde. Wann gedenken Sie mich an Bord der Bark zu begleiten?"
„Morgen, so hoffe ich."
„O, nicht früher?" rief sie, nach der Sonne schauend, die bereits niedrig über dem westlichen Horizonte hing nnd die See mit glühroten Tinten färbte.
„Liegt Ihnen denn so viel daran, dieser Brigg so bald als möglich den Rücken kehren zu können?" fragte der Kommandant.
„Wenn das der Fall wäre, dann müßte ich ja da» undankbarste Geschöpf auf Gottes Welt sein! Nein, Kapitäa Boldock, so etwas dürfen Sie von mir nicht denken."
Der Schiffer schwieg und schien seine ganze Aufmerksamkeit der Bark zuzuwenden. Die vier Mann vom .Wellesley' waren an Bord gesetzt worden, so daß Mr. Matthews jetzt über eine Mannschaft von elf Mattosen verfügte, de«
Bootsmann der Brigg mitgerechnet, der als zweiter Offizier zu fungieren hatte' Als die beiden Schiffe sich endlich in Bewegung setzten, funkelte am östlichen Horizont bereits hell ein Stern, obgleich im Westen die Abendröte noch nicht verglommen war.
„Ich werde ein« Laterne an meine Gaffel hängen lassen," rief der Kommandant der Bark zu. „Halten Sie sich in meinem Kielwasser, aber vorsichtig, daß Sie mich nicht in den Grund rennen. Auch Sie können vorn eine Laterne aufbringen."
Nachdem diese Verfügungen getroffen waren, bot der Schiffer der jungen Dame die Hand und führte sie in die Kajüte, wo ein Matrose inzwischen den Theetisch gedeckt hatte. Der Marineoffizier und die Gouvernante befanden sich allein. Miß Mansel nahm ihre Segeltuchmütze ab, setzte sich nieder und schenkte aus der alten, verbeulten Theekanne zwei Taffen voll, deren eine sie dem Kommandanten reichte.
„Unsere Begegnung mit der Bark ist ein höchst erstaunlicher Zufall," nahm dieser das Wort, nachdem er sich ein Quatum Rum in den schwarzen Trank gegossen hatte. „Aber hätte sie auch das Zehnfache des gestohlenen Golde» jetzt noch in ihrem Raum, so würde ich selbst dann noch aus tiefstem Herzen bedauern, sie aufgefunden zu haben."
„Und warum das?" fragte Miß Mansel, große Verwunderung heuchelnd.
„Sie fragen noch? Muß ich Sie nun nicht verlieren?" versetzte Boldock zärtlich und schmerzvoll.
Das Mädchen antwortete nicht.
Miß Mansel — oder lassen Sie mich Margaret zu Ihne» sagen," fuhr er fort, mit beiden Händen seinen Rock fassend, als müsse er sich zu einem heroischen