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daß die europäischen Mächte wiederholt unsere Abreise unter Escorte von Peking verlangen. Man bittet uns, die näheren Bestimmungen für unsere Abreise, sowie das Datum derselben festzusetzen. Wir haben dem chinesischen Auswärtigen Amte ge­antwortet, daß wir unfern Posten nicht ohne In­struktion unserer Regierung verlassen können und daß wir diesen erst Bericht erstatten müssen. Wir möchten ihnen Mitteilen, daß wir von Peking nicht abreisen können, wenn die Streitkräfte der euro­päischen Mächte uns nicht abholen. Diese Streit- kräft« müssen in genügender Stärke vorhanden sein, um einen Zug von 800 Europäern sicher stellen zu können, darunter 200 Frauen und Kinder und 50 Verwunde!e und mehr als 300 eingeborene Christen, die wir der Volkswut nicht überlasten können. Auf keinen Fall können wir eine chine­sische Escorte annehmen. Ich hoffe, daß mein chiffrilteS Telegramm Nr. 1 vom 3. August Ihnen zugesteckt sein wird. Dieses Telegramm Nr. 1 ist dem französischen Auswä Ligen Amte nicht über­mittelt worden.

London, 9. Aug. Der Standard schreibt: Die Genugthuung, mit welcher die gesittete Welt die Kunde vernommen ha», daß das Werk der Befreiung der Gesandten in Peking wirklich begonnen habe, wird noch erhöht durch di« weitere Kunde, daß ein so ausgezechneter Soldat wie Graf Waldersee durch einstimmigen Beschluß der Mächte zum Ober­befehlshaber in China ernannt wurde. Daily NswS schreibt: Die Ernennung WalderseeS, falls drese von den andern Mächten angenommen wird, woran wir nicht zweifeln, wird in England mit Freude ausge­nommen werden. WalderseeS große Fähigkeiten sind bekannt. Wir hoffen jedoch, daß bas Hauptwerk der Expedition vollendet sein wird, bevor Graf Waldersee in China ein trifft. Auch Times schreibt, WalderseeS Ernennung könne in England nur freudig begrüßt werden.

Rom, 9. August. Man kann sich kaum einen Begriff von der dem Hause Savoyen von der rö­mischen Bevölkerung heute bereiteten Er- gebenheits- und Sympathie-Kund­gebung machen. Gegen 4 Uhr morgens war eS unmöglich, in den schwarz ausgeschlagenen Straßen zu cirkulieren. Der Bahrhof bot einen erhebenden Anblick dar. Alle RegimentSfahnen waren entfaltet. Die fremden Abordnungen, welche einen prächtigen Anblick boten, wurden äußerst sympathisch empfangen. 300 italienische Gemeinderäte waren vertrete». König Viktor Emanuel empfing am Bahnhofe den Prinzen Heinrich von Preußen, den Erzherzog Reiner von Oesterreich, den Prinzen Nikolaus von Montenegro und den Prinzen Alexandrowitsch von Rußland, denen er auf das herzlichste di- Hand drückte. Zunächst wurde der Leichenwagen in Augenschein genommen, der die Form einer Kanonenlafette hatte und von 6 Rappen gezogen wurde. Hinter dem Leichenwagen befand sich das Leibpferd König HumbertS. Der Erz­bischof von Genua sprach die Gebete. Darauf wurde der Sarg von Kürassieren aus dem Eisenbahnwagen herausgehoben und auf die Lafetten gesetzt, worauf sich der Zug in Bewegung setzte. DaS Volk war von einer ungeheuren Bewegung ergriffen. König Viktor ging allein hinter dem Leichenwagen und suchte seine Erregung zu verbergen, indem er sich auf die Lippen biß Die Augen hatte er unverwandt auf den Sarg gerichtet. Die radikalen und republikanischen Depu­tierten marschierten vor dem Leichenwagen. Der Senator Finali, welcher zu der Ekcorte gehörte, welche die Leiche des Königs Humbert von Monza nach Rom gelettete, erzählte, daß di« Bevölkerung überall auf alle mögliche Welse ihre Ergebenheit und Loyalität bekundet hätte. Die Priester weinten, indem sie den Segen spendeten. Die Frauen streckten die Hände nach den überall ausgestellten Büsten König HumbertS auS und sprachen laut ihre Gebete. Um 11 Uhr dauerte der Traurrzug noch immer fort. ES sind einige Zwischenfälle zu verzeichnen. So wurde das Pferd eines deutschen Husaren-Offiziers scheu und verursachte in der Volksmenge eine große Panik. Drei Personen wurden schwer verletzt. Die Königin Mar- gherita erwartete bleich und in Thränen gebadet im Pantheon die Leiche des Königs Humbert. Nachdem sie einige Worte mit dem dort weilenden Bischof ge­sprochen hatte, kniet« sie in Gemeinschaft mit der Königin Helene und den anderen Prinzessinnen nieder und vertiefte sich ins Bebet. Ein schwerer Zwischen­fall ereignete sich kurz vor der Ankunft des Zuges

am Pantheon. Die Volksmenge durchbrach den Truppen Cordon. Der Herzog von Aosta, der Graf von Turin, der Erzherzog Reiner von Oesterreich und Fürst Nikolaus von Montenegro zogen ihre Säbel und schaarten sich um den König, um ihn zu ver­teidigen. Die Kürassiere bildeten -in Carrö um den König.

Rom, 9. August. Die fürstlichen Persön­lichkeiten, welche zur Vertheidigung König Victor Emanuels den Säbel zogen, glaubten, eS handle sich um ein Attentat. In dem Gedränge, welches in­folgedessen entstand, wurden etwa hundert Personen verwundet, darunter zehn sehr schwer. Als die Volks­menge die Fahne der Gemeinde Prato, den Geburts­ort des Mörders erblickte, stürzte sie sich auf die Fahne und zerriß dieselbe in Fetzen.

Ak-tNisöM.

Fortschritte der Viehzucht In dem Jahresbericht deS Landes TierzuLt-JnspekiorS, Oeko- nomierat Fecht, für das Jahr 1899 wud mir Genug- lhuung hcrvorgehoben, daß auch im letzten Jahre wieder erfreuliche Fortschritte auf dem Gebiete der einheimischen Viehzucht gemacht worden sind. Insbesondere haben, so wird demReutlinger General Anz." aus Stuttgart geschrieben, die Tier­schauen gezeigt, daß man während der letzten Jahre dem Ziel, welches man sich in Württemberg bei der Fleckviehzucht gesteckt hat, die Milchergiebigkeit dieser Raffe zu heben, ohne dabei die Formen, die Zug- und Mastfähigkeit außer Acht zu lassen, immer näher gekommen ist. Auch die Zucht des Braun- viehs, die hauptsächlich in Oberschwabsn zu Hause ist, zeigt eine erfreuliche Entwicklung. Der Vorschlag, zum alten, kleinen Allgäuer-Schlag zurückzukehrm oder ohne Rücksicht auf Farbe und Körperformen nur auf Milch zu züchten, fand bei den Braunviehzüchtern keinen Anklang. Der Limburger- Schlag, der einzige in Württemberg noch existierende Landschlag, hat trotz aller Kreuzungsversuche seinen ursprünglichen Charakter bsibehalten. Weiter wird in dem Bericht bemerkt, daß die I u n g v iehweiden sich in erfreulicher Weise vermehren und entwickeln. Die Schweinezucht hat sich in den letzten Jahren ganz außerordentlich gehoben. Die Zahl der Zuchrschweine hat erheblich zugenommen, und die Qualität derselben ist eine erheblich bessere geworden, so daß dis Einfuhr von Läuferschweinen durch Schweine- läadler dcml ächst ganz entbehrt werden kann. Den Schweinestallungen müsse indes noch mehr Aufmerk­samkeit zugewendct werden. Die meisten Schweineställe auf dem Lande schützen weder vor Kälte noch vor Hitze. Die Rotlauf-Impfung hat überall sehr gute Ergebnisse aufzuweisen, und findet deshalb immer weitere Verbreitung. Die Schafzucht hat bei uns nicht mehr die Bedeutung wie früher. In neuester Zeit sind aber die Wollpreise so gestiegen, daß ein weiterer Rückgang der Schafzucht für die nächste Zeit wohl nicht in Aussicht zu nehmen ist. Bei einzelnen Schafzüchtern bürgert sich das in Nord­deutschland weitverbreitete Mästen von Lämmern ein, was wegen der hohen Preise für diese hervor­ragende Schlachtware noch stärkere Verbreitung verdiene.

(Deutschlands Erfolge auf der Weltausstellung.) Es scheint nach der Tgl. Rdsch. festzustehen, daß Deutschland bei der PreiSverteilung so glänzend ausgeht, wie kein anderes Land. Man schätzt die Zahl der xranäs krix, d. h. der ersten Preise, die auf Deutschland entfallen werden, auf 250, die Zahl der goldenen Medaillen auf 500; die Zahl der deutschen Aussteller beträgt 3000. Kein anderes Land hat eine so hohe Zahl von ersten Preisen und goldenen Medaillen erlangt, und auch der Prozent­satz der preisgekrönten Aussteller ist bei Deutschland der höchste. Noch Drutschland kommt Rußland, das aber schon 50 erste Preise weniger erhält; Frankreich hat 2000, aber bei 36000 Ausstellern, also verhältnis­mäßig weit weniger als Deutschland. Die stärkste Ziffer hat Deutschland im Kunstgewerbe erlangt, nämlich 20 erste Preise und 100 goldene Medaillen. Alle großen deutschen Maschinen- und Elektrizitäts­firmen erhalten 4, 5, selbst sechs Preise; alle großen deutschen Dynamos sind prämiert worden. In der Gruppe Optik und Mechanik erlangt Deutschland 14 erste Preise. Die deutsche chemische Ausstellung wird mit 7 ersten Preisen bedacht. Kurz und gut: di« deutsche Industrie hat allen Grund, auf den Ausfall dieser Preisverteilung stolz zu sei».

Weltausstellung in Paris. In der

französischen Presse wird gegenwärtig der Besuch er­örtert, welchen der Präsident der Französischen Re­publik, Her« Loubet, bei seinem Rundgang durch die Ausstellung dem im Stil« Louis XV. reich deko­rierten Maggi-Pavillon abstattete. Während er den dort anwesenden General-Direktor, Herrn JuliuS Maggi, der bekanntlich auch als Preisrichter fungiert, in eine längere Unterhaltung zog, ließ ihm dieser durch ein reizendes junges Mädchen für Madame Loubet einen wunderbaren Blumenstrauß überreichen. Herr Loubet dankte für diese Aufmerksamkeit durch Uebersendung einer prachtvollen, seinen Namenszug tragmden Brillant-Broche an Frau Julius Maggi.

Im Frage der Haftpflicht und der Hastpflicht-Verficherang.

(Schluß)

IV.

Aber nicht nur durch einen geschäftlichen Betrieb ist man den Gefahren der Haftpflicht gegenüber dritten fremden Personen ausgesetzt, sondern mit diesen Ge­fahren hat auch jeder Haus- und Grund­besitzer zu rechnen. Hauptsächliche Fäll-, welche die Haftpflicht deS Hausbesitzers begründen, sind fol­gende: Schadhafte Beschaffenheit und unvollkommene Einrichtungen des Hauses im Ganzen oder einzelner Teile desselben, fehlende oder defekte Treppengeländer, ausgelaufene Treppen, unterlassene oder mangelhafte Flur- und Treppenbeleuchtung, nicht genügend ver­wahrte oder verschlossene Keller öffnungen und Keller- thüren, das Herabfalten von Ziegeln, E s- und Schnee­massen vom Dache des HauscS, Herabfallen von Stuck öder anderen Verzierungen am Hause, das Unterlassen des Streuens bei Schneefall und Glatteis und noch viel-S Anders mehr. Insbesondere sind die aus den zuletzt genannten Ursachen resultierenden Unfälle (Arm-, Bein-, Schäoelbrüche) von jeher Gegenstand der Fürsorge des Gesetzgebers und der Polizeiver­waltungen pewesen.

Häufig wird gesagt: Bei mir kann kein Unglück Vorkommen, bei mir ist alles in bester Ordnung. Dies ist aber eine Behaup.ung wie diejenige, wozu brauche ich denn eine Feuerversicherung, bei mir brennt eS nie. Mag daS Häuschen noch so klein sein, kein Eigentümer kann sich davon freisprechen, daß nicht in oder vor seinem Anwesen ei« Mensch körperlich zu Schaden kommt und er zu Ersatz verpflichtet wird. Als Hauptgefahr stellt sich bei HaftpfllchtansprKchen die Höhe der geforderten Entschädigungen dar. Es gehört nicht zu den Seltenheiten, daß für den Verlust eines AugeS, einer Hand, eines Fuße« Entschädigungen von Tausenden von Mark verlangt und auch'zuerkannt werden.

Alles zusammengefaßt, kann ruhig behauptet werdenEin jeder Besitzende ist den Ge­fahren der Haftpflicht ausgesetzt". Der Notar, der Rechtsanwalt, der Arzt, der Apotheker, sie alle sind der Gefahr auSgesetzt, für Schäden, die sie einem Dritten zufügen, haftbar gemacht zu werden. DaS unvorsichtige Ablegen einer glimmenden Cigarre, daS Umwerfen einer Lampe und ähnliche Handlungen können eine FeuerSbrunst und andere Gefahren für Leben und Gesundheit Dritter verursachen.

Als Familienvorstand hat man eine nicht zu unterschätzende Haftpflicht, insbesondere für die Hand­lungen seiner minderjährigen Kinder zu tragen.

Als Radfahrer trägt man die Verpflichtung äußerster Umsicht und Geistesgegenwart, um Unfälle zu vermeiden. Wie häufig kommt eS vor, daß Dritte von einem Radfahrer umgerannt oder sonst verletzt oder beschädigt werden.

Die Haftbarkeit als Schütze und Jäger bei der Handhabung und Verwahrung ihrer Schußwaffen be­darf wohl keiner näheren Beschreibung. Es ist bekannt und durch die Entscheidungen der Gerichte genügend bestätigt, daß die Mehrzahl der durch Schießwaffen entstandenen Unfälle burch Uebereilung und Unvor­sichtigkeit hervorgerufen werden.

Gegen alle diese Gefahren giebt es keinen besseren Schutz wie die Haftpflichtversicherung, wie sie der Allgemeine Deutsche Versicherungs-Verein in Stuttgart im Jahre 1885 als einzige und erste Gesellschaft in Deutschland einführte. Der Stuttgarter Verein ist das ältest, und größte Haftpflichtver­sicherungsinstitut Deutschlands, weshalb er auch die reichsten Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt und die Haftpflicht-Versicherung am voll­kommensten ausgebildet hat.

Die Erfolge des Vereins, der z. Zt. in seiner Abteilung Haftpflichtversicherung 240000 Mitglieder zählt, durch welche mehr als 2,2 Millionen Personen versichert sind» sind von keiner andern Gesellschaft auch nur annähernd erreicht worden. Die von Tag zu Tag sich mehrenden Neuzugänge, ganz besonders aber auch die zahlreichen Anerkennungsschreiben be­züglich der Erledigung vorgekommener Schadenfälle legen Zeugnis davon ab, daß sich die Einrichtungen