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Amts- Md Auzeigeölatt für den Bezirk Kalw.
75. Jahrgang.
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Samstag, Sea 11. August 1900.
BterteljLhrlicher Ubonnementipreii in der Stadt Mk. l.io in« -au» ««bracht, Ml. l. lb durch die Post bezogen im Bezirk. Putzer Bezirk Mt. 1. SS.
Amtliche AeLaaatmachnngeu.
Calw, den 7. August 1900.
Diejenigen Unteroffiziere und Mannschaften der Reserve, Landwehr I. und II. aller Waffen, welche zu einer Verwendung in China bereit sind und tropendienstfähig zu sein glauben, wollen sich umgehend — spätestens bis zum 15. dieses Monats — im Dienstgebäude des Bezirks-Kommandos in Calw persönlich melden.
Die Militärpapiere sind mitzubringen.
E« ist in Aussicht genommen, daß die in das Expeditionskorps in China zur Einstellung gelangenden Leute KapitulationShindgeld, sowie Löhnungszuschuß neben der zuständigen Löhnung erhalten.
Kezirksklmmaudo Calw.
Bekanntmachung, betreffend die Ausgabe «euer Wertzeichen für den amtlichen Beztrksberkehr.
Nachdem sich infolge der am 1. April d. I. in Wirksamkeit getretenen neuen Taxen für Briefpostsendungen des inneren wücttembergischen Verkehrs die Notwendigkeit einer Aenderung im Bestand der damaligen Wertzeichengattungen für den amtlichen Bezirksverkehr ergeben hat, ist laut Erlaß K. Ministeriums des Innern vom 4. August 1900 Nr. 12298 im Einvernehmen mit diesem vom K. Ministerium der Auswärtigen Angelegenheiten, Abteilung für die Verkehrsanstalten, Nachstehendes verfügt worden: '
Für den amtliche» Bezirksverkehr gelangen von jetzt an auch Briefumschläge mit dem 5 Pfg.-Wertstempel in '/--Aktenformat zum Preis von 6 Pfg. für das Stück und — vom 1. Oktober ds. Js. an — Freimarken zu 25 Pfg. zur Ausgabe.
Die seither für diesen Verkehr ausgegebenen Umschläge zu 10 Pfg. in '/«- und '/'-Aktenformat, sowie die Postkartenformulare zu 5 Pfg. werden künftig nicht mehr erstellt.
' Der in Händen der Gemeinde- und Körperschaftsbehörden befindliche Vorrat an diesen Wertzeichen kann entweder aufgebraucht oder durch Vermittelung der Oberamtspflege gegen andere Bezirkswertzeichen umgetauscht werden. Wo ein solcher Umtausch gewünscht wird, hätten sich die OrtSbehörden an die betr. OberamtSpflege zu wenden, welche das Erforderliche einleiten wird.
Calw, den 8. August 1900.
K. Oberamt.
Sto. Amtm. Münz, A.-V.
Tagesneuigkeiten.
Calw, 10. Auz. Der gestern abend gehaltene Vortrag des Buren-Jnvaliden Butz aus Geislingen im Dreiß'schen Saal hier war unerwartet zahlreich besucht. Ein Beweis, daß hier wie allerorts das Interesse für dir Burensache noch nicht erloschen ist. Redner hat im Jahr« 1890 die Heimat verlassen und zunächst als SchiffSmechaniker mehrere Seereisen gemacht, wonach er schließlich längere Zeit in England Aufenthalt nahm. Im Jahre 1895 reiste er inS Transoaalland und zwar gleich in die Hauptstadt, nach Pretoria. Wie jedem Deutschen, so ward auch ihm in freundschaftlichste« Weise entgegengekommen, die genossene Gastfreundschaft überhaupt sei es gewesen, daß bei Ausbruch des südafrikanisch-englischen Krieges auf ergangene Aufforderung sich so viel«
Deutsche dem FreicorpS anschloffen. Redner gab hierauf ein Bild von Pretoria und schilderte das Familienleben der Buren. Als am 12. Oktober v. IS. das Ultimatum abgelehnt war, begann der Krieg; 600 Deutsche trafen sich in Pretoria und bildeten das FreicorpS. Präsident Krüger dankte für den Heldenmut in einer längeren Ansprache, mit anschließendem Gebet. Zunächst ging'S nach Heidelberg, der Regen war andauernd und es fehlte an Zelten. Das nächste Ziel war CharleStown und LangSneck. Bei Newcastle erlitten die Engländer die erste Niederlage. Dundee war von den Engländern stark besetzt, der Kampf dauerte den ganzen Tag bis zu einbrechender Dunkelheit. Die weiße Flagge soll hierauf in Dundee gehißt worden sein, was jedoch infolge des Nebels von den Buren nicht bemerkt worden ist. In der Nacht verließen die Engländer die Stadt und zogen sich nach ElandSlaagte zurück. Wir haben 150 Mann verfolgt, so erzählte der Vortragende, welche die weiße Flagge zeigten, und nachdem wir auk kurze Entfernung an sie herangekommen, gaben sie Feuer auf uns. In einem Burenlager zeige sich wenig Ordnung, die Zelte werden nach Gutdünken aufgestellt, die Pferde nie gereinigt und Unrath nicht entfernt. Im Kampfe richtet sich der Bur nach keinem Kommando, er schießt in gedeckter Stellung; wird er gezwungen, diese zu verlassen, so sucht er sich selbst eine andere. Bei einbrechender Dunkelheit kennt jedoch jeder seine Pflicht. Der Alte mit grauem Haar und der Junge mit bartlosem Gesicht ziehen mit ihrem Deckenvorrat auf Vor - Posten. In der ganzen Zeit, die er (Redner) unter den Burenkriegern zugebracht, habe er nicht einen Betrunkenen gesehen. Bei ElandSlaagte wurde B. durch einen Granatsplitter verwundet und lag kurze Zeit bewußtlos; wieder auf's Pferd gehoben, mußte er jedoch ins Lazareth verbracht werden. Hier erfuhr er den Tod des Grafen v. Zeppelin, die Gefangennahme des Obersten Schiel und das Schicksal der Kameraden. Geheilt entlasten besuchte er noch die Schlachtfeldorte und trat dann die Heimreise an. — Wenn auch in der Zwischenzeit die Buren in die Hinterhand gekommen, so sei der Krieg doch noch nicht beendigt, di« Buren kämpfen jetzt in bekanntem Gebiet, das dem Vordringen der Engländer große Hindernisse in den Weg lege. Auch lebten in den Buren die berechtigten Gefüh le für Freiheit und Recht ungeschwächt fort. — Der Vortragende erntete am Schluffe reichen Beifall.
Pforzheim. Wegen Beleidigung einer Telephonistin erhielt der Bijouteriehändler Adolf Gold bäum hier eine Geldstrafe von 20 Goldbaum hatte einer Telephonistin de» Postamtes Pforzheim, weil er nicht verbunden worden war, nachdem er sich angemeldet hatte, zugerufen: „Fräulein schlafen Sie!" Dies« Liebenswürdigkeit kostet ihn nun 20 und außerdem hat er di« Kosten de» Verfahrens zu tragen.
— Der „Hann. Kourier" meldet: Der Kaiser fragt« am Montag abend beim Grafen Waldersee telegraphisch an, ob er, um weiteren Differenzen zwischen den Verbündeten in China wegen des Oberbefehls zu beendigen, geneigt sei, nach China zu gehen, um dort den Oberbefehl über die Truppen aller Mächte zu übernehmen, und ob der Kaiser ihn
für diesen Posten bei den Mächten in Vorschlag bringen könne. Graf Waldersee stimmte zu. Er reiste heute Mittag nach Wilhelmshöhe zur Meldung und Entgegennahme weiterer Instruktionen. — Wie die „Hamburger Börsenhalle" hört, sandte der Kaiser von Rußland an den Grafen Waldersee ein Telegramm, worin er seine Freude über besten Ernennung zum Oberbefehlshaber in China ausspricht.
Berlin, 9. August. Nach einer Meldung aus Kassel sind Graf Waldersee und Gemahlin 10 Uhr 52 nach Berlin abgereist. Der Kaiser brachte den Feldmarschall in offenem Zweispänner von Wilhelmshöhe nach dem Bahnhofe. Auf dem Bahnsteige hatte das gesammte Offizirr-CorpS der hiesigen Garnison Aufstellung genommen. Der Kaiser wie Graf Waldersee trugen die Uniform der KönigS- Ulanen. Graf Waldersee sah ungemein rüstig, stattlich und frisch aus. Der Kaiser, der Feldmarschall und der Korps-Kommandant Wittich schritte» di» Front de» Offiziers-Korps ab. Beim Abschied brachte der Kaiser auf den „Oberfeldherrn für China" ein dreifaches Hurrah aus, da» brausenden Widerhall fand. Ueber die Reiseroute des Grafen Waldersee wird dem Berliner Tageblatt au» Schwerin gemeldet: General-Feldmarschall Graf Walderfee hegt die Sb- sich, sich über San Francisco nach China zu begeben, sodaß er dort noch früher als die zuletzt ausgereisten deutschen Truppen eintreffen würde.
Berlin, 9. August. Der Lokal-Anzeiger meldet aus London : Au« Tschifu wird telegraphiert, daß in der Schlacht bei Peitsang am Sonntag das deutsche Kontingent zusammen mit den Russen und Franzosen an dem linken Ufer des Peiho entlang der Eisenbahn kämpften.
Wien, 9. Aug. Sämtliche Blätter äußern sich über die Ernennung des Grafen Waldersee zum Oberbefehlshaber in China sehr sympatisch. DaS N. W. Tageblatt schreibt, seit Jahrzehnten sei der Name Waldersee in Schwung und Geltung. Dieser Name offenbare, daß man für eine große Aktion großen Stiles auch einen verantwortlichen Leiter von historischem Zuschnitt gewonnen habe.
Paris, 9. Aug. Die Blätter sprechen einmütig die Ansicht aus, daß die großen Talente und das Ansehen des Grafen Waldersee seine Ernennung zum Generalissimus der verbündeten Truppen in China zur Notwendigkeit gemacht haben. Nur die nationalistischen Organe werfen der Regierung vor, daß sie, indem sie zum Oberkommandierenden der französischen Truppen nicht einen General wählte, dessen Wahl sich allen aufdrängte, dem Kaiser Wilhelm Gelegenheit gegeben habe die Initiative zu ergreifen, woraus Deutschland ungeheure moralische Vorteile ziehen werde, die Frankreich hätten zufallen müssen.
Pari», 9. August. Der französisch« Gesandt« in Peking, Pichon, hat heute durch die Vermittelung d«S chinesische« Gesandten in Paris dem französischen Auswärtigen Amte ein chiffrirte» Telegramm übermittelt, welches wie folgt lautet:
Da» diplomatische Corp» ist soeben durch die chinesische Regierung in Kenntnis gesetzt worden.