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das ein Vorfall, der Tante Jaminchen in der ungeheuersten Weise aufregen mußte. Sie, die kluge, stets darauf bedachte Kriminalistin, jeden Einbruch bei sich zu verhindern, hatte einen Menschen in ihren Dienst genommen, der mit der größten Leichtigkeit von der Welt zum Hausdiebe wurde. Ihre Phantasie malte sich noch nachträglich die Gefahren aus, in denen sie geschwebt, so lange jener furchtbare Mensch im Hause war. Wie leicht hätte er auf die Idee kommen können, sämtlichen vier wehrlosen Frauen, die die Bewohnerschaft in der Villa bildeten, des Nachts das Lebenslicht auszublasen und dann eine regelrechte Plünderung vorzunehmen.
Sie war nahe daran in Krämpfe zu verfallen, als gegen halb elf Uhr Heinrich Wandelbein mit einem Gesicht erschien, das Tante Jaminchen zittern machte. Dieses Gesicht war blaß und von Schmerz und Schreck entstellt. Selbst Marie, welcher Heinrich gar keine Aufmerksamkeit schenkte, war entsetzt, als sie die Verstörung des treuen Burschen sah. Er ließ sich bei Tante Jaminchen anmelden und sagte mit tonloser Stimme:
„Der Herr Leutnant sind bis zehn Uhr nicht zurückgekehrt, im Lazaret sind sie auch nicht, hier bringe ich den Briei für das Fräulein. Ach mein guter, armer Herr Leutnant!"
„Was ist geschehen?" fragte Tante Jaminchen. „Was ist bis zehn Uhr? Um Himmels willen, mir ahnte etwas Furchtbares, ein Duell?"
„Ja," enlgegnete Heinrich mit tonloser Stimme.
Tante Jaminchen stieß einen Schreckensschrei aus, und dann sank sie ohnmächtig nieder. Zu Hilfe eilten Marie und Sophie von Wylta. Letzterer überreichte Heinrich wortlos den Brief. Mit zitternden Händen öffnete sie ihn und überlas ihn.
Sie schrie nicht, sie wurde nicht ohnmächtig, sic weinte nicht, sie stand stumm und regungslos wie versteinert in ihrem Schmerz. Heinrich, der wohl fühlte, um was es sich handle, hätte viel darum gegeben, wenn sie jetzt in Krämpfe oder in eine Ohnmacht gefallen wäre.
Da schrillte von der Hausthür her die elektrische Klingel mit einer Energie, daß Marie, die noch immer nicht wußte, um was es sich handle, hinausstürmte und in zitternder Hast die Thür aufriß. Dann hörte man eine aufgeregte, unterdrückte Stimme, man hörte Sporen- und Säbelklirren, und im nächsten Augenblick stand Fritz von Brause gesund und heil im Zimmer.
Heinrich stieß ein Triumphgeschrei aus. Sophie von Wylta löste sich aus ihrer Erstarrung durch einen gellenden Schrei und lag im nächsten Augenblick an der Brust des Offiziers. Dann kam nach einer halben Stunde auch Tante Jaminchen wieder zum Bewußtsein, und als sie den Totgeglaubten gesund und munter vor sich stehen sah, vermutete sie nicht anders, als daß es sein Geist sei, und fiel in eine neue Bewußtlosigkeit. Dann gab es hundert Fragen, und Fritz von Brause erklärte, daß man vergeblich beim Duell auf den Legationsrat bis zehn Uhr gewartet habe, und daß daher seine Verspätung rühre.
Die notwendigen Aufklärungen ergaben sich erst am nächsten Tage. Der Legationsrat hatte die verläumderischen Gerüchte nur in der festen Ueberzeugung ausgesprengt, daß Fritz von Brause in der That jene heimlichen Rendezvous in der Villa mit Sophie von Wylta abhalte. Er wollte den Beweis dafür in seine Hände bringen, und am Abend vor dem Duell umschlich er die Villa, um zu konstatieren, um welche Zeit der Leutnant dieselbe verlassen würde. Als es finsterer wurde, schlich er sich immer näher heran und wagte es, von Rache und Bosheit erfüllt, selbst in den Park einzudringen und sich dem Hause zu nähern.
Gegen Mitternacht kam aus dem Hause ein Individuum, das er für den Leutnant hielt und das er mutig genug mit den Worten: „Hall, habe ich nun recht? Sie sind entdeckt!" festhielt.
Dieser Ankömmling aber war nicht der Leutnant, sondern Franz, der Gärtnerbursche, mit dem gestohlenen Silberzeug, der, dem Trieb der Selbsterhaltung und Notwehr folgend, mit dem schweren Paket, in dem Messer und Gabeln sich befanden, dem Legationsrat auf das Haupt schlug, so daß diesem die Besinnung entschwand.
Der Legationsrat genas erst nach Wochen und verschwand aus der Stadt, ohne Genugthuung zu fordern, und nachdem er in einem Briefe an Tante Jaminchen sein Unrecht cingestanden hatte. Auch
das Stiftsfräulein verlegte den Schauplatz ihrer verläumderischen Thätigkeit nach einem andern Orte.
Am Hochzeitstage Sophie von Wyltas mit Fritz von Brause wurde auch Heinrich und Marie ein Ehepaar und an dem Polterabend spielte die Dragonermütze natürlich eine bedeutende Rolle.
W ä tf e c.
Die Erste ist ein König Und herrscht im Lande des Nil, Die zweite sagt oft wenig Und manchmal viel zu viel.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.