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Deutschland.

Zur Frage der Verlängerung der Legislaturperiode haben sich be­kanntlich die offiziösen Organe dahin ge­äußert, daß die Regierung wohl nicht die Initiative ergreifen werde. Nunmehr verlautet, daß sich die Führer der natio­nalen Parteien über die Verlängerung der Legislaturperioden auf fünf Jahre ver­ständigt haben und daß ein entsprechender Antrag nach Eröffnung des Reichstags angebracht werden wird.

Die Ergebnisse der deutschen Manöver werden allseitig als überaus erfreuliche geschildert.

Berlin, 21. Sept. Die Berufung des Reichstags wird kurz nach dem 20. November beabsichtigt.

Generalfeldmarschall Graf Moltke beabsichtigt, sich auf einige Zeit nach Ragatz in der Schweiz zu begeben und dann seine Besitzung Kreisau aufzusuchen, um dort in aller Zurückgezogenheit den 26. Oktober zu verleben, an welchem Tage der greise Marschall sein 87. Lebensjahr vollendet.

(Ein eisernes Jubiläum.) Ein wichtiger Gedenktag für das gesammte deutsche Vater­land ist der 23. Sept. An diesem Tage sind es fünfzig Jahre, daß König Friedrich Wilhelm III. behufs Erbauung der Eisen­bahn zwischen Berlin und Potsdam der ersten preußischen Bahn die dies­bezügliche Kabinetsordre erließ. Die An­regung zur Erbauung der Bahn gab der Nationalökonom Friedrich List, dessen Be­mühungen auch die kurz zuvor erbaute Dresden-Leipziger Bahn ihre Entstehung verdankte. In einer von ihm damals herausgegebenen Denkschrift über die Her­stellung eines preußischen Eisenbahnsystems hatte er u. a. geäußert:Unter allen civilisirten Reichen der Erde gibt es keines, welches durch die günstige Beschaffenheit des Terrains, wie durch die Wohlfeilheit des Holzes, der Lebensmittel und der Tag­löhne, mit so geringen Kosten Eisenbahnen anzulegen im Stande wäre; keines, das sich im Vergleich mit dem gegenwärtigen Zustand (1834) so große Volks- und staatswirtschaftliche Vorteile versprechen dürste, als Preußen. Durch ein von der

Hauptstadt ausstrahlendes Eisenbahnsystem wird Berlin ziM Centralpunkte des größten Teils von Deutschland und im Laufe der Zeit zur Höhe von Paris sich erheben." Bereits jetzt nach fünfzig Jahren ist er­reicht, was List prophezeite. Berlin ist eine Stadt geworden, welche für ihren eigenen Riesenverkehr von einem Bahn­gürtel umgeben ist, und bereits seit fünf Jahren eine Hochbahn besitzt, welche man in Paris vergebens sucht. Der Bau der Berlin-Potsdamer Bahn kostete nahezu eine Million Thalcr. Am Tage der Ein­weihungsfahrt, den 29. Oktober 1838, sprach der damalige Kronprinz, auf den dahinrollenden Zug und auf die Menschen­menge schauend, die mit richtigem Ver­ständnis seiner hohen Bedeutung den Tag zu einem Festtage gemacht hatte, das denk­würdige Wort:Diesen Karren, der durch die Welt rollt, hält kein Menschenarm mehr auf."

Der Trierer Katholiken-Kongreß findet jetzt in derNordd. Allg. Ztg." an der bekanntenoffiziösen Stelle" einen sehr bemerkenswerten Nachhall. Es heißt in einer in der Form recht scharfen Polemik, die sich wesentlich gegen den Führer der Centrumspartci Dr. Windt- horst richtet u. A.:Auf der jüngst in Trier abgehaltenen Katholikenversammlung hat der Abgeordnete Windthorst für sich und das Centrum das Verdienst in An­spruch genommen, daß es seinen Bemüh­ungen und dem Zusammenhalten der Ver­treter des katholischen Volks in Preußen zu verdanken sei, wenn die Härten der so­genannten Maigesetzgebung beseitigt und der kirchenpolitische Kampf beigelegt sei. Wie die Entstehung des Kulturkampfes, so scheint auch die Beendigung desselben in faktiöser Weise gefälscht werden zu sollen. Wir halten es schon im Interesse der historischen Wahrheit für unsere Pflicht, diesem Beginnen bei Zeiten entgegenzu­treten, um so mehr, als gerade Herr Windthorst mit seinen ihm geistesver­wandten Fraktiousgenosfen Alles gethan hat, um die Herbeiführung des kirchlichen Friedens nach Möglichkeit zu verhindern. Auch die Vorlage aus dem Frühjahre dieses Jahres ist von Herrn Windthorst und seinem Anhang selbst dann bekämpft worden, als es schon längst bekannt war, daß dieselbe den Wünschen des Papstes genügte. Nicht dem Centrum und Herrn Windthorst, sondern allein Papst Leo XIII. gebührt das Verdienst, den kirchlichen Frieden gefördert und herbeigefnhrt zu haben. Herr Windthorst hat Alles, was in seinen Kräften stand, gethan, um den Kulturkampf zu verewigen. Konzessionen auf kirchlichem Gebiet sind für Herrn Windthorst ohne Wert, weil seine Oppo­sition gegen die Staatsregierung den kirch­lichen Kampf als Vorwand benutzt, um aus demselben die Mittel für welfisch-pol- nisch-revolutionäre Zwecke zu beziehen."

München, 21. Sept. Abgeordneten­kammer. In der Nachmittagssitzung wurde die Branntweinsteuervvrlage mit 133 gegen 18 Stimm angenommen. 7 Abgeordnete fehlten.

Bei den Manöverübungen in der Nähe von Seedorf stürzte ein Artillerist vom Pferde und geriet unter die Rüder des nachfolgenden Geschützwagens. Der Be­

dauernswerte erlag des andern Tages seinen innern Verletzungen.

Karlsruhe, 20. Sept. Die nächsten Tage gehören dem internationalen Kon­greß der Vereine vom Rothen Kreuz, man erwartet etwa 200 Teilnehmer und die Gesellschaftskreise beschäftigen sich mit der Aufgabe, ihnen den Aufenthait gastfreund­lich und angenehm zu gestalten.

Karlsruhe, 21. Sept. Die Evang. Diakonissenanstalt Karlsruhe, welche seit mehr denn 30 Jahren ihre Liebesarbeit an Pflegebedürftigen aller Art geübt hat, wird Mittwoch den 28. Sept. nachmittags '/s2 Uhr in der großen Stadtkirche in Karlsruhe ihre Jahresfeier begehen und wird Herr Pfarrer Chr. Blumhardt aus Bad Voll die Festpredigt halten. Auch werden durch den Anstaltsgeistlichen Pfarrer Walter mehrere Schwestern eingesegnet werden.

Aus der Sektion Karlsruhe des Bad. Schwarzwaldvereins wurde uns folgende direkte Mitteilung:

8. Ein prächtiger Herbsttag begünstigte am vergangenen Sonntag den vierten Ausflug der Sektion Karlsruhe des Bad. Schwarzwaldvereins. Führte der erste die Touristen in die schönen Murg­thalberge. galt der zweite und dritte dem höchsten Punkte des nördlichen Schwarz­walds, der Hornisgrinde, so wurde dies­mal der Weg auf den Dobel genommen. Ist die Erhebung dieses Teiles des Ge­birges auch wesentlich geringer, als die der vorhin erwähnten Höhen, so gehört doch der herrliche Weg durch den prächtigen Wald, über die hübsche Hochebene bedeckt mit freundlichen Dörfern und erfrischenden Wäldern zu den schönsten, welche uns der nördliche Schwarzwald bietet. Etwa 25 Mitglieder der Sektion hatten an dem Ausfluge teilgenommen, dessen Hauptzweck eine Zusammenkunft mit den Nachbar- Sektionen Pforzheim und Baden und dem Bezirksverein Neuenbürg des würt- tcmbergischen Schwarzwaldvereins bildete. In dem trefflichen Gasthofe des Herrn Zeltmanu zur Sonne in Dobel entfaltete sich auch bald ein gar lustiges Treiben. Ein guter Mittagstisch erquickte die müden Wanderer im Ganzen mochten es 60 Personen sein, worunter auch die Damen zahlreich vertreten waren und der treffliche Barnhalter löste bald die Zungen. Es würde zu weit führen, wollten wir alle der Reden gedenken, die hier teils ernsthafter Art, teils von Humor gewürzt gehalten wurden. Allzufrüh rief die Stunde zum Abschied aus dem freundlichen, gast­lichen Dorfe. Gegen 4 Uhr wurde der Abmarsch angetreten. Ein schöner Weg führte die Wanderer teils nach Rothenbach, teils direkt nach Neuenbürg, wo sie die Bahn nach Pforzheim brachte. Einige Stunden fröhlichen Beisamenseins in dieser Stadt bildeten den Abschluß des schönen Tages, der wohl bei jedem Teilnehmer die angenehmsten Erinnerungen zurückge­lassen hat.

Eutingen, 21. Septbr. Landwirt Bitte! von hier, mit Langholzführen be­schäftigt, geriet auf der Büchenbronner Straße unter sein Fuhrwerk und erlitt so schwere Verletzungen, daß alsbald der Tod eintrat.