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acht Tagen ins Haus genommen hat, eifersüchtig. Erstens haben Sie gar keine Veranlassung, eifersüchtig zu sein, und schließlich stehen wir auch nicht so miteinander, daß Sie Recht zur Eifersucht hätten."
Heinrich sah noch finsterer als zuvor aus, als er erklärte:
„Ich weiß, was ich weiß, und was ich sehe, glaube ich. Als ich gestern früh von der andern Seite der Straße hierherkam, sah ich wohl, wie sie mit ihm zusammen im Garten standen und wie er sie umschlungen hielt. Wollen Sie das leugnen?"
„Nein, allerdings stützte mich Franz, weil ich auf die Leiter am Spalier geklettert war und herunterzufallen fürchtete."
„Ich weiß, was Stützen ist und was Umarmen ist und was ein Spalier ist und was ein Gärtnerbursche ist und was Untreue ist und was ein Mord ist."
„Ach, Sie sind ja" — erklärte Marie- chen, aber sprach es nicht aus, was er in ihren Augen sei, sondern besorgte den Brief, und als sie mit der Mitteilung zurückkam, daß das gnädige Fräulein sehr bedaure, daß der Herrn Leutnant wiederum heut am Erscheinen verhindere sei, und daß sie ganz bestimmt erwarte, ihn am nächsten Tage zu sehen, zeigte sie dem Dragoner ein so freundliches Gesicht und einen so verführerischen spitzen Mund, daß Wandelbein vielleicht all seine Herbigkeit und Barschheit abgelegt hätte, wenn sich nicht bereits die schlechte Laune seines Leutnants epidemisch auf ihn übertragen hätte. So brummte er nur ein unverständliches Wort und ging ohne Gruß davon, Mariechen in einer Stimmung zurücklassend, die diese zwang, die Hausthür mit bedeutend mehr Geräusch als sonst zuzuschlagen, und klirrend und krachend Riegel und Sicherheitsketten vorzuschieben.
Am Nachmittag erschien bei Fräulein von Werkenheim wieder das Lästerpaar. Als die beiden edlen Seelen durch den Korridor schritten, stieß diesmal der Legationsrat von Drachenborn das Stiftsfräulein an und wies nach der Dragonermütze, die an dem Huthaken hing. Die Dame antwortete mit einem ironischen, kurzen Auflachen.
Tante Jaminchen schien etwas nervös zu sein; ihre sonstige Ruhe und Freundlichkeit war einer Zerstreutheit und Unruhe gewichen, welche das edle Paar ver- anlaßte, einen verständnisinnigen Blick zu tauschen.
„Wie befindet sich unsre reizende Sylphide, Fräulein von Wylta?", fragte der Legationsrat.
„Sophie ist leider nicht wohl," entgegnen Jaminchen und sah dabei recht erregt aus. „Sie befindet sich auf ihrem Zimmer. Ich hoffe jedoch, es handelt sich nur um eine vorübergehende Verstimmung, vielleicht um etwas Nervosität!"
Das edle Paar tauschte wiederum einen verständnisvollen Blick, den indes das harmlose Tantchen nicht bemerkte.
„Haben Sie Ihren Neffen, Herrn Leutnant von Brause, lange nicht gesehen?" fragte jetzt das Stiftsfräulein mit einem Gesicht, dessen Ausdruck dem würdigen Partner bedeuten sollte, daß eine tiefe
Diplomatie in der soeben gestellten Frage liege.
„Mein Neffe ist leider in den letzten Tagen durch seinenDienst so sehr in Anspruch genommen worden, daß er uns gar nicht besuchen konnte. Er scheint außerordentlich beschäftigt zu sein. Ich begreife gar nicht, weshalb die armen Offiziere so anstrengt werden. Wir haben doch keinen Krieg in Aussicht, denke ich!"
Das edle Paar wechselte einen neuen Blick, den jeder andre als die harmlose Dame, bei der es zu Gaste war, bemerkt und verstanden hätte.
Der Legationsrat hüstelte vielsagend, und das Stiftssräulein lächelte so süß, wie ein Königstiger vor dem verhängnisvollen Sprunge auf das erspähte Opfer.
„Allerdings!" sagte sie dann gedehnt. „Herr Leutnant von Brause scheint sehr in Anspruch genommen zu sein. Ich sah ihn gestern abend im Theater in der Loge des Regimentskommandeurs, wo er mit großem Eifer den Damen den Hof machte. Auch heut vormittag traf ich ihn, als er zu Pferde die Nichte des Obersten begleitete!"
Tante Jaminchen war viel zu harmlos und weltunerfahren, um die Bestürzung verbergen zu können, die sie bei dem Anhören der Nachricht befiel. Sie beschränkte sich darauf, ein nichtssagendes „so! so!" zu erwidern und dann gedankenvoll still zu schweigen. Das edle Paar tauschte jedoch einen verständnisinnigen Blick und empfahl sich unmittelbar darauf.
(Fortsetzung folgt.)
sBorsicht mit Petroleums Die bedauerlichen, durch explodierende Petroleumlampen hervorgerufenen Unglücksfälle haben sich in der letzten Zeit derart gehäuft, daß es geraten sein dürfte, jetzt, wo infolge der länger werdende Abende die den Sommer über außer Gebrauch gekommene Petroleumlampe wieder in Thütigkeit gesetzt wird, auf eine Gefahr aufmerksam zu machen, von der wohl mancher keine Ahnung hat. Nur zu viele Petrolenmexplosionen entstehen bei der Wiederbenützung von Lampen, die längere Zeit außer Gebrauch waren. Es ist deshalb dringend daran zu erinnern, „vor der Wiederbenützung der Lampen das in dem Bassin derselben befindliche Petroleum wegzugießen und den alten, filzig und zum Brennen untauglich gewordenen Docht durch einen neuen zu ersetzen." Durch das monatelange Stehen entsteht in dem Oelbehälter Petroleum-Naphtha, das viel leichter entzündlich ist als Petroleum; denn während Petroleum etwa bei 52 Grad Hitze explodiert, erfolgt die Explosion bei Naphtha schon bei kaum 32 Grad. Beim Ankauf des Petroleums sei man vorsichtig. Gutes Petroleum darf nicht zu stark riechen und soll, in eine Untertasse geschüttet, einen glimmenden Span auslöschen. Ist die Farbe desselben gelb oder blauschimmernd, so ist es mit von der Paraffinfabrikation stammenden ähnlichen Leuchtstoffen zersetzt, bezw. gefälscht und somit gefährlich. Je reiner Petroleum ist, desto ungefährlicher ist es. Der Farbe nach soll es nahezu wasserhell aussehen. „Dem Dienstpersonal kann nicht scharf genug eingeprägt werden, sich der Petroleumflasche
nie und nimmermehr zu bedienen." Die Gefahr für Leib und Leben ist so beträchtlich, daß die Flasche am besten in geschlossenem Raum verwahrt wird.
(Das Hohlwerden der Zähnej zu verhüten und damit dem Zahnweh vorzubeugen, bediene man sich folgenden Mittels. Man nehme für 10 übermangansaure: Kali (man reicht damit das ganze Jahr) und löse hiervon in einem Glas Wasser ein Stückchen von der Größe eines Stecknadelkopfes auf, so daß sich das Wasser schwach bläulichrot färbt. Mit diesem Mundwasser spüle man sich morgens, mittags und abends, jedesmal nach dem Essen, den Mund und man wird finden, daß dadurch nicht nur das Zahnfleisch gestärkt und gefestigt, sondern auch die Zähne von Weinstein und anderen Unreinigkeiten befreit und gesund erhalten und alle üblen Gerüche aus dem Munde entfernt werden.
Scherz-Rätsel.
Wer hätte jemals den Streit geschlichtet, Ob Schiller, ob Göthe der Größere sei? Die erste Silbe hat dieser gedichtet,
Von jenem ist Silbe zwei und drei.»-
Da SchillersZweite undDritteschwerlich Wohl über die Erste von Goethe geht, So scheint mir das Streiten ungefährlich, Zumal für Jemand, der Spaß versteht.
Drum schlag' ich als Schiedsmann vor, sich zu einen:
Vereinigt der Dichtungen herrliches Paar; Dann werdet im Ganzen ihr, sollte ich meinen,
Auch nimmer die Finger erfrieren, nicht wahr?
Einladung zum Adonnewknt
auf den
Knzthäter
für das vierte Quartal 1 8 87.
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AeiWsn «. Httlsg tler AnrGm.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.