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bis zu alt Bäcker Moser eingeäschert wurde. Bald stand auch die Stahl'- sche Wirtschaft zum Posthörnle sowie das Jakob Hüußler'sche, Stricker Gottlieb Schuon'sche und Messerschmied Weber'sche Anwesen in Hellen Flammen, und wurde es der rasch sich sammelnden Feuerwehr schwer, sofort zu erkennen, wo Hilfe am nötigsten sei. Die enggebaute Schmied­gasse mußte sofort aufgegeben werden, da die enorme Hitze den Löschmannschaften jede Annäherung unmöglich machte, so daß die Thätigkeit der Feuerwehr haupt­sächlich auf den Schatz der angrenzenden Gebäude und Straßen gerichtet war. Die Apotheke und das Zaiser'sche Haus, sowie die Zuckerwarenfabrik von Louis Sautter waren es hauptsächlich, auf die sich die Aufmerksamkeit der leitenden Organe richteten. Wie mir heute hören, sind es 15 Wohnhäuser und 7 Scheunen, die dem verheerenden Elemente zum Opfer ge­fallen sind, und wurden dadurch 28 Familien ihres Obdaches beraubt. Nur der größten Anstrengung und Energie der hiesigen und fremden Feuerwehren und Löschmannschaften ist es nächst Gottes Hilfe zu danken, daß der Brand nicht noch weitere Ausdehnung gewonnen hat. Weitere Anerkennung verdient auch der

ZUM

Mitunter begegnet man in einzelnen Kreisen des Volkes der Frage:Ist es denn noch nötig, den Siegestag von Sedan, den 2. September, zu feiern?" und immer wieder antwortet das Volk in überwiegen­der Mehrheit mit lauter und fester Stimme: Ja wohl, diese Volksseier ist nicht nur notwendig, sondern auch er­hebend, schön, nützlich und würdig, erhalten zu werden!" Und in der That erscheint es von Jahr zu Jahr schwerer begreiflich. warum man nicht endlich einmal das Sedanfest unangefochten läßt als nationales Dank- und Erinnerungs­fest, warum man, statt Gott zu danken, daß Deutschland sich mit seiner Einigung auch einen Nationaltag errungen, von Neuem die Zweckmäßigkeitsfrage der Er- . innerungsfeier an die große Zeit aufwirft.

Die Antwort des deutschen Volkes ist freilich kurz und praktisch. Es feiert den Tag unbeirrt weiter, und längst hat diese Feier in ganz Deutschland ihr festes Programm und ihreNorm" angenommen, die von den Behörden und einem Fest­komitee ausgeführt werden. An dem Felsen der Thatsache zerschellen die Mäkeleien und Nörgeleien der Gegner, von denen der Eine keinen Schlachtentag, der Andere überhaupt keine Vermehrung der Feier­tage, der Dritte keine Verbitterung mit den französischen Nachbarn will, Andere wiederum eine Verfassungsfeier, eine Ver­einigung mit dem Bußtage oder mit der Feier des Kaiser-Geburtstages oder Gott weiß was wollen.

Das Volk aber feiert den Sedan tag, weil einst an diesem Tage der Jubel über die deutschen Siege über alle Maaßen rein und lebhaft hervorbrach und den Deutschen lehrte, den ihm begegnenden Deutschen

weibliche Teil der hiesigen Bevölkerung, der durch rastloses Wasserherbeitragen das Löschgeschäft wesentlich förderte. Der Gebäudeschaden wird auf ca. 70000 beziffert. (Ges.)

Stuttgart, 30. Aug. (Kartoffel- und Krautmarkt.) Leonhardsplatz: 300 Ztr. Kartoffeln zu 4 c/lL 50 L bis 5 40 pr. Ztr. Marktplatz:

4000 Stück Kraut zu 2025 vlL per 100 Stück.

O e st e r r e i ch.

Wien, 27. Aug. Generallieutenant iGraf Waldersee, Generalquartiermeister des deutschen Heeres, trifft morgen hier ein, um auf spiezelle Einladung des Kaisers Franz Josef an den Manövern bei Olmütz teilzunehmen.

Schweiz.

Peterlingen (Schweiz), 29. Aug. Letzte Nacht zwischen 110« bis 4 Uhr hörte man hier ein fürchterliches Knallen. Das eidgenössische Munitionsmagazin in Boulex, welches über 3000 kg' Pulver, 800000 Patronen und viele 100 Shrap- nells enthielt, ist bis auf die Fundamente explodirt. Niemand ist dabei verunglückt. Der materielle Schaden soll indessen auch

für die anliegenden Liegenschaften ein ganz beträchtlicher sein.

Ausland.

Während der Manöver am 25. stürzte in Loreto, dem Hauptquartiere der Manöver bei Ancona, General Fontana vom Pferde und blieb unter ben Huf­schlägen des Pferdes als Leiche am Platze.

Nach derAllg. Schw. Ztg." wurde ein Basler, der sich die Festung Belfort ansehen wollte und dabei den Festungs­mauern zu nahe kam. als Spion abge­faßt. längere Zeit im Gefängnis behalten und schließlich laufen gelassen, als es selbst dem herbeigerufenen Präfekten nicht mög­lich war, aus dem simpeln Basler Bürger einen preußischen Generalstabs- offizicr zu machen.

London, 26. Aug. Bei den Ork­ney-Inseln wurden gestern so viele Heringe gefangen, daß eine große Menge Netze verloren gingen. Noch niemals während der Saison war der Fang so ergiebig, als gestern.

Auflösung des geogr. Rätsels in Nr. 136.

Der Gedenktag der Schlacht von Sedan.

Sedcrntcrge 1887 .

als Bruder zu umarmen, weil der zweite September 1870 uns gezeigt hat, welch' hoher Wert in nationaler Einigkeit und Opferwilligkeit liegt und weil man in ganz Deutschland empfindet, welche reelle stets wirksame Kraft die Stärkung des nationalen Gedankens in sich trägt. Die Pflege der patriotischen Erinnerungen hat bei allen Völkern sich als ein wertvoller Schatz bewährt, aber ganz besonders in den ersten drei Lustren des jungen deut­schen Reiches; es galt bei uns wie überall das goldene Wort:Dem Volke das seine Vergangenheit ehrt, gehört die Zukunft!"

Diese Zukunft ist zur Zeit nicht so klar und sonnenhell, daß wir daran denken könnten, in kosmopolitischer Schwärmerei, in philosophischer Beschaulichkeit und ohne Sorgen lediglich der Muße zu leben. Biele Erscheinungen auf dem Gebiete der auswärtigen Politik, wie zur Zeit die steigende Unruhe im Oriente, welche den befreundeten Nachbarstaat Oesterreich be­drohte, die Haltung der Bevölkerung in Elsaß-Lothringen, die Entwicklung der Dinge in Frankreich und in Rußland, be­lehren uns, daß die Zeit der Ruhe für Europa noch nicht angebrochen ist. Ganz Deutschland teilt die Befürchtung der leitenden Politiker und der militärischen Autoritäten unseres Vaterlandes, daß es immerhin möglich ist, die Errungenschaften von 1870/71 nochmals mit dem Schwerte verteidigen zu müssen. Noch hat vielleicht die deutsch-österreichische Allianz ihre Feuer­probe im Kampfe wider Rußland und Frankreich zu bestehen.

Auch auf dem sozialen und volkswirt­schaftlichen Gebiete hat der Friede noch nicht alles gebracht, was ein Uebermaß von Vertrauensseligkeit sich davon ver­

sprechen mochte: wohl ist die Saat, die damals mit dem Hcrzblute von tausend edlen Kämpfern getränkt wurde, noch nicht ganz so aufgegangen, wie mancher im Siegesräusche hoffte. Nach der Mythe mischen die Götter dem Menschen allzeit Tropfen Wermut in den Freudenbecher. Der kalte Reif der Enttäuschung, der giftige Hauch widriger Geschicke und die Stürme reichsfeindlicher Gewalten haben manches zerstört, was treue Vaterlands- liebe zu schaffen gedacht. Aber trotz Zwie­tracht und Neid, trotz Anarchismus und Sozialismus, trotz mancher geschäftlichen Bedrängnis und der wirtschaftlichen Kala­mität, ja trotz Not und Elend, können und dürfen wir uns der nationalen Er­rungenschaften der letzten Zeit, dessen, was diese Zeit zum Ausbau des Reiches gethan, was sie auf dem Gebiete der Kunst, der Wissenschaft und Industrie geschaffen, von Herzen freuen; es ist so unvergleichlich viel, daß sonst ein Jahrhundert zufrieden daran gezehrt hätte.

Mit Beginn des Jahres 1887 ist der nationale Gedanke, dessen Schwächung Fürst Bismarck beklagte, wieder in voller Kraft erwacht. Der Reichstag ist dem Zeitgeist gerecht geworden und vertrauens­voll blicken wir auf unsere verstärkte Armee und die militärischen Maßnahmen für die Sicherung Deutschlands. Gerade in solcher Zeit wird die Erinnerung an Sedan uns wieder kräftigen und stärken, und der Dank, der an diesemSedan- Tage" im Gebet gen Himmel steigt, wird Gott die Ehre geben, der uns den Kaiser und seine bewährten Ratgeber erhalten und das Volk mit neuem Vertrauen zu den Männern der großen Zeit erfüllt hat.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.