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wenn dieser ihren Vater totschlage. Er, Bender, habe erwidert:Ach, find das Dinge, da erstaunt man ja ganz.* ES sei ganz unwahr, daß er die HanS zum Schweigen aufgefordert habe. Er sei aller­dings in letzter Zeit öfter bei der Hans gewesen aber wegen anderer Dinge. Hingegen lautet das Zeugnis der Hans, daß Bender, gleich nachdem die Marie FaaS und ihr Vater im Dezember v. Js. wieder in Haft genommen worden feien, zu ihr ins HauS ge­kommen sei und sie aufgefordert habe, sie solle von d«r, was sie wisse, niemand etwas sagen, damit sie kein Zeugnis oblegen müsse. Sie habe ihm dann einiges mitgeteilt und bemerkt, wenn sie schwören müsse, schwöre sie wegen der Marie FaaS und ihres Vaters nicht falsch. Bender sei mindestens 15 mal in ihr Haus gekommen, wobei sie ihm alles, was sie vom Liebenzeller Mord wffe, mitgeteilt habe. Bender habe gesagt, er glaube auch, daß es so sei, habe sie aber trotzdem immer aufgefordert, niemand etwas zu sagen. Trotz der für Bender äußerst ungünstigen Beweislage, konnte sich das Gericht von seiner Schuld nicht voll überzeugen und sprach ihn deshalb frei. Bender wurde sofort aus der Haft entlassen.

Hall, 10. Juli. Der 34 Jahre alte ledige Bäcker Teord Wild von Weckrieden, OA. Hall, tst im Dezember 1899 wegen Brandstiftung zu 4 V, Jahren i Zuchthaus verurteilt worden. Die von Wild gegen dieses Urteil eingelegte Revision wurde verworfen und Wild verbüßt seit anfangs Februar ds. IS. jene Strafe im Zuchthaus Ludwigsburg. Am 25 April d. Js. war er von dort zu einer Verhandlung in seiner Konkurssache hieher geliefert worden. Diese Gelegenheit benützte er, um heimlich im hiesigen Amts- gerichtSgefängnis zwei Schanden an die Staatsanwalt­schaft Hall zu richten, worin er die in seiner Straf­sache thätig gewesene» Mitglieder des Schwurgerichts­hofs und den Staatsanwalt wiederholt und ernstlich mit dem Tode bedroht, wenn seine Strafsache nicht noch einmal untersucht würde. Diese Schreiben hatte Wild während des Rücktransports ins Zuchthaus auf den Bahnhöfen Hall und Oehringen aus dem Tefangenenwagen geworfen. Er hatte übrigens nie zuvor einen Antrag auf Wiederaufnahme deS Straf­verfahrens gestellt. In heutiger Strafkammersitzung wurde nun der geständige Wild, weil er Beamte durch Drohung zu Amtshandlungen zu nötigen unter­nommen hatte, St.G.B. Z 114, zu der Gefängnisstrafe von sechs Monaten'verurteilt. (Staatsanz.)

Friedrichshafen, 10. Juli. Graf Zeppelin sprach bei einem sämtlichen Technikern und Arbeitern der Luftschifffahrtsgesellschaft, sowie den Krim Probe­aufstieg mitwirkenden 56 Turnern und Feuerwehrleuten gespendeten Nachtessen die Hoffnung auS, daß, wenn auch durch die defekt gewordene Steuerung das Luft­schiff den Zuschauern nicht so vorgesührt werden konnte, wie eS geplant gewesen war, er doch bis zum Herbst sein sich gestecktes Ziel zu erreichen gedenke.

Regensburg, 7. Juli. Gegen den 31 Jahre alten Kooperator (Kaplan) Anton Rüth von Kellmünz wurde heute vor dem hiesigen Landgericht wegen fortgesetzter Verbrechen wider die Sittlichkeit, begangen an vier kleinen schulpflichtigen Kindern, verhandelt. Angeklagter legt« ein unumwundenes Geständnis ab und wurde zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis verurteilt.

Berlin, 11. Juli. Nach einer Meldung des Lokal-Anzeiger aus Bremerhaven brachte der Lloyddampfer Kaiser Wilhelm der Große gestern 3 71 Gerettete von den in Hoboken ver­brannten Lloyddampfern hier an.

Berlin, 11. Juli. Wie dem Lokal-Anzeiger berichtet wird, soll die Verproviantierung der in China stationierten gesamten Mann­schaften von der Heimat aus gelestet werden. In Abständen von je 14 Tagen dürften die Sendungen, denen der Bedarf an Munition und Jnventarien bei­gegeben wird, zur Expedition kommen.

Berlin» 12. Juli. Die Norddeutsche All­gemeine Zeitung veröffentlicht ein Rundschreiben, welches der Staatssekretär im Auswärtigen Graf Bülow gestern an die BundeS-Regierungen gerichtet hat und in welchem die jüngsten Vor­gänge in China in eingehender Werse dargelegt werden. Der Staatssekretär erklärt in dem Schreiben, er glaube dem Wunsche der einzelnen Regierungen entgegenzukommen. wenn er über die in Frage kom­menden Ereignifse und über di«, denselben gegenüber

von der deutschen Regierung eingenommene Haltung ausführliche Mitteilungen mache. Nach Ausführung der bereits bekannten Thatsachen schließt der Staats­sekretär folgendermaßen: Die von uns getroffenen militärischen Maßnahmen sollen uni in den Stand setzen, an der von allen Mächten für notwendig er­achteten Aktion in China in einer der politischen Be­deutung Deutschlands entsprechenden Weise teilzu­nehmen. DaS Ziel das wir verfolgen, ist die Wieder­herstellung der Sicherheit für Person, Eigentum und Thätigkeit der Reichsangehörigen in China, Rettung der in Peking eingeschlLffenen Fremden, Wiederher­stellung und Sicherstellung geregelter Zustände unter eine« geordnet-n chinesischen Regierung, Sühnung und Grnugthuung für die verübten Unthaten. Wir wünschen keine Aufteilung Chinas, wir erstreben keine Sondervor­teile. Die kaiserliche Regierung ist von der Ueberzeugung durchdrungen, daß di« Aufrechterhaltung deS Einver­ständnisses unter den Mächten dis Vorbedingung für die Wiederherstellung von Frieden und Ordnung in China fft und wird ihrerseits in ihrer Politik diesem Gesichtpunkte auch ferner an erster Stelle Rechnung tragen. Diese Gesichtspunkte hab-n die volle Zu­stimmung des BundiSrars-Ausschuff s für auswärtige Angelegenheiten gefunden.

Berlin, 12. Juli. Dis Blältermeldung, nach der Kaiser Wilhelm beim Zaren angrfragt haben soll, ob sich der Durchmarsch deutscher Truppen durch Rußland ermöglichen ließe, entbehrt der thatsächlichen . Grundlage. Ein Durchmarsch durch Rußland nach Ostafien würde nicht weniger Zeit als auf dem bis­herigen Wege erfordern. Abgesehen hiervon würde aus einer derartigen Forderung Deutschlands und Conzession Rußlands nicht mit Unrecht auf ein Bündnis zwischen Rußland und Deutschland geschloffen werden "können. Der deutsche Kaiser habe eine solche Anfrage gar nicht erlass-n, damit kann die Sache als erledigt betrachtet werden.

Berlin, 12. Juli. DaS Berliner Tagblatt meldet aus Petersburg: Die Kriegsbewegunq ist hier völlig unpopulär. Der Zar wird von der Regierung bestürmt, sich auf die notwendigsten Defensiv.Maß­regeln und den Schutz der Russen in China zu be­schränken. In Wirklichkeit hätte auch ein offener Krieg mit China für Rußland bei der russischen Aus­dehnung seiner chinesischen Grenzen große Lasten und Opfer im Gefolge.

Washington, 11. Juli. Die amerikanische Regierung hat den Großmächten eine Note zugesandt über ihre Haltung gegenüber China. Es heißt darin, die amerikanische Regierung verfolge heute, wie seit 1857 dieselbe Politik, nämlich eine Politik des Friedens in China, eine Politik der Förderung deS berechtigten Handels und des Schutzes der amerika­nischen Staatsangehörigen, insofern dieselben mit den Verträgen und Menschenrechten übereinstimmen. Dir Vereinigten Staaten werden sich den übrigen Groß­mächten anschließen, um die Eröffnung der Verbin­dung mit Peking, die Freilassung der amerikanischen Bürger und den Schutz deS Lebens und Eigentums der amerikanischen Bürger in China zu erlangen. Die Regierung wünsche die Aufrechterhaltung deS chinesischen Reiches in Bezug auf das Gebiet und die Verwaltung und wird die durch die Verträge ge­sicherten Rechte garantiren und die Handelsfreiheit mit ganz China auch fernerhin verlangen.

Die Wirre« i« China.

Berlin, 12. Juli. Der Lokal-Anzeiger meldet aus London: Den beruhigenderen Meldungen über das Schicksal der Pekinger Legationen steht die Thatsache gegenüber, daß die Regierung in Peking den Legationen jede Verbindung -mit der Außenwelt fortgesetzt verschließt. Belohnungen von mehreren Tausend Taels für direkte Nachrichten auS Peking sind nach Shangaier Telegrammen der Times von Fremden vergeblich auSgesetzt worden, obwohl die chinesische dortige Presse fortwährend Bekanntma­chungen aus der Hauptstadt veröffentlicht. Die Re­gierung der Vereinigten Staaten von Amerika beab­sichtigt daher, dem Tsung li Damen durch den Gesand­ten in Washington sagen zu lassen, die chinesische Regierung möge dafür sorgen, daß falls de« ameri­kanische Gesandte in Peking noch am Leben sei, er sich mit Washington direkt in Verbindung setzen kann. In Mulden sind außer dem französischen Bischof und zwei Misfionwächtern vier Jesuitenpater ermordet worden. In der Umgebung von Mulden soll ein allgemeines Blutbad unter den chinesischen Christen

angerichtet worden sein. Eine Daily Telegroph- Depesche aus Kanton berichtet von einer blutige» Revolte, welche vorgestern Abend in Kiau Tschou stattgrfunden haben soll. Viele Bcxer wurden dabei angeblich von deutschen Soldaten getödtet. In Peking ist dem Bürgerkrieg zwischen den Boxern und den chinesischen Soldaten der Groß-Sekrelär der Uni­versität Sunchiamai zum Opfer gefallen. Er wurde mit seiner 60 Köpfe zählenden Familie niedergemacht. Sein HauS wurde geplündert. Der Adjutant des Generalissimus Dunglu wurde bei dem Versuch, als Boxer verkleidet, den Prinzen Tuan zu erstechen, fest­genommen, enthaupt r und sein Kopf in einem ver­siegelten Fasse Dunglu als Warnungszeichen über­sandt.

Berlin, 12. Juli. Der Lokal-Anzeiger meldet aus London: Nach einer Depesche des Daily Expreß soll am vergangenen Freitag der General Mo, welcher einer TimeS-Msldung aus Shangai zufolge den Weg von Peking nach Tientsin schon längere Zeit beherrscht, dem vereinigten Kontingent, welche das westlich von Tientsin gelegene Arsenal besetzt halten, eine schwere Niederlage beigebracht und das Arsenal zur ückerobsrt haben. DaS Ringen um die Position dauerte 6 Stunden. Auf derben Seiten wurde mit großer Hartnäckigkeit gefochten. Schließlich entschied sich der Sieg zu Gunsten der Chinesen. Dis vereinigten Truppen litten unter dem Mangel weit­reichender Geschütze und Kavallerie

London, 11. Juli. Daily Expreß berichtet auS Tschifu: Eine japanische Armee von 22,000 Mann, darunter 500 Mann Kavallerie ist m Taku gelandet. Diese Armee führt 36 schwere Haubitzen und 120 Feldgeschütze mit sich, ebenso eine Abteilung Genie­truppen, sowie 8000 Träger. Die Japaner hoben alle Vorkehrungen für einen langen Feldzug getroffen. Diese Thatsache scheint den Russen und den Deutschen besonders aufzufallen. Auch der französische Befehls­haber sandte seiner Regi-rung hierüber em längeres Telegramm. Den Bef, hl über die japanische Truppen­macht wird entweder der Marschall Nodza oder der Marschall Ozama übernehmen. Innerhalb 8 Tagen werden noch weitere 30 000 Mann in Taku landen. Vier Tags später werden wiederum 10000 Mann nach China befördert werden, so daß Japan ungefähr 60.000 Mann im Norden Chinas stehen hat.

London, 12. Juli. Das Rsuter'sche Bu­reau meldet aus Tschifu vom 8. ds.: Das Ar­tiller i e g e f e ch t in Tientsin dauert immer noch an. Die chinesischen Ge­schütze sind so gut aufgestellt, daß die Verbündeten grcßr Schwierigkeiten haben, ihren Stand­ort festzuhalten.

London, 12. Juli.Daily Telegraph* meldet aus Kanton vom 10. dS.: Am Morgen deS

10. fand ein Zusammenstoß zwischen deut­schen Truppen und Boxern bei Kiaut- schou statt, wobei viele Boxer getöt-t wurden.

Stavderamt Kak».

Geborene:

2. Juli. Ernst Gotthilf Hammer, Sohn des Lud­wig Hammer, Bäckermeisters hier.

Getraute:

7. Juli. Josef Kramer, Schlosser von Schwenningen und Marie Elisabeths Hennefarth von hier.

Gestorbene:

6. Juli. Johann Michael Loercher, Schneider, 78»/- Jahre alt.

11. Johannes Jauch, Weber, 55 Jahre alt.

Gottesdienste

am 5. Sonnlog nach Trinit., 15. Juli.

Vom Turm: 211. Predigtlied: 218, Kommt Brüder re. S Uhr: Vorm.-Predigt, Herr Dekan Ro o s. 1 Uhr: Christenlehre mit den Söhnen. 2 Uhr: Nachmitt.-Predigt, Herr Stadtpfarrer Schmid. Wittmoch, 18. Juli.

7 Uhr vormitt.: Betstunde im Vereinshaus.

NeLlameteU.

Es ist von den verschiedensten Seiten die Be­obachtung gemacht worden, daß mit Wein-, Malz­oder Spritessig bereitete Speisen» der in denselben enthaltenen Eiweißfioffe und Kohlenhydrate wegen, besser verdaut wurden, als solche Speisen, bei welche» man Essigessenz verwendete. Auch find in <»3krungs- essig eingelegte Conserven, namentlich rohe Ftüchte (z. B. Gurken) weicher und bekömmlicher, als di« mit Essigessenz bereiteten, welch« roh und hart bleiben und, weil unvergohre», den Magen belasten.