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Amts- Md Auzeigsölstl für den Bezirk Halw.

75. Jahrgang.

Erscheint D^enrtoz«, Donneritag« und Snmitag«. Di» »i-irÄS.ügig-dkhr »e»rL,t im Bezirk und tu nichster a«,«Lnng » Dis- dt« Zeile, weiter entfernt Ir Psg.

Samstag,

den 14. Juli I960.

«ierteliührltcher «bonnemrntipret« in der Sil,dt Mk. l.io in« Hau« gebracht, Mk- l- IS durch di« Post bezogen im Bezirk. Sicher Bezirk Mk. l. Sb.

A«Mche A-Lanntmachnugeu. KrkauntmachttM.

Di« Gemeindebehörde« werden höherem Auftrag zufolge beauftragt, festzustellen und binnen 8 Tilgen hieher anzuzeigen:

1. Die Zahl der im Grmeinde-Bezirke vor» handenen und im Betriebe befindlichen Sandsteinbrüche,

2. Die Zahl der dort befindlichen Werkplätze und Werkstätten, in weichen Sandsteine verarbeitet werden,

3. die Zahl der im Gemeinde-Bezirke mit d« Gewinnung und Bearbeitung von Sandsteine« be­schäftigten Arbeiter unter besonderer Ausscheidung d« Zahl der unter diesen begriffenen weiblichen und jugendlichen Arbeiter,

4. die durchschnittliche Dauer der tägliche« Arbeitszeit der in Ziffer 3 genannten Arbeiter,

5. die zum gesundheitlichen Schutze der Arbeite, dort etwa eingeführten und praktisch erprobten Vor­kehrungen.

Sollten dort bei der Gewinnung und Bear­beitung anderer, namcntlrch härterer GestnnLrrtrn Gesundheitsgefahren bedenklicher Art nicht bloS ver­einzelt beobachtet worden sein, so wären die vorstehend angeordneten Erhebungen auch auf diese anderen Ge- steinSarten auszudehnen, von den erst genannten Fest­stellungen jedoch getrennt zu halten.

Calw, den 11. Juli 1900.

K Oberamt.

Vo elter.

Bekanntmachung.

Am Montag, den 30. Juli d. I-, vorm, vo« 9 bis 12 Uhr, findet für die Feldbereinigung in Stammheim die Schlußta-fahrt statt.

Hiebei wird der Zuteilungsplan erläutert und können Einwendungen jeder Art, ausgenommen solche, welche gegen die Beiziehung oder Nichtbeiziehung zur Feldbereinigung und die Feststellung der Grenzen der Bereinigungsfläche oder gegen die Größe und den Wert der eingeworfenen Fläche gerichtet sind, vorge­bracht werden; auch werden Wünsche der Beteiligten über die etwaige bauliche Ausführung gemeinsamer Arbeiten und über den Eigentumsübergang entgegen­genommen.

Grundeigentümer, welche bei dem Unternehmen zwar nicht im Sinne des FeldbereinigungsgesetzeS (Art. 4 und 5) beteiligt sind, deren Verhältnisse aber durch dasselbe in irgend einer Werse geändert werden sollen, sind gleichfalls berechtigt, in der Schlußtagfahrt Einwendungen gegen den Zuteilungsplan geltend zu machen.

Spätere Einwendungen gegen den Zuteilungs­plan, sowie gegen die in Gemäßheit derselben erfolgte Ausführung der Feldbereinigung nach der Schlußtag- fahrt sind ausgeschloffen.

Zu dieser Schlußtagfahrt werden sämtliche be­teiligte Grundeigentümer bezw. ihre mit Vollmacht versehenen Vertreter und sämtliche berechtigt« Dritte eingrladen.

Der ZuteilungSplan nebst den dazu gehörigen Akten und Tabellen ist auf dem Rathaus in Stamm- Heim zur Einsichtnahme vorgelegt.

Calw, den 12. Juli 1900.

K Oberamt.

Voelter.

Bekanntmachung der K. JustitntSdirektio» Hohenheim, betreffend die «nfnahme vo« Lehrlinge« i« die Justitutsmolkerei.

Mit Genehmigung de» K. Ministerium« de« Kirchen« «ad Schulwesen» werden hier auf I. Oktober

d. I. zwei Molkereilchrlinge ausgenommen. Diese Lehrlinge, die beim Eintritt mindestens 17 Jahre alt und soweit erstarkt sein müssen, daß sie alle in der Molkerei voikommenden Arbeiten verrichten könne», werden in der hiesigen Zentrifugenmolkerei in allen Zweiaen des Molkereiwesen« einschließlich der Fett- und Magerkäserei praktisch und theoretisch ausqebildet und erhalten den Unterricht in Naturkunde, Rechnen, Geometrie, deutscher Sprache rc gemeinsam mit den hiesigen Acker- bezw. Gartenbauschülern. Die Lehrzett dauert ein Jahr. Wohnung und Unterricht sind frei. Die Lehrlinge haben für ihre Beköstigung selbst zu sorgen, erhalten aber für die 8. Hälfte ihrer Lehrzeit eine der Führung und den Leistungen entsprechend« GG>p:ämie.

Aufnahmegesuche wollen mit Angabe der Staats­angehörigkeit, einem Leumundszeugnis und einem Lebenslauf bi« längstens

15. September d. I. bei der JnstitutSdirektion eingereicht werden.

Hohenheim, den 7. Juli 1900.

A. JnstitutSdirektion.

. ^Strebe!.

Tagesneuigkeiten.

Calw. Wir machen darauf aufmerksam, daß Pastor Fliedner au« Madrid am Sonntag Abend im VersinShaus einen Vortrag halten wird. Seine interessanten, von strudelndem Humor gewürzten Mit­teilungen werden gewiß für jedermann anziehend sein. (S. d. Inserat in heut. Nr.)

Hirsau. (Egsdt.) Mit Monat Juni ist die Jagd auf Hirsche und Rehböcke eröffnet worden, Ende Aunust wird sie auf verschiedene Arten von Geflügel, 1. Oktober auf Hase» u. s. w. u. f. w., eröffnet, da erlaubt sich der Einsender einige Worte an Jäger und solche, die eS sein wollen, zu richten, mit der Bitte um Schonung für das sogenannte Grenz­wild. Manche dehnen sogar die Bezeichnung Grenz­wild auf solches aus, das im Herzen der Zagd, stundenweit von der Grenze, sich bewegt.

An der Grenz.

In Dingsda war i' auf der Jagd,

Da hat der Jagdherr zu uns g'sagt:

Im Trieb, der jetzt sein, meine Herrn,

Da kann auf Alles g'schossen wern,

Da schieß mer d'Goas und Kitzle z'samm,

Weil mir da schlechte Nachbarn Ham!"

Die Jagd geht los. die Treiber treib'n,

Koa Has kinnt da im Lager bleib'n;

Sie lassen alle Dachseln aus,

Es rührt se nix, es geht nix 'rausl

Und dann im Wirtshaus nach der Jagd Da hat der Jagdherr zu uns g'sagt:

I hab's ja g'wüßt, daß mer nix Ham,

Denn drent, da schinden s' Alles z'samm!"

A Woch'n drauf sein d' Andre dran,

Und stell'n halt a die Schützen an,

Uns zu an Jedem sagen s' ganz laut:

Auf d' Goas und d' Kitzeln werd net g'schaut, Weil mer da schlechte Nachbarn Ham,

schießen drent uns Alles z'samm!"

Mir Ham von Früh bis spat in d' Nacht Fortg'jagert und koa Schuß hat kracht.

No ja Ham s' gsagt dös iS ja g'wiß,

Daß da koa haaret'S Schwänze! is,

Es wird ja von die Kerl'n drent Was Haar hat, Alles niederbrennt!"

Und i' war dort und da dabei Und Hab mer denkt: Dös is net neu!

Wo Oaner und der Andre schind't,

Da glaub i' gern, daß mer nix find'tl

v. L.

(?) Ostelsheim,. 12. Juli.Es sind der Fester zu viele!" Niemand wird wohl die unum­stößliche Wahrheit dieses Wortes, das einst ein Fest­redner ausgesprochen hat, im Ernst bezweifeln wollen. Und trotzdem schon ist wieder ein solches, nämlich einFest", in allernächster Zeit in unsrem Ort in Aussicht. Schon seit 22 Jahren wurde der Männer- gefang in unserer Gemeinde aufs eifrigste gehegt und gepflegt. Viele ernste und heitere Feiern hat der Gesangverein in dieser langen Zeit durch den Vortrag angemessener Lieder zu verschönern verstanden, gewiß zur Freude aller wahren Freunde eines schönes Ge­sänge«. Nur eine« hat dem Verein seither gefehlt, nämlich, ein äußeres Zeichen der Zusammengehörigkeit, wie es die allermeisten Vereine, welche ideale Zwecke verfolgen, schon lange besitzen: eine Fahne. GS wurde deswegen in letzter Zeit innerhalb des Verein« wieder­holt der gewiß vollständig berechtigte Wunsch geäußert, auch eine solche zu besitzen und so wurde denn die Anschaffung derselben im Laufe de« l.tzten Winters beschlossen. Die Weihe derselben soll nun am Sonntag, den 22. Juli, stattfinden und werden hiemit alle unsre Nachbarvereine und sonstigen Freunde des Gesanges zu dieser Feier herzlich eingeladen, mit der Versichernng, daß der Verein gewiß allem aufbieten wird, den Auf­enthalt seinen Gästen so angenehm al« möglich zu ge­stalten. Wir wünschen dem Verein, daß dieser Tag vom Wetter begünstigt werden und daß diese Feier das fernere Blühen und Gedeihen desselben fördern möge, so daß wir ihn auch in Zukunft jederzeitin Freud und Leid zum Lied bereit" finden!

Stuttgart, 11. Juli. Gestern abend 7 Uhr sind auf der Station Stuttgart Hauptbahnhof zwei Rangierabteilungen zusammengestoßen und teilweise entgleist. Der Lokomotivführer Blum von Eßlingen ist den bei dem Zusammenstoß erlittenen Verletzungen kurze Zeit nach seiner Verbringung in das Katharinen- Hospital erlegen. Der Materialschaden ist nicht un­bedeutend. Die von dem Unfall berührten Geleise waren einige Stunden lang gesperrt. Die Züge konnten ohne nennenswerte Verspätung auf anderen Geleisen befördert werden.

Tübingen, 8. Juli. Ein Nachspiel zum Liebenzeller Mordprozeß fand vor der hies. Strafkammer statt. Angrklagt eines Verbrechens der Verleitung zum Meineid war der Bauer Ioh. Bender aus Gleishorbach bei Berg­zabern. Bender ist ein Schwager des Joh. Hoffman», dessen Tochter, die Löwenwirtin Marie FaaS, wegen Ermordung ihres Mannes bekanntlich zum Tode ver­urteilt worden ist, während ihr Vater in der Unter­suchungshaft sich erhängte. Der Angekl. soll im Dez. v. IS. und im Jan. d. IS. wiederholt die Händlersehefrau Han« in GleiSzellen aufgesucht haben, um sie von ungünstigen Aussagen gegen Hof­mann und dessen Tochter abzuhalten. Die Zeugin soll de« Bender mitgcteilt haben, daß die Marie Faa« ihr zugestanden habe, daß sie den Mord an ihrem Mann gemeinschaftlich mit ihrem Vater auS- geführt habe und daß Marie FaaS dritte Personen gegen 300 Mark Entgelt aufgrfordert habe, den allen Hoffmann, ihren Vater, zu töten. Der Angeklagte Bender räumt« nur ein, daß ihm die Frau Han» in ihrer Wohnung erzählt habe» die Marie FaaS habe einem Neffen Namens Braun 300 Mark geboten,