in Neuenbürg, am 12. und 13. Juli in Vaihingen, am 14. und 15. Juli in Maulbronn.

Stuttgart, 16. Mai. Es kann nicht zweifelhaft sein, wie der Ausgang der Debatten über den von der Regierung vvrgeschlagenen Verteilungsmaßstab der direkten Steuern aus Grundeigentum, Ge­bäuden und Gewerben sein wird. Man berechnet, daß der Regierungsvorlage in der zweiten Kammer über 50 Stimmen gewiß sind, wahrend man zu Gunsten des Minoritätsantrags uur auf etwa 36 Stimmen zählen darf.

Stuttgart, 17. Mai. In der Kammer der Abgeordneten begann heute die Debatte über die Ste u erv e r- teilung. Der Vorschlag der Regierung, auf einen einheitlichen Steueransatz von je 3,9 pCt. auf Grundeigentum, Gebäuden und Gewerben, steht der Antrag der Minorität gegenüber, welcher die Steuer aus Grundeigentum auf 4,5 pCt., aus Gebäuden auf 3,5 pCt. und aus Gewerben auf 3,4 pCt. festsetzen will. Nun hat Frhr. Hans v. Ow einen weiteren Antrag eingebracht, welcher zwischen den beiden anderen zu vermitteln sucht und auf 4,02 pCt. beim Grundeigentum, auf 3,7 pCt., je bei Gebäuden und Gewerben lautet. Heute kamen nur die beiden Berichterstatter Beutter und Haug, sowie der Finanz­minister v. Renner zum Wort. Beutter kritisierte die nicht richtige Einschätzung der landwirtschaftlichen Ertragskatoster, weil bei denselben der Arbeitsverdienst, sowie gewisse Zweige der Viehzucht nicht gehörig in Betracht gezogen worden seien und empfahl den Minoritätsanlrag. Die Ge­werbe könnten eine höhere Belastung, wie ihnen schon aufgebürdet sei, nicht ertragen, sonst sei eine Deplazierung der großen industriellen Betriebe zu befürchten. Dem­gegenüber wies Haug, welcher den Re­gierungsvorschlag vertrat, darauf hin, daß die Betriebskapitalien unter 700 -IL bei den Gewerben steuerfrei sind. Minister v. Renner verteidigte die Regierungsvor­lage sehr energisch. Ein ungleicher Steuer­satz werde nur Jnteressenkämpfe herbei­führen. Auch den Vorwurf, daß die land­wirtschaftlichen Ertragskataster unrichtig seien, wies der Minister zurück. Für die Vorlage sind 18, gegen dieselbe 12 Redner

Stuttgart, 20. Mai. Man teilt uns mit: Eine hiesige Bank ist durch falsche Wechsel um 10 000 betrogen worden. Zwei junge Leute sind flüchtig. Die Wechselfälschung hat vor etwa 8 Tagen stattgefunden. (St.-Anz.)

Auch die Allgemeine Renten­anstalt in Stuttgart kündigt ihre IN» Pfandbriefe Serie la zur Heimzahlung auf 1. Oktober, mit welchem Tage die Verzinsung aufhört. Slaatsanzeiger und Merkur vom 18. Mai bringen die einzelnen gezogenen Nummer Int. v. a 1000 Int. L. ü 500 ^ und Int. I. ä 200 cIL Ebenso auch die von früheren Kündigungen noch rückständigen Stücke.

Reutlingen, 16. Mai. Angeregt durch Mitglieder des 1870/71 hier be­standenen Sanitätsvereins wurde unter Einführung in den Verband des freiwilligen württemb. Sanitätskorps, wie in anderen größeren Städten des Landes, eine frei­

willige Sanitätskolonnc, deren Organisa­tion eine militärische ist, gegründet mit Zweck, im Falle eines Krieges Freiwillige ins Feld zu senden, während die übrige Mannschaft den Dienst in einem, im Be­dürfnisfall hier zu errichtenden Kriegs­spital übernehmen würde.

Ausland.

Die aus Belgien gemeldete Arbeiter­krise weist zwar keinen revolutionären Charakter auf, aber auch jetzt ist schon die Lage ernst genug. Fast täglich gewinnt der Strike der Arbeiter in den Kohlen­revieren des südöstlichen Belgiens an Aus­dehnung und die Regierung sieht sich zu umfassenden militärischen Vorsichtsmaß­regeln veranlaßt. Bereits wird auch aus La Croyvre ein blutiger Zusammenstoß zwischen Gendarmen und «sinkenden ge­meldet.

Paris. Der Zweck der Machina­tionen des Budgetausschusses: der Sturz des Ministeriums Gablet ist erreicht. Und zwar hat schließlich eine unerwartet große Mehr­heit sich auf die Seite des Ausschusses ge­stellt. Sicher hatte der Ministerpräsident Recht, wenn er seinen Zweifel betonte, daß es sich bei der Debatte im Grunde nicht um die Frage von Ersparnissen handle. In Wahrheit handelte es sich um eine Jntrigue, und nach einem Privattelegramm desBerl. Tagebl." zögerte Hr. Goblet auch nicht, dies rund heraus zu sagen. Die Kombinationen hinsichtlich des neuen Kabinets sind ziemlich zahlreich. In oppor­tunistischen Kreisen ist man entschieden gegen die Herübernahme BoulangcrS in das neue Kabinet; aber es ist kaum an- znnehmen, daß diese Opposition von Er­folg sein wird. Jedenfalls ist aus dem Allem zu ersehen, wie schwer es sein wird, ein neues Kabinet zu bilden.

Men tone, 20. Mai. Heute früh wurde hier ein heftiger Erdstoß verspürt, wodurch die Häuser erschüttert wurden. Die Einwohner flüchteten ins Freie.

(F- J-1

Miszellen.

Am Urwald.

Brasilianische Erzählung von B. Riedel-Ahrens.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Er wagte es, mit zarter Bewegung ihre kleine brünette Hand zu erfassen, die ste ihm willig überließ, und drückte seine Lippen darauf in glühendem Kusse. In diesem Moment erklang durch den abend­lichen Frieden aus weiter Ferne der ein­förmige und schwermütige Gesang der vom Feld heimkehrenden Sklaven herüber. Die Flammenakazien, welche drüben am oberen Rande die sich weithin erstreckende Fels­wand wie ein purpurner Riesenkranz um­zogen, leuchteten in der Glut der roten Abendstrahlen goldig auf, ein Gruß, wie das Ave Maria der einsamen Natur zog durch die heitere und stille Luft.

Ich muß gehen," sagte Alvaro sich ermannend, wann darf ich Sie ungestört Wiedersehen? Wenn es möglich, lassen Sie mich nicht zu lange warten, Serena," bat er dringend mit einem letzten Feuerblick der Bewunderung und Hingebung.

Ich weiß es nicht genau, vielleicht bin

ich hin und wieder hier am Fenster; wir können dann mit einander sprechen."

O, so bald als möglich, ich habe Ihnen unendlich viel zu sagen und finde nicht Ruhe, bis es von meinem Herzen ist!"

Sie nickte grüßend und schloß das Fenster; es war höchste Zeit gewesen. Aus dem Pförtchen, rechts zur Seite des Hauses, welches zum Obstgarten führte, trat Nanika mit einem Körbchen voll Orangen, die sie soeben gepflückt; sie er­widerte Alvaros freundlichen Gruß mit finsterer Miene und raschem Abwende» ihres zierlichen Kopfes, eine deutliche Kund­gebung, die ihn über die entschiedene Ab­neigung seitens der Kleinen nicht länger im Zweifel ließ. Dieser Vorgang erschien ihm jedoch so unbedeutend, daß er es kaum der Mühe wert fand, darüber nachzudenken, wodurch er sich den Haß der Zwergin zugezogen; nur so viel stand fest, absicht­lich hatte er sie auf keinen Fall gekränkt, das lag seinem Wesen, welches allen, ein gewisses, aus dem Herzen kommendes Wohlwollen entgegenbrachte, vollständig fern.

Jetzt kam auch Martinos mit seiner ' Flinte und ein päar wilden Hühnern, die er im Walde erlegt, den Hügel hinan; er begrüßte schon von weitem den junge» Arzt durch das Schwenken seines Huies.

Guten Abend, Doktor," rief er in heiterer Laune,ich habe Glück gehabt heute nachmittag und ein paar herrliche Tierchen erlegt. Auch noch eine andere gute Nachricht bring ich mit! Man hat ^ an verschiedenen Stellen der Umgebung sowie im nächsten Dorfe schon von Ihren Hiersein Kenntnis erhalten, da wird morgen eine Anzahl kranker Leute kommen sich Rat zu holen von dem jungen gelehrten Arzt aus der Stadt! Lassen Sie sichs gut bezahlen, Senhor, die Leute können's, sie sind fast alle wohlhabend," setzte er gutmütig hinzu.

Es macht mich glücklich, ihren Nach­barn helfen zu dürfen, Senhor Martinos, es widerstrebt indessen meinem Gefühl als Gast Ihres Hauses, Bezahlung von Leuten zu empfangen. Erlauben Sie, daß ich als . Beweis meiner Dankbarkeit Ihnen gegen­über nach bestem Willen meine Pflicht erfülle."

Auf dem kurzen Weg bis zum Hause dachte Martinos darüber nach, es sei doch etwas Eigenartiges und Schönes um den näheren Umgang mit einem gebildeten und vornehmen jungen Manne.

Während des Abendessens, welches die beiden noch immer allein einnahmcn, meinte Martinos mit sichtbarem Behagen, Alvaro könne sich nun darauf gefaßt machen, noch mehrere Wochen auf der Farm r verweilen zu müssen, die Nachricht von I seinem Hiersein würde sich schnell weiter » verbreiten und eine bedeutende Menge ff Kranker herbeiführen. (Fortsetzung folgt.,

HI ä t s e L.

Das erste ist ein deutscher Philosoph,

Der einst gelebt in Deutschlands hohem

Norden;

Das Zweite trägt ein Jeder, selbst bei Hof, Man findet es selbst bei den wilden Horden, Das Ganze ist im heiligen Russenreichc Berüchtigt heute noch durch seine Streiche.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh

in Neuenbürg.