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In Liebenzell hat am Montag ein starkes Hagelgewitter nicht unerheblichen Schaden gebracht.
Freudenstadt, 15. Mai. Das Landesturnfest wird in diesem Jahre am 31. Juli und 1. August hier gehalten werden. Die dabei entstehenden Unkosten werden teils aus Privatmitteln, teils aus dem von den bürgerlichen Kollegien bereitwilligst zuerkannten Beitrag von 2000 bestritten werden. Es wird hier Allem aufgeboten werden, um den Festteilnehmern ihren Besuch so angenehm als irgend möglich zu machen, und wird für gute Unterkunft sowohl in den Gasthäusern, als auch für Turnerfreiquartiere bei den hiesigen Einwohnern gesorgt werden.
Zur Beachtung! Mit Gefängnisstrafe bis zu 14 Tagen oder Geldstrafe bis zu 90 »kL wird bestraft, wer beim Töten oder Fangen der Singvögel, dem Nesterzerstören oder Eierausnehmen erwischt wird. Bei der bevorstehenden Brütezeit unserer gefiederten Sänger dürfte sich dieser Hinweis besonders den Lehrern in allen Schulen für ihre Schüler empfehlen.
Schweiz.
Bern, 16. Mai. Das Alkoholgesetz — Monopol des Bundes für den Verkauf gebrannter Wasser — wurde in der heutigen Volksabstimmung mit 252 791 gegen 127 474 Stimmen angenommen.
Das Schweizervolk hat also das vielumstrittene Alkoholgesetz mit dem Bundesmonopol für denVerkauf gebrannten Wassers genehmigt und damit wirksam den Kampf eröffnet gegen eine überhand nehmende Branntweinpest. Das Resultat dieser Volksabstimmung — der zwanzigsten seit der Verfassungsrevision im Jahre 1874 — ist als ein überaus günstiges zu betrachten; denn trotz des mit allen nur erdenkbaren Mitteln geführten Kampfes der Gegner war die Majorität für die Annahme des Gesetzes um rund 23 000 Stimmen größer als die Zahl der «stimmen, welche sich vor anderthalb Jahren für die Grundzüge der Alkoholresormgesetzgebung entschieden, während die Stimmenzahl der Gegner von 157 000 auf rund 127 000 gesunken ist.
(F. I )
Schaffhausen, 14. Mai. Das Hotel „Bellevue" in Neuhausen läßt laut „Schaffh. Jntellbl." gegenwärtig eine elektrische Beleuchtung des Rheinfalls vor- bereiten, welche jeden abend von 9—II Uhr stattfinden soll und für welche die Gäste des Hotels nichts zu zahlen haben werden.
Ausland.
Telegramm.
Stuttgart, 18. Mai, 8 Uhr 35 M. vorm. Paris. Nachdem die Kammer mit 312 gegen 143 Stimmen die Ersparnisanträge der Budgetkommission genehmigte, überreichte Goblet die Demission des Kabinets.
New-Aork, 30. April. Am 27. April wurde in Steinwah Hall vom Deutschen gesellig naturwissenschaftlichen Verein und den Gesangvereinen Arion und deutscher Liederkranz eine Uhlandfeier veranstaltet. In großartiger Weise wurde Uhlands lOOjähr. Geburtstag in Baltimore gefeiert
Bemerkenswert ist besonders, daß in der englisch-deutschen Schule Nr. 1 an der Druid-Hill-Avenue eine gelungene Uhlandfeier veranstaltet wurde. Einzig in ihrer Art war die Feier insofern, als dies das erste Mal war, daß ein deutscher Dichterin einer öffentlichen Schule der Vereinigten Staaten gefeiert wurde.
Miszellen.
Zm Urwald-
Brasilianische Erzählung von B. Riedel-Ahrens.
(Nachdruck verboten.)
(Fortsetzung.)
Hingerissen von der Innigkeit seiner Ueberzeugung, hatte er unwilllürlich in leidenschaftlicherem Tone gesprochen, während ein glühender Blick aus seinen dunkeln Augen ihr Antlitz traf.
Serena lächelte wehmütig. „Ich kann meinem Schicksal nicht entrinnen, ich muß, ich muß. Nur der Tod könnte mich erlösen, aber sterben möchte ich noch nicht, — so jung! Doch wie kommt es," fuhr sie fort, und eine große Thräne wurde an den schwarzen Wimpern sichtbar, „daß Sie solches Interesse an mir nehmen, da ich Ihnen doch ganz fremd bin, und Sie mich kaum kennen?"
„Ich weiß selbst nicht wie es zuge- gangeu," entgegnete Alvaro, „es war von vorn herein wie ein Verhängnis. Auf meinem Wege nach Billa Nova, mußte ich mich am Abend im Urwald verirren und hierher gelangen, gerade als ob die Vorsehung selbst meine Schritte gelenkt hätte."
„Ich sah Sie, Dona Serena, so jung und sympathisch, krank, leidend, was mehr jedoch, auch unglücklich. Ich glaube, nein ich weiß es jetzt, jene einzige Stunde wirkte entscheidend für mein Leben, ich erwachte wie zu einem neuen Dasein, von nie geahnten, seligen Hoffnungen erfüllt! Aber nur wenige Stunden währte dieses unnennbare Glück, denn schon am nächsten Morgen teilte mir Ihr Vater mit, — er habe Sie einem andern verlobt."
Serena zuckte vor Schrecken ergriffen zusammen. „So Sie wissen es bereits, Senhor? O Gott! Und es gibt nichts, gar nichts, was mich von dem furchtbaren Lose, Gattin dieses Mannes werden zu müssen, befreien kann!"
„Sie hassen ihn, Serena, nicht wahr, in dem Gedanken an diese, Ihnen so schreckliche Verbindung liegt die Ursache Ihres geheimen Grams? Bei allem was Ihnen heilig, flehe ich Sie an, mir ganz zu vertrauen, Ihr Herz auszuschütten, denn — denn ich muß es Ihnen sagen, die Worte drängen sich von meinen Lippen, seit ich Sie gesehen, bin ich bereit zu jeder Stunde mein Leben für «Sie zu opfern, sobald es dessen zu Ihrem Glücke bedarf! Es ist, als hätte ich mich selbst verloren, ein fremder Geist ist über mich gekommen, ich ersehne, denke und empfinde nichts mehr als Sie, Serena! Mit höherer Gewalt, der ich mich willenlos beugen muß, zieht und führt es mich zu Ihnen, sei es in den Himmel, sei es in die Hölle einer hoffnungslosen Leidenschaft.
Durch Serenas zarte Gestalt fuhr ein leichtes Zittern, sie erblaßte und gewann es doch nicht über sich, den Platz am
Fenster zu verlassen, wo sie Worte gehört, die sie, als die Braut eines anderen Mannes, nicht mehr hören durfte. Auch ihr war es wie ein Traum; das was Alvaro gesagt, erweckte in ihrem reinen Innern ein wunderbar süßes Echo. Sie hatte noch nie bis dahin in ihrem ereignislosen Leben einen vornehmen Herrn wie Alvaro gesehen, mit so zartem, liebenswürdigem Benehmen, so schönem Aeußer» und einschmeichelnder Sprache; vom ersten Augenblick seiner Erscheinung vor ihr hatte auch sie den unwiderstehlichen Zauber empfunden , der von seiner Persönlichkeit auszugehen schien, und seit jenen Minuten war ihr erst nach und nach die ganze Größe ihres Elends, sowie die schmachvolle Bestimmung, welche sie unlösbar an einen ungeliebten Mann fesselte, klar geworden.
„Serena, wollen Sie mir nur das Eine sagen, ob Sie mir nicht zürnen und ich hoffen darf, Sie nehmen meine Hilfe an?"
„Es ist vergeblich, Senhor! Sie wissen, ein Mineiro würde lieber sterben, als sein Wort brechen? Mein Vater aber ist in diesem Punkte eisenhart und unerbittlich wie kein anderer.
„Nun," sagte Alvaro, während heiße Glut innerer Erregung über sein gebräuntes Antlitz zog, „es mag etwas Starkes sein, um den Willen des Mineiro, doch soll er in diesem Fall mit Gewalten zu kämpfen haben, die viel heiliger und größer, den eigensinnigen Trotz eines unberechtigten Verfügens vernichten sollen!"
„Stille, um Gotteswillen, wenn jemand diese Worte hörte! Mir ist es wohl, als müsse ich Ihnen recht geben, aber dennoch, mein Gott!, Ist es nicht Sünde, wenn ich mich dem Äcfehle des Vaters widersetze?" fragte sie angstvoll.
„Nein, in dieser Sache, wo es sich um die Zukunft, um Glück und Unglück Ihres ganzen Lebens handelt, ist es keine Sünde, sich einem despotischen Machtgebot zu entziehen, welches Sie so elend macht! Haben die Kinder geheiligte Pflichten gegen die Eltern, so ist es auch an diesen, die Rechte der erwachsenen Söhne und Töchter, besonders in den Momenten großer Entscheidungen, gewißermaßen zu ehren."
„Ich glaube Ihnen," sagte Serena ernst. „Wie dem auch sei, das eine ist mir klar mit aller Bestimmtheit — niemals, so lange ich lebe, kann ich Bizente Barrosvs Weib werden."
„Das ist genug! Von diesem Augenblicke an wird es die Aufgabe meines Lebens sein, darüber nachzudenken, wie ich Sie befreie, Serena. Ich werde Mittel finden, sei es auch das verzweifeltste, es soll und muß gelingen. Nun ich Ihr Vertrauen besitze, erscheint mir nichts mehr unerreichbar, ich fühle die Kraft in mir, zu einem Kampfe mit der ganzen Welt."
(Fortsetzung folgt.) _ .
SL» Wegen des Festes erscheint die nächste Nummer des Enzthälers am Samstag Mittag. ,
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.