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sonstigen fremden Behörde übergeben wird, demjenigen, der die Auslieferung herbeiführt, 1000 TaelS (1 Tael etwa 6 Mark) auSzuzohlen. Auch übernimmt der Kaiser alle Kosten, welche jedwede Übermittelung seiner Zusage nach Peking verursacht.
Berlin, 8. Juli. Ueber die deutschen Kriegsrüstungen liegen heute folgende Einzelheiten aus Kiel vor. Der Abgang der fünf Torpedoboote von denen zwei in Kiel und drei in Wilhelmshaven die Besatzung an Bord nehmen erfolgt Mitte Juli. Die Boote sollen hauptsächlich für den Depeschendienst und den Krankentransport verwendet werden. DaS Kanonenbot Luchs ging gestern, der kleine Kreuzer Bussard Dienstag Morgen nach China ab. Für die auSgeschiedene erste Panzerdivision wird eine neue auS den Panzern Baden, Bcyrrn und zwei Kükenpanzern zu bildende Division dem heimischen Linienschiffgeschwader eingefügt mit dem Flaggschiff Kaiser Wilhelm II.
Paris, 8. Juli. Der Minister des Auswärtigen Delcafsö hat ein Telegramm des französischen ConsulS in Shantung erhalten, in welchem dieser mitteilt, er habe aus guter chinesischer Quelle erfahren, daß die europäischen Gesandtschaften am 4 noch unversehrt waren.
London, 8. Juli. Nach Meldungen aus Petersburg beharrt Rußland in der Chinafrage auf der Politik der freien Hand. Rußland wird keinen Einspruch erheben gegen die weitere Landung von Truppen seitens der andern Mächte, jedoch niemanden ein Mandat erteilen. 800 Russen und ein japanisches Regiment sind einer Tongku bedrob<nden chinesischen Heercsmacht entgegenmarschiert. U-ber das Resultat dieser Expedition ist noch nichts bekannt.
Washington, 8. Juli. DaS StaaatSde- partement veröffentlich ein Telegramm von gestern aus Shangai. wonach die englische Gesandtschaft in Peking am 5. ds. noch unversehrt war.
AuS Tientsin meldet das Rrutersche Bureau vom 29. Juni: Die fremden Befehlshaber sind gewillt, zu verzweifelten Mitteln zu greifen, jedoch würde der Versuch eines Gewaltmarsches von Tientsin auS mit den zur Verfügung stehenden Truppen die sichere Vernichtung derselben bedeuten, abgesehen von der Niedermetzelurzg der Zivilpersonen, welche dann thal- sächlich schutzlos zurückbleiben würden. Die hinreichende Wasierzufuhr ist eine schwierige Aufgabe, da die Gegend kein Wasser liefert, außer in den Flüssen, denn die Brunnen sind vergiftet. Die Chinesen verüben furchtbare Grausamkeiten an den Verwundeten und verstümmeln alle Toten, die in ihre Hände fallen. General Aungfusiang ist mit 10,000 Mann bestdisziplinierter Truppen der chinesischen Armee, welcher Muhammedaner sind, vom Südwesten her auf dem Marsch gegen Peking. In der Nachbarschaft der Hauptstadt stehen etwa 50,000 Mann Chinesen. Die Kaiserin Witwe floh in den Sommerpalast. Die Frauen und Kinder werden aus Tientsin nach Taku gebracht, sobald die Reise sicher ist. Tausend« toter Chinesen liegen unbe- erdigt auf den Feldern bei Tientsin. Der Fluß
vonTientsin bis Taku schwimmt volle r L e i ch e n, von denen viele von der Flut an das Ufer geschwemmt werden. Die Fremden in Ti entsin erklären, daß sie ihr Leben den Russen verdanken, ohne deren Hilfe die kleinen Abteilungen der andern Mächte sicher überwältigt worden wären, weil die Chinesen die belagernden Truppen auf allen Seiten bedrängten. Selbst der Mutigste hätte die Hoffnung aufgegeben. Der russische Oberst Jo- vack ordnete an, doß der Hauptteil der Truppen e in en A uS fa l l ma ch e, um mit den Zivilpersonen nach Taku zu gelangen. 400 Russen sollten zurückbleiben und die Stadt verteidigen, sowie die Aufmerksamkeit des Feindes auf sich lenken und schlimmstenfalls sich zu opfern. DaS rechtzeitige Eintreffen russischer und amerikanischer Truppen rettete den Tag. Ihr Eintreffen überraschte den Feind. Die Entdeckung der bisher unbekannten Arsenale und Lager gehört zu den Beweisen für die ungeheuren Vorbereitungen, welche die Chinesen für den Krieg getroffen haben. In den Arsenalen außerhalb Tintsin sind Wessen und Munition von den modernsten Typen im Werte von über 2 Millionen vernichtet worden.
-erwischtes.
— An alle, welche ein Wohnhaus zu bauen wünschen. Wie viele Menschen wünschen sich ein eigenes Haus, das sie allein bewohnen möchten! Und je mehr Anforderungen an den einzelnen Menschen gestellt werden, desto dringender wird auS dem Wunsche nach dem Frieden eines eigenen Hauses eines sociale Forderung! Einen sehr praktischen Weg für viele zur Erlangung dieses Zieles hat der praktische Ratgeber im Obstund Gartenbau eingeschlagcn: er hat einen Preis auSgesetzt von 400 Mark für Ansicht und Plan eines bürgerlich-einfachen und doch geschmackvollen Hauses, das einer Familie zum Wohnen bestimmt ist und nicht mehr als 15000 Mark kosten darf. Die Redaktion halte sich Vorbehalten, außer den prämiirten auch noch weitere Entwürfe anzukaufen und zu veröffentlichen. Die Aufgabe ist in Architektenkreisen vieler Teilnahme begegnet und sind weniger als 108 Arbeiten eingegangen. Dar Preisgericht, dem außer den Herren der Redaktton als sachverständige die Herren Regierungs- und Baurat Hesse, RegierungS- und Baurat a. D. Oehmke und Land-Bauinspektor von Saltzwedel angchörten, hat die Entwürfe in sorgfältigster Weise geprüft und den Preis dem Architekten Reinhold Nitzsche, Berlin, Göbenstraße 21,zugesprochrv. Äußert» m hat das Preisgericht weitere 11 Arbeiten zum Ankauf und zur Veröffentlichung im praktischen Ratgeber vorgeschlagen, so daß auch den verschiedensten Geschmacksrichtungen Rechnung getragen wird. In der soeben ausgegebenen Nummer deL praktischen Ratgebers ist die Arbeit des Achit>kten Nitzsche veröffentlicht: ein harmonisches, reizendes HauS, das sowohl durch sein gemütvolles Aeußere, wie praktisches Innere gefallen muß. — Der praktische Ratgeber kostet vierteljährlich 1 Mark bei wöchentlichem Erscheinen, und dürfte die obige Preisaufgabe vielen Veranlassung werden, gerade jetzt sich dem großen Nbonnentenkreise anzuschließen.
von statten gegangen ist, läßt die Bienen immer noch reichliche Tracht sammeln. Die Imker haben dieses Jahr meist starke Schwärme erhalten und diese neuen Völker ihren Winterbedarf vielfach schon eingetragen, so daß dem Imker für seine Bemühungen noch ein erfreulicher Vorrat zum Ausschleudern übrig bleibt. Nach den verschiedenen Mißjahren ist dies« Ausgiebigkeit um so erfreulicher und es dürfte unter diesen Umständen der Preis de« edlen Honigs auch für die Konsumenten ein angenehmerer werden.
— Im südlichen Bayern Hab n am 3. dS. vielfach starke Unwetter gehaust und eS werden von verschiedenen Gegenden schwere Schäden durch Hagelwetter und wolkenbruchartige Regengüsse gemeldet. Am meisten ist rS zwischen Aufkirchen und Allmann-Hausen gewesen, und bei Tutzing am Starnbergersee, dann südwestlich und südöstlich von Perlach. ES fielen scharfkantige Eisstücke in der Größe von Hühnereiern; Menschen und Tiere wurden in Menge verletzt, Gespanne rannten wie besessen von Feld und Straße den Wäldern zu, bis sie Schutz fanden oder stürzten. Die Telegraphen- und Telephonleitungen nach Starnberg, Wolfratshausen und Schliersee waren stundenlang vollständig unterbrochen.
Berlin, 8. Juli. Ein englisches Blatt schwindelt, daß der deutsche Kaiser den diesjährigen Regatten in EoweS beiwohnen werde und gibt sogar ein Programm für den Aufenthalt des Kaisers in England an. Diese Nachricht ist der Nordd. All. Ztg. zufolge falsch. Der Kaiser wird den Regatten in CoweS nicht beiwohne».
London, 7. Juli. Lord Roberts telegraphiert aus Pretoria vom 6. ds.: General Paget wurde am 3. Juli mit den Buren in einen Kampf verwickelt. Es gelang ihm, die Buren auS ihren starken Stellungen gegenüber dem Leeuw- kop dis BronnerSsontem zu vertreiben. In letzterem Orte schlug er ein Biwack auf; er verfolgte den Feind. Am Nachmittag des folgenden Tages war er in Leeuwkop, fünfzehn Meilen nordwestlich von Bethlehem. General Paget meldet: Sämtliche Mitglieder der Regierung des Oranje-Freistaats mit Ausnahme des Präsidenten Steijn und deS Generalschatzmcisters, welch letzterer sich nach Wrede begab, sind gegenwärtig in Bethlehem, welches zur neuen Hauptstadt auS- gerufen ist. Dem Vernehmen nach ist Steijn in die Berge geflohen. — General Buller meldet: Die Eisenbahnlienie bis Heidelberg ist derart wiederherge- stellt, daß die Bahnverbindung zwischen Natal und Pretoria vollständig ist.
London, 8. Juli. Eine Depesche von Lord Roberts meldet die gestern erfolgte Ankunft des Generals Buller in Pretoria.
Die Wirre« i« China.
Berlin, 7. Juli. Der Kaiser telegraphierte an den Chef des deutschen Kreuzergeschwaders, an den Gouverneur von Kiautschou, an den Generalgouverneur von Schantung und an die Vizekönigr von Nanking und Wutschang, er verpflicht« sich auf kaiserliches Wort für jeden zur Zeit in Peking eingeschlossenen Fremden jeder Nationalität, welcher lebend einer deutschen oder
In einer Stunde kann es gut trocken sein, meinen Sie nicht auch? Die Dame braucht eS dringend."
Der Steuermann warf «inen respektvollen Bick auf seinen Vorgesetzten und gröhlte dann den Namen eines Matrosen. Der Gerufene erschien, nahm die Kleidungsstücke mit unbeweglichem Gesicht in Empfang und ging damit nach vorn.
Kommandant und Steuermann begannen auf und ab zu spazieren, wobei der erster« haarklein berichtete, was Miß Margaret ihm erzählt hatte.
„Das kann nur die Bark sein, die mit der reichen Goldladung in See gegangen ist," sagte Hardy, der mit wachsendem Erstaunen zugehört hatte. „Sie sollte eine Woche vor uns auslaufen, wurde aber aufgehalten, weil ihr Matrosen fehlten. Sir kann nicht wert von uns fein, weil die junge Dame nicht lange im Wasser gewesen ist."
„Nichts in Sicht," warf Boldock hin.
„Eine verwegene, abgefeimte Bande!" rief der Steuermann, stehen bleibend und tief Atem holend. „Zehn Mann hoch! Aber ich wußte es ja gleich; sowie ich den Knebel gewahrte, da sagte ich mir, daß hier Piraten die Hände im Spiel haben müßten."
„Wenn Miß Mansel ihre Thränen getrocknet und sich angrkleidet hat, dann wird sie uni vielleicht Näheres über den Plan der Schurken Mitteilen können," nahm der Kommandant wieder das Wort. „Ihr Gedächtnis ist noch ein wenig unklar. Mir ginge es auch nicht besser, wenn man mich halb erstickt und ersäuft aus dem Wasser gezogen hätte. Wenn ich «fahren kann, wohin die Räuber das Schiff zu bringen beabsichtigen, dann mache ich mich an die Vnfolgung."
Er unterbrach seinen Gang und betrachtet« den Neunpfünder, das einzige Geschütz, das er an Bord führte. Dann überflog sein Auge di« Zahl und di« Beschaffenheit der auf dem Vordeck beschäftigten Mannschaft.
„Wir haben jetzt zwar Friedenszeiten," sagte er, stillvergnügt die Hände reibend, „aber Prisengelder kann's dennoch geben, wenn man nur Glück hat. Dreimalhunderttausend Pfund, glaube ich, sagte sie. Möchte bloß mein Gesicht sehen, wenn mir so fünftaus-nd Pfund Bergelohn auf den Tisch gezahlt würden — ho- hoho! Und Sie, Steuermann, würden auch Ihre Fassung nicht verlieren, wenn man Ihnen mit zweitausend Goldfüchsen unter die Arme griffe — was, alter Seefreund?"
Der Steuermann kicherte nicht minder vergnügt, als sein Befehlshaber; eS kam nicht oft vor, daß Kommandant Boldock so scherzhaft wurde, wenn er auch jederzeit das Wohlwollen und die Güte selbst war. Der wechselvolle Dienst hatte ihn auf diese kleine Brigg verschlagen, wo die ihm unterstellte Bemannung nur auS einem Steuermann, emem Botsmann, zwölf Matrosen und dem Koch — einem Mulatten — bestand. Seine Natur war anders, als die deS Kapitän Benson, der sich im Gefühl sein« Würde gern zu isolieren pflegte, und so hatte er sich aus dem Steuermann Hardy nicht nur einen Tischgenossen, sondern auch einen vertrauten Gefährten und Freund geschaffen, einen Vorzug, den dieser redliche Seefahrer gar wohl zu würdigen wußte. Sie promenierten mit einand« an Deck, sie tauschten Erinnerungen aus und so versprach die Vermeffungtsahrt nach den Gegenden unter dem 157. Grad westlicher Länge und dem 34. Grad südlicher Breite einen recht angenehmen Verlauf zu nehmen.
„Es ist recht schade," fing der Kommandant wieder an, „daß unser« Miß nicht vollständiger mit Toilette versehen ist. Wir müssen sehen, wir wir uns da helfen können.
(Fortsetzung folgt.)