^ 81 . Amts- wrd ArrzeigevlaLL für den Aezirk KaL'w. 75 . Jahrgang.

«rschew« Dienitagi, Donnerrtag« und SamStugr. Die «nrkSuugtgibLhr »«trügl im Bezirk und in nLchster UioiidAig » Ps». dt« Zeile, weiter entfernt ir Pfg.

Anrttiche AeLamrtmachnnge«.

A« die Ortsbehörde«.

Im Buchhandel sind erschienen die Bücher „Die Jnvaliden-Berfichernug von Biesenberger" (ge­bunden 6 ^ 50 -rZ) und „das Reichsgesetz über die Benrknndnng -es Personenstandes und die Eheschließung" (gebunden 3 ^ 50 -rZ).

Da oiese Bücher unentbehrlich für die OrtS- behörden sind, beabsichtigt das Oberamt die Anschaffung zu vermitteln und wird solche für sämtliche Gemeinden bestellen. Sollte eine OetSbehörde dieselben bereits bestellt haben oder nicht wünschen, so wolle hievon binnen 8 Tage« hieher Anzeige gemacht werden.

Calw, den 6. Juli 1900.

K Oberamt.

Voelter.

Die Ortsbehörderr

werden beauftragt, ältere „Aragebogen über die Anfzeichnnng von Hagelfälle«" die sich etwa noch in ihren Händen befinden, unter Bezeichnung als portopfl. D.-S. an die Meteorologische Zen­tralstation in Stuttgart einzusenden.

Die neuen Formularien können entweder vom Oberamt oder vom Sekretariat des K Statistischen Landesamts bezogen werden.

Calw, den 6. Juli 1900.

K. Oberamt. Voelter.

Die Ortsbehörben

werden hiemit auf die Ministeral-Vsrfügung vom 8. Juni 'dS. Js., Regier.-Blatt Nr. 39, Seite 471, betreffend die SicherheitS-Leistung der Körper­schafts- nnd Stiftungs-Rechner aufmerksam ge­macht und zugleich angewiesen die Kautionrurkunden

Dienstag, -en 10. Juli 1900.

der? Rechner künftig nur nach den vorgeschriebenen Formularien (Seite 479—484) auszustellen.

Calw, den 7. Juli 1900.

K. Oberamt.

Vo elter.

Tagesneuigkeiten.

* Calw, 9. Juli. Unter den nach China gesandten deutschen Streitkräften befindet sich auch ein hiesiger BürgerSsohn, der Matrose Schwämmle, Sohn der Frau Lammwirt hier, welcher in voriger Woche abreisen mußte. — Die Wirtschaft zum „Lamm" wurde von Metzger Lutz in Stuttgart (gebürtig von Oberreichenbach) um 26,000 gekauft.

Lr. Unterreichenbach, 6. Juli. Die schon voriges Jahr projektierte „elektrische Be­leuchtung" für den hiesigen Platz kommt nunmehr zur Ausführung. Bereits nächsten Sonntag abend sollen die meisten Gastwirtschaften deS Unterdorfs in „elektrischem Glanze" erstrahlen. Dank dem weiten Entgegenkommen des Besitzers des neuen Elektrizitäts­werke», Herrn Fabrikanten Franz Ulrich dahier, sind die Preise für Abnahme von Licht und eoent. auch von Kraft sehr billig gestellt Deshalb beschlossen die „bürgerlichen Kollegien", die gesammte OrtSbe- leuchtung von genanntem Werk zu entnehmen. Außer­dem sind viele Private geneigt, den Anschluß bewerk- stelligen zu lassen. Die Errichtung des Elektrizitäts­werks und die Jnstallirung der Leitungen ist der bewährten Pforzheimer Firma Kolb übertragen worden.

Lr. Unterreichenbach, 7. Juli. Auch dieses Jahr wieder hat der hies. „Verschönerungs- Verein" seine Thätigkeit in anerkennenswerter Weise entfaltet, indem derselbe an allen, einen schönen Ausblick und prächtige Fernsicht bietenden Punkten in unmittelbarer Umgebung des hiesigen Ortes, ca. 10 „Ruhebänke" — von praktischer, solider und namentlich dauerhafter Arbeit zeugend — zur Be­nützung für Jedermann aufstellen ließ. — Die Bau-

Vierteljährlicher AbonnemmtSpreiS in der Stadt ML 1.10 ins HauS gebracht, MI. 1 . IS durch die Post bezogen im Bezirk. Außer Bezirk ML 1 . SS.

thätigkeit am hiesigen Platze kann als befriedigend bezeichnet werden, indem voriges Jahr 2 neue Wohn­gebäude an der Kapfenhardter Straße erstellt wurden. In Angriff genommen, resp. in Ausführung begriffen, ist m diesem Jahre der Neubau eines Wohngebäudes des Herrn H. Funk, Sägwsrkbes. und das des Herrn Goldarb. Schickle hier.

Vom unteren RemSthal, 5. Juli. Die Kirschenzufuhr zum Bahnhof Endersbach auS den Kirschenorten des RemSthales (Stetten, Strümpfel­bach, Beutelsbach, Schnaith u. s. w.) hat ihren höchsten Stand erreicht und ist nun, nachdem der größte Teil der Hauptkirsche, der sogenannten schwarzen Einmach­kirsche, gepflückt ist und die noch vorhandenen, infolge der regnerischen Witterung meist zu Brennzwecken ver- verwendet werden, die Hauptkirschensaison vorüber. Täglich wurden 1500—2000 Körbe, also 450—600 Ztr. zugeführt, die einen TageSwert repräsentierten von 5—6000 ^; es ist zur raschen Beförderung «in besonderer, in Endersbach abgehender Kirschenzug ein­gestellt, der die Ware schnell an ihren Bestimmungsort, N'.n und einige größere bayerisch: Städte verbringt. Die nun kommende Kirschensorte ist die sogenannte Glemser, eine vorzügliche Eßkirfche mit saftigem Fleisch. Dieselbe ist allerdings nicht so umfangreich angepflanzt wie die oben genannte schwarze Sorte, und daher der Versand auch nicht mehr so allgemein. — Unsere Weinberge stehen vorzüglich, in den hohen Lagen ist die Blüte vorüber, in den andern erreicht sie in den nächsten Tagen ihr Ende. Von Krankheitsspuren ist bis jetzt nichts zu bemerken.

Vom Bottwarthal, 8. Juli. (Bienen­zucht.) Der heurige Jahrgang, welcher bis jetzt in allen Pflanzengattungen den Landwirten reichen Ertrag einzubringen verspricht, abgesehen da wo Unwetter und Hagelschlag die Aussichten leider verringert oder zum großen Teil vernichtet haben, ist auch für die Imker bis jetzt recht günstig abgelaufen. Die lange Blütenzeit, die überall an Baum und Strauch, wie bei den übrigen Futterpflanzen kräftig und gesund

? ^ 1 kk ^ k 9 21.» Nachdruck verboten.

Ais Piraten

Serroman von Clark Rüssel.

(Fortsetzung.)

„Sie mußten ohne Zögern direkt zum Schiffer gehen," antwortete der Kom­mandant. „Seine Sache wäre es gewesen, Sie zu beschützen. Warum sollte er Ihnen denn nicht Glauben schenken? Die Plünderung der Waffenkiste und Ihre Mitteilung waren vollständig hinreichend, jede Gewaltmaßregel gegen die zehn Pi­raten zu rechtfertigen."

„Die müssen übrigens bemerkt haben, daß ich hinter dem Mast« saß und sie belauschte."

„Sehr wahrscheinlich," nickte Boldock.

„Ich weiß nicht, wie spät eS gewesen sein mochte," nahm die junge Dame ihce Erzählung wieder auf, „als plötzlich leise an meiner Kammerthür geklopft wurde. Ich lag in der Koje, war aber völlig wach. Die Aufregung ließ mich nicht schlafen, und das leiseste Geräusch jagte mir einen Todesschreck ein. Dachte ich doch immer, daß das Schiff schon in dieser Nacht von den Räubern genommen werden würde. Auf das Klopfen fragte ich, wer da sei und was man von mir wolle. »Ich bin's. Miß' antwortete eine undeutliche Stimme. ,Trickel, der Ste­ward. Kapitän Benson läßt Sie bitten, doch sogleich zu ihm in seine Kajüte zu kommen. Ec hat notwendig mit Ihnen zu reden.' Ich brachte diese Aufforde­rung ohne weiteres mit dem in Verbindung, was ich erlauscht hatte; in der Hast überlegte ich gar nicht, daß er ja davon noch nicht» wissen konnte. Ich stand

auf, warf meinen Schlafrock über und öffnete die Thür. In demselben Moment war ich gepackt und geknebelt. Ich versuchte, mich zu wehren, aber nicht lange, denn die Sinne schwanden mir und ich erwachte erst wieder hier unter Ihrer gütigen Obhut. Gott vergelte Ihnen, was Sie an mir gethan," schloß Miß Mansel bewegt.

Boldock schwieg eine Weile, als müsse er das Gehörte erst in seinem Innern zurechtstauen. Dann sagte er:

„Erstaunlich, höchst erstaunlich I Sollte man so etwas für möglich halten?"

Jetzt gewahrte er, daß der jungen Dame Thränen über die Wangen liefen. Sein mitfühlendes Herz erkannte sogleich, was hier nötig war; er ging eiligst in seine Kajüte und kehrte mit einem großen, sauberen Taschentuch zurück, das er neben ihrem Kopf auf das Kiffen legte.

„Ich werde Ihre Kleider zur Kombüse schicken, wo der Koch sie zum Trocknen aufhängen soll," bemerkte er dann. „Das wird nicht lange dauern. Wenn ich nicht irre, habrn Sie kein Fußzeug. Einer von meinen Matrosen soll Ihnen ein Paar Pantoffeln aus Segeltuch anfertigen.

Er suchte die Gewänder zusammen, in denen das arme Geschöpfchen an Bord gekommen war, verabschiedete sich mit einer Verbeugung, von welcher Miß Margaret jedoch nichts gewahrte, da sie das Antlitz der Wand zngedreht hatte, und verfügte sich an Deck.

Als der Kommandant aus der Kampanjeluke ausstieg, mußte der Mann am Ruder sich auf di« Lippen beißen, um ein Grinsen zu unterdrücken; trotzdem ver­zog die wettergegerbte Haut seines Gesichtes sich zu tausend Fältchen, in denen die Augen glitzerten, wie Thauperlrn in einem Spinneagrwebe.

„Hier, Mr. Hardy," sagte der Kommandant in seiner tiefsten Stimmlage, „rufen Sir, bitte, «inen Mann und lassen Sie die» Zeug zur Kombüse tragen.