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Gemeinschaft gegenüber noch die Süddeut­schen Staaten stehen, die jeder für sich noch ihr eigenes Branntweinsteuer-System haben. Desgleichen sind auch die Voraus­setzungen der Branutweinproduktion im deutschen Nordvsten im Verhältnis sowohl zum Westen der preußischen Monarchie als namentlich auch zu den verschiedenen süd­deutschen Staaten vollständig verschiedene. Sie haben im Nordosten von Preußen eine hochentwickelte Brennerei-Industrie in großartigem Maßstabe verbunden mit der Landwirtschaft; Sie haben in Süddeutsch­land nur Brennereien, die in kleinerem, höchstens mittlerem Umfange beschäftigt sind. Diesen Verschiedenheiten des Be­triebes nun gerecht zu werden, ist die Hauptschwierigkeit bei Lösung der Frage."

Der Vorstand der Müllerei-Be­rufs - Gen offen scha ft Sektion XI, Hessen, Hessen-Nassau, Waldeck und Kreis Wetzlar, Sitz: Frankfurt a. M., versendet seine Einladungen zu der diesjährigen ordentlichen Sektionsversammlung, welche am Montag den 16. Mai d. I., nach­mittags 2 Uhr, im Hotel du Nord zu Frankfurt a. M. stattfindet.

Ein bemerkenswerter Versuch für Zwecke der Heeresverpflegung ist in vergangener Woche laut Franks. Z. in einer Berliner, mit der Militärverwaltung in Verbindung stehenden Großschlächterei gemacht worden. 30 zu diesem Zwecke eingestellte Fleischcr- gesellen richteten während 3 Tage und 3 Nächte wechselweise bestes Ochsenfleisch durch Auslösen der Sehnen, Knochen rc. zu, dasselbe wurde dann an anderem Orte aufs feinste zerkleinert und mit Mehl vermischt, aus welcher Masse dann eine Art Zwieback gebacken worden ist, mit dem jetzt Versuche bezüglich der Haltbarkeit rc. angestellt werden sollen. Die Zwiebacke sind in kleine Abteilungen eingeschnitten, so daß sie leicht gebrochen werden können, und sollen aufgekocht eine ausgezeichnete Fleisch- brotsuppe geben, aber auch trocken sehr- gut schmecken.

Hagen, 28. April. Ein Nahrungs- mittelfälscher, der Bäcker F. S. von hier, hat lange Zeit altes, oft verschimmeltes Brod aufgekocht, mit neuem Mehl vermischt und verbacken. Er erhielt dafür vom Schöffengericht zwei Monate Gefängnis.

Nördlingen, 3. Mai. Der Diens­tag nachmittag 2 Uhr 50 Min. in Berlin abgegangene Schnellzug Berlin-Hof-Nürn- berg-Stuttgart hat unterwegs in Folge Verheerungen durch die Gewitterregen in Bayern riesige Verspätungen gehabt.

Würzburg, 3. Mai. Gestern abend hat ein Unwetter, Wolkenbruch und Hagel- schlag, zwischen Dürrbach und Oberdürrbach schaden in den Weinbergen hier und in der Umgegend angerichtet. In Dürrbach weg das Wasser in der Kirche bis zum Altar. Einiges Vieh ist ertrunken.

. H^berg' 1. Mai. Ein ganz ge­fährlicher Mensch wurde vorgestern vor dem Schwurgericht dahier wegen Raub­mords zum Tode verurteilt. Es ist dies der verheiratete 26jährige Anton Riedl von Arresting. Derselbe gestand zu, am

"O^er v. I. die 16jährige Dienst- Walpurga Ullinqer ermordet und M ^ geraubt zu haben. Er paßte »em Mädchen ab und richtete es schrecklich

zu, indem er demselben gegen 20 Wunden beibrachte, die Zähne ausschlug und ihm mit seinen nägelbeschlagenen Schuhen auf den Kopf trat, bis cs bewußtlos war. Riedl war ein in der ganzen Gegend ge­fürchteter Straßenränder. So siel er im Oktober v. I. eine 65jährige Frau an, mißhandelte sie und ließ nur von ihr ab, weil sie kein Geld bei sich hatte. Acht Tage darauf fiel er eine Söldnerstochter an, drohte sie nmzubringen, schnitt ihr mit seinem Messer einen Finger ab und schonte ihr Leben nur, weil sie ebenfalls kein Geld mit sich führte.

Worms, 3. Mai. Zwischen 5 und 7 Uhr gestern nachmittag gingen in der Gegend zwischen Gundersheim, Eppelsheim und Alzei und am Donnerstag schwere Gewitter mit furchtbarem Hagelschlag nie­der, wodurch großer Schaden angerichtet worden ist. Bei Eppelsheim und Gunders­heim lag der Hagel über einen halben

Fuß-

Darmstadt, 1. Mai. Eine hiesige bejahrte unverheiratete Frau erklärte zu Neujahr ihren Hausleuten, daß sie aus längere Zeit verreisen wolle, und da dies bereits früher schon zeitweilig geschehen war, kümmerte man sich nicht weiter um ihren Verbleib. Da aber die sonst sehr pünktliche Mieterin am 1. April ihre Miete nicht bezahlte und ein Schutzmann, der derselben den Steucrzcttel bringen wollte, die Thüre verschlossen fand, und da auch die Hausbewohner seit einiger Zeit einen Leichengeruch verspürt hatten, schritt man zur gewaltsamen Oeffnung der Thüre. Hier fand man die bereits stark in Ver­wesung übergegangene Leiche der Frau am Boden liegen. Die Frau hatte sich offen­bar an der Thüre erhängt und die Leiche war bei fortschreitender Verwesung zu Boden gefallen. Dieselbe war ganz schwarz. Die Frau war bei Ausübung der That mit ihrem vollständigen Winteranzug, Mantel und Hut bekleidet und hat ihren Entschluß also sicher schon während des Winters ausgeführt; ihre Leiche hat dem­nach mehrere Monate, ohne daß Jemand eine Ahnung davon hatte, in der Wohnung gelegen.

Karlsruhe, 3. Mai. In verflossener Nacht kamen zwei schwere Gewitter mit Hagelschlag über unsere Stadt und Ge­markung zum Ausbruche. Das erste gegen 10 Uhr abends, das zweite in der Morgen­frühe nach 3 Uhr.

Ettlingen, 4. Mai. Bei der heute stattgefundenen Bürgermeistermahl haben von 523 wahlberechtigten Bürgern 415 abgestimmt und erhielten Stimmen: die Herren Adolf Groß 241, Sigmund Speck 90, Karl Haas 79. Herr Adolf Groß ist somit gewählt.

Pforzheim. Der am verflossenen Montag dahier stattgehabte Biehmarkt war mit 154 Pferden, 4 Fohlen, 513 Stück Großvieh und 8 Stück Kleinvieh befahren. Der Handel war etwas flau. Die Preise hielten sich auf gleicher Höhe wie bei den vorhergegangenen Märkten. (Pf. B.)

Württemberg.

Am 1. Mai d. I. begieng der Vor­stand der Kgl. Heil- und Pslegeanstalt Winnenthal, Medizinalrat Dr. Zeller, das Jubiläum seines 25jährigen vorzüg­

lichen Wirkens an dieser Anstalt zuerst als Assistenzarzt und sodann als Direktor. Mit Ermächtigung des K. Ministeriums des Innern begab sich der Vorstand des Me­dizinalkollegiums Regierungsdirektor von Rüdinger, mit dem Referenten für die Staats - Irrenanstalt Winnenthal Ober­medizinalrat Dr. v. Hölder an diesem Tage nach Winnenthal, um dem Jubilar den wärmsten Dank des Kollegiums für seine 25jährigen vortrefflichen Dienstleistungen auszudrücken.

Stuttgart, 4. Mai. Am morgen­den Tage feiert der langjährige hochver­diente Präsident der K. Zentralstelle für Gewerbe und Handel, Geheimerat a. D. Dr. v. Steinbeis in Leipzig seinen 80. Geburtstag. Wie wir vernehmen, haben Se. Kgl. Majestät denselben bei diesem Anlasse durch Handschreiben zu beglück­wünschen geruht. Aus diesem Anlaß ist von den Mitgliedern der k. Zentralstelle für Gewerbe und Handel und der Kgl. Kommission für die gewerblichen Fort­bildungsschulen eine kunstvoll ausgestattete Glückwunschadresse an ihren ehemaligen verdienstvollen Vorstand gerichtet worden.

cS. M.)

Nach dem Ergebnis der diesjährigen Werkmeisterprüfung sind u. a. für befähigt erkannt worden und haben das Prädikat Werkmeister" erlangt: Kienzle, Paul Heinrich, von Birkenfeld. Reichert, Her­mann, von Altensteig.

Stuttgart, 5. Mai. Am nächsten Sonntag wird der Kunstgewerbeverein Karlsruhe dem hiesigen einen Besuch ab­statten.

Stuttgarts. Mai. Das Schiller­fest oder Frühlingsfest, welches Ende d. M. in der Liederhalle durch den Liederkranz veranstaltet wird, soll diesmal besonders interessant werden. Ein gemischter Chor wird unter Förstlers Leitung dieNänie", Komposition von H. Götz, und die Faißt'sche Festkantate,des Sängers Wiederkehr", aufführen, welche als Schlußnummer des Uhlandfest-Konzerts nicht mehr genügend gewürdigt worden ist.

Stuttgart, 4. Mai. Gestern abend um 7 Uhr brach über der hiesigen Stadt ein Hagelwetter los, das den blühenden Bäumen und in den Gärten manchen Schaden verursachte. Doch stellt sich heute der Schaden weniger bedeutend heraus, als man in der ersten Bestürtzung ge­fürchtet hatte. (St.-A.)

Stuttgart, 3. Mai. Wer kennt in Württemberg nicht das Reutlinger Bruder­haus und dessen hochherzigen, in werk- thätiger Liebe so eifrigen Stifter, den menschenfreundlichenVater Werner?" Jüngst, am 12. März d. I., feierte er seinen 79. Geburtstag und die Angehörigen, Angestellte, Lehrer und Lehrerinnen der vielen von ihm ins Leben gerufenen An­stalten wollten das Fest nicht ohne ein bleibendes Andenken der Verehrung und des Dankes vorüber gehen lassen. Sie ließen von R. Heck, einem ihrer früheren, langjährigen Mitarbeiter im Weinberge des Herrn, das gegenwärtig in der Kgl. Staatsgalerie ausgestellte Bild, auf welchem Vater Werner inmitten seiner Thätigkeit dargestellt ist, malen. Und so sehen wir den in seinem gottgefälligen Berufe er­grauten Mann, wie er ein armes in