412

Gefion, nämlich ein Obermatrose und 2 Matrosen in heldenmütigem Kampfe bei der Verteidigung der deut­schen Gesandtschaft in Peking gefallen.

Karlsbad, 5. Juli. In GraSlitz herrscht seit gestern ein heftiges Erdbeben. Bisher sind 60 Erdstöße in der Richtung nach Nordwesten verspürt worden.

New-Jork, 4. Juli. Der Polizei-Major von Hoboken hat gegen zwei Kapitäne von Schleppbooten die gerichtliche Verfolgung wegen Mordes eingeleitet, weil dieselben sich beim Brande der Lloyd-Dock» Unmenschlichkeiten zu Schulden kommen ließen.

Die Wirre« i« China.

Berlin, 4. Juli. Der Lokal-Anzeiger meldet aus London: Lord Salisbmy hatte gestern Mittag eine lange Conferenz mit dem chinesischen Gesandten und empfing dann nacheinander die Besuche der Bot­schafter der Großmächte. Die nächsten nach China abgehenden Dampfer sollen bereits große Mengen von KriegS-Vorräten mitnehmen. Die Meldungen von jungen Leuten zum Dienst in die Marine nehmen täglich zu. Admiral Dewey wird das General-Com- mando der amerikanischen Flotte übernehmen, wenn «S noch zu einem Kriege kommen sollte. Lihung Tschang hat einem Telegramm aus Hongkong zufolge den Commandanten eines amerikanischen Kanonen­bootes ersucht, ihn nach Tientsin zu bringen. Ein Edict befiehlt im Namen des Kaisers dis Mobilma­chung der Truppen im Bezirk Kanton. Aus Shangai wird gemeldet: Chinesischen Berichten zufolge sollen außer dem Freiherrn von Kettele» noch zwei andere Gesandten in Peking ermordet worden sein und zwar an demselben Tage. Man hegt die ernste­sten Zweifel, ob überhaupt noch Fremde in Peking am Leben sind. Prinz Tuan soll öffentlich die sämt­lichen Gesandtschaftswachen haben köpfen lassen. Die Mitglieder der Gesandtschaften sollen bereits vor circa einer Woche am Ende ihrer Kräfte gewesen sei». Die englische Gesandtschaft wurde furchtbar be­schaffen.

Berlin, 5. Juli. Nach Meldungen aus Shangai telegraphierte die deutsche Handels­kammer in Shangai an Kaiser Wilhelm, er möge die Lage nicht unterschätzen, sondern ebensoviel Soldaten hinausschicken, wie die andern Mächte. Um Tientsin finden schwere Kämpfe statt, an denen die Japaner und Russen den Löwenanteil haben. Von Peking aus rückt eine Armee gegen Tientsin vor, die bereits Lofa erreicht hat.

Berlin, 5. Juli. Der Lokal-Anzeiger meldet aus London: Nach Telegrammen aus Tschifu ist Wei-hai-wei unter Kriegrecht gestellt worden. Einer Meldung des Daily Mail-Corre­spondenten in Shangai zufolge ist die fremde Nieder­lassung von Kiau Tschou unter dem Schutze der deutschen Befestigungen durchaus sicher.

Berlin, 5. Juli. Der Lokal-Anzeiger meldet aus London: Der Vizekönig von Nanking hat -ine scharfe Proklamation gegen die Boxer erlassen, worin er sie Strolche nennt und ihre abergläubische Einbildung, die europäischen Kanonen könnten ihnen nichts anhaben, für Wahnsinn erklärt. Lihung Tschang hat ein« ähnliche Bekanntmachung gegen die fremden-feindlichen Gesellschaften ver­öffentlicht.

Berlin, 5. Juli. Der Lokal-Anzeiger meldet aus London: Nach einem Telegramm aus Shangai vom 4. Juli wurde dem deutschen Konsulat die offi­zielle Mitteilung gemacht» daß der Kaiser von China am 19. Juni sich mit Opium ver­giftet habe und gestorben sei. Die Kaiserin machte auch -inen Selbstmord-Versuch und ist wahnsinnig geworden. All« staatlichen Ge­bäude in Peking und ein großer Teil des Tsung li Damen sind niedergebrannt. 30000 Chinesen rücken von Nordosten auf Tientsin los. In Kwantun ist die Lage auch sehr ernst.

Berlin, 5. Juli. Neuerdings ist der Vor­schlag aufgetaucht, die Japaner mit der Herstellung der Ordnung in China durch die Mobilisirung der japanischen Armee von 20 bis 30,000 Mann zu be­trauen. Der National-Zeitung zufolge verhält sich die deutsche Regierung zu diesem Vorschläge neutral, hat eS jedoch abgelehnt, ihn der russischen Regierung zu unterbreite», wohl von der Voraussetzung aus­gehend, daß dabei mancherlei Jntereffen-Gegensütze zwischen Rußland und Japan in Frage kommen können.

Berlin, 5. Juli. Wie dem Kleinen Journal über London gemeldet wird, nahmen die chinesischen Bannertruppen am 2. ds. Tientsin. Bei jedem An­sturm fielen Hunderte von ihnen. Nur mit großer Anstrengung gelang eS in der folgenden Nacht, sie von der die RückzugS-Linie nach Taku bildenden Peiho- Brücke zu vertreiben. Die die Bahnstation verteidi­genden Russen wurden nach 48stündigem Kampfe zurückgeworfen. Die chinesische Artillerie beherrscht daS Fremden-Viertel, in welchem susr j-deS HauS von Kugeln durchbohrt ist. Die Chinesen halten alle Zugänge der Stadt sowie die Peiho-Ufer besitzt. Die Lage ist kritisch. ES sind bedeutende Verstärkungen notwendig.

London, 5. Juli. Wie zuverlässige Mel­dungen aus Shangai berichten sind alle Fremden in Peking ermordet und ihre Köpfe öffentlich aufgepflanzt worden. Die Lage in Tientsin wird äußerst bedenklich. Die Verbindungen dieser Stadt mit Taku sind nur noch auf dem Wasserwege möglich.

London, 5. Juli. Aus Tschifu wird ge­meldet : Sämtliche Missionare aus Monkteir im Norden von Peking find ermordet und verbrannt. Außerdem sind mehrere hundert zum Christentum bekehrte Chinesen getötet worden.

In dem »Königlich WÜrttembergischen Landes­kalender" wird seit Jahren darauf hingewiesen, daß Württembergische Staatsangehörige, welche von der Heimat aus die Thätigkeit einer äußerteutschen Be­hörde in Anspruch zu nehme» wünschen, zu diesem Zwecke die Vermittlung des WÜrttembergischen Mini­sterium» der auswärtigen Angelegenheiten mittels eines bei der zuständigen Bezirksstelle (Amtsgericht, Oberamt) anzubringrnden Gesuches umVerwendung auf diplomatischem Wege" in Anspruch nehmen oder auch unmittelbar an die im Ausland« bestehenden Kaiserlich Deutschen Konsulate (Generalkonsulate, Konsulate, Vizekonsulate) sich wenden können. ES sollte im Grunde genommen einer besonderen Be­lehrung darüber nicht bedürfen, daß die Landesange­hörigen nur in ihrem eigenen Vorteil handeln, wenn sie in ihren Angelegenheiten die einheimischen

Behörden beziehungsweise di« Deutschen Konsu­late, welchen naturgemäß die Wahrnehmung ihrer Interessen obliegt und welche zugleich auch die wünschens­werte Garantie für eine vorwurfsfreie und ersprieß­liche Sachwaltung bieten, in Anspruch nehmen. Denn so wie di« ausländischen Konsuln in Deutsch­land berufen sind, die Angelegenheiten ihrer Lands­leute und nicht diejenigen der Deutschen zu besorgen, haben ebenso andererseits dis deutschen Konsuln im Ausland ihre Landsleute zu vertreten. Nichtsdesto­weniger kommt es jedoch häufig vor, daß Württem­berg» ihre Vertretung in Erbschaftsangelegenheiten namentlich in den Vereinigten Staaten von Ame­rika nicht dem zuständigen Deutschen Konsul übertragen, und erst dann den richtigen Weg ein- schlagen, wenn sie rm Verlaufe der Angelegenheit von der Geschäftsführung des selbstgcwählten Ver­trauensmannes nicht befriedigt sind, insbesondere wenn sie hohe Vorschuß- und Gebühren-Forderungen zahlen sollen, ohne zu einem Ergebnisse zu gelangen. Allein dann ist es meistens zu spät; denn eine solche An­gelegenheit in das richtige Geleise zu bringen, ist äußerst schwierig und gelingt insbesondere bei den amerikanischen Rechtsverhältnissen sehr selten. Die Beteiligten haben es aber dann lediglich sich selbst zuzuschreiben, wenn die Sache sine für sie ungünstige Wendung genommen hat. ES kann deshalb nicht eindringlich genug davor gewarnt werden, derartige Angelegenheiten in anderer Weise, als der des Eingangs bezeichnet«», zu betreiben.

Staudeaamt Kak».

Geborene:

27. Juni- Julie Strecker, Tochter des Wilhelm Strecker, Briefträgers hier.

29. Anna Luise Wengert, Tochter des Adolf

Wengert, Strickers hier.

1. Juli. Karl Christian Talmon, Sohn des Jakob

T almon, Heizers hier.

2. Julius Karl Kays er, Sohn des Jakob

Kayser, Bandagisten hier.

Gottesdienste

am 4. Sonntag nach Trinit., 8. Juli.

Vom Turm: 335. Predigtlied: 332, Ich habe nun re. 9 Uhr: Vorm.-Predigt, Herr Dekan Roos. 1 Uhr: Christenlehre mit den Töchtern. 2 Uhr: Bibelstunde im Vereinshaus, Herr Stadtpfarrer Schmid. _

M-Llaurttiit.

U6M688lAe88t;ii2 Aiebt 68 llielü.

was als solche anaeboten wird, ist auch nur ein aus essigsaurem Kalk hergestelltes Produkt, dem vielleicht etwas Rosinenextrakt und künstliche Bouquetstoff« zu­gesetzt wurden. Wenn wirklich Wein verwendet wird, so ergiebt sich hiervon in der Verdünnung ein so mi­nimaler Gehalt (höchstens 2°/°), daß dieselbe unmög­lich als Weinessig angesehen werden kann.

U Unüböi'fsoffsn ruc sigul- u. LMlifisikpllegö. U bests Xikiilsi-Ms slÄilrß smpsolilm

Amtliche Kekauutmchimgku.

Oberamt Ealw.

Gemeinde Teiaach.

Vergebung von Kumbeiteu.

Di« zur Ausführung einer neuen Quellwaffer-Versorgung für die hiesige Gemeind« notwendigen Erd-, Maurer- und Betonierungsarbeiten sollen im Sub- miffionSwege vergeben werden. Nach den vorliegenden Plänen und Ueberschlägen betragen:

Die Erd- und Felfeusprengungsarbeite«:

für die Quellschächte und SickerungSanlagen.300..

zur Hochreferooir-Anlage. 289. 50.

für die Quellenzuleitungen. 4 880..

zu den VerteilungSrohrsträngen vom Hochreservoir nach und

innerhalb des OrtS. 2 100..

S. Die Maurer- uud Betouieruugsarbeite«: für die Quellschächte einschließlich der Steinbeugungen, Letten­schläge und Cementröhren.^ 1000..

zum Hochreservoir. 2 336..

zu den Schächteanlagen der Zu- und Verteilungsleitung . . 1445..

Summ« 12 350. 50.

Pläne. Kostenvoranschläge und AccordSbedingungen liegen auf dem Rathaus dahier zur Einsicht auf, woselbst auch die Bauoffert«, entweder für sämtliche Arbeiten, oder auch für einzeln« Teile derselben, spätestens bis zum 7. Juli L«00, abeudS « Uhr,

verschlossen, mit der Aufschrift:

Offert zu den Gemeinde-Wasserversorgungsbauten" portofrei einzureichen sind.

Am nächsten Montag, nachmittag» 2 Uhr, findet in dem RatSzimmer hier die Oeffnung der Offerte statt.

Teinach, den 3. Juli 1900.

Schultheitzeuamt.

Holzäpfel.

Aidlittge«.

Markt-Anzeige.

Durch Dekret K. Kreisregierung Ludwigsburg vom 19. Februar ds. IS. st der Bitte der hiesigen und zahlreicher benachbarter Gemeinde» um Abhaltung >on 3 Vieh- und Schweinemärkten während des Jahre» am hiesige« Platze ntsprochen worden.

Diese Märkte finden

je am dritte« Mittwoch der Mo«ate Februar und November u«d am 25. Juli (Jakobi)

iatt, zu welchen wir di« Viehbesitzer hiemit freundlichst einladen.

Der hiesige Ort, in einer fast ausschließlich Ackerbau und Viehzucht treiben- >en, für An- und Verkauf von Vieh deshalb auch besonders geeigneten Gegend »elegen, ist nur '/« Std. von der Bahnstation Ehningen im Gäu entfernt, wohin in« bequeme Fahrstraße führt; dadurch ist auch der Besuch der Märkte für veiter entfernt wohnende Käufer und Verkäufer leicht ermöglicht.

Den 2. Juli 1900.

Gemeiuderat.