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Wilhelm, König von Preußen Nr. 120, Oberst von Alberti, die Glückwünsche des Regiments Seiner Majestät dem Kaiser als dem hohen Chef desselben bei der dies­jährigen Geburtstagsfeier am 22. März persönlich überbringen soll. (St.-Anz.)

Ein Erlaß Sr. Maj. des Königs giebt den 22. März in sämtlichen Schul­anstalten des Landes schulfrei.

Das Kriegsministerium macht bekannt, daß am 31. d. Mts. von dem zum XV. Armeekorps abkommandierten 8. Infanterie- Regiment Nr. 126 das Füsilier-Bataillon von Schlettstadt nach Straßburg verlegt wird. Stuttgart, den 16. März 1876.

Stuttgart, 16. März. Eine neue der Kammer zugegangene Gesetzesvorlage hat die Abänderung des Art. 17 des Ge­setzes über Besteuerungsrechte der Amtskörperschaften und Gemein­den vom 23. Juli 1877 zum Gegenstände. Der Entwurf beschränkt die Erteilung und Ermächtigung, die Gemeindesteuern nach einem von der gesetzlichen Regel abweichen­den Beitragsverhältnisse umzulegen, auf diejenigen Gemeinden, welche schon seither von dieser Befugnis Gebrauch gemacht haben.

Ausland.

London, 17. März. Die Königin von England und der deutsche Kaiser be­glückwünschen den Zaren dafür, daß er der Verschwörung glücklich entgangen. Nach einer Wiener Depesche des Standart sind in St. Petersburg etwa 120 Personen verhaftet worden. (S. M.)

Miszellen-

Der deutsche Aäcker.

Historische Erzählung von Ludovica Hesekiel.

(Nachdruck verboten.)

(Schluß.)

In tiefer Bewegung küßte Dobel die Hand des Kronprinzen, dann sagte er ernst: Nicht in Pracht und Ehre leitet mich heim, mein königlicher Herr, laßt mich in aller Stille forschen, ob mein Weib und Kind noch leben, und mich mein zerstörtes Haus wieder aufrichten. Glaubt mir, wer zwölf Jahre Gefängnis überlebte, der fragt nichts mehr nach äußeren Ehren!"

Aber Ihr müßt doch Genugthuung haben," beharrte der Kronprinz.

Die habe ich, wenn Eure Königliche Hoheit mich mit Ihrer Gunst beehren, dann weiß man, daß ich unschuldig war. Schiebt alles auf einen Irrtum, denn, Herr, in des Herrn von Prindsen Brief ist vieles dunkel, und es thut nicht gut, solches Dunkel aufzuhellen. Es hat im Lande Dänemark lange genug böses Blut gegeben, ich will keine Genugthuung, keine Rache, nur ein friedliches Leben mit Weib nnd Kind!"

Der Mann hat Recht," flüsterte Bern- storff dem Kronprinzen zu; dem Staats­manne graute bei dem Gedanken, jene alten Geschichten könnten noch einmal aufgerührt werden,thue ihm Eure Königliche Hoheit seinen Willen!"

Es soll alles geschehen, wie Ihr wollt, Dobel," entgegnete der Kronprinz,eines kann ich Euch gleich sagen, Euer Weib lebt und Eure Tochter auch!

Dobel faltete die Hände und betete still; die beiden Herren wagten nicht, ihn zu unterbrechen. Erst nach langer Pause sagte der Kronprinz:Ich danke Euch mein Leben, Dobel, für meine Mutter und mich habt Ihr gelitten, zweier König­innen Mundbäcker seid ihr gewesen, wollt Ihr nun, da Ihr andere Genugthuung verschmäht, Eures Kronprinzen Freund werden?"

Wieder reichte er dem Gefangenen die Hand, und diesmal litt er nicht, daß er sie küßte. Dann reichte er ihm seinen Arm als Stütze, und so führte Karolinc Mathildes Sohn den deutschen Bäcker in die Freiheit zurück.

H -t-

Der Freund seines Kronprinzen ist der deutsche Bäcker wirklich geworden, nachdem er seiner Familie wieder gegeben war. Fran Marna glaubte das Glück dieser Wiedervereinigung nicht überleben zu können, als aber nach Jahresfrist Friedrich Wil­helm Dobel, der als Sekretär in die Dienste des Grafen Bernstorff getreten war, ihre Tochter Sophie heimführte, da war sie eine gar stattliche Brautmutter, und ihrem Manne hätte man die lange Kerkerhaft auch nicht mehr angesehen, wäre das weiße Haar nicht gewesen. Das plötz­liche Wiedererscheinen des deutschen Bäckers machte fast mehr Aufsehen wie einst sein Verschwinden; ruhig erklärte er jedem, er sei aus Versehen für einen andern einge­kerkert worden, ein Verbrechen habe er nie begangen, und so hoch hatte er einst in der Achtung seiner Mitbürger gestanden, daß man seinen Worten glaubte und niemand an eine Verschuldung von seiner Seite dachte. Die Gunst des Hofes trug dazu bei, ihn in den Augen von Kopen­hagen zu heben; man wußte, daß der Kronprinz, der thatsächtich die Regierung führte, oft seinen Rat einholte und, weder zu seinem noch des Landes Schaden, be­folgte. Nur die Königin Juliane Marie wich dem deutschen Bäcker aus und als sie tot war, schien diesem ein Stein vom Herzen zu fallen. In wie weit er sie für Prindsens Mitschuldige hielt oder ein Recht hatte sic dafür zu halten, darüber hat er mit seiner bekannten Verschwiegenheit nie gesprochen. Nach 12 Jahren Kerkerhaft war er wieder ein angesehener reicher, glücklicher Mann, der noch manches Enkelchen auf den Knieen wiegte. Ein kurzes Bild seines Lebens im Alter gibt die Inschrift seines Grabsteins auf einem der Kirchhöfe draußen vor den Thoren Kopenhagens. Der Stein ist wohl erhalten, er zeigt auch die Silhnuette des wackeren Mannes mit den freundlichen festen Zügen und dem steifen Zopf im Nacken. Blumen blühen auf seinem Grabe, Rot- und Weißdorn neigen sich darüber hin und in Hellem Sonnenglanze funkeln dem Besucher die Worte entgegen: Hier ruhet Johann Christoph Dobel, geboren den 8. Juli 1741, gestorben den 16. Dezember 1807, weiland Mundbäcker der Königinnen Sophie Magdalena und Karoline Mathilde. Er genoß nachher im ruhigen Bürgerstande das Glück des unermüdeten Wohlthuns und den süßen Lohn häuslicher und innerer Zufriedenheit. Sein Staub konnte eines Denkmals ent­behren, denn in dankbaren Herzen, die in

ihm einen väterlichen Wohlthäter be­weinen, hat er sich selbst ein weit schöneres errichtet, aber die Dankbarkeit konnte sich nicht versagen an seinem Grabe dm Vorübergehenden zuzurufen:

Ach, sie haben

Einen guten Mann begraben,

Und uns war er mehr!

DemBoten für Tirol" wird aus dem Lechthal berichtet:Sonntag den 27. Febr. begab sich Philomena Schwarzman,^ die Tochter des Gasthausbesitzerszum Adler" in Hochkrumbach, von dort nach dem eine Stunde entfernten Dorfe Schrecken (1260 Meter), um dem Gottesdienste bei- zuwohnen. Die Schwarzmann mochte etwa eine Wegstrecke von einer halben Stunde zurückgelegt haben, als in der Nähe des Körbersees eine kleine Lawine losbrach und das Mädchen mit in den Abgrund riß. Montag wurde die Leiche im Thale des Körberbaches aufgefunden. Der Kopf der Verschütteten war kaum mit zwei Futz Schnee bedeckt, während ein Fuß vom Schnee ganz frei war. Sehr vielen Reisen­den und Touristen, besonders den Besuchern des Widdersteins, dürfte die schöne, blühende Walserin in der originellen Tracht deS Walserthales noch in lebhafter Erinnerung stehen, zumal sie dann und wann auch Touristen bei der Besteigung des Widder­steins als Führerin begleitete.

Auflösung des Scherz-Rätsels in Nr. 43.

Spitz Affe Kater.

Einladung zum Abaunkumt

auf den

Knzthäter

für das zweite Quartal 1 8 87.

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