79. Amts-
und Auzergeölatt für dm Bezirk Halm. 75. Jahrgang.
«rfchein« Dtenbtagr, Donneritag« und Samktag«. Di» atnri><k»ng»g«bühr »«trügt im Bezirk und in nächster Umgebung S Psg. die Zeile, «etter entfernt lL Psg-
Donnerstag, den 5. Kuli 1900.
Vierteljährlicher Abonnement-vreii in der Stadt Ml. l.lo inr Han« gebracht, Mk. I. lä durch die Post bezogen im Bezirk. Außer Bezirk Mk. l. SS.
Amtliche Aekaarttmachnnge«.
K. Amtsgericht Calw.
Die Gemeinderate
werden in Gemäßheit des Erlasses vom 29. Juni 1892 aufgefordert, spätestens bis 15. ds. MtS. sämtliche Akten über die im Kalenderjahr 1899 angefaöenen Zwangsvollstreckungen in das ««bewegliche Bernrögen nebst den auf den neuesten Stand ergänzten Jahresregistern einzusenden oder zutreffendenfalls Fehlurkunde vorzulegen.
Den 2 Juli I960.
Amtsrichter Jahn.
An die Herren Grschäftsmänner
für die Anlegung der Steuerbücher.
An dieselben find heute die Formulare 8 (Liquidation) versandt worden.
Von den Herren Geschäftsmann«» sind hierüber Empfangsbescheinigungen vorzulegsn, in welchen jeder einzelne Steusrdistrikt und die für denselben bestimmten Formularien nach Bogen aufzuführen sind.
Calw, den 3. Juli. 1900.
K- Oberamt.
V o e l t e r.
Tagesneuigkeiten.
** Calw. Im ev. Männerverein hielt gestern Abend Hr. vr. Zahn einen recht interessanten Vortrag über feine Reife von Antwerpen nach Genua, die er nun schon zum drittenmal gemacht hat. Der Vortrag deckte sich darum auch einigermaßen mit dem letzten Reisebericht; doch schilderte der Redner diesmal wieder andere, neue Erlebnisse seiner Seefahrt auf der „Oldenburg". Einleitend gab er einige Notizen über die Größe, dis Geschwindigkeit, den Kohlsn- verbrauch seines ReiseschiffeS, über Sicherheitsvorkehrungen zur See, über Lotsendienst u. s. w. Sodann schilderte er die Abfahrt eines Schiffes aus dem Seehafen, die Fahrt über den Kanal, die Anfahrt in Southampton und die hier eingenommene kostbare Schiffladung, 800 Ztr. Silberwaren für die Münze in China bestimmt, welche offen, aber unter strenger Aufsicht verladen wurden. Die Fahrt um Frankreich und Spanien herum war ruhig, die Aussicht aufs Festland oft wunderschön, namentlich auf die hohen Schneeberge der Sierra Nevada in Spanien. Nach sechstägige, Fahrt landete das Schiff im Hafen von Genua. In dieser Stadt besuchte Hr. vr. Zahn auch den Friedhof der zu den schönsten Begräbnisplätzen der Welt gehört. Wahre Prachtbauten, besonders große Hallen für herrliche Denkmäler bilden hier den Anziehungspunkt für tausende Besucher Genuas. Aber auch von de» Einheimischen werden die Gräber der Ihrigen mehr besucht und bester gepflegt als dies im allgemeinen bei uns geschieht. Durch einige mitgebracht« Bilder der schönsten Grabdenkmäler Genuas erhielten die Anwesenden einen Begriff von dem uns fast befremdenden Luxus der italienischen Kirchhöfe. Herr Dekan RooS dankte dem Redner für den interessanten Vortrag. Auf nächsten Sonntag ist ein Familirn- auSflug des MännervereinL auf di« Blaiche geplant.
Hirsau. (Hauptversammlung des EchwarzwaldvereinS aml. Juli in Oberndorf.) Von allen Bezirks»»«»«» mit Ausnahme von Freudenstadt und AlpirSbach war die Versammlung von vielen Mitglied»» besucht, vom Bezirk Calw
waren anwesend die Herren Weizsäcker, Schüz und Freiherr v. Moltks.
Am Bahnhof Empfang mit Musik, Festjung- frauen in reizender Schwarzwaldtracht, Waldsträußchen «urteilend. Frühschoppen in einem Wirtschaftsgarten mit reizender Aussicht. Von 11'/- bis gegen 2 Uhr Abwicklung der Geschäfte von Seiten der Vorstehenden und des Ausschusses des Hauptvereins und der Bez- Vereine. Kassenbericht des Hauptvorstandes. Sehr anerkannt wurde, daß mehrere Bezirksvereine aus der jeweiligen AmtSkorporationSkafse jährliche Unterstützung erhalten.
Die nächste Vereinskarte umfaßt das Terrain KniebiS-Baisrsbronn. Die Mitglieder sollen künftig dem Rechner des Bezirks angeben, ob sie die Karte aufgezogen wünsche», wofür 40 zu erlegen sind.
Gemeinderat Stock mayer wurde durch Acclamation wiederum zum Vorstehenden des Vereins gewählt. Eine Centralisation des Vereins wie beim Alboerein wurde mit Stimmenmehrheit abgelehnt, jedoch soll eine einheitliche Wegbezeichnung eingeführt werden, wie dies im Odenwald rc. der Fall ist. Die Ausarbeitung dieser Längenstrecken wurde den HH. Springer, Wais und Freiherr» v. Moltke übertragen.
V o r der jeweiligen Vorberatung zur Hauptversammlung ist von den Rechnern und Schriftführern der Bezirksoereine ein Kaffen- und Jahresbericht einzusenden.
Die Hauptversammlung im Jahr 1901 wird in Horb abgehalten, im Jahr 1902 voraussichtlich in Schramberg.
Nach Abwicklung der Geschäfte wurde in einem Gasthause ein Mahl eingenommen, daL von mehr als 300 Personen beiderlei Geschlechts besucht war. Hier zeigte sich wieder in hohem Grade der Mißstand, daß sich kaum dis Hälfte der Anwesenden zum Essen angemeldet hatte, was nicht nur aus Rücksicht für die Wirtschaft, sondern auch für die Mitglieder deS Vereins hätte geschehen sollen. Fragt man vor der Versammlung : Haben Sie sich auch zum Essen angemeldet, so bekommt man häufig die Antwort: Für mich wird «S schon noch langen oder ich werde schon noch einen Platz finden. Das sind, gelinde gesagt, recht einfältige und unpraktische Ansichten.
Ein Toast löste den andern ab, nachdem an Se. Maj. den König, den Protektor des Vereins, ein Begrüßungstelegramm abgesendet war. Zwei Damen trugen in schwäbischer Mundart und Tracht je ein Gedicht vor, aber leider wegen der großen Länge des Saales für Viele unverständlich.
Nach Tisch ging ei unter Vorantritt der Musik zur Barbara-Hütte und Platz am jenseitigen Waldhang, woselbst sich die Feier zu einem größeren Volksfest gestaltete. Kanonendonner erdröhnte den Tag über von den Höhen. Für den Abend war Ball vorgesehen, für den Montag eine Fußtour.
DaS Fest war in allen seinen Teilen unter der Anordnung des Bezirksvorstehenden, Hrn. vr. Wolf sehr gut angelegt und ebenso durchgeführt. Die Stadt war gut beflaggt, die Häuser hübsch bekränzt.
Stuttgart. (Pilsener Bier.) Gestern abend war im Hotel Textor «ine größer« Anzahl Hotel- und Gasthofbesitzer, sowie Restaurateur« au« verschiedenen Städten des Landes, die Pilsener Bier
ausschenken, versammelt, um über eine „Preiserhöhung" des „Pilsener" zu beraten, da bekanntlich seit 1. d. M. ein erhöhter Zoll für dieses Gebräu zu bezahlen ist. Die Bierbrauer» sowie deren Vertreter weigern sich, den Mehraufwand aus eigener Tasche zu bezahlen; auch die Wirte können und wollen dies nicht thun. In der Versammlung wurde speziell' darauf hingewiesen, daß man bei uns das Pilsener Bier überhaupt billiger trinkt, als anderwärts; bis jetzt betrugen die Spesen 14 ^ pr. Hektol, künftig über 17 ES wurde der einstimmige Beschluß gefaßt, von nun ab eine Erhöhung von 5 --Z für '/-» Liter (0,4-- 25 -H, 0,5 ^ 30 -H) eintreten zu lassen; den Vertretern der Brauereien wurde die Verpflichtung auferlegt, künftig nur an solche Abnehmer zu liefern, die die Preise einhalten.
Freudenstadt, 2. Juli. Regierungsrat Oberamtmann BameS hier, de« am 1. Juli in den Ruhestand trat, beging an diesem Tage im Hotel zur Krone dahier im Kreis« seiner Freunde von Stadt und Bezirk seine Ab schied! fei er. Dabei wurde eine Reihe von Trinksprüchen und Toasten seine 27jährige stille, aber segensreiche Wirksamkeit gebührend gewürdigt, wofür er in bewegte» Worten seinen Dank aussprach.
Tübingen. Die durch Urteil deS Schwurgerichts vom 22. Juni wegen Mords zum Tode verurteilte LöwenwirtSwitwe Eva Maria Faas aus Liebenzell hat innerhalb der gesetzlichen Frist die Revision gegen das Urteil nicht eingelegt. Das Urteil ist hienach rechtskräftig. Wie die „Tüb. Chr." hört, soll die FaaS der königlichen Gnade empfohlen sein und auch ihrerseits durch ihren Verteidiger, Rechtsanwalt Bohnenbrrger, ein Gnadengesuch an den König gerichtet haben.
Friedrichshofen, 3. Juli. Der Aufstieg der Zepp elin'schen Luftschiffes erfolgte gestern abend um 8 Uhr. Vor demselben hielt Graf Zeppelin eine Ansprache und verrichtet« ei» Schutzgebet. Nachdem der Ballon kurze Zeit festgehaltrn wurde, stieg er rasch in die Höhe von 300 bis 400 Meter und führte verschiedene Schwenkungen aus, so daß das Publikum über den großartigen Anblick in freudige Stimmung versetzt wurde. Beim Abstieg nach etwa 20 Minuten schien an der Steuerung etwas versagt zu haben. Derselbe mußte, um nicht auf das Land zu kommen, schnell erfolgen. Unweit des Ufers bei Immenstaad sank der Ballon bezw. die beiden Gondeln auf den See. Hiebei berührt« der Ballon «inen zur Sicherung der Dampfbootschiffahrt gesetzten Pfahl, wodurch die Hüll« einen Riß erhielt. Nachdem der Floß herbeigeschafft war, wurde der Ballon auf denselben gebracht und gegen 1 Uhr morgens in die Halle zurückgeschafft. In der einen Gondel befanden sich Graf Zeppelin, Baron BafsuS, Ingenieur Burr, und in der andern Gondel Afrikareisender Eugen Wolf und Maschinist Groß. Da» Urteil geht übereinstimmend dahin, daß da» Balancieren vortrefflich ging, daß aber dir Luftschrauben noch mangelhaft funktionieren und daß die Tragkraft für diese» Riesenkörper zu gering ist. In der nächste« Zeit wird »in« Pause in den Auffahrtsversuchen »intreten, di« nach Verbesserung de» Mangelhaften wieder fortgesetzt werden. Heute reffen