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eifer die Regierungsvorlage vertreten und sich für selbe persönlich engagirt, wie in der denkwürdigen Sitzung vom 11. Jan. Förmlich beschworen hat er in seiner Rede die Oppositionsparteien, zum Heile des Vaterlandes die Vorlage ohne Einschränk­ung zu genehmigen, und wie ein roter Faden zog durch seine ganze Rede, wohl die längste, die der sonst schweigsame Mann in seinem Leben gehalten. die düstere Prophezeihung, die wir als Ueber- schrift diesem Artikel geben zu müssen glaubten :Die Ablehnung der Militär­vorlage ist der Krieg." Und dies ist auch unsere Ansicht.

(Schluß folgt.)

Miszellen.

Lin aufgefangener Brief.

Ein Erlebnis aus 1870.

(Fortsetzung.)

Monate vergingen. Ich dachte be­ständig an Hortense. oder, ich will aufrichtig sein, in den ersten Tagen beständig, später oft und zuletzt manchmal. Schließ­lich mußte ich mir gestehen, daß der alte Vicomte eigentlich ganz Recht gehabt hatte. Das kleine Abenteuer hatte in der That weniger Bedeutung, als ich mir eingeredet hatte. Gleichwohl bewahrte ich die freund­lichste und dankbarste Erinnerung an das reizende, anmutige Mädchen mit den schönen blauen Augen und freute mich immer, wenn ich der köstlichen Stunden gedachte, die ich in ihrer Nähe im Hotel Nanteuil zugebracht hatte. Eines Tages siel mir ein, ganz plötzlich und unmotiviert, daß ich in Köln meine Adresse nicht hinterlassen hatte, und daß, wenn ein Brief dort etwa für mich angekommen sei, derselbe entweder als unbestellbar zurückgeschickt sein müßte oder noch auf dem dortigen Bureau lagere. Aufs Geratewohl schrieb ich an das dortige Post-Bureau, und achtundvierzig Stunden später empfing ich in der That ein kleines, duftiges, von zarter Hand beschriebenes Couvert, das ich sofort als von Hortense herrührend erkannte. Es enthielt nur die zwei Zeilen :Meine Tante, die Schwester meines Vaters, welche, wie Sie wissen, an den Oberst von G... verheiratet ist, nimmt mich mit nach Deutschland. Ich bleibe etwa drei Wochen auf dem Gute meines Onkels Neudorf bei Swinemünde (Pommern) und würde mich freuen, Sie zu sehen.

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Paris, den 5. August 1860."

Ich Unglückseliger! Ich empfing diesen Brief Anfang Oktober. Ich war außer mir, denn diese wenigen Zeilen genügten, um mich von Neuem zu überzeugen, daß ich eigentlich doch Hortense aufrichtig liebte. Trotz des Verbots setzte ich mich sofort an den Tisch und schrieb einen unver­fänglichen Brief, in welchem ich so ge­schickt wie möglich den Sachverhalt in einer nur für sie verständlichen Umschreibung mitteilte. Ungefähr vier Wochen später empfing ich eine zwar indirekt, aber sehr beredte Antwort: in großem eleganten Couvert die Verlobungsanzeige des Fräulein Hortense de Nanteuil mit Gaston de Brouillac, Unterlieutenant im zweiund­siebzigsten Linienregiment. Es war unser

vi8-ä-vi8 bei der verhängnisvollen Qua­drille an ihrem Geburtstage. Jetzt wurde mir klar, daß ich Hortense nie ge­liebt hatte. Ich ärgerte mich sehr, aber war keineswegs unglücklich, daß dieser Herr von Brouillac, der mir unausstehlich vorkam, der Auserwählte war. Ich er­wartete keine Nachricht mehr von meiner Jugendliebe und war umsomehr erstaunt, als ich in den letzten Tagen des März des Jahres 1861 den in Aussicht gestellten Brief dennoch erhielt. Es war kein Brief, es war nur ein Satz:Sie wissen, daß man mich verheiratet hat.

H - -

Seitdem hatte ich von Hortense nichts wieder gehört. Der Fund, den ich in der aufgefangenen Post machte, war daher wohl geeignet, mich in nicht geringe Auf­regung zu versetzen. Den Namen des Onkels von Hortense hatte ich öfters in den Zeitungen gelesen, er war zum General- mojor avanciert und stand in dem Augen­blicke, da ich den Brief seines Schwagers empfing, vor den Thoren von Paris. Ich freute mich unbändig, daß mir jetzt die Gelegenheit geboten war, meiner früheren Jugendliebe einen wahren Dienst erweisen zu können. Nach einiger Ueberlegung aber (fielt ich es doch für richtiger, die Botschaft, welche mir der Zufall anver­traut hatte, vollständig zu erfüllen. Ohne sonderliche Schwierigkeiten erfuhr ich, daß Herr von Brouillac in Magdeburg interniert sei und ledig lebe; von einer Frau von Brouillac wußte man dort wenigstens nichts. Als ich das in Erfahrung gebracht hatte, begab ich mich auf den Bahnhof und nahm ein Billet nach Stettin.

(Fortsetzung folgt.',

Ein armes Knechtli in der Schweiz schickte dem Bundesrat ein Brieflein mit 3 Franks zur Befestigung der Schweizer Grenzen. In dem Brief stand ungefähr: Drei Franks ist blutwenig, wenn aber die Wohlhabenden und Reichen nach ihrem Reichtum geben und jeder nach seinen Kräften, so wirds reichen und keiner wird sich von einem Knechtli ausstechen lassen wollen. Genannt hat sich der Mann nicht, der Brief war aber so ungekünstelt, so natürlich und aus dem Herzen geschrieben, daß der Bnndesrat ihn in seiner Kanzlei unter Glas und Rahmen aufgehängt hat, so daß jedermann seine Freude daran haben kann.

fEin vorzügliches Mäusegiftj ist Chrom­gelb (chromsaures Bleioxyd), wie es als gelbe Malerfarbe, namentlich aber auch zum Anstreichen der Etiketten in Gärtnereien verwendet wird. Man überzieht 1 KZ. Roggenkörner durch Kneten mit den Händen mit einem gewöhnlichen Kleister und mengt '/i KZ Chromgelb mit 100 Z Weizenmehl darunter. In dieses Pulver wirft man die überkleisterten Körner und rührt darin so lange um, bis sie mit einer trockenen gelben Kruste überzogen sind. Die Körner sind zum Vergiften der Mäuse sehr bequem anzuwenden, da man sie leicht in die Löcher und Winkel bringen kann. Der Tod der Mäuse erfolgt sehr bald; bei Anwendung dieser Körner im Felde ist es geraten, dem Kleister etwas Leim beizusetzen, damit die Kruste fester wird.

(Ein augenblicklich wirkendes Linder- ungs- und Heilmittel bei Verbrennungen und Verbrühungen), das noch lange nicht genug gewürdigt wird, ist das Mehl, be­sonders feines Weizenmehl. Es hilft aller­dings nur dann, wenn man es sofort nach dem Unfall anwendet; in diesem Falle aber ist seine Wirkung ganz außerordent­lich. Eine Schicht Mehl, etwa messer­rückenstark auf die verbrannte Stelle ge­bracht, beseitigt nicht nur jeden Schmerz, sondern verhindert auch die Bildung von Brandblasen. Bei Abnahme der Mehl­schicht , die schon nach einer Stunde ge­schehen kann, ist kaum noch eine schwache Röte an der verletzten Stelle zu bemerken, und auch diese verschwindet in sehr kurzer Zeit, so daß nicht die geringste Spur von dem Unfall zurückbleibt.

Mittel gegen die Wildheit der Pferde beim Hufbeschlag.Nach demTier-und Menschenfreund" 1886 Nr. 5 macht ein mit ätherischem Petersilienöl benetztes Tuch, dem Pferd vor die Nüstern gehalten, das wildeste Tier zahm zum Hufbeschlag.

Distichen von Wilhelm Neuling.

Fürst Bismarck.

Sonderbar Geschick! So viele unseres

Volkes

Preisen stets was er that, tadeln stets was er thut.

Non nimi8.

Wenn man in einem fort die parlamen­tarische Wiese

Wässert, fürchte ich, wird aus der Wiese ein Sumpf.

Der Reichstag.

Vordem war er des Reiches Vorspann, heute ein Hemmschuh

Ist er uns nur auf steil aufwärts steigender Bahn.

Frage an die Wähler.

Die das Reich Euch erbarm, wie sollen den Bau sie vollenden.

Mit wurmstichigem Holz, statt des Cementes mit Sand?

15. Dezember 1886.

Gegen uns Deutsche starrt eine Welt in Waffen; doch Diese

Spinnen gelassenen Muts fort nur den eigenen Zwist.

Arithmogriph.

3 4 5 6 1 1 Ein Transportmittel. 8 2 3 Eine Luftart

3 4 5 2 1 Ein Hausthier,

5 2 7 3 Männlicher Vorname,

4 5 6 7 2 Asiatisches Reich,

2 7 2 7 2 3 Eine edle Frucht,

6 3 2 2 4 Biblischer Patriarch, 3678-3678 Amerikanisches Zucht­haus

1 2 3 3 Gefäß,

1 2 3 4 5 6 7 8 Ein altes Fest.

Goldkurs der K. Staatskaffenverwaltung vom 15. Februar 1887. 20-Frankenstücke . . . . 16 ^ 6 ^

Mt einer Beklage:

Aus den Reden des Fürsten Bismarck im preußischen Abgeordnetenhause am 2t. Januar 1887."

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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.