718
Dahinter muß ich kommen. Jede Frau hat in ihrem Leben irgend ein Abenteuer, das sie verbergen möchte; man muß es nur ausfindig machen. Wie er ihr noch immer nachgafft! Ob er sie liebt? Wenn es so wäre, würde Randal Whardale einen gefährlichen Nebenbuhler in Lord Castleford finden. Aber was würde der Graf dazu sagen, daß sein reizendes Mündel seinem Feind so hold ist?"
Lord Castleford hatte der anmutigen Gestalt Madeleine's so lange nachgeblickt, bis eine Wendung des Weges sie ihm entzog. Er gab seinem Rosse die Sporen und ritt gedankenvoll weiter.
„Welche Aehnlichkeit!" murmelte er. „War es mir doch, als sähe ich dasselbe süße, liebliche Antlitz, das mich bei Tag und Nacht heimsucht, das schöne Bild, das wiederzusehen ich mich so gesehnt habe. Indessen — es ist unmöglich, daß sie es ist. Und doch — wer kann es sonst sein?"
(Fortsetzung folgt.)
Me WetouröilkeLs.
Ein lustiges Dorfgeschichtchen, nacherzählt von Dr. Ruhe.
(Nachdruck verboten.)
Der Bauer Michel Bohnensack, welcher in der Nähe von Varel wohnt, saß eines Tages neben seiner Frau gemütlich auf dem Sofa. Frau Fiekchen strikte Strümpfe, Michel rauchte aus seiner langen Pfeife und las in irgend einer Oldenburger Zeitung. In diesem Blatte waren alle Vergnügungen aufgezählt, welche man in der Hauptstadt genießen kann.
Von Zwischenahn und dem großen See mit den Dampfschiffen, worauf das Journal besonders aufmerksam machte, hatten unsere Bauersleute schon viel gehört. Da meinte Michels Frau:
„Michel, was denkst du? Laß uns auch einmal nach Zwischenahn fahren! Das kostet ja keinen Hals, und wir können es in einem Tage abmachen."
Michel antwortete:
„Du hast Recht, Mutter. Wenn morgen klares Wetter ist, so können wir mit dem ersten Zuge abdampfen."
Das Wetter war nun am folgenden Tage prächtig, und so machten sich denn Michel und Fiekchen in aller Frühe auf und giengen nach Varel, wo sie in den Zug steigen wollten. Sie kamen rechtzeitig auf dem Vareller Bahnhofe an, traten in den Wartesaal zweiter Klasse, kauften sich jedes ein Butterbrod mit Schlackwurst und er ein Glas Bier und sie eine Tasse Kaffee. Er hatte gar nicht bemerkt, daß er sich in dem Wartesaal zweiter Klasse befand. Da fiel sein Blick zufällig auf die Bekanntmachung seitens der Eisenbahndirektion, daß den Wartesaal zweiter Klasse nur solche Leute betreten dürfen, welche ein Billet zweiter Klasse besitzen. Sofort stand er auf und kaufte zwei Billets zweiter Klasse von Varel nach Zwischenahn; er kratzte sich dabei hinter den Ohren und dachte, es wäre doch besser gewesen, wenn er in den Wartesaal dritter Klasse gegangen wäre. Die Leute vom Lande sind eben gewöhnlich sehr genau mit ihrem Gelde.
Der Zug kam an; Fiekchen stellte ihre Tasse auf den Kopf, und Mann und Frau
stiegen in das Coupo. Als dann der Schaffner kam, um die Fahrkarten zu coupieren, bemerkte Fiekchen, daß Michel keine Retourbillets genommen hatte, und weil sie eine höchst sparsame Frau war, fing sie an zu schelten:
„Du bist doch ein rechter Dummkopf, Michel, daß du keine Retourbillets gelöst hast, die sind ja viel billiger!"
Während der ganzen Fahrt brummte Fiekchen über die Billets. In Zwischenahn war es lange nicht so, wie die beiden erwartet hatten, zudem fing es an zu regnen und wollte gar nicht wieder aufhören, da dachten sie denn, daß es zu Hause noch weit besser wäre, als in Zwischenahn und fuhren deshalb bereits mit dem Mittagszug um l Uhr wieder nach Varel. Michel setzte sich in die bequemen Polster des Coupös und machte ein so vergnügtes und pfiffiges Gesicht, wenn er seine Alte ansah, als wollte er sagen: Warte nur, du alter Drachen, du sollst mir nun nichts mehr vorbrummen!"
Als der Zug schon lange im Gange war, kam unterwegs der Schaffner ins Coupö und fragte höflich:
„Darf ich mir die Retourbillets ausbitten, meine Herrschaften?"
„Ja wohl, mein Herr," entgegnete Michel Bohnensack, „hier sind zwei Retourbillets zweiter Klasse nach Varel!"
„Was, was?" schrie Fiekchen. „Jetzt hast du Retourbillets gekauft? Kerl, bist du toll?"
„Du hast ja gesagt, sie wären billiger," meinte er etwas kleinlaut.
„Doch nicht, wenn man nach Hause fährt, du Dummkopf!"
Fiekchen brummte unterwegs gar nicht, aber drei Tage sprach sie mit ihrem Dösebartel von Kerl kein Wort. Und wenn sie nun einmal wieder eine Reise machen, wer löst dann wohl die Billets? Michel nicht, aber sie, Frau Fiekchen Bohnensack.
(Zufall oder Fügung?) In einer Landstadt im nördlichen Teile Jütlands, in welcher eine sehr heftige Scharlach- und Diphtheritis-Epidemie ausgebrochcn war, hatte der Provisor der einzigen Apotheke in Abwesenheit des Besitzers den ganzen Tag über bis abends 10 Uhr unverdrossen die Kunden bedient und sich dann müde und matt zur Ruhe begeben. Kaum jedoch war er eingeschlummert, als die Nachtglocke gezogen wurde. Rasch sprang der Provisor auf, eilte hinunter und öffnete das Schiebfenster, durch welches ein Rezept hereingereicht wurde, auf dessen Fertigstellung der Ueberbringer wartete. Nach einer kleinen Viertelstunde war das Verlangte verabfolgt, und der geplagte Pharmazeut konnte sich wieder in sein Schlafzimmer begeben; doch auch jetzt war die ihm gegönnte Ruhe nur von kurzer Dauer, denn kaum war er wieder eingeschlafen, als die Nachtglocke ihn auf's Neue zur Hilfeleistung für einen erkrankten Nebenmenschen zur Pflicht hinunter rief. So ging es der Reihe nach siebenmale; kaum wieder zur Ruhe gegangen, wurde der Aermste auf's Neue hinuntergerufen, ohne daß indeß ein Wort des Verdrusses über seine Lippen gekommen wäre. Der letzte
Störer seiner Nachtruhe war ein kleiner Knabe, welcher ein Rezept auf 10 Gramm Opium-Tinktur einreichte. Schlaftrunken nahm der Provisor die wohlbekannte, an bestimmter Stelle stehende Flasche zur Hand, wog die 10 Gramm ab und händigte die Tinktur in einem Fläschchen dem kleinen Burschen ein, welcher sich schleunigst damit entfernte. Jetzt wollte der geplagte Gehilfe die Flasche wieder an ihren Ort stellen, als er sein Auge nochmals auf die Etiquette derselben warf. Allmächtiger Gott, was war das! das war nicht die Opium- Tinkturflasche, sondern eine Flasche mit Jodtinktur; sein Herr mußte am Tage die Flasche ohne sein Wissen umgestellt haben, und er hatte jetzt einen Menschen, welcher Hilfe zu bekommen hoffte, ver- giftet! Vernichtet sank der Provisor auf einen Stuhl. Er wußte weder Rat noch Hilfe; denn auf dem Rezept stand nur der einfache Name „Hansen", und wie sollte er bei der Häufigkeit dieses Namens in dunkler Nacht den richtigen herausfinden? Mit dem Schlaf des Bedauernswerten war es jetzt vorbei, und jammernd durchmaß er die Apotheke, als plötzlich wieder die Nachtglocke gezogen wurde. Ein kleiner Knabe trat an das Fenster: „Ach, Herr Provisor", sprach er weinend, „ich habe das Glas zerbrochen und habe jetzt kein Geld mehr, um ein anderes zu bezahlen." Wie freudig der Provisor aufjauchzte, wie sehr er im Herzen Gott für seine Hilfe dankte, und mit welcher Bereitwilligkeit er dem kleinen Burschen nicht nur die richtige Medizin, sondern auch noch ein hübsches Geschenk überreichte, braucht wohl kaum noch gesagt zu werden.
(Originelle Herbstanzeigc.) Der diesjährige Herbst hat bekanntlich viele Weinorte recht stiefmütterlich bedacht. So wird aus Urphar mitgeteilt, daß dort das Erträgnis so gering ist, daß es fast nicht der Mühe wert war, in die Weinberge zu gehen. Der Ortsdiener hat denn auch den Beginn des Herbstes durch Ausschellen mit folgendem Ausruf bekannt gemacht: „Morgen ist Herbst, wer vor Tagläuten 'naus geht, sieht noch nichts, und wer am nachmittag naus' geht, findet nichts."
(Boshaft.) Ein Kaufmann verbietet seinem Reisenden, Wein zu trinken, da sonst zu große Reisespesen erwachsen. Eines Tages steigt der Reisende in einer Station aus, um ein kleines Gabelfrühstück einzunehmen und verlangt u. a. ein Glas Bier. Der Kellner entschuldigt sich, daß dasselbe ausgegangen und will Wein bringen. Der Reisende hält sich jedoch strikte an das Verbot, läßt den Zug ruhig weiter fahren und depeschiert an sein Haus folgendes: „Hier kein Bier zu haben, was trinken? Drahtantwort! Mayer!"
(DieKaffeetan te.) „Du, Aennchen, weshalb nennst Du denn Frau Schulze immer „Tante," sie ist es ja gar nicht?" — „O doch, sie ist meine Kaffeetante; sie und Mama sind Kaffeeschwestern, hat der Papa gesagt."
Auflösung der Charade in Nr. 177.
Rathaus. Hausrat.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh m Neuenbürg.
A
Nr. ,
Erscheint im Bezi
ii
Am
werden ! Feld un sammenkl schule; st dem Revi 8 Spatei
über die 14.5 Kbr und 25 s Sc
in der K von (
(7
r.
im Lamm
werden b von außei alte Thür kauft.
Den l
Schrei
Aus d fried Eitel Freite in der Wi hausgasfe! lich verstei
40 Z< schieden es
Schrein, Den 6