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schlage hiefür genehmigt wurden. Die Bausumme ist zu 246300 angenommen. Auch hat die bürgerliche Vertretung der Uebernahme der Kunstgewerbeschule durch den Staat zugestimmt.
Württemberg.
Aus Stuttgart wird geschrieben: Es wird als ein sehr günstiges Zeichen des Gesundheitszustandes des Königs angesehen, daß derselbe an dem abgehaltenen Hofball Teil nahm. Seit mehreren Jahren hatte der König den Hofbällen nicht mehr beigewohnt. — In ca. 14 Tagen verläßt der König die Residenz wieder, um den Winter in einer südlich gelegenen Gegend zuzubringen.
Durch Beschluß der K. Regierung für den Schwarzwaldkreis vom 2. Nov. d. I. ist die Wahl des approbierten Arztes Dr. Julius Lütje von Hamburg zum Stadtarzt von Liebenzell, Oberamts Calw, bestätigt worden.
Der Ausschuß des ärztlichen Landesvereins hat sämtliche württembergische Aerzte benachrichtigt, daß er nächster Tage an das K. Ministerium des Innern eine Eingabe, welche die Stellung der Aerzte zu dem Ministerialerlaß betreffend die Verhältnisse der Krankenkassen zu den Aerzten eingehend darlegt, absenden wird. Dieselben werden deshalb gebeten, bindende Abmachungen mit Krankenkassen, in so weit solche Anstellungen als Kassenärzte mit Aversalentschädigungen bezwecken, vor Eingang des Bescheides des Ministeriums auf die Eingabe zu unterlassen.
Bei Eröffnung der Bahn Freuden- stadt - Wolfach in Gegenwart der Minister Mittnacht und Ellstätter brachte beim Frühstück in Haus ach Mittnacht auf den Großherzog von Baden einen Toast aus.
Gstuttgart, 4. Nov. Die festliche Eröffnung der neuen Kinzigthalbahn hat gestern bei prachtvollem Wetter stattgefunden. Um 7.45 morgens setzte sich der Festzug von hier aus in Bewegung und kam 10.2 in Freudenstadt an. In Freudenstadt selbst und von da auf allen Stationen bis zum bad. Bahnhof Hausach waren die Bahnhöfe im schönsten Schmuck und wurden die HH- Minister und ihre Begleitung von der Bevölkerung feierlichst und herzl'ichst begrüßt. Bei der Rückkehr nach Freudenstadt brachte der bad. Hr. Präsident des Finanzministeriums Geh.- Rat Ellstätter unter Hervorhebung der freundnachbarlichen Beziehungen das Hoch auf Seine Maj. König Karl aus.
Der „Staatsanz." vom 4. Nov. gibt eine das Wesentlichste umfassende Beschreibung der Kinzig thalbahn Freudenstadt—Schiltach—Wolfach, mit welcher ein wichtiges Verbindungsglied der Eisenbahnnetze von Württemberg und Baden geschaffen und einem der schönsten Teile des Schwarzwaldes ein direkter Verkehr nach dem Rheinthale eröffnet ist.
Schwann, 4. Nov. Im Hausgarten des Seifensieder Iäck befanden sich bis vor einigen Tagen als zweite Frucht dieses Jahres reife Zwetschgen.
Stuttgart, 30. Oktober. (Kartoffel- und Krautmarkt.) Leonhardsplatz: 400 Säcke Kartoffeln ä 2 ^ 70 Pf. bis 3 -4L
— Pf. pr. Zentner. Marktplatz: 4000 Stück Filderkraut ä 10 bis 12 -4L Pr. 100 Stück.
Miöstllen.
Heheimnisse.
(Fortsetzung.)
Als Effin nun heranwuchs, setzte es sich der alte Tarrant in den Kopf, daß sie eine feine Dame werden müsse, und er sandte sie auf eines der fasiouabelsten Institute Edinburgs. Sie ging, und ich gab meine Idee mit der parlamentarischen Carriere aus den Dir bekannten Gründen auf, reiste nach London und vergaß Effin, als hätte ich sie nie gekannt.
Drei Jahre darauf kam ich der Jagd wegen wieder einmal her und schleuderte zu Tarrant hinüber. Es war an einem Hellen, sonnigen Septembernachmittag. Tarrant und seine Dienstboten mußten draußen auf den Feldern sein — denn der Platz war wie ausgestorben. Nachdem ich mit meinem Stocke au die Thür geklopft hatte, ohne Antwort zu erhalten, ging ich um das Haus nach den Ställen. Als ich um die Ecke bog, erblickte ich plötzlich ei» junges Mädchen in einfacher, aber eleganter Toilette, welche Ranken von Jelängerjelieber an die Wand befestigte, von wo sie der Wind heruntergeweht haben mochte. Die Stellung der jungen Dame war ganz geeignet, ihre reizende Gestalt in das beste Licht zu setzen. Die Aermel ihres Kleides waren zurückgeflogen und ließen ihre weißen runden Arme frei, ihr Kopf war zurückgeworfen, und ich dachte eben verwundert darüber nach, wer in aller Welt den alten Tarrant hier besuchen würde, als sie über die Schultern blickte und ich Effin erkannte.
Als sie mich sah, fuhr sie heftig zusammen, daß sie große Ranken Jelängerjelieber herunterriß, die über sie fallend ihr Kopf und Schultern bedeckten. Sie errötete vor Verlegenheit, und ich war nicht faul, und eilte hinzu, ihr beizustehen. Du weißt, einem hübschen Gesicht gegenüber war ich immer ein schwacher Narr. Darüber errötete sie nun tiefer und tiefer und bei meinem Leben, ich sah noch nie eine reizendere Verlegenheit.
Ich beruhigte sie dadurch ein wenig, daß ich sie meine kleine Spielgefährtin nannte, zerstörte aber diese gute Wirkung bald durch meine Schmeichelei über ihre Schönheit. Endlich gab ich sie wieder frei und bestand nur noch auf einem Kuß zur Belohnung für meine Mühe. Sie errötete, lachte, wurde wieder scheu und schüttelte den Kopf; ich aber faßte ihre beiden Hände und nahm, was sie mir versagte. Darüber brach sie in Thränen aus. Ich bat sie um Verzeihung und schwor, daß ich es mir nie vergeben würde, sie beleidigt zu haben.
„O, Herr Whardale, ich weine nicht deshalb", sagte sie mit entzückender Unschuld, indem sie ihr Gesicht abwandtc. „Wie könnte ich böse sein auf Sie, der Sie immer so gut und freundlich gegen mich waren. Ich — ja, ich bin so thöricht, ich weiß selbst nicht, warum ich . . . ."
„Ich war schlau genug, den Grund zu vermuten", fuhr Whardale nach kurzem
Lachen fort, „und um meine Vermutung zur Gewißheit zu machen, suchte ich den alten Tarrant nicht auf, sondern zog es vor, seiner Tochter beim Aufbinden der Geisblattranken behilflich zu sein, und"
„Einen Augenblick, Whardale," unterbrach ihn sein Freund; „Kürze ist des Witzes Seele, besonders bei Liebesgeschichten, die den Zuhörer nicht beteiligen. Ich kam, mir schon denken, daß Effin Tarrant Dich liebte."
„So war's. Später gestand sie mir, daß sie es schon als Kind gethan. Ihre Liebe hatte ich gewonnen, aber ich sah wohl, daß sie mir niemals ihre Ehre opfern würde. Ich durfte nicht einmal wagen, darauf anzuspielen, denn sie würde mich auf ewig gemieden haben."
„Warum verließest Du sie nicht?"
„Sie verlassen — o, eine Kleinigkeit hinderte mich daran."
„Und was?" fragte Eskell.
„Ich war mit meiner Verliebheit jo weit geraten, um mir selbst einzureden, daß ich ohne Effin nicht mehr leben könne. Ich sagte mir, daß sie mir wohlgefiel, daß ich doch eines Tages heiraten müsse, und daß mir eine Salondame mit ihren pre- tentiösen Manieren ein für alle mal unausstehlich sein würde."
„Du hast also von Anfang an eine Heirat mit ihr für eine Möglichkeit gehalten."
„Durchaus nicht. Ich redete mir das gelegentlich so vor, wenn ich einsah, das es das einzige Mittel war, sie zu erlangen. Und ich würde den Wahnsinn auch nicht begangen haben, wenn nicht plötzlich ei» Nebenbuhler aufgetaucht wäre — ei« Dummkopf ihres eigenen Standes. Namens John Upshar. Der alte Tarrant drang in seine Tochter, ihn zu heiraten. Z» Thränen gebadet, kam sie zu mir. Sik traf mich in einer verwünscht weiche» Stimmung. Meine Eifersucht wollte e- nicht dulden, mich von einem Bauern verdrängen zu lassen. Ich schwur, daß seine Lippen den Mund nicht berühren dürften, den ich geküßt. Außerdem kitzelte mich dkl Gedanke, wie sehr es meinen Onkel kränk« würde, wenn er erführe, daß ich ein Landmädchen geheiratet hätte. Und so traf st denn eines Tages mit Effin in Edinburz zusammen, wo sie vorgeblich ein pc»: Freundinnen besuchen wollte, heiratete st dort nach schottischem Gesetz und hak mich damit für immer unglücklich gemacht.'
(Fortsetzung folgt.)
Vom 3. November 1886 bis 28. Fell 1887 wird zufolge Entschließung des L Ministeriums der auswärtigen Angelege»- heiten, Abteilung für die Verkehrsanstalt!« vom 28. Oktober 1886 an Werktagen m Lokalzug mit Personen-Wagen III. K> ausgeführt, mit
Abg. in Neuenbürg 7.15 vorm.
„ „ Birkenfeld 7.28 „
„ „ Brötzingen 7.34 „
Ank. in Pforzhesm 7.40 „
Der Zug hält beim Bahnwärterha«- Nr. 11 zwischen Neuenbürg u. Birke»- feld nach Bedarf an.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.