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singen, oftmals nicht wissen mögen, wer ihr Verfasser gewesen. Gleich dem wirk­lichen und echten Volksliede haben sie sich fortgepflanzt, ohne daß man viel nach ihrem Urheber gefragt hätte, und das ist nicht der geringste Ruhm Kerners, daß er so ganz jenen Ton zu treffen wußte, in den die Regungen der Volksseele aus­klingen.Preisend mit viel schönen Reden ihrer Länder Wert und Zahl" wer hätte diese Lobpreisung der Unterthanen- treue nicht oft und gern gesungen, und wie viele sind es, die da wissen, daß Justinus Kerner sie gedichtet? So geht es mit den meisten seiner Lieder; hat doch s. Z. selbst Arnim von Brentano, der wahrlich bewandert war in den Ueber- lieferungen der Volkspoesie, ein Lied Kerners für ein älteres Volkslied ge­nommen. Schlagend und kurz sind Kerners Lieder, hier getränkt mit frischem, kernigen Humor, dort voll tiefen Gefühls und oft nicht ohne schwermütigen Ernst. Ihr Dichter war eine einfache, durchaus religiöse Natur, aber nicht frei von Grübelei; so erklärt es sich auch, daß, als sein Beruf als Arzt ihn auffällige Erscheinungen des Magnetismus hatte erscheinen lassen, er dazu gelangte, das Eingreifen der Geister­welt in die irdische zu behaupten und in mehreren Schriften zu behandeln. Seine Geschichte zweier Somnambulen", seine Seherin von Prevorst" u. a. verdanken ihre Entstehung dieser Neigung zum Dämonismus, die um so auffälliger ist bei einem Manne von sonst freiem und energischem Geiste. Er selbst hat über jene Auswüchse seiner Phantasie gelegent­lich gespottet und sich lächerlich gemacht, namentlich in dem absonderlichen Drama Der Bärenräuter im Salzbade.

(Schluß folgt.)

Stuttgart. 11. Septbr. (Kartoffel- Obst- und Krautmarkt.) Leonhardsplatz: 500 Säcke Kartoffeln ä 2 ^ Pf- bis 2 60 Pf. pr. Zentner. Wilhelmsplatz:

200 Säcke Mostvbst ä 6 vlL Pf- bis 6 50 pr. Zentner. Marktplatz:

1000 Stück Filderkraut ü 15 bis 20 c4L pr. 100 Stück.

O e st e r r e i ch.

(Brückeneinsturz) Nach Wien ist die Meldung gelangt, daß die Kettenbrücke über die Ostrawitza bei Mährisch-Ostrau in dem Augenblick eingestürzt sei, als eine Escadrvn Ulanen dieselbe passieren wollte. Bisher sind 7 Tode, darunter 1 Ulan, und 8 Verwundete aus dem Wasser herausgezogcn worden.

A u s t a n d.

Butterfälschung in Gent. In Gent wurde am 11. d. Mts. der Butter­markt plötzlich von der Polizei überfallen, die nicht weniger als 2000 Kilo Butter als gefälscht befand, und 200 bäuerliche Verkäufer, ehe sie davonlaufen konnten, festnahm.

Aus Newyork, 14. d. wird dem Extrablatt telegraphiert: Ein gräßliches Eisenbahnunglück hat sich gestern bei Silverceak in Nordamerika ereignet. Ein Bergnügungszug, der von Eric nach dem Niagarafall ging, stieß bei Silverceak mit einem Güterzug zusammen. Die Zerstör­

ung war fürchterlich. Der Rauchwagen war vollständig zertrümmert, alle Insassen desselben, 13 an der Zahl, sind getötet worden. Die übrigen Wagen wurden ebenfalls stark beschädigt, man zog über 100 Schwerverwundete aus den Trümmern hervor. Der größte Teil der Ladung des Güterzugs wurde vollkommen zerstört.

Miszellen.

Des Hinkenden Boten untrügliche Wetterregeln für jeden Monat des Jahres. Januar.

Wenn alle Brunnen eingefroren,

Hast du noch Wein, ist nichts verloren. Februar.

Giebt's im Februar Schnee und Reif, Werden dem Bauern die Finger steif. März.

Scheint im März die Sonne heiß,

Geht kein Fuchs mehr übers Eis.

April.

Jst's an Georgi still und klar Wird's mehr so sein im ganzen Jahr. Mai.

Wenn am Pfingstsonntag trillert die Lerche, Gehen der Haus u. sein Weib in die Kerche. Juni.

Hat Margarit keinen Sonnenschein,

So wird's bei Tag schon duster sein. Juli.

Wenn's am Ersten donnert und blitzt, Das Jahr gerad in der Mitte sitzt.

A u g u st.

Kriecht im August der Dachs nicht zu Tag, So ist's, weil er nicht schwitzen mag.

September.

Im September neuer Wein Soll auch nicht zu verachten sein. Oktober.

Stürmt und wettert's im Oktober,

Heißt man ihn mit Recht denTober". November.

Wenn's im November auch noch nicht schneit. Ist der Winter doch nicht mehr weit. Dezember.

Wenn sein Ende warm oder kalt,

So ist das Jahr zwölf Monat alt.

(Oloria. muncli.) DieNass. Ztg." schreibt aus Wiesbaden: Seine Hohen der Ex-Khedive Jsmael Pascha von Egypten mit kleinem Gefolge speiste gestern im Kursaal zu Nacht. Der Fürst sah recht gut aus und schien sich in dem bunten Treiben, das namentlich in der Nähe der Restaurationssäle herrschte, gar wohl zu gefallen. Der vor ihm stehende Rhein­wein er trug die EtiquetteWilhelm;" erinnerte uns an die Glanzperiode der Regierung des Khedive's, an die Tage der Eröffnung des Suezkanals, da unser Kron­prinz mit dem feinsten Rauenthalcr auf das Wohl der schönen Kaiserin Eugenic von Frankreich toastierte und der Vice- könig von Egypten dem Hause Wilhelmj, dessen Weine in Kairo die beliebtesten, durch höchsteigenes Handschreiben den Titel einesHoflieferanten" verlieh. Der Vice- könig hat sein Reich verlassen müssen, ist Privatmann geworden; die einst mächtige Kaiserin Engenie, ebenfalls vom Throne verstoßen, hat ihre ganze Familie im Exil sterben sehen und lebt jetzt als bescheidene, einsame, nicht beachtete Dame in England.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neu

8ie trausit gloria. mnnäi! In Ruhm ! und Glanz geblieben, ja noch gesteigert an j Ansehen, ist aus jenen Zeiten der Suez- ! festlichkeiten einzig Das, was damals ' Deutschland gesandt: sein heldenhafter, i sieggekrönter, allverehrter Kronprinz und ! die edelsten Erzeugnisse des deutschen ) Bodens, die poesiereichen, ewig jugendlichen Rheinweine. I

(Die wievielte Kugel trifft?) Die Be- ! antwortung dieser Frage kann selbstredend I« auf vollkommene Genauigkeit keinen An- j spruch erheben, denn von deutscher Seite j wird der Verbrauch an Gewehrkugeln zwar s auf rund 20 Millionen im deutsch-franzö­sischen Kriege beziffert, aber die ganze An­zahl ist nicht verschossen worden. Der t Vorrat, den Tote, Verwundete und Ge- : fangene noch bei sich hatten, wurde zwar ! verbraucht, aber nicht verschossen, und den- ! noch muß diese Zahl mit in Rechnung ^ gebracht werden. Die Franzosen hatten b einen Verlust von 140 000 Manu an Totenst und Verwundeten, hiernach wäre also jede ! 143ste deutsche Gewehrkugel ein Treffer, : und da man auf 6 Verwundete durch- , schnittlich einen Toten rechnet, so ist von ^ 858 Gewehrkugeln nur eine einzige töt- !! lich gewesen. Und zieht man ferner noch ) in Erwägung, daß in der Verlustzahl die ! vom Artilleriefeuer Getöteten einbegriffen lind, so wird man nicht fehlgehen, wenn, man annimmt, daß im Kriege immer nur i die tausendste Kugel tötet. ^

Lebensregel. s

Quälen dich Sorgen:

Hoffe auf Morgen; >'

Lacht dir das Glück: j

Denke zurück. -

EjMm- M AdllUMkllt

auf den

Knzthaler

für das vierte Quartal 1886 . !

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nbürg. i