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wörtlich, wie wenn ihm Fahrlässigkeit zur Laß fiele. Verübt ein bemittelte- Kind unter 7 Jahren oder ein Geisteskranker einen Schaden bei einem armen Mann, so müssen dieselben aus ihrem Vermögen den Schaden ersetzen. Ebenso haben die Elter» den Schaden der Kinder zu ersetzen, wenn letztere nicht genügend beaufsichtigt waren. Zum Schluß erläuterte der Redner noch eine ganze Reihe interessanter und im Leben häufig vorkommender Spezialfälle und beantwortete sodann die an ihn gestellten Anfgagen. Hr. Oberamtspfleger Fechter dankte dem Redner für dis interessanten Ausführungen, worauf di« Versammlung sich zum Zeichen des Einverständnisses von den Sitzen erhob. — Der nächste Vortrag über das Sachenrecht findet am Sonntag, den 24. Juni statt; cs folgen im ganzen noch 3 Vorträge.
* Calw, 13. Juni. Der Neueinrichtung des Gaswerks und der Korrektur der Alt« burger Steige folgt in diesim Jahr noch die Erweiterung des Wasserwerks. Dem im letzten Sommer fühlbar gewordenen Wassermangel wird dadurch abgeholfen werden, daß die bekannt vorzügliche Quelle des BischoffbrunnrnS der Wasserleitung eingefügt wird. Zu dem Zweck wird bei dem Brünnele eine Pumpstation gebaut werden. Es wird ein öpferdiger Motor ausgestellt werden, der durch GaS getrieben wird. Die Pumpe soll in der Sekunde 10 I Wasser heben. Das Wasser wird je nach Bedarf in die schon bestehenden Leitungen gebracht werden. Die Ausführung der maschinellen Anlagen, welche 7000 erfordern, wurde der Firma Gebrüder Körting in Hannover übertragen. Die Kosten des ganzen Werkes werden sich auf ca. 12000 Mark belaufen. In 2—3 Monaten soll das Pumpwerk in Betrieb gesetzt werden können. Die Erweiterung deS Wasserwerkes wird die Stadt auf viele Jahre hinaus reichlich mit W-sier versehen, so daß kein Wassermangel mehr zu befürchten sem wird.
Calw. (Bahnverkehr.) Am Donnerstag den 14. Juni 1900 (Fr onle ichnamsfest) werden die nachstehenden, sonst nur an Sonn- und Feiertagen verkehrenden Personrnzüge au?geführt werden:
Personenzug 972 Wildbad—Pforzheim Wildbad ab 6°° Nm.
Pforzheim an 7" Nm.
Personenzug 976 Calw—Pforzheim Calw ab 7^ Nur.
Pforzheim an 8" Nm.
Calw, 13. Juni. (Viehmarkt). Der heutige Markt war ziemlich stark befahren. ES waren zugebracht 403 Stck. Rindvieh, 15 Pferde, 33 Körbe Milchschweine und 102 Stck. Läufer. Der Handel in Rindvieh war nicht besonders belebt. Die Aussichten auf die heurige Futterernte ließen manchen vom Kauf abstrhsn. Auf dem Schweinemarkt lösten Milchschweine 16—18 und Läufer 30—70 ^ pro Paar.
Calw. Wie aus dem heutigen Inseratenteil ersichtlich, wird auch dieses Jahr der Württem - bergische Obstbauverein seine „Centralvermittlungsstelle für Obstverwertung" in Stuttgart Eßlingrrstraße 15 II. zum Kauf und Verkauf von Obst jedermann u n - entgeltlich zur Verfügung stellen und wollen wir nicht verfehlen, unsere Leser auf dieses sich so vorzüglich bewährte gemeinnützige Institut ganz besonders aufmerksam zu machen.
Z> Liebenzell. Am Mittwoch, den 20. Juni, vorm. 9 Uhr, beginnt vor dem Schwurgericht zu Tübingen im Wiederaufnahmsverfahren die Hauptverhandlung gegen di» aufs neue des Gattenmordes beschuldigte 33 Jahre alte Ev« Marie geb. Hoffman» von Gleiszellen, frühere Ehefrau des Karl FaaS, nunmehr gerichtlich geschiedene Buchmann. Die Verhandlung wird 4 Tage dauern. Es sind ca. 40 Zeugen und mehrere Sachverständige geladen.
Rottweil. Der 66 Jahre alte Bauer und Jäger Josef Weinmann von Weilen u./R, OA. Spaichingen, welcher am 3. Mai d. I. seinen Sohn erschossen und seine Söhnerin zu erschießen versucht hat, hat sich in der Nacht vom 10./11. Juni im Untersuchungsgefängnis erhängt. Derselbe erhielt am 9. Juni di« Anklageschrift, in welcher die Eröffnung de« HauplverfahrrnS wegen eines Verbrechens des vollendeten und des versuchten Totschlag- vor dem Schwurgericht gegen ihn beantragt war, zugestellt; hierauf wurde r, unruhig, jammerte einem Mitgefangenen gegenüber darüber, daß e, „jetzt um den
Kopf komme", erzählte demselben, daß er vor Jahren hier im GefängniShofe die Hinrichtung eines Italieners mitangesehen habe, und knüpfte sich an zwei Sacklüchern am Fenstergitter seiner Zelle auf, während sein Mitgefangener schlief. Weinmann führte als Jäger, der sein Ziel nicht leicht verfehlte, den Beinamen „Bolzabub".
Friedrichshafen, 10. Juni. Der Aufstieg des Z-pprlin'schen Luftschiffes findet in der letzten Woche dieses MonatS statt.
Frankfurt a. M.» 9. Juni. Der Wirt Alfred Hritzmann, jetzt in EmS, stand heute, wie die „Frkf. Ztg" berichtet, vor der Strafkammer, weil er im vorigen Sommer allerlei Gerüchte über den Erbprinzen von Wied verbreitet hatte. Er erzählt«, der Prinz, der als Leutnant bei den Garde-Ulanen steht, habe im Klub der Harmlosen Millionen verspielt u. s. w. Alle die Gerüchte erwiesen sich in der Gerichtsverhandlung als reine Erfindung ohne dengeringsten t h a t s ä ch l i ch e n H i n t e r- grund. Der Wirt hatte den Prinzen wiederholt um Verzeihung gebeten und dies auch heute wieder gethan, weshalb das Gericht von einer Gefängnisstrafe absah und ihn zu einer Geldstrafe von 600 verurteilte.
Schöllkrippen. Der „Würzburger Generalanzeiger" schreibt in Nr. 112: Die 87jährige bekannte Besitzerin des altrenomierten hiesigen Gasthaus zum „Grünen Baum", Katharina Schulter, wollte dieser Tage vor dem Schlafengehen einen Trunk Zwetschgenschnopps nehmen. Sie verwechselte in der Dunkelheit die Flasche und trank unverdünnte Essigessenz. Unter furchtbaren Schmerzen starb sie nach wenigen Stunden. Das kgl. Bezuksamt Alzenau sah sich auf Grund dieses VorkcmmmfseS veranlaßt, den Verkäufern von Essigessenz zur Auslage zu machen, daß sie ihre Konsumenten auf die Gefahr des Genusses unverdünnter Essigessenzen jeweilig aufmerksam machen. Den Konsumenten wurde anerrpfvhlen, niemals mehr Essigessenz anzukaufen, als sie augenblicklich benötigen.
Berlin, 11. Juni. Die Nachrichten aus dem Aufruhrgebirtr in Nord-China lauten immer bedrohlicher und es scheint, daß die Einigkeit der Mächte aus diesem Anlaß eine politische Probe zu bestehen haben wird, denn di« Aufgaben, die ihnen dort erwachsen, werden sich nicht lange mehr, wie es bisher geschehen ist, als polizeilich« Aufgaben zum Schutz der Fremden behandeln lassen, den die Mächte selbst übernehmen müssen, weil die chinesische Regierung dazu nicht fähig oder, was wohl richtiger ist, nicht willig ist. Da man von hier aus nicht übersehen kann, in welcher Weise die vorhandenen deutschen Streitkräfte im einzelnen Falle zu verwenden sind, sind, wie die «Frkf. Ztg." erfährt, dem Chef des Kreuzergeschwaders, Vizeadmiral Ben bemann, bestimmte Instruktionen noch nicht zugegangen. Er hat nur den allgemeinen Auftrag, zur Bekämpfung der Aufruhrbewegung in geeigneter Weise mitzuwirken und in möglichster Uebereinstimmung mit den Befehlshabern der andern Mächte.
Berlin, 12. Juni. In dem Streit der Berliner Straßenbahn-Angestellten mit der Direktion hat gestern Oberbürgermeister Kirschner abermals die Vermittlung übernommen. Vor der heutigen Versammlung der Angestellten wird Oberbürgermeister Kirschner den Vertrauensmännern der Angestellten über eine heute mit der Direktion stattgehabten Konferenz Mitteilung machen.
Wien, 12. Juni. Einem Redakteur der Neuen Freien Presse gegenüber äußerte sich der hier eingetroffene österreichische Gesandte in Peking über die Situation, daß nach seiner Ansicht der jetzige Boxer-Aufstand hauptsächlich gegen die chinesischen Christen nicht aber gegen die Regierung und die Dynastie und die Europäer gerichtet sei. Nach hier eingegangenen Pekinger Meldungen haben 5000 Russen mit 10 Kanonen den Vormarsch nach Peking angetreten.
Paris, 12. Juni. Di« Morgenblätter melden aus Petersburg: Eine halbamtliche Note berichtet über das Zustandekommen eine- Einvernehmens zwischen der russischen Regierung und den übrigen Großmächten, wonach Rußland 6000 Mann russischer Truppen von Port Arthur nach Tientsin entsendet. Diese Truppen sollen von Tientsin sofort auf Peking laSmarschieren.
Der Krieg irr Südafrika.
Berlin, 12. Juni. Da- Berliner Tagblatt meldet aus London: Eine gestern von Rhenoster River
eingetrrffsne unklar« amtliche Depesche vom 8. ds. über die Vorgänge bei dcr Zerstörung der Eisenbahn durch die Buren bei Roodevaal wird vom Kriegsamt dahin ausgelegt, daß die Buren ein ganzes Bataillon des 4. Derbyshire-Regiment bis auf 6 Mann gefangen nahmen. Auf englischer Seite blieben 2 Offiziere tot und 7 verwundet. — Offiziell wird aus Blöm- fontein vom Sonntag gemeldet: Lord Methuen mit dem größeren Teile seiner Truppen befand sich heute früh im Gefecht 10 Meilen südlich von Heilbronn» wo General Colville sich mit der Hochländer-Brigade befand. Methuen verließ Lmdsty am 5. ds. mit Vorräten für sich selbst und General Colville. Er ließ den Oberst Pag-t mit genügenden Streilkräften in Liadley zurück. General K-lly Kenry hat dem Oberst Knvx befohlen, auf die Vorpvstrn des Feindes zu drücken in der Meinung, daß die Stärke des Feindes übertrieben sei. Im Süden ist alles ruhig, im Norden von Kronstadt sind dagegen die Verbindungen seit dem 6. Ls. abgeschnittsn.
Berlin, 12. Juni. Vom Kriegsschauplätze wird der „Voss Ztg." aus London telegraphiert: Daily Expreß meldet nach Drathungen aus Buren- qurllen zwei britische Niederlagen, eine bei Donker- poort, 10 Meilen nördlich von Noroalspont, wo die Engländer angeblich in beträchtliche Verluste gesetzt worden sind, die andere bei Vredefort, wo die Engländer mit eincm Verluste von 750 Toten und Verwundeten sowie l50 Gefangenen zurückgeschlagen worden sind. Die Buren erbeutete» eine große Menge Lyddit-Bomben, welche sie zerstörten. Dcwett stieß nach der Vereeniging vor. Die Eisenbahnlinie ist zerstört. Die letztere Ni.-derlage ist wahrscheinlich identisch mit der von Rondeval, wo ein englisches N-omanri-Bataillon in die Gefangenschaft der Buren geriet.
London, 12. Juni General Bull er meldet, daß er in der letzten Nacht CharleStown erobert habe. Die Buren leisteten energischen Widerstand, die Verluste der Engländer sind schwer.
— Auf dir weiblichen Belucher der Pariser Weltausstellung wird k.i-.r Ausstellungsobjekt größere Anziehungskraft auSüben, cls LaS Palais duCostume, die Schöpfung dcS berühmten Damenschneiders Febx — Im Verein mit einer Gesellschaft ron Kapitalisten hat Felix — „der unvergleichliche Felix", wie ihn seine Ver.hrerinnen nennen — einen Modepolast geschaffen, der alles, was bisher da war, in den Schalten stellt. Die nationalen Frauenkoflüme aller Zeiten von der byzantinischen Kaiserin Theodora bis auf unsere Tage sind dort in den kostbarsten echten Exemplaren an Wachsfiguren zur Schau gestellt, während die Mode von heut — oder vielmehr die „Mode von morgen" — sich den neiderfüllten Blicken der Besucherinnen an den el-ganten Gestalten der schönsten „Probierdamen" Frankr-ichS präsentirt. Daß die Ccmpagnie Fel'x glänzende Geschäfts machen wird, darüber ist kein Zweifel möglich. Aber die zur Schaffung dieses Modeparadiescs aufgewendeten Mittel waren auch recht bedeutende. Des Kapital der Co- stume-Gesellschaft beträgt 4 Millionen Francs, von denen 800,000 FcS. allein auf die Platzmiete entfallen. Das Palais du Costume dürfte neben der Rue des Nations und der Stufenbahn den Clou der Ausstellung bilden. (Mitgeteilt vom Internationale« Patentburkau Carl Fr. Reichelt, Berlin6).
Wochenbericht der ZentralVermitlkrmgssteLe für Hbstverwertrmg in Stuttgart.
Die Kirschenernte in Württemberg hat begönnern ES liegen bei uns folgende Berichte vor: „Strümpfel- bach rm Remsthal 11. Juni- Erträgnis geschätzt auf 3000 Ztr. Ware in jeder Beziehung preiswürdig; darunter sehr viele Strähleskirschen. Die Hauptreife tritt Ende dieser Woche ein." Geradstetten im RemSthal, 11- Juni: Die Kirschenernte liefert einen reichlichen und schönen Ertrag namentlich in Frühsorten. Quantum etwa 2000 Ztr. „O b c r tü r kh eim - Die Ernte beginnt jetzt mit den Frühkirschen und dauert 3—4 Wochen. Quantum etwa 200 Ztr. Ferner liegen bei uns Angebote vor in Stachelbeeren und Prestlingen."
ArAaruetril.
Vier Leillv brsuoki
RoLenstsiner Leiäen'lvsdörsi I«ot2S.
Nokonslsiii-Lrnstltisl, 8 ».
Orössts Fabrik von Seiäenstocksn in Laobssn.
kömxliclier, Kronlierroxlikber »nii llmoxliclier llokliefemit.
8pe2ialität: LraiitLIsläsr.