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schönen Morgens die ganze Gesellschaft davonläuft?"
„Wäre es nicht gut, lieber Mann, wenn du suchtest, soviel wie möglich deutsche Leute herzuziehen?" frug Frau v. Birk; „sie sind doch viel zuverlässiger und treuer, als die Polen und man kann sich mit ihnen auch ordentlich verständigen."
„Liebes Kind," erwiederte ihr Gatte, „ich hätte selbst gern deutsche Leute um mich, wenn auch nicht alle, so doch einige; aber wo soll man sie herbekommen? Die paar deutschen Bauern hier in der Umgegend suchen stets so bald wie möglich etwas Eigenes unter die Füße zu bekommen, auf dem sie sich, wenn auch kümmerlich und dürftig, aber doch selbstständig ernähren ; und die Deutschen aus den Städten schämen sich hier wieder auf dem „Dorfe" zu dienen und lernen lieber ein Handwerk in der Stadt, bei dem sie oft halb verhungern."
„Hast du schon von der Verschwörung gehört, die unter den Gymnasiasten in Posen entdeckt worden ist," frug nach einer Pause Frau von Birk ihren Gatten, „auch die übrigen Gymnasien in der Provinz sollen daran beteiligt sein und mir wird recht Angst, wenn ich an Otto denke, der als der einzige Deutsche auf dem Gymnasium zu O. den Uebcrredungen und Verführungen seiner polnischen Mitschüler wohl sehr ausgesetzt sein wird. Wenn er sich nur nicht etwa schon hat verleiten lassen."
„Das wolle Gott verhüten", sagte doch etwas erschrocken Herr v. Birk, „daß mein eigener Sohn ein Rebell werden sollte. Wenn ich auch die Polen schätze und meine Söhne auf ein polnisches Gymnasium gegeben habe, damit sie polnische Sprachen und polnische Sitten lernen sollen, so würde ich doch nie zugeben, daß Einer davon sich ihren Jnsurgentenhaufen an- schlöße, abgesehen davon, daß mir als Vater ihr Leben viel zu lieb ist, als daß ich sie es in einem fremden, rühmlosen Kriege in die Schanze schlagen ließe. Ich hoffe nicht, daß Otto so leichtsinnig gewesen ist. will jedoch zu unserer Beruhigung noch an den Direktor schreiben und ihn bitten, Otto unter strengste Aufsicht zu nehmen oder, sobald er etwas Verdächtiges bemerkt, ihn mir sofort nach Hause zu schicken.
II.
Wir wollen uns nun nach Otto, dem Gegenstände der elternlichen Besorgnisse Umsehen und deshalb einen Besuch in O. seinem gegenwärtigen Aufenthaltsorte, ab- statlen. Es ist einige Tage nach dem eben Erzählten, ein Samstag und die Uhr auf dem Gymnasium hat eben die vierte Stunde geschlagen. Die Thüren desselben öffnen sich nun, und die Schüler — die älteren ernst und ruhig, die jüngeren heiler und geräuschvoll — treten aus denselben heraus. Die Ersteren den obern Klassen angehörend, meist vollständig erwachsene, kräftige junge Leute, die fast durchgängig die Confederalka, die viereckige, blautuchene Nationalmütze tragen, schienen aber einen wichtigen Gegenstand auf dem Heimwege zu beraten. Oesters blieben sie stehen, riefen oder warteten auf Zurückgebliebene, bildeten
dann Gruppen und sprachen leise und eindringlich miteinander. Zuletzt sammelten sich alle um einen hohen schlanken Jüngling, der außer der Confederalka noch den polnischen Schnürrock trug und der ihnen leise einige Befehle zu erteilen schien. „Wo ist Otto?" frug er sodann, sich im Kreise umsehend.
Der Gerufene, der sich etwas verspätet hatte, erschien soeben. Es war ein kräftiger, blühender Jüngling von ungefähr zwanzig Jahren; das offene, klare Auge, das ganze Gesicht verrieten Biederkeit und Gntmütig- keit, während die hohe, breite Stirne eine ziemliche Willenskraft andeutete.
„Birk", sagte der junge Mann im Schnürrock zu ihm, ihn bei Seite ziehend, „wir werden heute Abend wahrscheinlich noch eine wichtige Versammlung abhalten; halt dich zu Hause und erwarte meinen nähern Bescheid."
„Gut, ich werde zu Hause bleiben", sagte Otto v. Birk und reichte seinem Freunde die Hand. Dann schritt er seiner nicht weit davon abgelegenen Wohnung zu.
Kaum war er hier eingetreten und hatte sich's auf seinem Zimmer bequem gemacht, als seine Wirtin eintrat und ihm außer dem üblichen Kaffee noch einen in seiner Abwesenheit angekommenen Brief überbrachte. Hastig erbrach er denselben, als er darauf die Schriftzüge seines Vaters erkannte, und je länger er darin las, um so ernster und weicher wurden die Züge seines Gesichtes. Liebevoll und herzlich wie immer teilte ihm der Vater die durch die Mutter in ihm angeregten Besorgnisse in Betreff seiner selbst mit und bat ihn flehentlichst, sich nicht etwa den Polen anzuschließen, an ihren Verschwörungen Teil zu nehmen und dadurch sich und die ganze Familie unglücklich zu machen. Zum Schlüsse fügte er noch die dringende Bitte an den Sohn hinzu, sobald wie möglich einmal nach Hause zu kommen. — (Fortsetzung folgt.'.
Der Badische Hagenschieß und seine württembergische Umgebung.
Von Kl. in W.
(Schluß.)
Gut war sein Standort gewählt, hier nämlich, wo sich von Wurmberg her die Pforzheimer Straße in's Kirnbachthal hinabsenkt, um gleich darauf, da wo hüben und drüben die aufgepflanztcn Hoheitszeichen Württembergs und Badens die Grünze anzeigen, in einer stillen Steige (zu Dann- hauser's Zeiten noch viel höher, denn jetzt), sich zu erheben. Hier konnte dem Joseph kein Wanderer, keine Kutsche, kein Fuhrwerk entgehen. Da machte er vor den Leuten seine Kunststücke, fädelte Nadeln ein, schoß Pistolen los. warf mit Steinen und Prügeln. Dies hatte er auch auf seinen früheren Kunstreisen schon betrieben, als der bereits erwähnte Jardoux mit ihm durch einen großen Teil von Deutschland und der Schweiz gezogen war. Seine geschriebenen Zettel machten den „Bettcl- buben", von dem die Gegend, wo er sich aufgehalten, bis auf den heutigen Tag ihren Namen trägt, weithin berühmt. Bei den Fuhrleuten stand Joseph in höchstem Ansehen — ohne ihn wären sie die steile
Steige mit ihren Gäulen nicht hinausge- kommen. Wollten nämlich die Pferde di, jähe Höhe nicht hinauf und half dabei kein Schelten und kein Schlagen — de hüpfte plötzlich eine koboldartige Gestail plitzschncll an ihnen empor, eine klatschende Peitsche zwischen Mund und Armstumpf schwingend, das Ganze von einem dröhnenden Geschrei begleitet. --Bei dieser Erscheinung zogen die widerspenstigen Pferde an und bald standen sie oben auf der Höhe, schweißtriefend und zitternd am ganzen Leibe. Joseph brachte es zu einer gewissen Wohlhabenheit, war immer gule» Mutes, konnte alle Vogelstimmen nach ^ ahmen und lebte mit den gefiederten Sängern des Waldes, denen er Brot streute, auf! bestem Fuß. Nach nur 1'/-tägiger Kranl- ^ heit starb er. 72 Jahre alt, im Hanfr f seines Stiefbruders in Bärenthal einedl leichten Todes. Die Stelle „beim Bettel- ! buben" begehen nun schon seit vielen Jahr- ^ zehnten, namentlich seitdem die Geld- warenindnstrie in Pforzheim anfgekoiirm ist, Tag für Tag, Jahr für Jahr Scham von rührigen Fabrikarbeitern und Fabri!- arbeiterinnen jeglichen Alters, welchem»,: den Ortschaften Bärenthal, Wurmbey Wimsheim, Wiernsheim, rc. rc. ihm Verdienst „in der Stadt" zueilen im An- ! fchluß an Handwerkslcute aller Art. Wag» und Wägelchen mit allerlei ländlichen Erzeugnissen beladen, Haussierer, Bölinm, Milcherinnen rc. rc. beleben besonders« den Pforzheimer Markttagen die f« einsame Waldstraße. Mögen die wiM Fleißigen und ehrlichen unter ihnen - solcher sind es doch immerhin manche - ebenso zufrieden die Früchte ihrer AM genießen dürfen, wie solches unserem „Joseph Dannhauser im Hagenschieß" ziem, lieh mühelos zu Teil ward!
(Bes. Beil. d. Staats-Anz.)
Nät se c.
Wer nennt das sonderbare Land,
In dessen Namen Bräutigam und Brm! Sich reichen ihre Hände traut?
E r steht bei ihr stets Hand in Hand. Ein Zeichen füge bei dem Pärchen VW und hinten,
So wirst du leicht das Land, das rätselhafte finden.
K. V.
Seit 1. März bis 30. April d. 3
wird an jedem Werktag ein Arbeiter;«! mit Personenwagen III. Klasse Abfahrt in Neuenbürg 6.13 früh Birkenfeld 6.23 „
Brötzingen 6.29
Ankunft in Pforzheim 6.35 sowie ein solcher
"
Abfahrt in Liebenzell
6.10 früh
Unterreichenbach 6.23 „
Weißenftein
6.34 „
Brötzingen
6 42 „
Ankunft in Pforzheim ausgeführt.
6.47 „
Frankfurter Coursc vom 6. März I88S
Geldsorten.
ZO-FrankenMcke.
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.