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„Nein, mein Kind, das müssen Sie Alles ganz anders einrichten. Lassen Sie einmal meine beiden Diener hereinkommen, daß die meine Befehle aussühren, und dann arrangieren wir das rasch. Auch die Gardinen sind geschmacklos; sie hängen überdies zu weit herunter und werden das Zimmer über Tag unnötiger weise verdunkeln. Was haben Sie denn um des Himmels Willen dort an der Wand für schreckliche Hörner aufgehangen? Erstlich sieht das abscheulich aus, und dann kann so ein Ding auch einmal herunterfallen und ein Kind totschlagen."
Die Geweihe und Rehbockgehörne, die dem Zimmer als Schmuck dienten, waren des jungen Försters größter Stolz, denn viele davon hatte er mit eigener Hand erbeutet, und der Gedanke, sie hinauszuwerfcn, weil sie „abscheulich" aussähcn, ging ihm doch über den Spaß, aber sein Gast nahm seine Aufmerksamkeit so entschieden in Anspruch, daß er selbst darüber nicht lange uachdachte. Gieselbrecht hatte ihm von einem „elfenartigen, jungendlichen" Wesen geschrieben und seine ganze Teilnahme dafür erweckt, und jetzt stand ein alles, toll ausgeputztes Frauenzimmer vor ihm, das lauter Unsinn schwatzte und eher in eine Meßbude, als in seine Häuslichkeit zu passen schien.
Merkwürdig taktvoll benahm sich dabei die junge Frau Försterin; der es natürlich kein Geheimnis bleiben konnte, daß hier nicht Alles in Ordnung sei, die aber trotzdem die eigene, sie beschleichende Angst bezwang, und das sonderbare Benehmen der Fremden gar nicht zu beachten schien. Einen Moment, ja, hingen ihre Blicke angstvoll an dem erschreckten Gesicht Gieselbrechts, das allerdings Bünde sprach, aber rasch auch wandte sie sich wieder ab, der Unglücklichen zu und sagte freundlich:
„Kommen Sie, mein liebes Fräulein, das Alles ordnen wir nachher und nun, bitte, trinken Sie erst eine heiße Tasse Thee, die Ihnen gewiß thun wird. Nicht wahr, Sie sind noch recht kalt und durchfroren?"
„Ja", sagte die Fremde, zusammenschauernd und sich wieder in ihr Tuch hüllend, „aber — ich glaube, es wird spät und ich muß nach Hause."
„Nach Hause?"
„Ja — zu meinem Schwager,"
„Aber jetzt steht der Thee hier", sagte Frau Selling herzlich, indem sie ihren Arm ergriff und sie in die warme Sofaecke führte, „setzen Sie sich nur dahin und wärmen Sie sich erst tüchtig durch; nachher legen Sie sich dann schlafen und ruhen sich oroentlich aus und morgen überlegen wir uns nachher, wie wir uns Alles einrichten und was wir thun wollen."
(Fortsekuna folgt.!
Der Pfarrer von Aoßwein.
Die Wohlfahrt der Menschheit unterliegt einem stillen Werden und erheischt ein fortgesetztes redliches Bemühen im bescheidenen Alltagsleben. Man achtet daher gegenwärtig mit Recht nicht nur auf das laute Treiben der Großstädte und ihr atemloses Jagen nach Reichtum, sondern beschäftigt sich auch gern mit dem ruhigeren Leben in kleinen Städten und auf dem
Lande und widmet überhaupt den kleinbürgerlichen sozialen Verhältnissen mehr Aufmerksamkeit als sonst. Es ist auch in der Thal für die Massen des Volkes vie wichtiger, die Vorkommnisse eines bescheidenen Haushalts und die Seelenzustände von Gleichgestellten kennen zu lernen, als die Erlebnisse der Reichen und Mächtigen anzustannen.
Zu denjenigen Personen, die dem Volke am nächsten stehen und ihr Wohl namentlich an kleinen Orten am meisten beeinflussen können. gehören die Geistlichen. Das soeben bei Friedrich Andreas Perthes in Gotha erscheinende Buch „Der Pfarrer von Roßwei»"*) beschreibt das Leben eines Geistlichen, der in ähnlicher Weise wie Oberlin im Steinthal seinen Beruf als Seelsorger und Mann der Gemeinnützigkeit voll und ganz ansgefüllt hat. Es ist der Pfarrer Karl Friedrich Böhmert. welcher volle 37 Jahre lang, von 1831 bis 1868, das Pfarramt zu Noßwein bekleidet und neben der reliösen Erziehung auch die Verbesserung der sozialen Zustände unablässig gefördert hat.
Er gründete, als man in Deutschland noch an keine Fortbildungsschulen dachte, im Jahre 1832 in Roßwein eine Sonn- tagsschnle, eine der ersten in Sachsen, und im Jahre 1834 einen Gewerbeverein, später einen Gesellenleseverein und innerhalb desselben wieder einen Gesangverein und eine Bolksbibliothek, um die Jugend für edlere Genüsse empfänglich zu machen. Er regte im Gewerbeverein die Begründung der Rvßweiner Sparkasse mit an, die im Januar 1838 die K. Bestätigung fand. Er suchte durch Rat und That und Verwendung bei der Regierung seiner Gemeinde neue Erwerbsquellen zu beschaffen und bestehende zu erhalten. Er rief einen Frauenverein und eine Kinderbewahranstalt ins Leben. Er half im Teuerungsjahr 1847 den Hungerigen durch einen Hilfsverein und gründete für gute und schlechte Zeiten im Jahre 1849 einen Krankenunterstützungsverein, der verbunden mit einer Begräbniskasse, noch heute unter dem Namen „Pastorkasse" besteht und als einer der ersten Versuche betrachtet werden kann, die Krankenversicherung zur Gemeindesache zu machen und auch die reichen und mittleren Klassen durch regelmäßige Beiträge und freiwillige Spenden zu veranlassen, den ärmeren Mitbürgern die Erfüllung der Versicheruugspflicht zu erleichtern. Der Verein leistet für sehr niedrige Beiträge weit mehr als ähnliche Kassen. Er gewährt für eine wöchentliche Steuer von 5 Pfennigen ans 39 Krankheitswochen 4'/- ^ pro Woche und bei jedem Stcrbefall eines Mitgliedes oder der Ehefrau 48 wozu jedes Mitglied nur 10 beiträgt.
Da viele Mitglieder der Rvßweiner Kirchengemeinde ein Lebensbild ihres ehemaligen Geistlichen wünschten, so hat der älteste Sohn des Verstorbenen die wichtigsten Thatsachen dieses vielbewegten Pfarrcr- lebens aus den eigenen Niederschriften seines Vaters, aus Pfarr- und Bereins-
Der Pfarrer von Roßwein. Ein Lebensbild. Von Viktor Böhmert. Gotha. F. A. Perthes 1886. 112 S.
akten und aus frischen Erinnerungen von Angehörigen und Freunden zusammeiige- stellt. Auch Fernerstehcnde können daraus ersehen, wie geeignet ein Pfarrhaus isf in der sozialen Bewegung unserer Tag, der versöhnende Mittelpunkt gemeinnützige Bestrebungen zu werden.
sEine neue Methode, um Fleisch z« konservieren j Wollte man bisher Fleisch auf eine kürzere oder längere Zeit konservieren, so wurde es entweder geräuchert, gepökelt oder in Eis gelegt. Neuerding» hat uns jedoch die Wissenschaft ein anü- septisches Mittel gelehrt, welches das bis, herige Verfahren überflüssig macht. Wird das Fleisch nach dieser einfachen und billigen Methode behandelt, so verliert e« nicht seine Farbe und büßt auch seinen natürlichen Geruch und Geschmack nicht ein. Ueber dieses neue und unschädliche Mittel, welches in einer zweiprozentigen Lösung von Borsäure besteht und mit welchem man die betreffenden FleischsM einnäßt, so daß dieselben mehrere Wochen lang vor dem Verderbnis bewahrt bleiben, schreibt „Ackerm. illustr. W. Gew.-Ztg,' Folgendes: Beinahe alles Fleisch, welches in riesigen Quantitäten von Amerika nach England importiert wird, ist auf die am gedeutete Art mit Borsäure präpariert und keinem Rheder fällt es mehr ein, sich mit der Erbauung von Eiskühlschiffen siir den Fleischtransport zu befassen. Gehört nun von dieser nützlichen Erfindung der Fleischexport - Kompagnien jenseits de- Ozeans der Löwenanteil, so fällt denn doch ein Scherflein davon auch der Hausfm zu, welche es nunmehr in ihrer Mach! hat, auch ohne Anwendung von Eis ihm Vorrat von frischem Fleisch zu konserviere», Wir halten es jedoch für notwendig, hierbei zu erwähnen, daß es ganz unerläßlich ist, nach dem Abschneiden von Fleisch ariS einem größeren Stücke die frische Schnittfläche des Zurückbleibenden unverweilt mit der Borsäurelösung einzunüssen, um dadurch einem von dieser Stelle aus beginnenden Verderben des Fleisches zu begegnen.
Auflösung des Logogryphs in Nr. 25.
Schlacht. Schacht. Schach. Ach. Acht,
W ä L ss c.
Zwei Zeichen künden dir, daß weder ich noch du
Damit gemeint sei. Kommt noch eins hinzu, So kann dir jeder Abcschütz sagen,
Daß sich das Wörtchen eignet gut zim Fragen.
Wird hinten noch von dir ein Zeichen angebracht,
Beschäftigt sich mit mir so manche Fra« bei Nacht.
Steht endlich noch ein letztes Zeichen vor«, So nimmt der Bolkswitz gerne mich auß Korn.
—R. IV.,
Frankfurter Course vom 12. Febr. 1886, Geldsorten. ^
20-Frankenstücke.16.19—A
Englische Souvereigns .... 20 .32—B
Ruß. Imperiales.16. 70-75
Dukaten.9.60—65
Dollars in Gold .4. IS-lS
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.
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A»?eiger l
Nr. 28.
Erscheint Niensta-, Do«
im Bezirk vierteljährlich
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Freitag den vormittags auf dem Rathaus in Erzgrube:
1 Eiche I. Kl. mit II. Kl. mit 10,54 Kl. mit 8,87 Fm mit 6,30 Fm., 8 7,50 Fm., aus Abt. Sägerriß, Scheer Lohsee und Kiese I. Kl. mit 133 F Dachsbau, Kohlri 212 St. Nadelho Holz I.—IV. Kl. St. Baustangen rindet mit 82 Fn Werkstangen I.—I' stangen I.—III. K I.—V. Kl., sodann 99 Rm. buch. Pr Abfall. 3 Rm. bi Nadelholz-Abfall, Reisprügel.
Rothe
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Bei der Vermögen schollenen und gerichtl
Jakob Friedrich Hirsck
sol sind die beiden B>
1. Johann Gottfri
in Rothensol a
2. Ludwig Hirschb,
sol am 30. De
zur Erbschaft berufen nach Amerika aus, jei Kindern im Jahre 1 heiratet im Jahre 18t haltsort ist nicht beka Der Erbteil eines betragen. An beide dieselben nicht mehr le! Kinder ergeht in Fo Teilungsbehörde die i binnen 66 flch zu melden, widru mögensverteilung nur wandelten Kinder de Gottfried Hirschberger