293

gegen-, welches nicht nur von ungewöhnlicher Dauer, sondern auch seltener Heftigkeit war. Neben unge­wöhnlich vielen Blitzeinschlägen fiel ein starker Hagel von Taubeneigröße und richtete mit den wolkenbruchartigen Regengüssen großen Schaden an. Der Blitz schlug ein und zündete in mehreren Fällen. Um 2'/« Uhr fuhr aus dem dicht herunterhängenden düsteren Gewölk zwei Mal ein Blitzstrahl in die aufgestapelten Holz- und Dielenvorräte der Firma Leister in der Leipziger Straß« gegenüber der Siechenhofkapell«. Da8 ausgetrocknete Holz brannte wie Zunder, im Moment standen die sämtlichen, mit Dachpappe bedeckten Schuppen und Hallen mitsamt den angrenzenden Vorräten und Bretterfiößen in Hellen Flammen, der weite Lagerplatz ein einziges Flammen­meer, aus dem haushoch die Feuergarben zum Himmel emporloderten, die Bevölkerung aller Stadtteile alar- mirend! Eine intensive Glut herrschte, so daß man sich nicht nähern konnte; eS brannten für ca. 100000 ^ Holz und Bretter. Noch ehe die städtische Feuerwehr am Platze war, standen zwei neuerbaute, massive fünfstöckige Wohnhäuser, welche mit der Hinterfrond an den Lagerplatz anstoßen, ebenfalls in Brand. Die Bewohner der oberen Stockwerke hatten kaum Zeit das Leben zu retten, da die Fenster von der Hitze zertrümmerten und die Treppenhäuser brannten. Den übermenschliche» Anstrengungen der Feuerwehren gelang eS schließlich, ein Weiterumsichgreifen zu hindern. Von den beide» Häusern sind die oberen Stockwerke abgebrannt, der andere Teil ist ausgebrannt. Mehrere der Abgebrannten haben leider nichts versichert. Das Unwetter hat auch in der Provinz großen Schaden gethan.

Metz, 10. Mai. DaS Kaiserpaar langte heute früh 9 Uhr hier an und stieg am WärterhauS zu Turmbriede zu Pferd, um nach dem UebungSplatz bei FreScaly zu reiten, woselbst es vom Statthalter Fürsten zu Hohenlohe-Langenburg und dem komman­dierenden General deS 16. ArmercorpS, Grafen Häseler, erwartet wurde. Zunächst ließ der Kaiser drei Bataillone seines Regiments, des Infanterie­regiments König Nr. 145 einzeln vorexerzieren. Hieran schloß sich eine Gefechtsübung des ganzen Re­giments. Mittlerweile waren auch die übrigen Trup­pen der Garnison Metz auf den Platz gerückt und hatten Aufstellung zum Parademarsch genommen. Der Kaiser ritt zu den einzelnen Regimentern, sie begrüßend. Nach 13 Uhr begann der Vorbeimarsch der Infanterie in Regimentskolonnen und der Ar­tillerie und Kavallerie in Batterie- und Erkad- ronsfront im Trabe. Der Kaiser führte sein Regi­ment an der Kaiserin vorüber, der Statthalter sein Dragoner-Regiment, General von der Goltz begleitete die Pioniere. Das Wetter war prachtvoll.

Berlin, 9. Mai. In der Budget-Commission des Reichstages stand heute zunächst der Nach- tragSetat zum Kolonial-Etats zur Beratung. ES werden nachträglich gefordert für Kamerun 865,360 ^ und für Samoa 253,000 Direktor von Buchka er­

klärte, daß er mit einer Reformierung des Kolonial­amtes beschäftigt sei. Der Gouverneur von Kamerun, von Puttkammer, gab eine eingehende Schilderung der Zustände in Kamerun und kam zu dem Schluß, die Schutztruppe sei für das weitere Gedeihen der Schutz­gebiete von hoher wirtschaftlicher Bedeutung. Bei der Abstimmung wurde die Forderung für Vermehrung der Schutztruppe in Kamerun mit 9 gegen 11 Stimmen angenommen und die Forderung für Samoa ohne Debatte genehmigt. Sodann werden auch die übrigen Nachtrags-Etats im Betrage von 5 881057 ^ ohne erhebliche Diskussion bewilligt, nachdem über di« 4'/, Millionen Mark zur Vervollständigung des deutschen Eisenbahnnetzes im Interesse der Landesverteidigung eingehend« Mitteilungen seitens de« Regierung gegeben worden waren.

Bern, 7. Mai. In Schwarzenburg, einem 4 Stunden von Bern entfernten Dorfe, hat letzten SamStag der Landwirt Christian Bingeli in einem Wahnsinnanfall seine Ehefrau, sein« Mutter, seinen 4jährigen Knaben und die Ehefrau seines Bru­ders durch Revolverschüfse getötet. Der Mörder hatte zurrst seinen Knaben in ein nahegelegenr» Wäldchen gelockt und ihn daselbst mit 4 Schüssen ermordet, von da ging derselbe in sein Wohnhaus zurück und erschoß in der Wohnstube seine 70jährige Mutter, auf die er 8 Schüsse in Brust und Rücken abgefeuert hatte. In der Küche ermordete er seines Bruders Frau mit 8 Kugeln in Brust und Kopf. Seiner eigenen Frau, die sich in dis Speisekammer geflüchtet hatte, gelang eS nicht, sich vor dem Wütenden zu retten, sie wurde ebenfalls durch mehrere Schüsse, die der Mann auf sie abfeuerte, ermordet. In Schwarzenburg und Um­gebung herrscht große Aufregung über den 4fachen Mord. Der Thäter soll schon früher wegen Irrsinn einige Zeit in einer Irrenanstalt verbracht haben; er ist 48 Jahre alt und soll nicht gerade rin fleißiger Mann gewesen sein. Nach vollbrachter That wurde derselbe flüchtig, er wurde jedoch schon am Sonntag Morgen in Burgdorf verhaftet.

Der Krieg ir» Südesfrika.

Berlin, 10. Mai. Der Lokalanzeiger ent- hält folgendes Kabel-Telegramm aus Kronstadt vom 9. Mai. 7 Uhr 38 Vorm.: Die Buren halten am Zandflusse und in der Umgebung tapfer Stand. Präsident Stein hielt in Kronstadt eine erhebende Ansprache, worin er die BurgherS ermahnt», auch in dieser Zeit deS Unglücks unverzagt auszuhalten. DaS Land sei nicht verloren, weil die Sympathie der ganzen Welt auf Seiten der verbündeten Republiken stünden und viele Ausländer für den Wshlspruch: Recht, Freiheit, Eintracht und Macht gekämpft, ja sogar in den Tod gegangen seien. Nur Kranke aus der männlichen Bevölkerung dürfte zu Hause bleiben, allen anderen müßten sich bereit halten, sofort gegen den Feind zu marschieren. Präsident Stein ist heute abgereist, nachdem er vier Tage bei den Burg- Hers in der Front geweilt hat.

Berlin, 10. Mai. Der Lokal-Anzeiger meldet aus London: Eine halbamtliche Depesche aus Prätoria über Lorenzo Marquez besagt, Präsident Krüger erhielt eine Collevtionote der europäischen Mächte, die sich auf dessen angebliche Absicht, die Minen von Johannisberg in die Lust zu sprengen, bezieht und ihn in offizieller Weise für «ine solche Handlung verantwortlich macht. Die Mächte würden England unterstützen, wenn er Maaßnahmen treffen sollte, um durch dis Zerstörung «ine Schadloshaltung zu erzwingen.

London, 10. Mai. Kord Roberts tele­graphierte heute morgen: Wir haben den Zandfluß überschritten. Der Feind hat noch eine starke Stellung inne, wir treiben ihn aber allmählich zurück.

vermischtes.

Unter der Spitzmarke Neues von dertoten Hand" berichtet dieM. Post" über einen neuen Fall von Erbschleicherei seitens katholischer Geistlicher aus Landshut. Die am 7. März d. IS. in Landshut verstorbene ledige Privatier« FranLziSka WirnShofer hat ihren gesamten Nachlaß von e:wa 60000 Mk. dertoten Hand", dem Eli» sabethiner-Benifizium vermacht, während ca. 30 erb- berechtigte Verwandte, fast lauter blutarme Leute, nicht einen roten Heller be­kommen. Die Verstorbene erhielt in letzter Zeit vor ihrem Tode fast täglichgeistlichen Zuspruch," und am 6. März abends teilte der Kooperator Maier der WirnShofer mit, sie möge sich am andern Morgen beim Herrn Stadtpfarrer und geistlichen Rat einfinden. DaS alte Fräulein folgte der Einladung, und am 7. März wurde im Pfarrhaus« durch den vom Pfarrer bestellten Notar das Testament aufgesetzt. Testa- mentSzeugen waren der Kooperator Maier und der Meßner Weiß. Auf dem Heimweg vom Pfarrhof brach di« WirnShofer zusammen und starb, ins nächste HauS verbracht, sofort. Es kann kaum ein Zweifel unterliegen, daß der geistliche Zuspruch das brtr. Fräulein zur Enterbung ihrer armen Verwandten und Schenkung ihres Vermögens an die Kirche bewogen hat. Das nennt man praktisches Christentum.

Ein gesegnetes SchulhauS. AuS dem Kreise Schlichau (Westp.) wird der Berl.VolkS- zeitung" geschrieben: Ein eigentümlicher Zufall er­eignete sich vor kurzem in dem zu unserem Kreis« gehörigen Dorfe Bölzig. Der Schulrat und der Kreisschulinspektor erschienen dort» um die zweiklasfige Schul« zu revidieren. Zu ihrem Erstaunen fanden die Herren das Schulhaus verschlossen. ES war in de« Vormittagsstunde. Nach einigem Klopfen an der HauSthüre erschien der Hauptlehrer und entschuldigte sich, als er die Ruhestörer erkannt hatte, daß er die Schule heute eigenmächtig geschlossen habe. Seine Familie sei in vergangener Nacht um Zwillinge be­reichert worden, da glaubte er zu der Maßnahme

Sie dürfen nicht vergessen, meine Liebe, daß ich diese Reis« zur Kräfti­gung meiner angegriffenen Gesundheit unternommen habe," entgegnet« Mrs. Peacock ein wenig vorwurfsvoll und zurechtweisend.

Der Hauptmann Trollop wischte sich den Schnurrbart, stand vom Tische auf und ging an Deck; drei oder vier folgten seinem Beispiel, und dann erhob sich die ganze Tafelrunde. DaS Wrack befand sich jetzt ganz in der Nähe.

Dasselbe mochte ein australischer oder neuseeländischer Küstenfahrer gewesen sein; seine lange Ruderpinne schwankt« von einer Seite zur andern, einem Menschen­arm vergleichbar, der verzweifelt um Hilfe winkt. Die noch weißen Bruchstellen in dem zersplitterten Holzwerk zeugten dafür, daß das Unglück erst vor ganz kurzer Zeit über dar Fahrzeug gekommen sein konnte. Im Wasser unter seinem Heck gewahrte man eine dichte, wolkenähnliche Masse, aus tausend weiß und bläulich schimmernden und blitzenden Lichtern gebildet; dar ganze hob und senkte sich in brillantem Gefunkel mit der Dünung der See und der Bewegung deS Wracks.

Sehen Sie doch, wie wunderbar schön," rief MrS. Holroyd.Was mag das nur sein, Kapitän Benson?"

Fische, Madam," antwortete der Schiffer, der Dam« ein Opernglas in die Hand gebend.

Und Fische waren'S, der größte von der Länge eines kleinen Fingers, wer aber vermocht« zu sagen, was sie an jener Stell« fesselte und zusammenhielt? An der Bekupferung des Fahrzeuges wuchsen weder Dkrscheln noch Tang oder sonstige Pflanzen, nichts, was den Tausenden von Fischen hätte Nahrung binten können. Sie standen wie eine Wolke in dem blauen Wasser im Schatten de« Wracks, sie leuchteten und funkelten wie KrystallpriSmen und freuten sich ihres Lebens und ihres wundervollen Glanzes. Der liebliche Anblick war allen neu, den Passagieren sowohl, wie auch den Seeleute«; die letztere« hielten dir Reeling besitzt und staunten die prächtig« Erscheinung an.

Mr. Pool« trat zum Kepitän.

Ich glaube, da drüben ist noch jemand an Bord," sagte er leise.Ich sehe einen dünnen Rauch aus dem Schornsteine der Kombüse steigen, als wenn das Feuer eben im Ausgehen wäre."

Benson ließ sich von Mrs. Holroyd das Glas reichen.

Sie haben recht," sagte er.Gehen Sie und überholen Sie das Fahrzeug."

Man brachte ein Boot zu Wasser und Mr. Pool« und vier Matrosen machten sich auf den Weg. Gerade als das Boot abstieß, zeigte sich der gebogene Rück n eines Delphins über dem Wasser zwischen der Bark und dem Wrack, und im Nu war dir leuchtende Wolke unter dem Heck des Fahrzeuge« versunken und verschwunden.

Drei von der Genossenschaft der ,Zehn' standen rauchend und in gedämpfter Unterhaltung am Fallreep. DaS Ruder der ,Queen' war niedergrdreht, di« leichten oberen Segel schüttelten wechselnd in Licht und Schatten, des Waffe« um den Vordersteven lag regungslos; aus der Kombüse trat der Koch, erhitzt und miß­launig, und leerte einen Eimer voll von Küchrnabfällen über die Reeling aus, teils sank das Zeug, teil« blieb eS unbeweglich auf der Stelle liegen.

Wenn wir etwas später auf das Wrack gestoßen wären," sagte Caldwell, einer der drei am Fallreep, zu Masters,dann hätte eS uns den schlimmsten Teil der Arbeit erspart."

Davon hätte kein« Red« sein können," entgegnet« Master«.ES ist fest ausgemacht, daß keinerlei Grausamkeit verübt werde» soll; sperrt man aber eine Anzahl Menschen auch nur vierzehn Tage lang in solch einen Kasten, wir der da. ein, dann gäbe da« «ine Hölle."

(Fortsetzung folgt.)