Flügel und Pianinos die höchste Auszeich­nung, die „Goldene Medaille", zuerkannt.

Brackenheim, 6. Nov. Die frei­willige Visitation von Matze und Gewichte findet zur Zeit durch den Experten, Mech­aniker und Eichmeister Feldweg von Calw hier statt und es wird allenthalben von dieser schützenden Einrichtung gern Ge­brauch gemacht.

Höfen, 9. Nov. Im Saal z. „Ochsen" konzertierte gestern nachmittag, wie zuvor angckündigt, die Feuerwehr-Musik von Wildbad unter ihrem Dirigenten Karl Fohmann. Die junge Kapelle tritt jetzt in die Welt ein; Hr. Fohmann hat das Verdienst, sie in verhältnismäßig kurzer Zeit zu ihrer jetzigen Leistungs­fähigkeit gebracht zu haben. An Neu­gierigen fehlte es nicht, der große Saal war, zumal da auch der „Enzthalkranz" wieder seine Saison eröffnet?, neben der Höfener Stammgesellschaft mit Gästen aus Pforz­heim, Neuenbürg, Calmbach und Wildbad, worunter auch Damen, dicht besetzt. Hr. PräzeptorWörz fand alsbald, daß sich auch hier gut singen ließe und recht dankbar wurden die Lieder-Vorträge des impro­visierten Männerquartetts (I. Tenor und II. Baß HH. Merkle und Kunz aus Pforz­heim, I. Baß ju. II. Tenor HH. Wörz und Rivinius von Neuenbürg) ausgenommen; sie waren prächtig und trugen wesentlich zur erhöhten Stimmung bei. Ebenso die Hornsoli mit Klavierbegleitung der HH. Fohmann und Werner, Besonders an­sprechend war dabei das Lied: „Werweiß, wenn wir uns wieder sehn!" Hr. Kunz mit seinem markigen Baß erfreute die Anwesenden noch mit einigen Baßarien; wofür ihm lebhafter Applaus zu Teil wurde. Mit dem 8-Uhr-Zug ging die Musik-Kapelle nach Wildbad zurück. Hr. Oberamtsrichter Läge! er sprach schließ­lich als Vorstand des „Enzthalkranzes" einige Worte des Wunsches für das Ge­deihen und Fortbestehen des „Kranzes", worauf Hr. Präzeptor Wörz in treffender Weise den seitherigen Vorstand der Ver­sammlung unter Akklamation in Vorschlag - bringt.

Ausland.

Paris, 7. Nov. Präsident Grevy hat das Entlassungsgesuch des Ministeriums abgelehnt; dasselbe wird daher vor den Kammern erscheinen. (F. I.

Die Rüstungen sämtlicher Balkanstaaten schreiten, trotz der Konferenz ununterbrochen fort.

König Alfons von Spanien soll ernstlich erkrankt sein, während zu gleicher Zeit die politischen Parteien in Spanien sich heftiger bekämpfen denn je. Es ist deshalb kein Wunder, daß unter solchen Umständen die Karolinenfrage nicht vor­wärts will.

Aus Südbrasilien kommt die er­freuliche Nachricht, daß es den dortigen Landsleuten gelungen ist, den Anbau von Tabak auf eine achtunggebietende Höhe, sowohl der Menge als der Güte nach, zu bringen. Alle Marken haben deutsche Namen erhalten. Die Deutschen sind nicht wenig stolz auf diesen Erfolg, denn die ganze Tabakkultur in den Kolonien ist deutsche Errungenschaft. Der Ausfuhrwert

der diesjährigen Ernte beträgt l'/i Mill. Mark. Den besten Käufer bildet — die französische Tabaksregie.

Miszellen.

Die Iran Doktorin.

(Ein häusliches Bildchen von Karl Müller.)

(Fortsetzung.)

Diesmal hatte ihn die Doktorin ge­hört und verstanden. „Sic liebe ihren Mann nicht, Jakob?" wiederholte sie leise und eine Thräne perlte über ihre Wange herab, wie ein Tautropfe über den Flaum eines Pfirsichs. „O nicht doch, Männchen, beurteile nicht allzu hart. Sic ist in großer Not und Bedrängnis, aber was Du da von ihr sagst, heißt sicher zu viel behauptet."

Der Doktor streichelte ihr liebkosend die Wange und blickte sie zärtlich an — voll inniger Zärtlichkeit und doch mit einer gewissen Besorgnis in seinem Blicke. Er war in diesem Augenblick wirklich hübsch, so kurz und stämmig, so wettergebräunt von Gesicht der Fünfziger auch war, denn der Wiederschein sanfter Gefühle verschönert auch unschöne Züge. — „Ist Susanne da gewesen?" fragte er.

„Noch nicht, mein Lieber, aber sie hatte versprochen, mich heute Abend zu besuchen."

— „Dann kommt sie wahrscheinlich zum Abendbrot!"

„Vermutlich, und wir haben dann zwei Gäste, denn Herr Hartenstern versprach ebenfalls zu kommen und mir ein neues Buch zum Lesen zu bringen."

Der Doktor runzelte wieder die Stirne und fragte unwirsch: „Wozu dies? hättest Du das Buch nicht von der Leihbibliothek bekommen können?"

„Nein, Männchen! er sagte, dort seie es noch nicht angeschafft."

— „Ich muß noch einmal ausgehen, kehre aber noch vor dem Abendbrot zurück," sagte Jakob gedankenvoll. „Will noch einmal nach Berner dem Schiffmann sehen." Und damit nahm er Hut und Stock und ging wieder, aber nicht direkt in der Richt­ung nach Berner's Häuschen, sondern um die Ecke, dann die lange Gaffe hinunter und hinaus an das kiesige Gestade. Es war beinahe Nacht und der Wind blies schneidend kalt aus Nordwest, aber der Doktor achtete nicht darauf, sondern schritt düstern Gesichtsund gedankenvoll beharrlich weiter. Dort draußen an der kleinen Landspitze brachen sich die Wogen des See's unaufhörlich an den eingerammtcn Pfählen, die den Schluß des künftigen Hafendammes bilden sollten. Der Wind trieb die Wellen in langen, ununterbrochenen Zügen heran und ein Heller, grauer Streifen rechts und links bezeichnete die Uferlinie zu beiden Seiten. Düster schwarze Wolken zogen wirr und drohend niedrig über dem Spiegel des See's daher, den Gebirgen entgegen.

Henne lehnte sich an einen Haufen Bauholz, das hier oberhalb der Hochwasser­grenze aufgehäuft war für die Hafenbanten. Dem schneidend kalten Winde zum Trotz nahm er den Hut ab, wischte sich die Stirne und ließ den Nachtwind mit seinen kurzen grauen Locken spielen.

„Ich habe es gut gemeint, — ich that's in bester Absicht!" murmelte er hastig vor sich hin; „Gott verzeih' mir, wenn ich damit ein Unrecht gethan habe!" Er hielt eine Minute inne und starrte auf­merksam nach dem Horizonte hinaus. „Ich habe nie zuvor gewußt, wie sehr ich sie liebe," fuhr er mit einem Seufzer fort; „ich hätte sogar nie geglaubt, daß ich je­manden so innig gut sein könnte, wie ich es ihr bin. Es schien das gar nicht in meiner Natur zu liegen. Arme Julie! ich habe es wahrlich herzlich gut mit Dir gemeint, aber wenn ich nun Gram und Kummer über Dich gebracht habe, — wenn ich . . . ."

Er hielt inne, denn er hatte Schritte in der Nähe vernommen. Es ging jemand auf dem fertigen Teile des Hafendamms, und als er hinaufschaute, sah er einen großen, stattlichen, schöngewachsenen Mann in einer zwanglosen, halb seemännischen und doch eleganten Kleidung mit der brennenden Zigarre im Munde sich deut­lich vom grauen Himmel abzeichnen. Der Fremde ging vorüber, ohne ihn zu bemerken. Der Doktor blickte ihm grollend nach und murmelte: „Ich wäre glücklich gewesen ohne ihn, den fremden Müsfiggünger! Warum kam er hierher, um meinen Frieden zu stören? Ich wäre noch glücklich ohne ihn. Für ihn mag es Spaß sein,, aber für mich ist es bittrer, fürchterlicher Ernst."

Der Wind trieb die Wellen beinahe bis an seine Füße heran, und er mußte seinen Standpunkt verändern; aber er wich nur so weit als es nötig war, und verlor den Mann auf dem Hafendamme droben nicht aus dem Gesicht, der ruhig weiter rauchte und sein Liedchen trällerte.

„Ehedem hätten wir diesen Handel auf andere Weise abgemacht," fuhr Henne flüsternd fort; „ich möchte beinahe wünschen, daß wir noch in jenen alten Zeiten wären. Er ist größer und stärker als ich, und uin viele Jahre jünger; aber ich würde es dennoch mit ihm aufnehmen; ja ich möchte ihn sogar vor die Klinge bekommen, ich wollte ihm einige Finten zeigen, daß er auf Lebenszeit an den alten Doktor dächte." Er lachte aber jetzt selbst bitter über feine Streitsucht, und sagte ruhiger: „Bah, das geht nicht mehr an — das ist aus der Mode. Heutzutage kämpft man mit andern Waffen: mit gleißnerischen Blicken und heuchlerischen Worten. Wir drücken ein­ander die Hand, und doch hassen wir einander bitterlich. Wir übcrtünchcn unsere Seelenleiden mit Höflichkeit. Aber ich wollte, wir kehrten auf eine Weile zur alten, früheren, ehrlichen Wildheit zurück und ich dürfte dem Burschen sagen, wie sehr ich ihn hasse — und verachte!"

„Guten Abend, Doktor! Sie hier?" rief's herunter.

— „Guten Abend, Herr Hartenstern."

„Wir bekommen eine rauhe, stürmische

Nacht. Und wie geht es der Frau Dok­torin heute Abend?"

— „Leidlich, ich danke!"

Sie tauschten einige Gemeinplätze mit einander aus, aber es bestand nicht genug Sympathie zwischen beiden, um eine an­sprechende Unterhaltung anzuregen.

„Welcher Rüpel!" murmelte Hartcn- stern im Weggehen geringschätzig; „ein