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etui ist vollgestopft, ein Wagen könnte darüber fahren, ohne cs zu zermalmen. (Schluß folgt.)
Eine Halsbandgcschichte.
Der Pariser „National" erzählt einen verwegenen Spitzbubenstreich, der zur Zeit des ersten Kaiserreichs in Paris von einem verschmitzten Gauner ausgeführt wurde. Die Polizei, deren Chef damals Fouchö war, galt mit Recht als trefflich organisiert, aber da sie durch den politischen Dienst zu sehr in Anspruch genommen wurde, so wurde ihr auf nicht politischem Gebiete manchmal übel mitgespielt, wie die in Rede stehende Geschichte beweist: Eines Abends
— Napoleon I. stand damals gerade auf der Höhe seines Ruhmes — fand in der Oper große Galavorstellung statt. Zahlreiche regierende Fürsten und Fürstinnen hatten die Logen und den Balkon besetzt, selbst die Plätze der Claque waren an Herzöge und Grafen vergeben. Auch die Prinzessin Borghese, die anmutige Pauline, saß in ihrer Loge, in Schönheit strahlend wie eine Sonne. Sie trug ein Halsband, dessen seltene Perlen und Diamanten, in kunstreicher Weise gefaßt, den Glanz ihrer Erscheinung noch erhöhten. Als sie in ihre Loge getreten war, ging ein Murmeln der Bewunderung durch die Versammlung. Bald öffnete sich gegenüber auch die Thür der kaiserlichen Loge, und der Beherrscher der Welt erschien, von den Königen, diesen Fürsten — seinen Sklaven — mit dem einstimmigen Zuruf „Vive l'ewpereur!" begrüßt. — Jedermann bemerkte bald, daß die Kaiserin kein Auge von ihrer schönen Schwägerin abwandte, geblendet wie Alle von dem bewundernswerten Halsschmuck. Plötzlich wurde die Loge der Prinzeß Borghese geöffnet und ein junger Eskadron- Chef, in der glänzenden, silberverbrämten Uniform der Offiziere der kaiserlichen Leibgarde, stellte sich der Prinzessin vor und sagte mit respektvoller Verbeugung: „Ihre Majestät die Kaiserin ist voll von Bewunderung für den kostbaren Halsschmuck, den Eure kaiserliche Hoheit trägt, und ist von dem lebhaften Wunsche beseelt, ihn in der Nähe besichtigen zu können." Die schöne Pauline lächelte und gab einer ihrer Hofdamen ein Zeichen, die den Schmuck vom Halse löste und ihn dem Ordonnanz- Offizier übergab, Dieser verneigte sich dankend und verschwand. Es war ungefähr um die Mitte des zweiten Aktes. Der Zwischenakt kam heran, ging vorüber, auch der dritte Akt wurde zu Ende gespielt, schon war der vierte in Angriff genommen
— das Halsband wurde nicht zurückgebracht. Die Prinzessin Borghese wunderte sich zwar, hielt jedoch die Verzögerung für eine Laune der Kaiserin Maria Louise. Erst am folgenden Tage fragte sie dieselbe, ob das Halsband ihr gefallen habe und ob auch die Fassung und Ordnung der Steine sich ihres Beifalls erfreue. Die Kaiserin war wie aus den Wolken gefallen. Napoleon vernahm den Vorfall. Er ließ sogleich die Namen der Ordonnanz- Offiziere nennen, die am vorigen Abend Dienst gehabt hatten, und sie unter irgend einem Vorwände vor seine Schwester berufen. Es war keiner unter ihnen, der ihr bekannt gewesen wäre. Man ließ den
Fürsten von Otranto, den Polizeiminister, kommen und teilte ihm das Geschehene mit. Er untersuchte sofort. Fouchä war entsetzt und nahe daran, sich die Haare auszureißen; seine findigsten Beamten waren sofort auf den Beinen, und er selbst, von Borwürfen überhäuft, kam aus der Aufregung nicht mehr heraus. Aber alle Anstrengungen blieben fruchtlos. Das kostbare Halsband, welches einen Wert von beinahe einer Million hatte, wurde nicht wieder herbeigeschafft, und auch der verwegene Gauner blieb für immer verschwunden.
(Rezept gegen Verläumdungssucht.) Ein amerikanisches Blatt teilt folgendes Recipe mit: Man nehme eine Unze Gutmütigkeit, zwei Unzen von einem sehr nützlichen Kräutlein, das die Indianer „kehre vor deiner eigenen Thüre" nennen; man mische dies mit einigen Tropfen des Balsams Nächstenliebe, und einer halben Bouteille Derwy-Brunnenwasser, welches bekanntlich die Eigenschaft besitzt, den Mund zusammenzupressen und zu verschließen. Das ganze Gemisch schütte man sodann in ein Gefäß, welches nicht leicht zu eröffnen ist, und „löbliche Vorsicht" genannt wird. Man nehme täglich beim Aufstehen fünf bis sechs Tropfen zu sich; geht man jedoch abends in eine Thee- oder Kaffeegesellschaft, so nehme man ein halbes Seidel.
(Eine ominöse Vertauschung.) In T. besteht eine blühende Weinhandlung, deren Inhaber die nicht ganz ungewöhnlichen Namen „Fischer und Müller" führen. Bei einem Festessen, zu welchem sie den Wein geliefert hatten und welches sie durch ihre Gegenwart beehrten, erhob sich, nachdem die offiziellen Toaste abgethan waren, ein schon recht heiterer Teilnehmer und brachte in schwungvollen Worten „den Herren, aus deren Keller ein großer Teil der allgemeinen Fröhlichkeit stammte," ein Hoch aus. Aber sei es die Güte des Stoffes, sei es ein wenig unschuldige Bosheit, genug, er vertauschte die Anfangsbuchstaben und rief: „Unsere geachteten Mitbürger, die Herren Mischer und Füller, leben hoch!"
(Wie viel eine Million ist,) hat sich Mancher noch nicht recht klar gemacht. Legt man eine Million Fünfmark-Scheine aufeinander, so erhält man einen Pack von 250 Fuß, und doch ist dabei angenommen, daß hundert Fünfmark-Scheine ein Päckchen von '/« Zoll ergeben; 1000 Stück würden 2'/r Zoll auftragen, 100,000 St. 25. Fuß, 1,000,000 St. 250 Fuß. Aber nehme man an, ein Mensch hätte jede Stunde seines Lebens, von seiner Geburt an, Tag und Nacht gleich durchgerechnet, einen Thaler zu vezehren, so würde dieser Mensch, wenn er das seltene Alter von hundert Jahren erreichte, bei weitem keine Million in dieser langen Zeit verbraucht haben; 1 Stunde 1 Thaler, 1 Tag 24 Thaler, 1 Jahr 8760 Thaler, 100 Jahre 876,000 Thaler.
(Der Leibkutscher des alten Fritz.) Friedrich des Großen grober Kutscher Pfund ist eine historische Persönlichkeit.
Der König degradierte ihn einmal wegen seiner Grobheit zum Mistfahren mit Mauleseln im Park von Sanssouci. Aber kein anderer ersetzte ihm Pfund. Der König begegnete ihm deshalb einmal „zufällig" im Park und fragte ihn, wie es ihm gehe. „Ist mir egal", antwortete der unverbesserliche Grobian, „ob ich Mist fahre oder Ew. Majestät." — „Nun, wenn ihm das egal ist, so fahre er nur wieder mich", sagte der König, und die Freundschaft war wieder geschloffen.
(Kurze Bezeichnung für Zimmerräume.) Der Saal, in welchem gegessen wird — Labsal. Der Arbeitsraum — Mühsal. Die Kinderstube — Wirrsal. Das Toilettenzimmer der Frau ist dem Manne — Trübsal. Der Kneipraum des Mannes ist der Frau — Scheusal.
(Malitiös.) (Aus dem Brief eines
Studenten an seinen Onkel.) .Du
schreibst, daß Du Dir Dein Geld sehr sauer verdienen mußt, aber, bester Onkel, so gieb doch endlich das Weingeschäft auf.
(Im Gasthaus.) Der Gast: Kellner, bringen Sie mir orthographische Fehler! — Der Kellner (verblüfft): Bitte sehr, die haben wir nicht. — Der Gast: Weß- halb setzen Sie sie dann in die Speisekarte?
(Zwiebeln einzumachen.j Man lasse Zwiebeln in einer starken Salzauflösung 14 Tage liegen, nehme sie dann heraus und schäle sie. Man bringt sie nun abermals in eine frische Salzauflösung, wasche sie dann ab und lasse sie in reinem Wasser eine Nacht lang liegen. Den folgenden Tag lasse man sie auf einem Tuche abtropfen, gebe sie nun in ein Gefäß von Steinzeug und übergieße sie mit heißem Gewürzessiig.
(Amoniakdünste) in Pferdeställen werden beseitigt, wenn man mit einem Netze oder Korbgeflechte eine Partie Hobel- spähne, welche man vorher mit verdünnter Schwefelsäure tränkte an die Decke des Stalles hängt. Die Hobelspähne saugen fortdauernd Dünste ein und man braucht sie erst dann zu erneuern, wenn ihr saurer Geruch verflogen ist.
Auflösung des Scherzrebus in Nr. 174.
Ein Maler (einmal R.)
Goldkurs der K. Staatskassenverwaltung
vom 1. November 1885. 20-Frankenstücke: . . . 16 »tL 10
Küchenkalender über Wild u. Fische. November.
tzmpsehlenswerth
und daher gesetzlich erlaubt: Wildpret von Hirschkühen. Schwarzwild. Reh-Wildpret. Hasen. Fasanen. Rebhühner. Wildenten. Schnepfen. Auerhahn. Birkhahn. Aeschen. Hecht. Aal. Barsche. Karpfen. Rotfisch. Seefische.
Ungesund oder ««zeitgenM und deshalb verboten:
Wildpret von Hirschen. Salm. Forellen.
Krebse.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.