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Krkektes.

Episoden ausErlebtes aus dem Kriege 1870/71." Von J> Hartmann, königl. preußischer General- Lieutenant z. D. Wiesbaden, I. F- Bergmann.

(Schluß.)

Der kommandierende General ver­sammelte uns um seine Tafel. Wie oft wir in dieser Weise beisammen gewesen, heute befand man sich gleichsam in einem neuen Zustande, freudig, feierlich. Man beglückwünschte einander und fühlte sich noch mehr zusammengehörig, da jeder von demselben Gedanken belebt war: wir feierten den Friedensschluß. Der General v. Werder sprach in einem Toast auf den Kaiser sehr schön und antwortete, als der General von Glümer seine Gesundheit ausgebracht hatte, jedes einzelne Verdienst anerkennend, so treuherzig, daß man ihn wahrhaft lieb gewinnen mußte.

Am 2. März wurden bei uns die Friedensbedingungen bekannt, von denen zwei auffielen: daß Paris nicht ganz und nicht länger von den Deutschen besetzt wurde, und daß wir Belfort wieder Her­ausgaben. Darüber wurde viel gesprochen. Wir demütigen Frankreich nicht genug", setzte der Gutmütigste hinzu.

Der Wert Belforts wurde von mehreren sehr hoch geschätzt. Ich vertrat die An­sicht, daß die Trouee für Deutschland viel weniger bedeute, als für Frankreich.

Dann hatte die qualvolle Belager­ung überhaupt unterbleiben können", ent­gegnen man.

O nein. Geben wir doch Paris her­aus. Wir besaßen Belfort und Thiers kann sagen, daß er es wiederbekommen hat. Nun hat er une xaix llonorudle geschlossen."

Am Sonntag bei dem Gottesdienste in unserer Girche galt Predigt und Gebet dem Frieden. Viele hatten sich einge­funden, um in Gemeinschaft mit dem Kameraden Gott zu danken.

Wie froh konnten wir uns fühlen! War es nicht ein Glück, diese große Zeit erlebt, an ihrer Gestaltung mitgearbeitet zu haben? Werden nicht noch die Enkel sagen:der Großvater war auch dabei"; nicht die späteren Geschlechter im mächtigen deutschen Reiche staunend unserer Thaten sich freuen?

Dieses schöne Gefühl, welche Monate später wohl jedem zu vollem Bewußtsein kam, hatten wir, so erhebend es war, nur zum Teil. Ein langer Krieg ermattet den inneren Menschen. Nun es Frieden war, verlangte man dringender nach Hause. Ungeduld verschlimmerte die Stimmung.

Und dennoch gedachten wir ungern der nahenden Trennung. Das XVI. Armee­korps konnte in der Zusammensetzung aus verschiedenen Teilen nicht fortbestehen; es mußte aufgelöst werden, so ruhmvoll auch sein Name mit der Geschichte des Krieges verknüpft war. Man konnte voraussehen, daß die Landwehren zuerst nach der Heimat entlassen und die badischen Truppen als­bald in ihr Land zurückkehren würden.

Das Wetter war beständig hell und warm, die Felder standen im leuchtenden Grün, die Blüten öffneten sich und die Bäume trieben Blätter. Unsere jungen Offiziere veranstalteten ein Wettrennen, welches in der anmutigen Landschaft ein

hübsches Bild gab und vortrefflich ver­lief. Ohne Zweifel reizte dieses Schauspiel die Neugierde der Einwohner; aber die gebildeten hielten sich fern.

Das Theater gebrauchte man als Lazaret nicht mehr. Zwei badische Ne- gimentskapcllen kündigten ein Konzert an, welches darin zum Besten der städtischen Lazarete von Dole gegeben werden sollte. Dasselbe fand vor vollem Hause statt, war aber von Franzosen nicht besucht, obgleich manche gern zugehört hätten.

Wo man ihnen sonst begegnete, waren sie höflich, selbst zuvorkommend und zeigten keine Feindschaft. Nach Revanche ver­langte gewiß kein Bürger Doles.

Jetzt wollten auch Damen, die von der Welt abgeschlossen lebten, die Deutschen sehen. Die Nonnen des Klosters zur Heimsuchung Mariä hegten diesen Wunsch. Besonders eine von ihnen verlangte, deut­sche Offiziere zu sprechen. Wir gingen dahin, wurden in bas parloir geführt und bald erschien hinter einem doppelten Gitter die Oberin mit einer ebenfalls nicht mehr jungen Nonne. Diese war nach ihrer Er­zählung durch ein eigentümlisches Geschick hierher gekommen. Ihr Vater sei in einem süddeutschen Staate Offizier gewesen, ihr Bruder auch deutscher Offizier geworden. Von seinem Ergehen, falls er noch lebe, könnten wir viellescht Nachricht geben. Obgleich wir hierzu nicht im Stande waren, hielten die beiden Klosterfrauen uns, die ihnen eine seltene Zerstreuung gewährten, lange fest.

Am 7. März erhielten wir die Direktiven des Großen Hauptquartiers für die Ent­lassung der Landwehr- und Reservetruppen und die fernere Besetzung Frankreichs. Der Verband des XVI. Armeekorps wurde auf­gelöst. Vieles jedoch blieb zu erledigen, über Einzelheiten mußten die höheren Be­stimmungen abgewartet werden. Der General v. Werder beschloß, sich zunächst nach Vesoul zu begeben.

Bei dem Abschiedsmahle sprach er in bewegter Rede seinen Schmerz über die Auflösung des Korps aus. Der General von Glümer antwortete mit herzlichen Worten und ließ denVater Werder" hoch leben.

Am 9. März verließ unser Haupt- Quartier Dole.

Mittel, das Alter der Gänse zu er- kennen.j Untersucht man einen Gänse­flügel, so findet man an dem äußersten Rücken desselben, dicht an der großen Schwungfeder, zwei kleine, schmale, spitze, außergewöhnlich harte und dabei sehr fest­sitzende Federn. An der größten derselben ist das sicherste Merkmal für das Alter der Gänse sehr leicht zu erkennen; nach­dem nämlich die Gans ihr erstes Lebens­jahr zurückgelegt hat, zeigt sich auf der äußeren Seite dieser Feder eine quer da­rüber laufende Krimme, welche genau so aussieht, als sei dieses Merkmal mit einer dreikantigen Feile hervorgebracht. Am Ende des 2., 3., 4. Lebensjahres zeigt sich nun immer eine solche Krimme mehr, so daß man das Alter der Tiere bequem auf gedachter Feder ablesen kann.

(Freundliches Anerbieten.) Eine Em­pfehlungskarte eines Dampfmühlenbesitzers B. in Neurod lautet:Den geehrten Acker­bürgern und den herumliegenden Land­leuten empfehle ich als vorzügliches Dünge­mittel aus meiner neueingerichteten Dampf­knochenmühle feinstes Knochenmehl. Auch bin ich gegen eine geringe Vergütung bereit, den Herren Landwirten, falls diesen es lieber ist, ihre eigenen Knochen zu mahlen."

(Narben) heilen am besten wieder glatt, wenn man sie, natürlich erst, sobald eine Befürchtung zur Blutung oder Ent­zündung nicht mehr vorhanden ist, täglich zweimal mit rauhem Flanell oder Jnte- stoff frottiert.

(Offerte.) Die hochgeschätzten Damen des hiesigen Ortes beehre ich mir bekannt zu machen, daß ich mir Hierselbst in's dritte Stock, Burgstraße Nr. 127, niedergesetzt habe als Schneiderin in die Häuser. Als Honorar, wenn mir die Herrschaften speisen, nehme ich nur 1 cM, speise ich mir aber selber, 2 ^ Hochachtungsvoll Thusnelda Fingerling. _

(Trumpf.) Mehrere Herren machen sich den Spaß, die Wirtinzum Ochsen" mit den Worten:Guten Abend, Frau Ochsenwirtin", zu begrüßen.Ich laß mich am Ende schon Ochsenwirtin schimpfen", sagte diese,wenn die Herren damit ein­verstanden sind."

(Verwechslung.) Ein Junge wurde in eine Buchhandlung geschickt, umBecker's Handbuch für gesellige Vergnügen" zu holen. Der junge Mann vergaß unter­wegs ziemlich seinen Auftrag, denn er ver­langte:Handbuch für vergnügte Bäcker­gesellen." (V. a. Schw.)

Hauptmann:Was ist ein Soldat?"

Rekrut:Ein Soldat ist was"

Hauptmann:Schafskopf! was ein Soldat ist?» Rekrut:Zu Befehl! Was in der Kasernenküche gekocht wird."

(Vom Manvöver-Felde.) Lieutenant (die Pferdestände reviediercnd): Unteroffi­zier, ist das Wasser auch gut, was die Pferde zu saufen kriegen?" Unteroffi­zier:Bis dahin habe ich keine Klagen vernommen.

W ä t f e l.

Ist l mein Fuß, so diene ich dem Meister, Um schöne Kunstgebilde zu gestalten,

Ist n mein Fuß, wirst eine Stadt in Deutschland

Mit herrlichen Fabriken wohl erhalten.

Frankfurter Course vom 30. Septbr. 1885.

Geldsorten.

-46

20-Frankenstücke.

. 16. 1317

Englische Souvereigns . . .

. 20.1931

Ruß. Imperiales . ...

. 16.6872

Dukaten .... ...

Dollars in Gold.

. 4. 1016

Bestellungen

ans den Enjjhijler

Können täglich Sei assen Kost ämtern gemacht werden.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meejh in Neuenbürg.