so erschienen heute früh die Sänger des Liederkranzes, wie die Karl'sche Kapelle um ihre Huldigungen darzubringen. Herr Oberpostmeister Steidle hielt eine kurze Ansprache, welche mit einem Hoch auf die Familie Elben schloß. Dr. Otto Elben dankte mit herzlichen Worten. (W. Ldz.)

DerSchwab. Merkur" hat in seiner Numer vom 3. Okt. eine interessante Bei­lage herausgegcben, nämlich ein Facsimile des ersten am 3. Oktober 1785 erschienenen Blattes des Schwäbischen Merkurs. Die Nachbildung stellt genau das Format, den Druck und den Inhalt jener Numer in einer photo-lithographischen Wiedergabe dar. Die Numer enthält u. A. Artikel über reiche Ernte in Italien und Getreide- Ausfuhr nach anderen Ländern Bericht über die Luftballonfahrt des Luflschiffers Blanchard in Frankfurt am 25. September 1785 Durchmarsch Österreich. Truppen durch Württemberg nach den Niederlanden Todesanzeige von dem berühmten Johann Jakob Moser, gest. in Stuttgart 30. Sept. 1785 lieber die Vereinigung Irlands mit England Ostindische Ge sellschaft in London. Unter vermischten Nachrichten finden wir ein Verbot an die spanischen Klostergeistlichen, sich nicht in Regierungsangelegenhciten zu mengen Kaffeeverteuerung in Folge Ausfuhrverbots in Arabien und Wiedereinführung der Todesstrafe in Oesterreich rc. rc.

Nagold, 30. Sept. Gestern Abend wollte sich der hies. Tuchwalker, I. Her­mann, von einem Gasthause in sein nahe­liegendes Wohnhaus begeben. Die finstere Nacht führte ihn auf noch unerklärte Weise inmitten der Stadt in den Nagoldsluß, dem der Leichnam gestern Vormittag ent­zogen worden ist.

* Neuenbürg. Wie wir hören, wurde von dem Ausschuß des X landwirtschaftl. Gauverbands in der am 3. Oktober in Freudenstadt abgehaltenen Sitzung auf den Antrag des Vorstandes des hiesigen landw. Bezirksvereins beschlvsfen, daß das nächste landwirtschaftliche Gaufest im Herbst 1886 in Neuenbürg abgehalten werden soll.

Neu enbü r g , 5. Okt. Kartoffel­markt. Weiße und rote ans der Rastatter Gegend 2 per Ztr.

Ausland.

Revolutionäre Bewegungen in Holland.

Es ist ein eigenes Geschick mit dem Weltfrieden! In einer Periode, wo man ihn als ganz besonders geschützt hielt, zeigen sich kriegerische und revolutionäre Brandungen auf dem politischen Oceane. Erst entspann sich der deutsch-spanische Konflikt, dann entstand die bulgarische Bewegung und nun zeigen sich sogar in dem durch seine politische Ruhe und Träg­heit bekannten Holland revolutionäre Störungen. Seit Ende voriger Woche finden in den holländischen Städten Amster­dam und Rotterdam revolutionäre De­monstrationen statt, die man anfangs für leere Tumulte hielt, die aber gewachsen sind und darauf hindeuten, daß Holland vor einer Revolution nicht sicher ist. Zu­nächst sind es Sozialisten, welche in Amsterdam und Rotterdam die Unruhen verursacht haben. Leider beschränkt sich die Klaffe der Unzufriedenen und zu einem

Umstürze neigenden Einwohner Hollands aber nicht nur auf sozial-demokratische Schwärmer, sondern auch andere Bevöl­kerungsklassen, sonst ruhige Leute, wie Lehrer, kleine Beamte, Handwerker, Ar­beiter, befinden sich in einer feindlichen politischen Stellung der Regierung gegen­über und haben sich in verschiedenen Bünd­nissender niederländischen Liga für das allgemeine Wahlrecht" und dieArbciter- liga" geeinigt. Der Umstand, daß diesen Ligen viele sonst achtbare und ruhige Leute augehören, macht nun gerade die politische Bewegung Hollands zu einer bedeut­samen.

Die Katastrophe bei False Point er­weist sich als schrecklicher als man an­fänglich geglaubt hatte. Die Sturmwoge fegte den Ört fast gänzlich vom Erdboden und 3000 Menschen büßten ihr Leben ein. Zahlreiche Schiffe gingen mit Mann und Maus zu Grunde; andere wurden erheblich beschädigt und ihrer Masten beraubt.

Misullen.

Mein erstes

Liebes- und Lebens-Menteuer.

Aus den Papieren eines gesetzten Freundes mit­geteilt von Gg. Freitag.

(Fortsetzung.)

Ich danke Euch, guter Freund! und wie komme ich am besten nach dem Schönen Berge?"

Gehe der Herr nur immer auf diesem Wege an der Berglehne hin, über das Badgebüude hinaus, bis an den Steg, der über den kleinen Gießbach führt; dort läuft ein Pfad rechts schräg herunter in das Thal bis auf die Landstraße; dann gehe der Herr die Straße entlang bis über die Mühle hinaus, und sogleich hinter dieser wird der Herr einen Steig finden, der gerade vor den neuen Bau auf deni Schönen Berge führt.

In weniger als einer halben Stunde war ich aus dem Schönen Berg und fand Alles ganz so, wie es mir von dem alten Mähder geschildert worden war. Hinter dem neuen Hause lagen Haufen Schutt, Bausteine, Zimmerholz und dergleichen umher. Aber die Aussicht aus den Fenstern des kleinen Hauses war wundervoll. Wenn das Auge über die Verwirrung hinaus­schweifte, so labte es sich an den kühnen Bergformen mit ihren dunklen Nadel­wäldern, an dem frischen sammtncn Grün der Wiesen auf der Thalsohle, an dem Silberglanz der Bäche und Quellen, die sich mit dem muntern Flüßchen vereinigten. Die Luft hier oben war so rein und klar, so würzig frisch, geschwängert mit dem Harzgeruch der Wälder. Eine anständige, freundliche Frau zeigte mir das Haus und bestätigte mir, daß der blinde Herr mit seiner Familie hier erwartet werde. Es werde den Leutchen hier sehr gefallen, meinte sie.

Erst zu Mittag fand ich mich wieder ini Badgebäude ein und widmete den Rest des Tages meinem Freunde und seiner Familie. Fräulein Cornelie, die Schwägerin, war ein hübsches Mädchen, gebildet, belesen, leblaft, etwas selbstbewußt und anspruchs­voll vielleicht, aber sic war ja eine Erbin. Ich weiß nicht, ob ich recht sah oder nicht,

allein es wollte mich bedünken, Fräulein Cornelie wolle sich vor mir von ihrer an­mutigsten uud gewinnendsten Seite zeigen, und die Augen der Madame S. liefen fortwährend fragend und forschend von mir zu ihrer Schwester, und von dieser zu mir, so oft wir mit einander sprachen.

In mir regte sich jedoch keine innigere Wärme für die junge Elsässerin, und ich begegnete ihr stets nur mit jener wohl­wollenden Artigkeit, welche die übliche Scheidemünze im Verkehr der gebildeten Welt ist. Freund S. war zu taktvoll, um mich merken zu lassen, daß er mich gerne an seine Schwägerin verheiraten möchte; aber ich hatte eine deutliche Ahn­ung von einem derartigen Plan seinerseits. Unter anderen Umständen hätte Fräulein Cornelie vielleicht auch einigen Eindruck auf mich gemacht; allein seit ich Theresen kennen gelernt, hatte ich kein Auge mehr für andere Frauenzimmer, und legte jene stets als Maßstab der Beurteilung an ^ die Anderen ihres Geschlechts. Und das war ein Fehler. Fräulein Cornelie schien auch bald zu merken, daß sie sich vergeb­liche Mühe gab, mich zu bezaubern. Sie ließ das Köpfchen hängen und schmollte.

So vergingen einige Tage, während deren ich gar nichts mehr von Theresen und ihrem armen Gatten hörte, aber dennoch nur ausschließlich mit ihrem Bilde mich beschäftigte. Am Sonntag mittag endlich saß ich ganz allein auf meinem Zimmer, als ich auf dem Treppenhause vor meinem Zimmer eine wahre Musik von Stimmen hörte ein Zwitschern und Zirpen, wie wenn junge Vögel sich zum ersten Mal im Singen versuchen ein munteres, kindliches Lachen, das mich ganz heiter stimmte. Plötzlich pochte es schüchtern an meine Thüre, und unter derselben erschien ein elegant gekleidetes Kind, ein Mädchen von etwa zwölf Jahren, ein reizendes Amazonenhütchen mit Federn auf dem Köpfchen, knixte errötend und sagte etwas betreten:

Guten Tag! sind Sie Herr Robert Deibach?"

Zu dienen, meine Liebe! und was verschafft mir die Ehre?"

Ich heiße Elisa Werth, und komme mit meinem Bruder Gustav und unserer Bonne Clementine im Aufträge meiner Eltern, um Ihnen zu sagen, daß Herr und Frau Barnen mit Papa und Mama hier angekommen find, um hier zu speisen und Ihnen ihre Aufwartung zu machen. Und ich soll fragen: ob Sie Besuch annehmen?"

Damit trat Elisa ganz atemlos bei Seite und Gustav und die Bonne er­schienen im Hintergründe und bestätigten durch eine beinahe stumme Geberde den Auftrag der kleinen Sprecherin. Ehe ich aber noch die freundlichen Boten recht begrüßt und ihnen Bescheid erteilt, hatte Elisa schon einen Blick aus dem Fenster geworfen und rief lebhaft:Da sind sie schon! Mama und Frau Barnen warten schon drunten im Hofe!"

So wollen wir rasch zu ihnen hinuntergehen, meine Liebe!" sagte ich und griff nach dem Hute.

(Fortsetzung folgt.)