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Honig- und Wachsmarkt verbunden. Der Markt darf nur mit reinem Bienenhonig in Vereinsgläsern verpackt mit dem Namen des Bienenzüchters versehen, beschickt wer- werden. Die Ausstellung wird am Montag, 10. August geschlossen.
Pforzheim. Die hiesige Feuerwehr hat für diesen Monat mehrere Anlässe zu Festlichkeiten. Sie hat Einladungen erhalten zur Feier des 25jähr. Gründungsfestes der Feuerwehr Altbreisach — zum 8. Württb. Feuerwehrtag in Heilbronn — und zur Versammlung der Feuerwehren des Krcisverbandes Karlsruhe in Langenbrücken. — Die einfachste Lösung wird wohl sein, nach allen drei Plätzen Deputationen zu entsenden.
Pforzheim. Brodpreise der Bäcker- genosseuschaft vom I.Ang. l885. Schwarzbrot erste Sorte: lange Form, 2 Kilo 50 lange Form 1 Kilo 25 runde Form, 2 Kilo 48 runde Form 1 Kilo 24 1 Weißbrod 17 L, 1 Tafelbrod
20 4Z.
Dietlingen, 3. August. Bei der heutigen Gemeinderatswahl wurde Joh. Jakob Schlittenhardt, Küfer, gewählt.
(Abgedankte Hundertmarkscheine.) Mit 15. September verfallen die im Jahre 1874 zur Ausgabe gelangten Reichskassenscheine von 100 Also Achtung!
Verschiedene Blätter machen darauf aufmerksam, daß in den nächsten Tagen, vom 8. bis 12. August, die jährlich wiederkehrende Sternschnuppen-Periode eintritt. In diesem Jahre fallen die Tage insofern günstig, als um diese Zeit gerade Neumond ist und die prächtige Erscheinung daher nicht durch das Mondlicht beeinträchtigt wird. Zur Beobachtung eignet sich am besten die zehnte Abendstunde und der östliche Teil des Himmels.
Württemberg.
Am Sonntag den 9. August wird ein Extrazug von Stuttgart über Tübingen nach Singen (Hohentwiel) und nach Schasshausen-Neuhausen (Rheinfall) und zurück ausgeführt:
Hinfahrt: Stuttgart ab 3.20 früh, Singen an 9.6 vorm. Neuhausen a. Rh. an. 10.15 vorm. Rückfahrt: Neuhausen a. Rh. ab 6.30 abends, Singen ab 7.18 abends, Stuttgart an 1.22 früh. Zur Benützung dieses Zugs zur Hin- und Rückfahrt werden besondere Billete nach Singen und Neuhausen a. Rh. zur einfachen Taxe gewöhnlicher Personenzüge ausgegeben. Die Billetausgabe findet nur bis 8. August mittags 1 Uhr statt.
Ludwigsburg, 4. August. In dem Garten des Gärtners K. ereignete sich gestern ein Unglücksfall, der wieder zeigt, wie gefährlich cs ist, kleine Kinder ohne Aufsicht zu lassen. Der zweijährige Knabe des Gärtners geriet beim Spielen an eine offene Güllengrnbe, stürzte in dieselbe hinein und war, als man denselben entdeckte, bereits tot.
Wildbad. Die schon erwähnte Beleuchtung der Enzpr 0 men aden findet nun Samstag den 8. August statt, und verspricht wie ihre Vorgängerinnen eine solenne zu werden. Da es für Jedermann als Ehrensache gilt, die Beleuchtung nicht ohne Eintrittskarte zu besuchen und strenge Ueberwachung Hierwegen stattfindet,
ist cs gut, sich rechtzeitig mit solchen zu versehen. — Wir hören, cs seien Schritte im Gang, den Extrazng des Geometer- Vereins an diesem Abend von Wildbad erst nach Schluß der Beleuchtung abzulassen.
Wildbad, 6. Aug. Die Zahl der Kurgäste ist nahezu 4200. Täglich neuer Zuzug.
Herren alb, 4. Ang. Die heutige 7. Knrlistc bringt einen neuen Zugang von 500 Personen.
O e st e r r e i ch.
Die österreich-ungarische Negierung hat für ihre Mittclmecrhüfen gegenüber den ans südfranzösischen Häfen kommenden Schiffen Quarantäne - Maßregeln angeordnet. Wir hören, daß auch von deutscher Seite Vorsichtsmaßregeln in Aussicht genommen sind.
Am 4. Auguit ist Gräfin Anna von Meran, Wittwe des Erzherzogs Johann, des einstigen Reichsverwesers von Deutschland , Tochter des Postmeisters Plochel von Aussee, geb. den 6. Jan. 1804, in ihrem Geburtshause zu Aussee gestorben. Aus dieser Ehe ist ein Sohn, Graf Franz von Meran, geb. 11. März 1839, Mitglied des österr. Herrenhauses am Leben.
Ausland.
Marseille, 6. Ang. „Agence Havas" meldet: In den letzen 24 Stunden seien 35 Choleratote amtlich gemeldet.
Misullcn.
Gustav Werner, der große Menschenfreund.
(Fortsetzung.)
Dennoch hat das Werner'sche Hans nie Mangel gehabt. Der Herr segnete die eigene Arbeit der Kinder, welche mit der damals blühenden Stickerei beschäftigt wurden; von schönem Erfolg waren auch die Kollektenreisen des Vater Werner begleitet, den wir ans letzteren von einer neuen Seite kennen lernen, als ergreifenden Volksredncr (Reiscprediger), der Herzen zu rühren wußte, wenn er von der Not der Brüder, von der dringenden Pflicht zu helfen sprach und dabei sein tiefes, seelenvolles Auge wie nach Mitarbeitern suchend durch die Versammlung hingehen ließ. Geradezu erstaunliches hat sein Eifer in den Jahren seiner Kraft auf dem Gebiete der Reisepredigt zu Stande gebracht; vor der Sonne anfzustehen und an einem Tag an sechs Orten nacheinander zu reden und dabei noch einen Weg von vielen Stunden zu Fuß oder mit schlechter Fahrgelegenheit zurückzulegen, das war ihm etwas Gewohntes. Dabei kam cs ihm nicht darauf an, eine Kirche, eine Schule, eine dumpfe Bauernstnbe oder eine zugige Scheune als Oratorium zu benützen. So wuchs die Zahl seiner Freunde und damit die Wohlthüter seiner Anstalt, denn für sich selbst bedarf der edle Mann mehr als wenig; seine ehrwürdige Gestalt ist ein Beweis davon, daß er auch sonst auf äußeres Behagen keinen Wert legt.
Zur Stickerei gesellten sich bald der landwirtschaftliche Betrieb, und seit 1848, dem Bedürfnis der Zeit folgend, größere industrielle Unternehmungen, aus welchen schließlich die obenerwähnten mechanischen
Werkstätten herausgewachsen sind. In den fünfziger Jahren war die Not auf dem Lande groß, so daß Werner nicht müßig zuseheu konnte. Die Kartoffelkraukheit und anderer Mißwachs der nassen Sommer brachten Tausende um's liebe Brot. Nun wurden jene ländlichen Kolonien gegründet, welche an mehr als zwanzig Orten Württembergs Jung und Alt Arbeit und Nalir- ung, Erziehung und christliche Pflege gewährten. Als Werner 1862 selbst Mitteilungen über sein Werk publizierte, hatte er, Reutlingen mit cingeschlossen, von 25 Ortschaften zu berichten, woselbst 16 landwirtschaftliche Betriebe mit zusammen 1282 Morgen, 12 Kramläden, 4 Mühlen. 19 andere gewerbliche Werkstätten und Anlagen den Zwecken des Menschenfreundes dienten. 1746 Personen lebten damals unter seinem Dach, darunter 227 jener „Hausgenossen", welche als der engste Kreis von Jüngeren nach dem Beispiel ihres uneigennützigen Meisters die anerkennenswertesten Opfer an Zeit und Kraft wie an ihrem Vermögen brachten, daß sie in widerruflicher Weise meist vollständig in die mannigfachen Unternehmungen steckten.
Von jenen 25 Arbeisfelderu konnten freilich bis auf diesen Tag nicht alle behauptet werden. Und es ist dies nicht einmal zu bedauern; denn verlor Werner's Thütigkcit in neuerer Zeit einiges au Ausdehnung, so wurde sie au der andern Seite um so intensiver. Es gab eine Zeit, in welcher die Bestrebungen der Werner'schen Gemeinde mit fast fieberhafter Energie betrieben wurden; dies führte zu einer ursprünglich unheildrohenden Krisis, hernach aber zur Herstellung eines dauernden Blütezustandes der Anstalten. Im Jahre 1860 ging nämlich Werner in überraschender Weise vor; er besaß einen Baarvorrat von 7 Gulden damaligen Geldes, kaufte eine Wasserkraft bei Dettingen und begann den Ban einer Papierfabrik, deren Ausführung auf 4—500 000 Gulden veranschlagt wurde. Der Bau war vollendet, aber das Betriebskapital fehlte. Aengst- liche Freunde forderten ungestüm ihre Einlagen, kühle Kritiker redeten schon von „einem Stück verunglückter Organisation der Arbeit in Schwaben", der schöne Bau schien in sich selbst zusammenzusinken und unter seinen Trümmern alle anderen Unternehmungen begraben zu sollen. Aber in eben diesen schweren Tagen erwies sich Werner als ein Mann edelster Art, der in demütiger Wahrhaftigkeit die Grenzen seiner Kraft erkannte und dabei mitMannes- mnt seine christlichen Ideale festhielt. Er hatte für unsere Zeit vielleicht zu wenig gerechnet, dafür liebte und glaubte er um so mehr, und beides blieb nicht unbelohnt.
(Schluß folgt.)
Goldkurs der K. Staatskassenverwallung
vom 8. August 1885. 20-Frankenstücke: . . . 16 14 ^
Frankfurter Course vom 5. August 1885.
Geldsorten. ^
20-Frankenstücke.18 17 20
Englische Souvereigns .... 20 28 32
Ruß. Imperiales.16 6ö 69
Dukaten. 9 57 62
Dollars in Gold.4 16 19
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me.eh in Neuenbürg.