wahrzunehmen. Es wird ein gemeinsames Schulgebäude für die Schüler beider Gemeinden , sowie ein Wohngebäude für sämtliche Lehrer gebaut. Auf dem Bahnhof werden an den Hochbauten allerhand Veränderungen und Erweiterungen vorgenommen. Das Verwaltungsgebäude bekommt einen Anbau, wodurch die Räumlichkeiten der Post vergrößert werden.
Neuenbürg, 4. Aug. Seit Samstag fand die Prüfung der hiesigen Realschule durch Herrn Oberstudienrar Günzler aus Stuttgart statt und ging heute mit der mündlichen Prüfung zu Ende.
Neuenbürg, 4. Aug. Unser Enz- thal, mit Recht eines der schönsten Schwarz- waldthäler genannt, erfreut sich auch Heuer eines zahlreichen Fremden-Verkehrs, wo- runter sich ein erheblicher Teil Luftkurgäste bewegt, die hier und in der nächsten Umgebung Quartiere bezogen haben. Wem sollte es auch hier herum nicht gefallen? Reine würtzige Gebirgsluft in Wald und Flur; Thal und Höhen in den manig- saltigsten Scenerien abwechselnd. Zu kühlenden Laubgängen, unter schattige Buchen und harzdufteude dichte Tannenwaldungen führen gute, reinliche Wege. Allerorten üppige Wald - Vegetation mit durchschlängelnden klaren Bergquellen. Das Auge des Naturfreundes wird erfreut durch eine reiche Naturromantik. Stille Ruhesitze zu behaglichem Sichgehenlassen bieten mit hübschen Aussichtspunkten in farbenreiche Landschaftsgemälde nach allen Richtungen reiche Abwechslung. Hierselbst zeigen z. B. u. A. das anmutige reizende Schloßwäldchen mit seiner restaurierten leicht zugänglichen Schloßruine, jenseitig ein ergrauter Zeuge längstvergangener Zeiten, die Waldenburg oder ein Gang durch das Größelthal über die Pforzheimer Quellenstuben bis zum Aussichtsturm, ferner ein Aufstieg zur den Schwärmer, Waldrenn- acher oder Dobler Höhen, ihre eindrucksvollen Eigenarten. Das Ganze aber ist ein zauberisches Bild, in dessen Kreis sich Körper und Geist erfrischen und gesunden kann.
Wer ab und zu etwas übriges thun und weiter schweifen will, der findet hiezu täglich in den nahen Bädern Wildbad und Herrenalb Gelegenheit für feinere Genüsse.
Ausland.
Paris, 1. August. Die Cholera in Südfrankreich ist jetzt nicht mehr totzn- schweigen. Nachdem gestern der portugiesische Konsul in Marseille sowie der Polizei-Inspektor Charriäre der Cholera erlegen sind, wird zugegeben, daß dieselbe seit dem 11. Juli dort herrscht. Am 29. Juli starben 6, am 20. 13 Personen an der Cholera. Auch in Lyon kamen 2. Todesfälle vor.
Madrid, 29. Juli. Die Cholera fährt beständig fort, sich über ganz Spanien zu verbreiten. Die jüngsten Provinzial- zcitungen bringen eine wahrhaft furchtbare Beschreibung von der Intensität der Epidemie an vielen Orten.
Madrid, 30. Juli. Die Cholera in Spanien greift mit schrecklicher Gewalt um sich. Das heute Morgen ausgegebene Bulletin weist für gestern 3168 Erkrankungen und 1252 Todesfälle auf, gegen 2316 Erkrankungen und 855 Todesfälle am vorhergehenden Tage.
Aus Mexiko wird berichtet, daß zwei Dörfer, Euranta und Gabriel, durch eine plötzliche Hochflut vollständig zerstört und fast alle Einwohner in den Wellen begraben worden sind. Die beiden Dörfer liegen oder vielmehr lagen in einem engen Thale, das von einem kleinen Fluß durchströmt wird. Durch das Thal führt die Landstraße nach San Louis Potozi und nicht weit westlich davon liegt die Ortschaft Lagos. Die Ufer des Flusses entlang befanden sich blühende Gärten und Felder. Am Morgen des 28. Juni, kurz nach 4 Uhr, wurde die ahnungslose Bevölkerung durch wiederholtes Donnerkrachen, wie sie es noch nie so schrecklich gehört, aus dem Schlafe gescheucht, lieber den umliegenden Bergen entwickelte sich ein grausig prächtiges Schauspiel, dicke schwarze Wolkenmassen, durchzogen von gelben und roten Feuerstreifen, hatten sich am Himmel gesammelt und entsendeten zahllose Blitze. Plötzlich stürzten mehrere ungeheuere Wasserhosen auf die Berge herab und vereinigten sich zu einem Strom, welcher mit furchtbarem Donner unwiderstehlich in das Thal brauste, Alles mit sich fortriß und allenthalben Tod und Verderben bereitete. Das Rollen des Donners war wie ein Warnungszeichen gekommen und setzte einen kleinen Teil der Bevölkerung in den Stand, ihr nacktes Leben zu retten. Die steinernen Brücken, wurden alle zertrümmert, die Wohnhäuser fortgerissen. Fast 3 Stunden dauerte die Hochflut. Bis jetzt sind 281 Leichen gefunden. Die Ueberlebenden haben all ihr Hab und Gut verloren.
HlisMen.
Me Kochzeilsreise.
Humoreske von A. von Winterfeld.
(Fortsetzung.)
Nach vielen Bitten gelang es Stappen- beck endlich, seine Frau einigermaßen wieder zu beruhigen und sie zum Niedersetzen zu bewegen.
„Ich schwöre es Dir noch einmal, Marie," sagte er in weichen, elegischen Tönen; „ich bin ein Kind von Sanftmut, damit Du mich aber ganz genau kennen lernst, erlaube mir, Dir meinen Charakter zu entwickeln ... mit allen seinen Vorzügen und Fehlern. Ich bin gut, Marie; ich bin sanft, Marie. . ich bin .. ha .. ha . . ha.
Hier stockte der Redner, indem er die Augen schloß, die Stirn in Falten zog, die Nase kraus machte und den Mund ein wenig öffnete.
Die Frau blickte sich ängstlich nach ihm um.
„Ich bin .. ha .. ha .. tschieü" nießte Stappenbeck so gewaltig, daß er sich ordentlich schüttelte. . . „ich verberge Dir Nichts," setzte er dann mit seinem natürlichen Gesicht, hinzu.
„Du scheinst Dich erkältet zu haben," lächelte Marie.
„Das scheint mir auch beinahe so," nickte Ernst.. . „Das waren also meine Vorzüge." fuhr er dann fort; „jetzt komme ich zu meinen Fehlern, deren ich überhaupt nur einen einzigen besitze: ich bin nämlich dermaßen gefühlvoll, daß ich keinen Un
glücklichen sehen kann ... ich muß ihn förmlich fliehen. — Ich neige außerdem zur Träumerei, zur Me . .. melancho .. . ha . . ha . . hatschi! — Ich bitte um Entschuldigung .. ich kann es ohne falsche Bescheidenheit sagen, daß ich ein poetisches Herz im Busen trage."
„Du machst also Verse?" unterbrach ihn die kleine Frau.
„Ja" .. fuhr Steypenbeck fort; „ich habe Manches gedichtet .. Romanzen .. Canzonen .. lyrische Ergüsse.. für letztere bin ich ganz besonders fein organisiert.. meine Seele vibriert . . alle Harmonieen der Natur nach. . ."
Von hier an begann Stappenbeck heiserer und immer heiserer zu werden, bis die Stimme sich in ein rauhes Krächzen verwandelte.
Alle Wetter, ich glaube, da ist schon wieder eine Scheibe entzwei... ich habe mich schauderha . . ha .. ha .. hatschi... erkältet."
Damit sprang er auf, machte die Entdeckung, daß die Papierverklebung wieder abgeweicht war und gab sich nun die größte Mühe, seinen Nachtsack vor das Wetterloch zu hängen; dann setzte er sich wieder zu seiner Frau und ergriff ihre Hand.
„Marie setzte er seine Beteuerungen fort! „ich sage es Dir, aus dem Grunde meines Herzens, daß ich Dich liebe. . . Das leichte Geräusch Deiner Schritte regt mich auf. Das mystische Rauschen Deines Gewandes ... nein," unterbrach er sich hier selber, nachdem ihm die Stimme zweimal gänzlich versagt.. „es geht nicht mehr.. ich werde unmöglich ..."
„Armer Ernst!"
„Ich will nicht mehr sprechen," so krächzte dieser; sonst werde ich vollständig tonlos .. und außerdem habe ich einen Hunger .. zum Ohnmächtigwerden . . mein Gott was ist das für ein Zustand!"
Glücklicherweise kam jetzt der Wirt in höchsteigener Person und erinnerte daran, daß das Souper kalt würde, wenn die Herrschaften nicht die Gewogenheit hätten zu kommen.
Die Neuvermählten folgten ihm in ein eiskaltes Zimmer, wo die Tafel gedeckt war. Aber, o Schrecken! die Bouillon, welche die ursprüngliche Kartoffelsuppe geblieben, war mit ranziger Butter gekocht; der Fischsalat von dem bereits seit acht Tagen verschiedenen Hecht ungenießbar und die Geruchsnerven beleidigend, und das Fleischgericht bestand in einem Ragout von so vielen und teils verdächtigen Ueberbleibseln, daß das ganze Souper nicht angerührt wurde.
Was war nun zu thun?
Ernst machte den schüchternen Vorschlag, schlafen zu gehen, und den vor Hunger, Anstregung und Erkältung ermatteten Körper zu ruhen. Obgleich Marie ihm nicht antwortete, las er doch in diesem Schweigen eine Bejahung und fragte den Wirt, ob die Giebelzimmer geheitzt wären.
„Oh . .. vollständig durchgewärmt," komplimentierte dieser.
„Bitte; dann führen Sie uns und lassen Sie das Gepäck herauftragen."
(Schluß folgt.)