Ah .. . Dein Papa hat aber Ideen die er wirklich nicht verantworten kann," fühlte sich der Herr Gemahl beleidigt.

Marie senkte das Haupt, dann hielt sie ihr Taschentuch vor die Augen und begann zu weinen.

Was ist Dir . . . mein geliebtes Weib . . . was ist Dir?" fragte Ernst besorgt.

Ich entdecke heute lauter schlechte Eigenschaften an Dir," schluchzte sie;Du hast mich getäuscht."

Inwiefern... ich bitte Dich!"

Erst hast Du geflucht ... dann erfahre ich, daß Du rauchst . . . und nun sehe ich auch, daß Du meinen Vater nicht liebst und das muß man Alles schon am Hoch­zeitstage erfahren . . . was wird in der Folge noch hinzukommen?"

Stappenbeck machte erst ein nachdenk­liches Gesicht; dann stürzte er vor seiner Frau auf beide Kniee nieder:

Marie!" rief er; ich schwöre es Dir, ich bete Deinen Vater an, wie ich Dich selbst anbete; aber sei mir nicht mehr böse. . . ich schwöre Dir außerdem, daß ich nie mehr fluchen will und daß ich überhaupt der sanfteste und friedfertigste Mensch von der Welt bin ... aber vergieb mir.. . laß mich Dich küssen."

Das junge Weib vermochte nicht einer so dringenden und feurigen Aufforderung zu widerstehen und beugte das Haupt sanft hinab, während dem sie den Eintritt des Kellners total überhörten.

Dieser ergriff den invaliden Blasebalg und entlockte ihm das bekannte Wimmern.

Kaum hatte die junge Frau jenes fatale Geräusch vernommen, als sie aufsprang. Stappenbeck fuhr ebenfalls empor und überschüttete den Kellner mit Zoruesaus- brüchen, daß jener schrcckenbleich entfloh, ohne daß er bestellt hatte, das Souper sei aufgetragen.

Das ist also Deine Liebe... das sind also Deine Beteuerungen?" schluchzte die junge Frau.Du schiltst und fluchst schon wenige Minuten darauf, nachdem Du mir geschworen, es nimmer wieder zu thun ... oh, ich bin recht unglücklich."

(Fortsetzung folgt.)

Gustav Werner, der große Menschenfreund.

Wer kennt nicht, und wäre es nur aus den Gedichten Uhland's, die gewerb- same Stadt Reutlingen? In dieser schwäbi­schen Stadt hat der große Menschenfreund Werner sein Meisterwerk vollbracht. Hier kann jedes Kind dem Fremden dasBruder­haus" zeigen, den Mittelpunkt und das Hauptquartier seiner Thätigkeit. Wie ein­fach und idyllisch klingt sein Name, und doch ist dasBruderhaus" keines von denen, welche sonsten hier und dort in deutschen Landen Gott zur Ehre, dem Nächsten zulieb im Schatten traulicher Waldeinsamkeit oder umgeben vom Schmucke bähender Gärten, abseits vom lärmenden Tagesverkehr, erbaut worden sind. Un­mittelbar an die Stadt anschließend, steht es da im vollen Ernst werktäglicher Ar­beit mit seinen geschwärzten Fabrikge­bäuden, seinen Scheunen, Ställen und Wohnhäusern. Bei einem Blick nur von außen hinein kann auch ein erfahrener Beobachter recht wohl im Zweifel sein.

was dieses Konglomerat von Häusern eigentlich vorstellen soll. Wer aber einen Gang durch ihre weitläufigen Räume ge­macht hat, wer auch nur ein paar Stunden den Pulsschlag des Lebens in denselben gefühlt hat, dem bleibt aller Zweifel be­nommen: der Geist christlicher Liebe hat das alles geschaffen, regiert auch drinnen als das beglückende Lebenselement für Kleine und Große, Starke und Schwache.

Also dasBruderhaus" in Reutlingen, woraus besteht es denn? Aus einem schönen, kürzlich neu erbauten Schul- und Kinder - haus, in welchem gegen hundert der Not entrissenen Knaben und Mädchen Pflege, Unterricht und Erziehung genießen; aus praktisch eingerichteten Oekonomiegebäudcn zum Betrieb einer umfänglichen Landwirt­schaft; vor allem aber ans einem industri­ellen Etablissement, welche eine Holz- wareufabrik, Metallgießerei, Schlosserei, Eisendreherei und Schmicdewerkstütte in sich vereinigt.

Die Arbeitskräfte dieser landwirtschaft­lichen und industriellen Anstalten sind in erster Linie jene Kinder aus der Rettungs­anstalt des Kinderhauses; fröhlich sieht man sie in der schulfreien Zeit Gärten, Wiesen und Felder bestellen, in Stall und Scheune hauticreu; und wenn die Knaben der Schule entwachsen sind, so treten sie als Lehrlinge in eine der Werkstätten ein; fünfzig junge Leute finden gleichzeitig Aus­bildung in einem Handwerk und zugleich während der kritischen ersten Jüuglings- jahre Schutz gegen die Versuchungen ves Lebens. An die Lehrlinge schließt sich ein anderes eigenartiges Element der Be­wohnerschaft des Bruderhauses an, er­wachsene Leute, sogenannte Pfleglinge, meist körperlich oder geistig recht reduzirt, welche für ihre kleinen Kräfte hier noch zweckmäßige Verwendung finden. Wie mancher Vater, wie manche Gemeinde hat Werner's Haus schon gesegnet dafür, daß ein Sohn oder eine Tochter, die jeder­mann für unbrauchbar zur Arbeit erklärte, hier noch unter schonender Behandlung Anleitung zu nützlicher Beschäftigung er­hielten! Und dasselbe Haus bietet den Armen auch ein freundliches Asyl, falls ihre Arbeitskraft vollends ganz dahin ist! Natürlich konnte namentlich eine erfolg­reiche industrielle Produktion nicht erreicht werden ohne einen Stamm völlig tüchtiger Arbeitskräfte, der vorhanden ist. Hieher sind dieHausgenossen" zu zählen, Männer und Frauen, die das Liebeswcrk des Hauses an Jung und Alt als Lebensberuf auf sich genommen haben, unter Werners Direktion seine Gehilfen und Gehilfinnen sind und auch meist finanzielle Opfer für seine Anstalten bringen. Endlich beschäf­tigt das Brudcrhaus noch Arbeiter mit vollem Lohn; sie wohnen außer dem Hause erscheinen dem vielseitigen Vater Werner aber mit Recht keineswegs als leidiges Anhängsel seiner Sache, das nur benützt werde; weiß er doch, wie segensreich eine stetige moralische Beeinflussung der arbeiten­den Kreise seitens des Arbeitgebers ist.

(Fortsetzung folgt.)

fGegcn die Raupenplage.j Herr R. Süß, Besitzer des Friedrichsbades, Reinicken­dorfer See. giebt folgendes Mittel zum

Schutz gegen die Raupen an: Um jeden Stamm lege man, 1 Mtr. vom Boden, einen 3 Finger breiten Streifen gewöhn­licher Watte, und zwar, nachdem solche gespalten, die rauhe Seite nach außen. Diesen Streifen vermag keine Raupe zu passieren. Die Watte hält monatelang und kann mit einer Tafel ein ganzer Garten geschützt werden. Da Leim und andere Jngredenzien bei anhaltend warmer Witterung sehr leicht trocknen und dadurch ihr Wert sehr problematisch wird, so scheint uns die Verwendung von Watte doch sehr beachtenswert. Uebrigens schreibt Herr Süß auch ausdrücklich, daß sein Mittel noch nie versagt habe.

fEin treffliches und billiges Zahnpulvers ist fein gepulverter Milchzucker, den man um geringen Preis in jeder Apotheke er­halten kann. Vermöge seines schwachen Gehaltes an Milchsäure reinigt er die Zähne vollkommen, ohne sie anzugreifen, und sein Gebrauch ist angenehmer und reinlicher als von irgend einem anderen Mittel.

(Spitznamen.) In einer Provinzstadt der Mark lebten vor etwa zwanzig Jahren vier Brüder Heine. Der eine war Ma­terialist an der Ecke, der hießEck-Heine", der zweite, Konditor, hießLeck-Heine", der dritte, Fleischer, hießSpeck-Heine", der vierte, Oekonom, hießDreck-Heine". In einem sächsischen Dorfe waren drei Gebrüder Jahn ansässig. Der Volksmund benannte den ersten Grobian, den zweiten Lüdrian und den dritten Dummrian.

W ä t f e k.

Es ist ein Knochen;du" dazu, So wird's ein Araber im Nu.

Knchenkatender über Wild u. Fische. August.

Empfehlenswert?

und daher gesetzlich erlaubt: Hirschwildpret. Rehwildpret vom Bock. Wildenten. Vom 15. August ab: Hasen. Fasanen. Rebhühner. Wachteln. Salm. Rotfisch. Forellen und Aeschen. Aal. Karpfen. Barben. Barsche. Hecht. Krebse. Ungesund oder unzeitgemäß und deshalb verboten:

Wildpret von Hirschkühen und Rehgaisen.

Goldkurs der K. Staatskassenverwaltung

vom 1. August 1885. 20-Frankenstücke: . . . 16 vkL 14

Frankfurter Course vom 31. Juli 1885.

Geldsorten. -4L -I

20-Frankenstücke.16 17 20

Englische Souvereigns .... 20 27 61

Ruß. Imperiales. 16 67 72

Dukaten. 9 57 62

Dollars in Gold.4 16 19

Aesteüungen «iif Le« Luzthiiler

Können täglich Sei allen Post­ämtern gemacht werden.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.