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beruhigte sie ihr Gemahl, „und außerdem wird die vorübergehende Laune des Himmels doch nicht acht Tage anhalten ... komm . . . setze Dich zu nur aus Feuer."
„Das nicht brennt," sagte Marie, auf einem Stuhl Platz nehmend, den Ernst ihr hingestellt.
„Du hast Recht," neckte der Letztere freundlich; „ich werde klingeln und es wieder anzünden lassen."
Damit setzte er die fettige alte Schnur in Bewegung, aber man hörte keinen andern Ton, als das leise Rascheln des Drahtes, der lose an der Wand hinläuft.
„Die Klingel ist abgerissen," gab er dann die Beschäftigung auf, indem er sich neben seine Frau setzte; „wir wollen warten, bis der Kellner kommt, lange kann er ja nicht mehr bleiben... in einer kleinen halben Stunde sollte das Souper fertig sein."
Ueber das blasse Antlitz der jungen Frau glitt ein ironisches Lächeln.
„Oh!" sagte Ernst, der es bemerkt hatte; hier liegt ja eine Schachtel Streichhölzer ... ich werde selbst Feuer machen. Der Mensch muß sich zu helfen wissen."
Mit diese Worten strich er ein Hölzchen an der Wand, aber die feucht gewordene Zündmasse siel ab und es sprühte kein Funke. Er wiederholte das Manöver mit dem zweiten, dritten, vierten rc., immer schneller nnd ungeduldiger, aber stets mit demselben Mißerfolg.
„Das ist ja unerträglich!" warf Ernst die leergewordene Schachtel fort: dann lief er zur Thür und rief mit lauter Stimme nach dem Kellner, der auch nach geraumer Zeit erschien.
„Machen Sie das Feuer wieder an," befahl Stappenbeck! „ich wollte es selbst thun, aber die Streichhölzer fangen nicht."
„Oh ... die fangen sogar sehr gut," lächelte August mit einem klugen Gesicht; „es kommt nur darauf an, wie man mit ihnen umgeht. . . sehen Sie wohl," sagte er dann, nachdem er ein Hölzchen ins Licht gehalten .. . „besser kann mans ja gar nicht verlangen."
Dann kniete er nieder, legte Holz in den Kamin und entfernte sich nachdem es angebrannt, um nach dem Essen zu sehen.
Die jungen Gatten sahen schweigend zu, wie die züngelnde Flamme sich abquälte, das nasse Holz zu verzehren.
„So geht es nicht," sagte Ernst, „ich werde etwas nachhelfen ... da liegt ein Blasebalg hinter dem Ofen."
Damit ergriff er das alte staubige Ding, kniete vor dem Kamin nieder und begann aus Leibeskräften es in Bewegung zu setzen; aber der Blasebalg hatte Beiluft und gab bei jedem Druck einen heiseren klagenden Ton von sich.
„Mein Gott," fuhr Marie mit beiden Händen nach den Ohren, „das klingt ja, als wenn ein krankes Kind weint. . . das kann ich nicht ertragen."
„Die Luft geht durchs Leder, anstatt durch die Spitze," warf Stappenbeck das invalide Ding in die Ecke; „wir wollen warten, bis der Kellner kommt."
Mit diesen Worten stand er auf und setzt esich wieder neben seine Frau.
„Das schadet nichts," lächelte er freundlich; „durch solche Kleinigkeiten muß man
sich die Laune nicht verderben lassen. . . ich finde es hier doch .nett . . . was sagt der Dichter? Raum ist in der kleinsten Hütte für ein glücklich, liebend . . . au!" unterbrach er sich selbst, indem er mit der Hand nach dem Genick fuhr.
„Was ist Dir denn?" blickte ihn die Gattin au.
„Findest Du nicht, daß es hier zieht?" drehte Stappenbeck den Hals, als wenn er prüfen wollte, ob die Scharniere noch in Ordnung wären.
„Ich habe es noch nicht bemerkt."
„I natürlich," fuhr der Gemahl fort, indem er sich erhob; „mir ist ja der ganze Rücken kalt geworden... Da ist ja auch die Scheibe entzwei. . . oder vielmehr sie fehlt gänzlich ... das ist ja unmöglich auszuhalten in dieser Jahreszeit . . . Kellner! . . . Kell . . . ner!" rief er dann abermals aus die Thür.
Nach geraumer Zeit kam August eilig angelaufen.
„Sehen Sie einmal dahin!" zeigte Stappenbeck mit ernstem Vorwurf nach dem Fenster.
„Aha! Sie haben 'ne Scheibe zerschlagen," nickte der Kellner; „das brauchen Sie nicht gleich bezahlen, das kommt auf die Rechnung."
Dummkopf... es war ja schon," rief der junge Mann; „schnell holen Sie einen Glaser!"
„Aus Oranienburg .. . mitten in der Nacht. . . und bei dem Wetter?" lächelte August wieder auf seine eigentümlich kluge Art.
Die junge Frau hatte ihren Gemahl ängstlich und besänftigend angeblickt, ohne daß Jener es bemerkt.
„Wir können doch aber hier nicht im Zug sitzen bleiben, Donnerwetter!" erhitzte er sich mehr und mehr.
„O, mein Gott... er flucht," zitterte Marie; „und ich hielt ihn für sanft."
„Ich habe eine Idee," sagte der Kellner; „warten Sie nur noch fünf Minuten, dann werde ich die Sache in Ordnung bringen ich werde ein Stück Papier vorkleben."
„Burr ... ist das eine Kälte!" schüttelte sich Stappenbeck, als der Kellner gegangen, „ich fürchte wirklich, daß ich mich erkälte wollen wir nicht unsere Plaids und die Cachenez wieder umnehmen?"
Die junge Frau willigte mit Freuden ein und einige Minuten darauf saßen Beide, wie zwei Mumien eingehüllt, vor dem ausgegangenen Feuer, an das nur
noch ein leise aufsteigender Rauch erinnerte wie eine wehmütige Nachempfindung.
(Fortsetzung folgt.;
(Verdienter Neinfall.) Ein reicher Amerikaner tritt mit seinen drei Töchtern in einen Laden, um denselben neue Regenmäntel zu kaufen. Der Geschäftsmann legte verschiedene vor, doch konnte man sich lange nicht einigen; die Qualität war dem Amerikaner eine zu geringe; der Händler war trostlos, doch endlich kam ihm ein Gedanke, er sagte: Soeben fällt mir ein, daß gestern eine große Sendung hochfeiner Ware von Paris ankam. Da werden Sie sicher das Gewünschte finden." Er glaubte mit dem Worte „Paris" den Amerikaner, wie leider so viele Deutsche zu elektrisieren. Doch unser Amerikaner sprach ruhig: „So von Paris haben Sie Ihre bessere Ware, da können wir uns eine Mühe sparen. Wir gehen so wie so nach Paris, da können wir ja an Ort und Stelle einkaufen." Sprachs und verschwand aus dem Laden. (B. a. Schw.)
(Zu gefällig.) „Hären Se, mei Kutester, ich bin Se nämlich kurzsichtig, Se haben wohl die Güte, mir zu sagen, was da steht?" — Gauner (liest): Vor Taschendieben wird gewarnt!" (Stiehlt ihm während des Lesens die Uhr.) „Danke scheene; nee, in der Stadt seien die Leute doch wirklich zu gefällig!"
Für Musikschüler mit schwachem Gedächtnis diene folgender versus meinoiia- lis der Namen bedeutender Componisten und Musiker:
Händel, Bendel, Mendelssohn; Brendel, Wendel, Jadassohn; Müller, Hiller, Heller, Franz; Plothow, Flvtow, Bülow, Gantz.
Hansen, Jansen, Jensen, Kiel;
Stade, Gade, Baade, Stiel; Naumann, Reumann, Hühnerfürst; Niemann, Riemann, Diener, Wärst.
Kochler, Dochler, Rubinstein; Himmel, Hummel, Rosenstein;
Lauer, Bauer, Kleinecke,
Romberg, Plomberg, Reinecke.
Meher, Beyer, Meyerbeer;
Heyer, Weyer, Reiher Beer;
Lichner, Lachncr. Schachner, Dietz; Hill, Will, Brüll, Grill. Drill, Rieß, Ritz.
Calw. Frncht-Preise am 22. Juli 1885.
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85
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Meeh in Neuenbürg.