willigten Brandentschädigungen 1 852 820 Mark, wovon aber in Wirklichkeit nur

1 612 301 -4L zu vergüten waren. Es sind 463 Gebäude abgebrannt, 784 be­schädigt, und 1195 Gebäudebesitzer be­troffen worden. Der Gesamt-Brandver- sicherungs-Anschlag aller versicherten Ge­bäude betrug pro 1. Januar 1884 1907 470 598 Mark und hat gegen das Vorjahr um 29 212 922 -4L zuge­nommen. Das Umlagekapital belief sich auf

2 232 667 239 -4L und hat um 33 506 003 Mark zugenommen. Das höchste Umlage- kapital mit 210 283 879 fällt auf die Stadt Stuttgart, dann kommen die Ober­ämter Ulm mit 74 576 570 -4L; Heilbronn mit 71 299 715 -4L und Ravensburg mit 64 906 557 -4L Die vier letzten sind Horb mit 15 843 333 -4L, Maulbronn 16 088 263 Mark, Welzheim 17 419 536 -4L und Spaichingen 17 550 045 -4L

Der „Ludw. Ztg." schreibt man: „Der Kommandant der gegenwärtig im Hafen zu Kiel befindlichen deutschen Korvette „Olga" erhielt von Ihrer Majestät der Königin Olga von Württemberg vier Re- montoiruhren, mit auf dem Deckel ein­graviertem Namenszug, mit dem Auf­träge, solche vier Angehörigen der Schiffs­mannschaft, welche sich durch treue Pflicht erfüllung und untadelhafte Aufführung im Dienst ausgezeichnet haben, als Geschenk zu übergeben. Einer dieser Beschenkten ist ein Ludwigsburger, der Obermatrose Karl Wöhrn, welcher seit I. November 1880 in der deutschen Marine dient und auf S. M. S. Olga im vorigen Jahre die Gefechte gegen die Hickory- und Joß-Neger mitgemacht hat."

Stuttgart. MedizinalratDr. Burk­hard t's Wahl zum Vorstand der chirurgi­schen Abteilung des Katharinenhospitals ist von der Regierung bestätigt worden. Dr. Burkhardt ist bekanntlich auch Vor­stand der chirurgischen Abteilung des Ludwighospitals.

Stuttgart, 31. Juli. Gestern nachmittag fand unter Vorsitz von Fabr. Wagner (Wagner u. Starker) die erste Versammlung derll.württ.-hohenz. Sektion der südd. Holzberufsgenossenschaft statt, dieselbe umfaßt 608 Betriebe mit 6000 Arbeitern. Anwesend waren 22 Mitgl. mit 208 Stimmen. Die Wahlen sind folgende: Vorstand: W. Wirth, H. Sorge, H. Wagner, Stuttg., H. Lerch, Höfen, F. Haisch, Neichenbach, Alb. Hoffmann, Eßlingen, Paul Wirth (Brauer) hier, Ersatzmänner: E. Buschle, I. Oetinger hier, Dir. Hopf, Reutlingen, F. Keppler, Calm­bach, I. Theurer, Altenstaig, G. Sterkel, Ravensburg, W. Lindenmayer, Gmünd. Zu Delegierten wurden dieselben und noch 22 weitere Herren gewählt. Schiedsrichter sind Frank und Weber, Stuttg., I. Stell­vertreter: A. Schuhmacher hier, Kies, Heilbronn, II. Stellvertreter: C. Bayer, Eßlingen, Bodamer, Höfen. In die Prüf.Komm. kamen: G. Gerson, Heckinger (Buschle), Fleischer (Wirth). Starker, C. Weber, P. Schüttle. Die Feststellung des Provisor. Etats erforderte längere Berat­ung, da die Anstellung eines Inspektors vielseitig als überflüssig erachtet wurde, der aber schließlich doch mit 5000 -4L Ge­halt einstimmig genehmigt wurde.

(S. M.)

Reutlingen, 30. Juli. Die Unter­suchung gegen den Mörder des Buchhalters Armbruster aus Freudenstadt, den Schuh- machergcscllen Nill aus Ocschingen, der seine That eingestanden hat, hat nun auch höchst belastende Momente gegen feinen Kameraden, den Schuhmachergesellcn Hörtig aus Undingen ergeben. In dessen Effekten wurde ein mit Blut beflecktes, im Stiel feststehendes Messer gefunden. Wahrschein­lich hat jeder der beiden Schuster dem Er­mordeten einen Stich beigebracht. Gestern Abend wurde der Ermordete durch den Pfullinger Leichenwagen auf die Bahn ge­bracht, um nach Freudenstadt übergeführt zu werden, wo heute die Beerdigung statt­findet. (S. M.)

Rotten bürg, 29. Juli. Der Ver­kauf des heurigen städtischen Allmand- Obstes hat nach dem heute erzielten Er­gebnis die Summe von 7451 -4L erreicht, ein Betrag, der noch nie erzielt wurde.

Altenstaig , 28, Juli. Die Krieger­vereine des oberen Nagoldthals haben sich zu einem Gauverband zusammengeschlossen. Dieselben veranstalteten am verflossenen Sonntag hier ihr erstes Gaufest, das aus der Umgebung eine zahlreiche Volksmenge hierherzog.

lü In der zur Gemeinde Enzthal gehörigen Parzelle Gompelscheuer brannte gestern ein Wohnhaus total nieder, von den Mobilien konnte nichts gerettet wer­den, doch ist der Besitzer versichert.

Wildbad, 1. August. Eine Beleucht- ung der K. Anlagen und Enzpromenaden, wie solche im vorigen Jahr so glänzend und effektvoll ausgefallen, ist zur heurigen Saison für nächste Woche von unserem Herrn Stadtvorstand wieder beabsichtigt, falls sich betreffs des Kostenpunkts, ge­nügende Beteiligung auch vom übrigen Enzthal findet.

Neuenbürg, 31. Juli. Rote Kar­toffel aus der Gegend von Bietigheim kosten 4 -4L pro. 100 Pfd.

Neuenbürg. Eingesandt. Im Inse­ratenteil heut. Blattes ladet der hies. Turn­verein unter Veröffentlichung des vollstän­digen Programmes alle Freunde der Turn­sache zu seinem am 9. August d. I. stattsind. 25jährigen Jubiläumsfeste ein. In Ver­bindung mit Letzterem wird das alle zwei Jahre abzuhaltende Turnfest des Nagold­gaues (Bezirke Calw, Nagold, Wildberg, Altenstaig, Neuenbürg) auch zugleich hier abgehalten werden. Der genannte Verein erfreut sich einer ansehnlichen Zahl von Ehrenmitgliedern und Turnfreunden und darf daher sicher annehmen, daß das Interesse für die gute Sache durch all­seitige Beteiligung am Feste sich kund thun wird. Schon seit Jahren geht, gleich anderen Vereinen, sein Bestreben dahin, auch eine zweckentsprechende Turn­halle errichten zu können und ist zu diesem Behufe mit der Zurücklegnng eines ge­wissen Fonds bereits begonnen worden. — Der Verein rechnet, weil darauf ange­wiesen auf materielle Unter st ützung seitens seiner zahlreichen Freunde und gibt sich der angenehmen Hoffnung hin, daß ihm anläßlich seines Jubelfestes Gaben in reichlichem Maße zu Teil werden mögen. Dies der Zweck vorstehender Zeilen. — Für alle Beiträge, die an den Kassier, Herrn E. Weil, gerichtet werden wollen,

wird der Verein mit einem herzlichen „Gut Heil" dankend quittieren.

Ausland.

Spaa, 22. Juli. Das gestrige erste Nachtfest im Park nahm einen unerwarteten Verlauf. Badegäste, Stadtbewohner und Umgegend waren zusammcngeströmt, um dem angekündigten großen Feuerwerk zuzu­schauen. Im Park befindet sich ein zier­liches Musikzelt, in dem die „Harmonie" die beliebtesten Weisen hören ließ. Unter den Boden dieses Kiosk hatte der Fest­ausschuß einen erheblichen Teil der Feuer­werkskörper niederlegcn lassen. Mitten in der Musik ertönte ein furchtbarer Knall. Dichter Rauch umhüllte den Kiosk. Die Musiker warfen ihre Instrumente fort und flohen, das ganze Publikum eilte aus dem Park. Inzwischen dauerte das Knallen fort, die bengalischen Flammen entzündeten sich und beleuchteten den Park. Als end­lich das unzeitig stattgehabte Fenerwerk erloschen» stellte man fest, daß Niemand beschädigt worden; aber die Musikinstru­mente waren zerstört, der Kiosk erheblich beschädigt, alle Feuerwerkskörper vernichtet. Ein Bursche hatte „aus Scherz" eine am Boden liegende bengalische Flamme ange- zündct und so war die Explosion herbei- geführt.

Miszellen.

Me Kochzeitsreise.

Humoreske von A. von Winterfeld.

(Fortsetzung.)

Der junge Mann blickte sein junges Weibchen an und eigentümlich poetische Empfindungen zogen durch seine Seele, wie liebliches Geläut. Zum ersten Mal allein mit ihr . . . kein Papa . .. keine Mama . . . keine Onkel und Tanten . .. er konnte nicht anders, er mußte ihre kleine Hand suchen und sie zärtlich drücken.

„Marie!" sagte er mit leis bewegter Stimme; „Du bist traurig .. . willst Du nicht ein wenig heiterer werden... ich denke, es soll uns hier recht behaglich sein.

„Glaubst Du?" ließ die junge Frau einen Blick durch das Zimmer gleiten.

„Es ist allerdings ein bischen einfach."

„Aermlich und schmutzig," entgegnete Marie; „aber Du ließest Dir ja diese unglückliche Reise nicht ausreden . . . trotz Papa und Mama . . . trotz aller Welt, die Dir sagte: weshalb verlassen Sie eine reizende, bequeme Wohnung, um die halbe Nacht hindurch nach einem elenden Dorf­wirtshaus zu fahren.

„Darüber habe ich auch bereits meine Ansicht geäußert," entgegnete Ernst; „das ist Gebrauch in der vornehmen Welt. . . nach dem Diner tritt man eine kleine Hochzeitsreise an, man fühlt das Bedürf­nis allein zu sein . .. neugierigen Blicken und Fragen zu entfliehen. . . weite einsame Spaziergänge zu machen durch Feld und Flur ... und durch den traulich geheimnis­vollen Wald .. ."

„In dem die Blätter schon abgefallen sind," bemerkte die junge Frau, deren ganzes Wesen eine gewisse Nervosität dokumentierte . . . „und außerdem regnet es in Strömen..."

„Oh ... ich habe Schirme mitgebracht,»