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ist. (Eine Firma Baumann soll in Mann­heim nicht existieren,)

(Eine schreckliche Blutthat) wird dem Lodz. Tagbl." mitgeteilt: Am vergangenen Freitag befand sich der Besitzer der unge­fähr eine Stunde von Podebice entfernten Maller Wassermühle, Namens Thorn, in geschäftlichen Angelegenheiten in Lodz. Als er spät in der Nacht nach Hause kam und die Thür seiner Wohnstube öffnete, bot sich ihm ein schrecklicher Anblick. Wo­hin er blickte, sah er weiter nichts als Blut und Leichen. Seine Frau, vier Kinder, Dienstmädchen, Knecht und Müller­gesellen, im Ganzen zehn Personen, waren ermordet worden. Nur ein einziges leben­des Wesen entdeckte Thorn in seiner Mühle, und zwar einen fremden Hund, und dieser führte die Entdeckung der schändlichen Mörder herbei. Der Müller sandte näm­lich sofort in das benachbarte Städtchen um Polizei, welche auch in kurzer Zeit und zwar zu Pferde erschien. Nun wurde der Hund, den die Räuber vergessen hatten, losgelassen und die Verfolger zu Pferde schlugen sofort denselben Weg ein. In dem ganz . nah e gelegenen Dorfe Sworowa machte er bei dem Hause eines ziemlich angesehenen Mannes Halt, und als nun die Polizeibeamten den zu Hause Anwesenden fragten, ob der Hund sein Eigentum sei, gestand er, wahrscheinlich in der Meinung, es sei schon alles entdeckt, sofort seine Mitschuld an dem Verbrechen ein und gab auch gleich die Namen seiner andern zehn Komplizen an. Die Räuber verübten die That, um sich in den Besitz einer Summe von 7000 Rubel zu setzen, welche Thorn am 1. Juli auf seine Hypo­thek abzahlen sollte, und welche sie schon im Hause vermuteten. Sämtliche Mord­gesellen sind verhaftet.

Miszellen.

Dissonanzen.

Novelle von Leo Herzberg.

(Schluß.)

Dies schöne, von Frau Schwiegermama erdachte und so sorgfältig eingefädelte Vorhaben, bei dem ihr das Herz im Leibe lachte, so oft sie an die Bestürzung ihres Schwiegersohnes dachte, der, heimkehrend aus dem Gottesdienste, ein leeres Haus fände war nun urplötzlich vereitelt! Da stand er, der Mann, dem die Geduld der Duldung ausging, wie eine zu Körper gewordene Drohung mitten unter ihnen, und sie wie die ertappten Diebe vor dem Herrn des Hauses! Es gebrach ihnen der Mut zum Angriff, sie waren auf keine Verteidigung vorbereitet.

Was habt ihr vorgehabt?" frug Josef, dicht vor seine Gattin tretend und sie durchdringend anblickend.

Christine schwieg.

Ihr wollet flüchten, Gottlieb entführen, ihn irgendwo taufen; mich, dessen Glück ihr vernichtet, kinderlos und einsam im Leben stehen lassen! Wenn noch ein Funke Wahrheit Dir geblieben, so gestehe, ob ich Eure schwarzen Anschläge erraten habe!"

Christine antwortete nicht. Es herrschte eine peinliche Stille, man konnte das heftige, erregte Pochen des Lebens in den Herzen

der Anwesenden hören. Zwei ihrer Schuld bewußte Delinquenten standen vor dem Richter.

Und weshalb das?" fuhr Josef fort. Weil ich die Schwäche hatte, Dich zu lieben und die Thorheit beging, Dich zu heiraten! Weil ich Schwestern, mein Vater­haus, meine Heimat verließ, um mich mit Dir zu Vereinen! Weil ich Dir mein Leben, mein Herz und mein Vermögen ungeteilt zur Verfügung stellte und es duldete, daß Deine Mutter willkürlich in meinem Hause herrschte, das sie mit einer Gesellschaft be­völkerte, die Tag für Tag die Ruhe und den Frieden aus demselben stahl! Weil ich lange Jahre in übermenschlicher Geduld all die Demütigungen, die Kränkungen und die Lieblosigkeit ertrug, die mir als tägliche Nahrung vorgesetzt wurden und weil ich fest an einem Rechte hielt, das mir unveräußerlich ist, das Recht, meinen Sohn, den Träger des Namens meines Vaters, in unserm Glauben zu erziehen und ihn darin zu bewahren, ist mir das, was ehrliche Leute Hochhalten, von Euch zum Verbrechen angerechnet und als solches bestraft worden!"

Christine schwieg noch immer, aber die Thränen brachen aus ihren gesenkten Augen und rannen still die Wangen hin­unter.

Ich war in einem tiefen Irrtum be­fangen, da ich die Liebe mächtiger wähnte, als alle andern Gefühle des Herzens, den Verstand als das Vorurteil, die Gerechtig­keit als das Unrecht, wahre Gottesfurcht als Fanatismus, als ich dachte. Liebe und Gewohnheit werden die Schranken, welche menschliche Satzungen aufführten, nivelliren, die Eroberungen des Herzens intakt bleiben für die Dauer des Lebens und die Kinder der Kitt sein, der uns verbindet. Es kam anders. Ich habe nun zu spät die Er­fahrung gemacht, daß die Vorurteile, mit denen man großgesäugt wird, die Lehren, mit denen man aufwächst, stärker sind, als wir und niemals ganz ansgemerzt werden können. Ich beklage Dich, ohne Dich zu verdammen. Du bist schwach, wie Tausende Deines Geschlechts und böse Einflüsse ver­darben. was an Dir gut war. Wohlan denn, was Du in Nacht und Dunkel wie eine gemeine Verbrechern: versuchtest, sei Dir morgen nein, den morgigen Tag darf ich nicht weltlichen Geschäften widmen übermorgen am lichten Tage bewilligt: freier Auszug aus dem Hause von Deiner Mutter und unserer Tochter begleitet, die ich nicht behalten kann und darf. Einen Teil meines Vermögens werde ich in Deine Hände legen, auf daß Dich keine Sorge um die Existenz drücke, und ist Seraphine in jenes Alter gekommen, wo sie Reise­zehrung braucht, so schreibe mir. Dein Brief findet mich in meiner alten Heimat.

Gottlieb bleibt bei mir und wird von mir lernen, niemals unbetretene Wege zu suchen, auf denen man selten das Glück findet, um so sicherer aber die Ruhe und den Frieden unwiederbringlich verliert!"

Einige Tage später war das Portheim- sche Haus öde und verlassen; die Bewohner waren ausgezogen und Diejenigen, die ein Stück Leben neben einander gingen, trenn­ten sich auf Nimmerwiedersehen nach ver­

schiedenen Richtungen, aber nach denselben Zielen: zu den heimatlichen Kreisen der Ihren. Die zerrissene Bande aber wur­den niemals wieder geknüpft und die zerrissenen Herzen niemals wieder geheilt!

(Kindlicher Wunsch.)Ach, Fritzchen, so eine Eselpartie ist doch wunderschön. Wenn Mama doch im nächsten Sommer wieder recht krank würde, damit uns Papa wieder ins Bad schickt!"

(Aus dem juristischen Examen.)Was wissen Sie von der Notfrist zu sagen?" Herr Professor, in der Not frißt der Teufel Fliegen!"

Ouadraträtsel.

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Ordne die Buchstaben in vorstehendem Quadrat in der Weise, daß die entsprechen­den senkrechten und wagrechten Reihen die­selben Wörter ergeben. Von dieser soll das eine einen Versbestandteil, ein anderes ein Tier, ein anderes einen Baum, ein anderes eine Republik bezeichnen.

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Goldkurs der K. Staatskafsenverwaltung

vom 23. März 1885. 20-Frankenstücke: . . . 16 12

«Mm- W Abomemut

auf den

Knztyäter

für das zweite Quartal 1885.

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50 wie bisher ohne weitere Kosten.

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Aeächiss H Httlss rlt» HnMlm.

Redaztion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.