BuschUnser Reichskanzler" (Verlag von F. W. Grunow in Leipzig) nach wie vor das beste. Schon der Umstand, daß dies Werl, ebenso wie das mit demselben eng zusammenhängende frühere Werk desselben VerfassersGras Bismarck tl. seine Leute" von den Gegnern des Reichskanzlers, zum Teil in außerordentlich scharfer Weise, angegriffen wurde, läßt erkennen, daß wir es in diesem Werke mit etwas Besonderem zu thun haben, das sich sehr wesentlich von den sonstigenBismarck-Biographien" unterscheidet. Es ist nicht zuviel gesagt, wenn man behauptet, daß in diesem Werke des dem Reichskanzler bekanntlich sehr nahe stehenden Verfassers, ein Charakterbild des größten lebenden Staatsmannes geboten wird, wie es über eine lebende Persön­lichkeit nicht besser geboten werden kann. Der Verfasser benennt sein Werk beschei- dentlichStudien zu einem Charakterbilde;" aber diese Studien sind für uns deshalb so überaus wertvoll, weil das, was uns der Verfasser bietet, fast durchweg auf persönlichen Wahrnehmungen, ans per­sönlichen Aussprüchen des Reichskanzlers und auf aktenmäßigem Material beruht. Diese auf besten Quellen beruhende Wahrhaftigkeit, die nur thatsächlich Rich­tiges der Oeffentlichkeit übergibt, dazu eine glühende Verehrung und Bewunderung für den Helden, ohne auch nur im Ge­ringsten zu lobhudeln, ohne die Schatten der Persönlichkeit hinwegzuwischen, daneben, wie nicht anders zu erwarten, die Sprache eines gebildeten Mannes.* Das Alles stempelt die Werke von Moritz Busch, so­wohlGraf Bismarck und seine Leute," als auch namentlich das neue WerkUnser Reichskanzler" zu einem nationalen Ver­dienst. Die Werke, die eine Zierde der Literatur und des Buchhandels, sollten in keinem gebildeten Hause fehlen, und dürf­ten sich namentlich bei Gelegenheit der Bismarck-Feier zur Anschaffung empfehlen.

Die größte Ersparnis für Jedermann be­steht in der Austragung und Ausnützung der Kleidung. Ein Präparat, welches zu diesem Zweck wesentlich tauglich ist und das Tragen der Kleider möglichst lange ermöglicht, ist die Restitutionsschwärze der Obern Apotheke Rottweil. Mittelst der­selben können abgetragene, dunkle, insbe­sondere schwarze Kleider und Filzhüte durch einfaches Bürsten wieder auf's Schönste hergerichtet werden. Das Prä­parat, welches sich deshalb großer Beliebt­heit bei Zivil und Militär erfreut, ist in Flaschen zu 60 und 1 zu beziehen von der Niederlage für Neuenbürg von Apotheker P a l m.

Kltmist.

Deutschland.

Die Verleihung des erblichen Adel­standes an den Staatssekretär des Reichspostamts Dr. Stephan ist nach derKöln. Ztg.", seitens des Kaisers aus Anlaß der Wiederkehr des Tages er­folgt, an welchem vor zehn Jahren der Weltpostverein gegründet wurde. Das ge- nannnte Blatt knüpft hieran eine über­sichtliche Zusammenstellung der erfolgreichen Thätigkeit des Reichspostmeisters, worunter in erster Linie die Schaffung dieses inter­nationalen Vereins, ohne Gleichen in der

Weltgeschichte, der die Friedensaufgabe aller Regierungen und Staaten zum groß­artigen Ausdruck bringt, das eigentliche Verdienst des ersten deutschen Postmeisters ist. Sodann die Entwickelung und Aus­bildung des deutschen Reichspostwesens, nachdem er seine außerordentliche Begab­ung bei Beseitigung des fürstlich Thurn- und Taxis'schen Lehnspostweseus mit glän­zendem Erfolg bewiesen hatte. Ferner trat in den ersten Monaten seiner Verwaltung eine neue gewaltige Aufgabe an ihn heran, die Entwickelung der deutschen Feldpost im deutsch-französischen Kriege, eine Auf­gabe, die nicht vollendeter gelöst werden konnte, als sie durch Stephan gelöst worden ist. Dann kamen die Jahre des inneren Ausbaues, nachdem die Siege des Kaisers die Herstellung und Sicherung der deut­schen Einheit, nachdem der weite Blick und die sichere Hand dcS Reichskanzlers die Verfassung des Deutschen Reiches und die Organisation der Reichsbchörden geschaffen hatten.

Berlin, 26. März. Der Reichstag, welcher nun schon vier Monate tagt, hat die Aussicht, daß seine Verhandlungen bis gegen Pfingsten sich hinziehen werden.

* Berlin, 25. März. Seit Donners­tag haben wir hier immer abwechselnd Schnee, Regen, Frost und Tauwetter. Die Berliner sind sehr ungehalten, diesmal kein sprichwörtlichesKaiserwetter" bei Königs Geburtstag gehabt zu haben.

Die Bismarckfeier wird, wie die jetzt zu einem immer anschaulicheren Bilde sich gestaltenden mannigfachen Vorbereitungen zweifellos lassen, eine nationale Feier im größten Stile werden.

Einem Uhrmacher in Frankfurt sind nicht weniger wie 29 silberne, goldene und vernickelte Herren- und Damenuhrcn, so­wie eine Brosche im Werte von 400 entwendet worden.

Nürnberg, 20. März. Da beab­sichtigt ist, in Stuttgart eine Ausstellung der Zeichnungen des verstorbenen Kunst­schuldirektors Gnaulh zu veranstalten, hat sich der Magistrat auf Ersuchen bereit er­klärt, den im Besitze der Statdgemeinde befindlichen Entwurf Gnauth's für die Restaurierung der Rathaushalle der Aus­stellung zu überlassen.

Pforzheim, 27. März. Das hiesige Komite für die Bismarck-Ehrengabe hat das Sammlungsergebnis mit netto ^6. 5950 an die Hauptsammelstelle Karlsruhe abge­liefert. Das Bankett zu Ehren Bismarcks findet am Mittwoch, den 1. April, in der' Turnhalle statt. (Pf. B.)

Württemberg.

Stuttgart, 26. März. Gestern fand unter dem Vorsitz des Ministers Dr. v. Mittuacht eine Sitzung des Bei­rats der Verkehrsanstalten statt. Gegen­stände der Tagesordnung: 1) Ausgabe von Arbeiter-Wochenbilleten zur Benützung der Eisenbahn, was genehmigt wurde, 2) Eisen­bahnfahrplan für den Sommcrdienst 1885 vom 1. Juni ab giltig. In den Schnell­zügen 140 u. 141 soll zwischen Wildbad und Frankfurt und in den Zügen 187 u. 142 zwischen Wildbad Stuttgart (über Mühlacker) ein direkter Personenwagen laufen.

Stuttgart, 26. März. Die Kunde von dem Hinschlachten der geflügelten Welt,

die dem Feuersee angehört, ist auch bis zu Sr. Maj. dem König nach Nizza ge­drungen; der König hat die Nachricht von dem durch Böswilligkeit eingetretenen Ver­luste, wie es in dem betreffenden Kabinets- schreiben heißt, mit Bedauern und Ab­scheu von der rohen That vernommen. Um den Verlust zu ersetzen ist laut Kabinets- schreiben an das Feuerseekomite der kgl. Befehl ergangen, daß 2 Paar weiße Schwäne demselben zur Verfügung gestellt werden. (S. M.)

In Ulm hat der Vegetarier-Verein eine Speiseanstalt eröffnet. Vegetarische Speisen und Getränke werden zu jeder Tageszeit abgegeben, vegetarische Zeit­schriften sind aufgelegt. Der 14tägige Speisezettel für den Winter ist: Sonntag: Erbsensuppe, geröstete Spätzlen mit Spinat oder Kartoffelsalat. Montag: Kartoffel­suppe, Aepfelauflauf mit Gries, Dienstag: Gebähte Scmmelsuppe, Linsen, gedämpfte Kartoffel. Mittwoch: Grüne Kernsuppe, Griesschnittcn, Rosenkohl oder Zwetschgen. Donnerstag: Rahmsuppe, Reisbrei, gekoch­tes Obst. Freitag: Griessuppe, gebackene Semmelküchlein, weiß Kraut. Samstag: Reissuppe, Kartoffelklöse, Erbsen. Sonn­tag: KlöSchensuppe, Maccaroni mit Linsen. Montag: Bohnensuppe, Goldschnitten mit Zwetschgen. Dienstag: Schwarzbrotsuppe, Erbsenpurse mit Sauerkraut. Mittwoch: Flädchensuppe, geröstete Kartoffel. Kern­bohnen. Donnerstag: Wurzelsuppe, Pfann­kuchen, Kartoffelsalat. Freitag: Einbrenn­suppe, Risotto mit gekochtem Obst. Sams­tag: Gerstensuppe, Semmelklöse, saure braune Sauce. Als vegetarische Getränke werden verabreicht: Milch- und Mandel­milch, Fruchtsätze aller Art mit Wasser, wie Himbeersaft, Zitronensaft rc. rc. An warmen Getränken gibt es: Kernlesthee- Kakao, Chokolade und Malzkaffee. (Die leben gerade auch nicht schlecht.)

Ausland.

Der Bischof von Versailles ver­dammte in seinem Fastenbricfe die Tur­nerei, weil sie der Kirche ein Aergernis bereite.

lieber eine Explosion auf dem Post­amte zu Temesvar wird dort unterm 21. März berichtet: Heute um 10 Uhr vormittags wollte auf dem hiesigen Post­amte der Accessist Houchard 6 Stück auf dem Zollamte geöffnete kleine Säcke ver­siegeln, die angeblich Waldsamen enthiel­ten und von einem gewissen I. Baumann in Mannheim anfgegeben und für eine Baumschule bei Detta (Banat) bestimmt waren. Beim Siegeln explodierte ein Sack und gleich darauf erfolgten auch aus den anderen 5 Säcken Explosionen. Houchard wurde im Gesichte und an den Armen schwer, ein Diener leicht verwundet. Gleich­zeitig wurde ein Beamter im selben Raume und ein zweiter im Nebenzimmer durch den Luftdruck zu Boden geworfen. Sämt­liche Fensterscheiben wurden zertrümmert. Der Verbrennungsprozeß war nicht so rasch wie bei Dynamit. Drei ähnliche Säcke befanden sich noch im Zollamte und wurden von der Polizei konfisziert. Der Inhalt ist noch nicht chemisch untersucht worden; cs scheint aber, daß der Samen mit irgend einer Sprengflüssigkeit getränkt