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gekommen, hätten nicht einige der Jäger, deren Compagnie diesen Morgen eingerückt war, und-die mit ihren Büchsen eintraten, den bewaffneten Frieden hergestellt und den wütenden Forstlaufer zur Besinnung gebracht.
Jetzt, im Gefühle des Sieges und seiner Lossagung von der Sache der ohne Teilung abziehenden Brüder, ergoß der alte Mann sein polterndes Nachgewitter. — Teilen wollen sie! Lausevolk, das nichts gelernt hat und mchts thun will. Addiren durch Fleiß und Arbeit, und ihr Rauchen, ihr Saufen und Spielen subtrahieren — das mögen sie nicht. Nur an's Multipliciren denken sie! Rothschild, multiplicirt mit Bethmann, gibt 100 Millionen. Und käm's zum Teilen, schlügen sie sich untereinander tot, um einen kleineren Divisor zu haben. Aber die Schulmeister sind ihr Verderben. Der Römhild droben ist ein großer Verführer. Singt ihnen der Gauner Abends vor: „Geld, Geld ist nur 'ne Schindmähre." Was das für Grundsätze sind! und die Nichtsthuer sollen Menschen bilden, die sich's um fünf Groschen sauer werden lassen? Aber — mein Los!
Er griff rasch in die Tasche. Na, da ist es ja.
Nach dem Sturm, worin der wunderliche Alte eine rechte Portion Angst und Argwohn ausgewettert zu haben schien, zeigte er sich heiterer von Gemüt und empfänglicher für die Vorschläge des Advokaten zu denen beide Glücksmädchen herbeigerufen wurden. Die Sache machte sich sehr einfach; Remmert sollte mit seiner Nichte und als deren Beistand sich den Reisenden anschließen, und den Verhandlungen mit dem Bankier beiwohnen.
Dies war Remmert zufrieden; nur meinte er, in Frankfurt könne er sich mit seiner Montour nicht sehen lassen. Doch Katharine erinnerte ihn an den Dienstrock, der im Schranke sich recht gut erhalten habe.
Und für hübsche graue Modesten zum Rock sorge ich! rief der Advokat. Aus dem ersten Kleiderladen, der uns in der Allerheiligengasse zu Frankfurt aufstoßt, stelle ich Euch eine neue Hose, und die alte, die sich um das Gtückslos so verdient gemacht hat, erhält ihre ehrenvolle Demission, was man bei den Bauern hier recht passend den Auszug nennt.
Wie Remmert auf diesen Vorschlag vergnügt übers Gesicht strich, sagte er:
Na, da muß ich zu dem Staat mich auch ein bischen säubern und wieder einmal rasiren. Wer das heutzutag halber thut, wird nicht über'n Löffel barbirt. Der Pfarrer Bertig sagte letzthin, im Parlament schlügen sie Schaum auf Schaum, wer aber am Ende rasirt werde, das wisse der Himmel.
(Fortsetzung folgt.)
(Marokkanische Anstandsregeln.) Um bei den Mauren von Marrokko mit Anstand zu speisen, muß man eine große Kunstfertigkeit entwickeln: Wie die Araber überhaupt, so greifen auch sie mit den Fmgern in die Schüssel und holen eine Handvoll Speise heraus. Letztere sofort zum Munde zu führen, wäre der ärgste Verstoß gegen die gute Sitte: sie muß erst mit den Fingern gerollt und zu Kügelchen
geformt werden. Aber auch dann darf man diese nicht direkt auf dem kürzesten Weg in den Mund bringen, sie müssen aus einiger Entfernung hineingeworfen werden. Je weiter man die Hand vom Munde weghält, für desto anständiger und gebildeter gilt der Gast.
(Das Anlaufen von Fensterscheiben und Gläsern zu vermeiden,) überstreiche man sie außen und innen mit einer dünnen Lage von Glycerin. Spiegel werden dadurch vor dem Atem des sie Gebrauchenden bewahrt. Aerzte und Dentisten können die kleinen Gläser bei Zahn- und Mund- Untersuchung dadurch gegen den Atem ihrer Patienten bewahren und brauchen selbe nicht immer abzuwischen. Auch Feldmesser können ihre Instrumente bei nebligem Wetter auf solche Weise schützen.
(Geschmorte Kastanien.) In Frankfurt a. M. werden Kastanien zum Braten erst geschält, dann auf die Ofenplattc gelegt und von der zweiten Hülse befreit; sodann mit Butter, Salz, etwas Zucker (wenig) und der nötigen Fleischbrühe oder Wasser sehr langsam weich gedämpft. Man liebt sehr eine Würze von Thimian.
(Kräftige Nahrung.) Lieutenant: „He, Wachtmeister, Sie werden doch alle Tage dicker. Wovon nähren Sie sich denn eigent
lich?" — Wachtmeister: „Zu Befehl, Herr Lieutenant, von Einjährig-Freiwilligen!"
(Abgangs-Zeugnis.) „In Bezug auf Sauberkeit ließ Minna kaum etwas zu wünschen übrig; nur ihr Maul war immer ungewaschen."
(Ein Irrtum.) Ameier: Sie haben aber eine wunderschöne Nase, die glänzt wie Copallack. Bmeier: Sie irren, das ist Pocallack.
Auflösung des Rätsels in Nr. 172.
Eisleben.
Frankfurter Course vom .25 Okt. 1884.
Geldsorten. ^
LO-Frankenstücke.16 16 2V
Englische Souvereigns .... 20 29 34
Ruß. Imperiales. 16 73 77
Dukaten. 9 65 —
Dollars in Gold.4 17 21
Laut heute früh 8 Uhr eingegangener Depesche hatte, soweit bis zu dieser Zeit bekannt, in den Bezirken Calw Staelin 900, Georgii 553, Herrenberg Staelin 296, Georgii 51, Nagold Staelin 284, Georg« 301, Neuenbürg Staelin 1270, Georgii 296 Stimmen.
Wahk-Krgebnisse.
Abstimmungsbezirke
Wahlberechtigte
Abstimmende
Staelin
Georgii
Ierfx!ittt.iA»gikIige
Stimmen.
Neuenbürg . . .
394
302
169
128
2
3
Arnbach ....
99
70
58
12
—
—
Bernbach . . .
97
38
38
—
—
—
Beinberg ....
46
32
16
15
—
1
Bieselsberg . . .
66
43
39
4
—
—
Birkenfeld . . .
279
97
59
38
—
—
Calmbach . . .
348
237
229
8
—
—
Conweiler . . .
174
98
26
72
—
—
Dennach ....
81
50
13
37
—
—
Dobel ....
157
108
74
34
—
—
Engelsbrand . .
117
60
36
24
—
—
Feldrennach . . .
190
57
14
43
—
—
Gräfenhausen . .
260
142
114
26
1
—
Grunbach . . .
103
46
25
21
—
—
Herrenalb . . .
176
92
50
42
—
—
Höfen ....
137
78
66
12
—
—
Kapfenhardt . . .
55
39
37
2
—
—
Langenbrand . .
95
52
31
21
—
—
Loffenau ....
235
130
68
62
—
—
Maisenbach . . .
62
48
17
31
—
—
Neusatz ....
68
54
26
28
—
—
Oberlengenhardt .
56
35
35
—
—
—
Ober-«.Unterniebelsb.
72
37
35
2
Ottenhausen . .
161
119
117
—
—
Rothensohl . . .
66
53
50
3
—
—
Salmbach . . .
52
27
21
6
—
—
Schömberg . . .
111
74
63
11
—
—
Schwann . . .
152
78
59
18
1
—
Unterlengenhardt .
30
26
24
2
—
—
Waldrennach . .
83
56
46
10
—
—
Wildbad ....
630
372
322
44
6
—
Calw.
?
?
438
171
Liebenzell . . .
177
121
54
67
—
Unterreichenbach
122
61
40
20
—
1
Zusammen . . .
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5
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.
Mil einer Neikag».