Handlung mit dem Bankier für ihn ab- fallen sollte, that sehr uneigennützig hin­sichtlich dessen, was er für seine Mühe­waltung in Anspruch nahm; so daß der Wirt wegen der Kostenoorlage ebensowohl den Generösen machte, und bei Berechnung derselben nicht zu kurz zu kommen hoffte. Er ging daher auch darauf ein, den Rück­ersatz nicht aus der Tasche der Mitreisen­den, sondern durch Abzug an dem Gewinn zu erhalten. Desto leichter sollten ihm die großen Ziffern hingehen. Die Ucbercin- kunft wurde schriftlich gemacht, und Pfarrer Mihm unterschrieb als Zeuge das Pro­tokoll.

Da des Nachmittags ein guter Privat­omnibus durch den Ort kam, so wollte man mit dieser bequemen Gelegenheit bis Münsterborn fahren, in dessen Nähe Katha- rinchen, die Verwahrerin des Glücksloses, ihrem alten Oheim die Wirtschaft führte.

Susette eilte nach der Burg, Urlaub zur Reise zu nehmen und sich zu der­selben einzurichten.

(Fortsetzung folgt.)

Hin grober Ktoh ein grober Keil.

Episode

aus dem amerikanischen Eisenbahnlebcn.

(Schluß.)

Bleichen Antlitzes suchte der Engländer seine Frau zu beruhigen, welche immer stärker hüstelte, wobei ihr Gesicht in allen Farben spielte und dieser erbarmungswerte Anblick gab mir den Mut, den Kentuckyer trotz seiner respektabeln Fäuste und seines Waffenarsenals mit den Worten zu apostro- phiren:

Sir, die Rücksicht ans eine kranke Dame dürfte Sie wohl bewegen, mit Rau­chen eine kleine Weile inne zu halten und glaube ich, nicht vergebens an die bekannte Höflichkeit der amerikanischen Gentlemen Damen gegenüber zu appellieren.

Ich hatte dies in dem artigsten Tone von der Welt gesagt, statt aller Antwort blies mir aber der Schuft eine ungeheure Wolke seines Stinkkrauts gerade ins Ge­sicht und seine linke Pranke zog ein wenig am Kolben des Revolvers.

In diesem Moment fuhr der Stiel einer Reitpeitsche wie der Blitz auf die Faust des Kentuckyers nieder und eine Hand ent­riß dem Munde des Unverschämten die Cigarre; gleich darauf klirrte das Fenster, in Trümmer zerschmettert, und eine tiefe Baßstimme ertönte:

Least, soll ich Dir den Hirnschädel zerschmettern?

Mit einem unartikulierten Wutschrei, gleich dem dumpfen Brüllen eines ver- wundten Tigers, sprang der kecke Raucher in die Höhe und drohend blitzte das Baric- meffer in seiner Rechten 'nochmals sauste aber die Reitgerte durch den Cigarrenqualm und dies mit einer Wucht, daß auch die rechte Faust des Raufbolds kraftlos herab­sank, während das schwere Bariemesser dröhnend zu Boden sank. Der Mann aber, welcher die kräftigen Schläge so zur rechten Zeit erteilte, war der Gentleman in dem Mantel; er hatte denselben jetzt fallen lassen und stand nun, gekleidet in die Obersten-Uniform der Vereinigten Staaten, in der Mitte des Waggons da. In der rechten Hand ruhte noch die schwere Reit­

peitsche, die so vortreffliche Dienste geleistet hatte, und mit der Linken hielt er drohend einen gespannten Revolver gegen den Rauf­bold gerichtet. Ein dämonisches Feuer flammte in den stahlgrauen Augen des Colonel und gab so Kunde von seiner inneren Erregung, sein Gesicht schien in­dessen in diesem Augenblick wie ans Erz geformt zu sein und mit eiserner Stimme sagte er:

Ich bin Colonel Hopkins, Du Schurke! Noch einen Ton, noch ein Wort, noch eine Bewegung und ich zerschmettere Dir den Hirnschädel das merke!"

In dieser Stimme, so ruhig sie klaug, lag doch etwas Furchtbares und dies fühlte auch der Elende; nicht die leiseste Handbe- wegung machte er weiter, wie ein Schul­knabe saß er stumm und bescheiden i» seiner Ecke, bewacht von dem scharfen Auge des Obersten, dem der Engländer mit stummer Verbeugung dankte.

Der Zug hielt und die Thüren wurden geöffnet.

Geben Sie Raum, Gentleman," sprach der Oberst und versetzte dem Kentuckyer einen Faustschlag ins Gesicht, der eine minder robuste Gestalt sofort zu Boden gefällt haben würde, der aber selbst den Kentuckymann ziemlich betäubt haben mochte. Darauf packte der Oberst seinen Mann, warf ihn wie einen Wollsack zum Waggon hinaus und sprang nach; dann versetzte er ihm noch sechs bis acht kräftige Fußtritte, warf ihm das Bariemesser und den Revolver vor die Füße, welche dem Kentuckyer bei der Affaire aus der Hosentasche gefallen waren und herrschte ihn an:

Willst Du je wieder eine kranke Lady mit Deinem stinkenden Qualm belästigen, elender Bauer? Wie,? Hast Du genug? Oder willst Du deinen Revolver ziehen, Hund oder Dein Bariemesser?"

Der Kentuckyer spielte den Gescheiten, gab nach und trollte ab, begleitet von dem Hohngelächter der Umstehenden. Wir aber fuhren unbelästigt von dannen.

(Zähes Leben.) In Cornwall, N. I., wurde am letzten Sonnabend in einem Stück Eis, welches der Schlächter Owen S. Clark aus seinem Eiskeller hatte her­aufholen lassen, eine acht Zoll lange und fünf Zoll breite Schildkröte gefunden. Nachdem das aus seiner eisigen Hülle be­freite Tier mehrere Stunden in der Sonne gelegen hatte, begann es Zeichen von Leben zu geben und jetzt kriecht die Kröte wieder munter umher. Das Einfrieren scheint der Schildkröte nicht im Geringsten ge­schadet zu haben.

(Praktische Erziehung zur Reinlichkeit.) Die eben in Neapel zur Linderung des Elends unter den dortigen Cholerakranken weilende französische Philanthropin Ma­dame Meuricoffre kündigt in den dortigen Blättern an, daß sie jedem Knaben, der sich wäscht und kämmt, täglich einen Kreuzer und jedem Mädchen zwei Kreuzer verab­folgt. In Folge dessen sieht man jetzt schon täglich Morgens Hunderte von Knaben und Mädchen, alle gewaschen und gekämmt, in dein Vorzimmer der Philanthropin harren, um ihren Reiulichkeitspreis entgegenzuneh­men.

(Logisch.) Einer, der wegen Diebstahls vor Gericht stand, hatte seine Schuld bei Festnahme eingestanden, wurde aber bei der Verhandlung von seinem Anwalt mit großer Hartnäckigkeit verteidigt.Meine Herren", sagte der Richter zu den Geschwo­renen,der Angeklagte sagt er sei schuldig! Sein Anwalt sagt nein. Sie müssen zwischen ihnen entscheiden. Eins dürfen Sie nicht vergessen, meine Herren: Der Angeklagte war dabei, sein Anwalt aber nicht.

(Geschäftskniff.) A.:Nn sag' wer bloß, wie Dn's hast gemacht, daß De hast gekriegt den Konsens zum Baue» zwei Monat vor mir, wo wir doch haben cin- gercicht zu gleicher Zeit?" B,:Wie haißt? Man muß sich auf 'ne Sache ver­stehen. Ich Hab' hergenommen die Papiere und sie bestrichen mit Moschus. Haste ge- jeh'n! Um los zu werden den Geruch von dem Moschus, hat man in jedem Bureau zuerst expediert meine Papier'!"

(Aus der Schule.) Mathematiker (docirend): Also wir kommen jetzt zur Proportionslehre. Bevor ich das Wort Proportion selbst definiere, möchte ich gern wissen, ob Euch dasselbe schon irgendwo aufgestoßen ist. Hat jemand das Wort Proportion schon irgendwo gelesen? Schüler (nach einer Pause): O ja! An der Speiseanstalt steht: Reis, pro Portion 25 Pf.

(Richterliches.) Ein Landrichter hat einen Bedienten und eine Köchin. Letztere that unlängst folgenden netten Ausspruch: Sie, Johann, Sie könntet wohl so guet sei' und mir aas morge früh viere de Wecker richte, i mueß de Richter wecke."

(V- a. Schw.)

(Begriffe eines Dienstmädchens vom Lande.) Hausfrau:Sparen Sie doch am Gas und schrauben Sie es kleiner, wenn Sie die Küche verlassen; es ist teuer!" Dienstmädchen, ganz erstaunt:Ei, kostet denn das etwas? Es ist ja blos Luft!" (So geschehen in Stuttgart.)

(Ironische Frage.) Gast:Herr Wirt, wie heißt der Wein, den sie uns soeben gebracht haben?" Wirt:Ungsteiner, mein Herr." Gast:Ist das sein Geburrsname, oder hat er denselben erst bei der Taufe bekommen?" (B. a. Schw.)

Rätsel.

Mit r geschieht es zu des Mannes Qual,

Im Herbst und Frühling allemal,

Doch ohne r verschafft's Behagen Im Winter dem verwöhnten Magen!

Die Beides gut uud schnell vollbringt,

Ist brave Hausfrau unbedingt.

Bestellungen «ist den E«jthiiler

Können täglich Sei assen Post­ämtern gemacht werden.

>

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.