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frau werden, wenn sie nur erst wieder bei ihm wäre.

Es war eigentlich merkwürdig, daß sie sich jetzt viel mehr nach ihrem Gatten sehnte, als nach der Heimat, von welcher ihr doch die Trennung so unendlich schwer geworden. Der Gedanke als Frau Amt­mann in das Amthaus einzuziehen war ihr nicht so schrecklich mehr, sie hätte viel darum gegeben, könnte sie dort jetzt ruhig und geborgen sitzen, als allein in die weite Welt hinaus zu fahren, um den Gatten zu suchen. Nach Haus zurückzukehren, wo ihr Erscheinen gewiß unsägliches Staunen und Verwundern Hervorrufen würde, das dünkte ihr jetzt viel schrecklicher. Nachdem sie einige Stunden in solchem Sinnen und Nachdenken verbracht, wurde es end­lich etwas lebhafter auf der Station, ein Zug wurde signalisiert, Lilli löste sich ein Bittet und konnte nun ihren Sitz auf der schmalen hölzernen Bank mit dem weichen Polster eines Coupes zweiter Klasse ver­tauschen. Der Zug brauste an der Station vorüber, sie sah noch einmal die Sonnen­blumen im Strahl der Abendsonne auf­tauchen, dann versank alles in nebelhafte Fernen.

Nach einiger Zeit tauchten die Spitzen der Thürme ihrer Heimatstadt auf, es war ihr doch ganz eigen, als sie da vorüber­fuhr, weiter, immer weiter. Endlich kam eine größere Station, wo ein größerer Aufenthalt war, hier beschloß sie etwas zu essen, da sich nachgerade ein nagender Hunger bei ihr eingestellt hatte. Sie winkte einen Kellner heran, der ihren Wünschen diensteifrig nachkam.

Während sie mit gutem, Appetit einige belegte Brödchen verzehrte, stieg eine Dame in das Coupee, in welchem sie bis jetzt allein gewesen. Die Fremde war eine stolze, graziöse Erscheinung und machte auf Lilli den Eindruck unendlicher Vor­nehmheit, schweigend hatte sie in der andern Ecke des Coupäs Platz genommen, nur dann und wann blitzten unter dem Schleier ein Paar dunkle Augen zu Lilli herüber. Diese hatte aber das Köpfchen so voll von ihren Gedanken und Sorgen, daß sie nicht weiter aus sie achtete. Das bewegte Leben und Treiben auf dem großen Zentral­bahnhof hatte sie ein wenig zerstreut, doch als der Zug sich nun wieder in Bewegung setzte, da packte sie die Sorge und Unruhe, wie es nun weiter werden würde, wieder von Neuem.

Ein Glück war es,-daß sie wenigstens Geld genug bei sich hatte, Dank der Güte ihres Vaters. Bis jetzt hatte sie die Geld­rolle noch nicht geöffnet, da sie uoch einiges Geld in ihrem Portemonnaie gehabt, bei dem Bezahlen bei dem Kellner vorhin hatte sie jedoch gesehen, daß dasselbe ziemlich zusammengeschwunden war. Sie begann deßhalb die Rolle zu öffnen, um einige Goldstücke in ihr Portemonnaie zu stecken, dann wickelte sie dieselbe wieder sorgfälltig zusammen und legte alles, auch das Por­temonnaie, in die kleine Handtasche, die nur einige Toilettengcgenstände enthielt und das einzige Gepäck war, was sie bei sich führte.

Ihre Reisegefährtin hatte, ohne daß Lilli es bemerkt, all ihr Thun aufmerksam

beobachtet, als Lilli' aber jetzt einen Blick auf sie warf, lag sie regungslos mit ge­schlossenen Augen in ihrer Ecke und schien fest zu schlafen, ihre regelmäßigen Atem­zuge, dünkten der armen kleinen verschlos­senen Fran beneidenswert. Wer auch so ruhig schlafen könnte, dachte sic traurig und es war ihr, als wäre es lange Jahre her, daß sie das gekonnt; und doch war die vorige Nacht die erste schlaflose ihres Lebens gewesen.

(Fortsetzung folgt.)

(Eine Jagdgeschichte.) Man berichtet aus Waidhofen an der Thaya unterm 9. d. M. folgende ergötzliche Jagdgeschichte. Ein Bauer, der eine Jagd gepachtet hat, sich aber auf das Schießen nicht besonders gut versteht, lud zwei, ob ihrer Treffsicher­heit renomierte Schützen zur Rebhühner­jagd ein, mit der Bedingung, die Jagdbeute zu teilen. Die beiden Jäger folgten der Einladung und erzielten ein überaus reich­liches Jagdergebnis, das auf Antrag des Bauern im Gasthause geteilt werden sollte. Daselbst angekommen, Hub der Bauer, den es reuen mochte, einen solchen Vertrag geschlossen zu haben, erschrecklich über die beiden Jagdgeführten zu raisonnieren an, so daß er schließlich eine wohlverdiente Ohrfeige appliziert bekam. Doch wehe, der Bauer sinkt nieder wie vom Schlage gerührt, und bewegt sich nicht. Seine beiden Jagdfreunde sind natürlich in der höchsten Aufregung; sie eilten zum Brunnen, frottieren den wie tot Daliegenden alle Belebungsversuche scheinen vergebens. Da, endlich, erwacht der Bauer aus seiner Ohnmacht. Die beiden Jäger atmen freu­dig auf, und um alle weiteren Recrimi- nationen zu vermeiden, treten sie sofort den Heimweg an. Kaum war dies ge­schehen, springt der Bauer pfiffig lachend auf und ruft:Na, d' Rebhändl hoan s' doglassen! Watschen ist dos wert!" und trug seelenvergnügt die ganze Jagd­beute nach Hause.

(Alles verbrannt.)Ach, lieber Herr, schenken Sie doch einem armen Mann, dem vorige Woche sein ganzes Hab' und

Gut verbrannt ist, eine Unterstützung." »Habt Ihr denn auch ein Attest von der Ortsbehörde?""Ach, lieber Herr, das ist leider Gottes auch mit verbrannt."

(Katz contra. Kater.) Vor Gericht sind als Parteien Katz und Kater geladen. Zur Vertretung des Letzteren, der wegen rückständiger Miete verklagt ist, erscheint dessen Ehefrau. Nachdem der Aufruf Katz contra Kater durch den Gerichtsboten er­folgt ist, treten die Parteien ein. Richter zu der Frau:Sie sind also die Katz?"

Nein ich bin der Kater." Allgemeine Heiterkeit im Gerichtssaale, in welche auch Richter und Parteien einstimmen müssen.

Diese heitere Geschichte ist als wört­lich wahr aus dem oberschlesischen Grenz­städtchen M. berichtet worden.

(Widerspruch.)Sehen Sie, Herr Lehrer, mein Junge ist so schrecklich nasch­haft wenn ich ihn in einen Laden schicke, daß er etwas einholt, so hat er's regelmäßig aufgefressen, wenn er's heim bringt.

Fritz: Herr Lehrer, was ist denn eine Fabel? Lehrer: Eine Fabel nennt man, wenn zum Beispiel der Esel mit dem Fuchs spricht, wie ich mit Dir.

Auflösung der Rätsels in Nr. 151.

1) Wesel.

2) Indiana.

3) Linth.

4) Delft.

5) Bieliz.

6) Alsen.

7) Dundee.

WildbadEnzthal.

Frankfurter Course vom 20. Sept. 1884.

Geldsorten. ^

20-Frankenstücke.16 17 20

Englische Souvereigns .... 20 30 35

Ruß. Imperiales. 16 70 75

Dukaten. 9 60 65

Dollars in Gold.4 17 21

kost-VorbiiilliiiiZon.

Neuenbürg - Nerrenalb.

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in Lerrenalb . . . . i

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2.45

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aus LttlinZen, Labnliok .

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5. 50

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5.45

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8.45

in LttlinZen, Lgbnkok .

8.50

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Nerrenalb.

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über Lotkenau

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8. 15

"Vom 16. Lsptsmber an.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.