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der Weizen verhagelt oder in dessem Stall die Rinderpest ausgebrochen und doch auch wieder anders, so wie soll ich nur sagen als ob ihm das Herz Weh thäte. Nie werde ich den Blick vergessen, mit welchem er zum Abschied zu mir sagte: Ich hoffe, Werner, Sie werden schweigen dann fuhr er davon, ich glaube, er wußte selbst nicht wohin. Ein Bahn­beamter, den ich frug, sagte mir, daß der Zug nach Thüringen hinein ginge."

Lilli war aufmerksam der Rede des alten Kutschers gefolgt.Als ob ihm das Herz weh thäte", wiederholte sie jetzt leise dessen schlichte Worte und zum erstemnale kam ihr der niederschlagende Gedanke, daß sie durch ihr albernes Benehmen, von welchem ihr Gatte Zeuge gewesen, diesen aufs tiefste mußte beleidigt haben.

Was Eltern und Geschwister zu Haus mit allen Vorwürfen nicht erzielt, das hatten diese wenigen Worte in ihr erweckt: Reue und Nachdenken.

Ich werde mit dem nächsten Zug wieder fortfahren, Werner", begann sie jetzt nach einer Pause;vielleicht nach Thüringen zu meinem Manne und bitte, sagen Sie es niemand, daß Sie mich hier gesehen."

I, wie werde ich denn, gnädige Frau", der alte Werner versteht zu schweigen, kein Mensch aus der ganzen weiten Gotteswelt soll es erfahren, daß die Geschichte nicht so ganz in Ordnung ist. Sie nehmen mir das nicht übel, gnädige Frau!"

Ach nein, durchaus nicht, Sie haben ganz recht, in der Ordnung ist sie nicht, es ist eine ganz dumme Geschichte. Doch ich muß fort, es könnten Leute kommen und mich hier sehen, adieu Werner!"

Der alte Mann wurde plötzlich ganz rot und verlegen. Lilli hatte ihm die Hand zum Abschied gereicht und die lag nun so verloren in seiner mächtigen schwie­ligen Rechten, daß er gar nicht wußte, was er damit anfangen sollte. Ganz scheu, als Hütte er etwas Zerbrechliches in der Hand, legte er seine dicken Finger darum; und dann schaute er ihr nach wie sie wie­der nach der Station ging.

Eine solche dumme Geschichte ist mir doch in meinem ganzen Leben noch nicht vorgekommen", murmelte der alte Kutscher. Aber das kommt alles von den vielen Büchern, die jetzt geschrieben werden, alle Menschen wollen jetzt etwas Besonderes erleben, wie sie es in den sogenannten Romanen lesen habe ich doch selber einmal einen solchen gelesen, in welchem eine Frau ihrem eigenen Mann bei leben­digem Leib in einen Brunnen stößt. Na, so etwas wird sie ja wohl nicht thnn, die kleine, niedliche Person, sie hätte auch die Kraft nicht dazu."

(Fortsetzung folgt.)

Die Verwechslung.

(Humoreske.)

Ein Kuriosum sonderbarer Art, dessen Echtheit er verbriefen will, erzählt ein Forstmann wie folgt: Vor etwa lO Jahren schoß ich ein Stück Schwarzwild und wollte dem eine '/» Meile von mir ab wohnenden Schullehrer auch etwas zu gut thun und ihm ein Stück des bei uns seltenen Wildprets schicken. Bon meinen

Kindern war zufällig keines zu Hause, daher beauftragte ich meinen Hütejungen, dem Lehrer den für ihn bestimmten Schwcinskvpf zu überbringen. Da ich nun wußte, daß mein Bote nichts weniger als Geistesgaben besaß und bei früheren Aufträgen sich als ein Monstrum von Dummheit erwiesen hatte, schärfte ich ihm ein, sich des Auftrages in folgender Weise zu entledigen: Wenn du herein kommst, so sagst duGuten Morgen, Herr Schul­meister! Hier schickt Ihnen der Förster einen Schweinskopf, und wenn er Reb­hühner schießen wird, sollen Sie auch welche haben." Aber Junge setzte ich drohend hinzu vergiß nicht so zu sagen, sonst holt dich das Donnerwetter. Der Junge ging. Unterwegs wiederholte er sich die Ansprache wieder und wieder. Als er sie sich zum letzten Mal vordeklamiert hat, stößt er unglücklicherweise an eine Wurzel und fällt. Er raffte sich zwar schnell auf, aber o weh! Seine Instruktion hatte er vergessen. Schulmeister! Schweins­kopf! Rebhühner! schwirrt es ihm durch den Kopf. Nachdem er eine geraume Zeit hin und her gedacht, schien er ihren Wort­laut wieder gefunden zu haben. Als er die Thüre zu des Lehrers Wohnstube glücklich geöffnet hatte, ließ er sich also vernehmen:Guten Morgen, Herr

Schweinskopf, hier schickt ihnen der För­ster einen Schulmeister, und wenn er Rebhühner schießen wird, soll Sie das Donnerwetter holen." (Jll. Jgdz.)

Ein praktischer Gedanke wird in der Deutschen Bau - Zeitung" veröffentlicht. Bekanntlich werden die Zimmertapeten beim Herausnehmen von Nägeln in der Regel beschädigt und diese Beschädigungen führen oft zu ärgerlichen Auseinandersetzungen mit den Hauswirten, wenn der Mieter die Wohnung verläßt. Ein einfaches Mittel, diese Beschädigungen zu vermeiden, besteht darin, daß man an der Stelle, wo der Nagel eingetrieben werden soll, mit einem Messer einen kleinen Kreuzschnitt in die Tapete macht, an dem Kreuzungspunkt die vier Ecken der Tapeten aufhebt und in die bloßgelegte Stelle den Nagel einschlägt. Wird der Nagel später entfernt, so braucht znan bloß die aufgeschlagenen Ecken wieder niederzudrücken und es ist von der früheren Stelle des Nagels kaum etwas zu merken.

(Verwandtschaftsgrad.) Eine Dame wird von einer Jugendfreundin, welche sie nach langen Jahren wiedersieht, ge­fragt, ob sie verheiratet sei. Sie erwiedert die Frage mit Ja und nennt ihren gegen­wärtigen Namen.Ist es die Möglich­keit," ruft die Freundin überrasch! aus, dann sind Sie wohl mit dem Spezerei­warenhändler B. verwandt?"Wie Sie es nehmen wollen," antwortet die Gefragte:Seine Tochter ist die Schwe­ster von der Frau meines Schwieger­sohns."

Wie ist nun das Verwandtschaftsver­hältnis der Gefragten zu Herrn B. ?

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(Lose Gedanken.) Früher war zum Klavier ein guter Ton notwendig, heute gehört zum guten Ton ein Klavier.

Zu vieles Renommieren verdirbt das Renommo.

W ä t s e l.

äö, 86U, li, 6, in, 86l, UN, ä, ul, b, 2, 16, üi, >V6, rr, UN, äö, t, k, I, I, ll, t, in.

Aus obigen Silben nnd Buchstaben sind 7 Wörter zusammenzusetzen, deren Anfangsbuchstaben, von oben nach unten gelesen, den Namen einer bekannten Stadt ergeben, und deren Endbuchstaben, von unten nach oben gelesen, das Thal nennen, in welchem jene Stadt liegt.

Die 7 verlangten Wörter bezeichnen:

1) Eine Stadt in der Rheinprovinz,

2) Einen der vereinigten Staaten von

Nordamerika.

3) Einen Fluß in der Schweiz,

4) Eine Stadt in Südholland,

5) Eine Stadt in österr. Schlesien,

6) Eine Insel,

7) Eine Stadt in Mittelschottland.

lR. IV.)

Neuenbürg, 8. Septbr. Ausgabe

von Wochenbilleten auf der Enzthal- bahn bei den Stationen Neuenbürg, Birken­feld, Pforzheim.

Dieselben auf je 6 Tage mit Ausschluß der Sonntage sind giltig:

zur Hinfahrt nach Pforzheim für die Züge 136 5. 17 und 138 8. 23 ab Neuenbürg;

zur Rückfahrt von Pforzheim für die Züge 143 7. 5 und 145 9. 45 ab Pforzheim;

also je Morgens vor 9 und Abends nach 5 Uhr.

Dieselben kosten zu den Fahrten hin und zurück von

Birkenfeld-Pforzheim 1 -/(L 50 Neuenbürg-Pforzheim 2 ^ 40

ki«lM»g M Al>»mem»t

auf den

Knzthäker

für das vierte Quartal 1884.

Die geehrten Abonnenten sind freund- lichst gebeten, ihre Bestellungen zeitig zu machen, hier bei der Redaktion, auswärts bei den Nächstliegenden Postämtern, um Unterbrechungen möglichst zu vermeiden.

Die Versendung des Enzthälers ge­schieht gemäß des in Württemberg in Wirksamkeit getretenen Gesetzes über das Postwescn, wie nach auswärts so auch im Oberamtsbezirk durch die K. Postanstalten. Die geehrten Leser wollen deßhalb ihre Bestellungen immer unmittelbar bei ihren Postämtern machen, wo solche täglich an­genommen, auch durch die Postboten be­sorgt werden.

Der Preis des Blattes ist in Neuen­bürg vierteljährlich 1 10 monatlich

40 L, durch die Post im Oberamtsverkehr vierteljährlich 1 -4L 25 L, monatlich 45 auswärts vierteljährl. 1 ^ 45 monatlich 50 L, wie bisher ohne weitere Kosten.

Bekanntmachungen der verschiedensten Art ist durch den Enzthäler unbestritten der beste Erfolg im Bezirk gesichert. Einrückungspreis die Zeile oder deren Raum 10 Z; bei Redaktionsauskunft Zu­schlag 20

Htüchi-N tz lks HurtWttr.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.