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Wir machen auf das am Samstag den 20. September in Nagold stattfindende landwirtschaftliche Fest des X. Gauverbands (Calw, Nagold, Neuenbürg, Freudenstadt) aufmerksam. Um 9 Uhr morgens beginnt die Prüfung der ausgestellten Tiere, um 12 Uhr der Festzug vom Rathaus auf den Festplatz. Nach allen Anzeichen wird das Fest sehr zahlreich besucht werden.
Calmbach. Als Seltenheit ist mitzuteilen, daß sich an der Behausung des BahuhofrestaurateurHeid dahier vollständig reife Trauben befinden.
X Ottenhausen, 17. Sept. Die in der Dienstagnummer d. Bl. enthaltene Mitteilung von dem hier geschehenen Diebstahl möge damit noch ergänzt werden, daß man in dem Hause, in welchem die Kleider gestohlen wurden, eine nicht geringe Anzahl an gebrannt er Zündhölzchen, sogar in einem Kasten unter verschiedenen Gegenständen, vorfand. Wie leicht hätte hierdurch auch ein Brand entstehen können, von dem — außer dem Dieb — niemand die Ursache gewußt hätte. Auf solche Weise kann manchmal auf Personen ein falscher Verdacht der Brandstiftung fallen, die ganz und gar unschuldig sind.
A u s l a n d.
Neapel, 15. Sept. Die Cholera ist hier entschieden im Abnehmen begriffen.
In dem Konflikt zwischen Frankreich undChina sind kriegerische Operationen in der nächsten Zeit nicht zu erwarten, beide Gegner scheinen weit davon entfernt, zu einer Kriegserklärung zu schreiten. Trotzdem kann die Lage keineswegs als eine friedliche angesehen werden. Frankreich kann nach dem was vorgefallen, unmöglich mehr zurück, ohne sich der Gefahr auszusetzen, eine Niederlage in Bezug auf sein Ansehen zu erleiden.
Die wieder zunehmende Bedeutung der politischen Verhältnisse in Egypten und die Besorgnis, daß dadurch für die daselbst wohnenden Deutschen unangenehme Verwicklungen entstehen könnten, welche die Anwesenheit deutscher Kriegsschiffe in den dortigen Häfen wünschenswert erscheinen lassen, hat, wie man der A. Z. von der Ostseeküste schreibt, den Fürsten Bismarck bewogen, das Reichsmarineministerium zu veranlassen, ein kleines Geschwader deutscher Kriegsschiffe zum Kreuzen im Mittelmeer auszurüsten.
MisMcn.
Geprüfte Kerzen.
Novelle von F. Stöckert.
(Fortsetzung.)
Die so Angeredete lag noch in vollständiger Brauttoilette, das Gesicht in beide Hände bergend, auf einem kleinen mit Kattun überzogenen Sopha. Der lange weiße Brautschleier fegte den Fußboden und die Myrthenkrone hing nur noch lose in dem verwirrten braunen Haar.
„Ich kann nicht fort! Ich will nicht fort!" stöhnte sie; ich will noch hier bleiben bei der Mama, bei Klara und Julie! Es ist schrecklich, cs ist wirklich grausam, daß Ihr mich alle förmlich aus dem Hause treiben wollt."
„Aber, liebes Kind," sagte die sanfte Frau Professorin; „Du hast es doch gewußt, daß nach der Hochzeit jede Frau ihrem Manne folgen muß."
Ich habe aber nicht gewußt, daß es so furchtbar schmerzlich ist von zu Hause fortzugehen!" seufzte die junge Frau.
„Es hat Dich ja Niemand gezwungen zum Heiraten," grollte der Professor.
„Es hat mich ja auch Niemand gefragt, ob ich will!" entgegnete Lilli trotzig.
„Der Pfarrer hat Dich erst heute gefragt, ob es Dein Wunsch und Wille ist," warf Julie ein.
„Als Fritz um mich angehalten/' fuhr Lilli, diesen Einwurf nicht beachtend, fort, „da geberdetete Ihr Euch alle, als wäre unserem Hause wer weiß was für ein Heil widerfahren. Ich hätte um alles in der Welt nicht wagen dürfen, nein zu sagen, ich Mr ein Opferlamm, ein richtiges Opferlamm. Und nun — großer Gott, ich kann nicht fort, laßt mich doch bei Euch bleiben, nur noch ein paar Tage, ich will mich in dieser Galgenfrist an den schrecklichen Gedanken gewöhnen, Euch, die Heimat zu verlassen — Fritz ist ja soweit ganz gut."
„Ist denn solche Albernheit je erhört!" rief der Professor. „Jetzt hole ich Fritz, der wird der Sache schon ein Ende machen!"
„Nein, nein, bester einziger Papa, thu es nicht, jetzt kann ich ihn nicht sehen — den Tyrann!" —
Der Tyrann lehnte totenbleich an der Thür und der Professor, der sich jetzt derselben zuwandte prallte entsetzt zurück. „Ah, Sie sind schon hier," stotterte er.
„Ja, ich bin hier", kam es tonlos von Wellenbachs Lippen; — „ich habe genug gehört — ich werde allein fahren, adieu." — Ohne noch einen Blick auf die Weiße bräutliche Gestalt seiner jungen Frau zu werfen, wandte er sich um und verließ das Zimmer; wenige Minuten darauf vernahm man das Rollen seines Wagens.
Nun ist er fort", sagte Lilli und blickte mit großen erschrockenen Augen von einem zum andern. „Und so furchtbar böse schien er, was wird nun werden?"
„Er wird sich von Dir scheiden lassen," sagte Klara, die älteste Schwester.
„Und welcher Skandal, welcher entsetzliche Skandal: was werden die Leute sagen," jammerte nun die Frau Professorin.
„Ihr könnt ja sagen. ich sei plötzlich krank geworden," erwiederte Lilli, „ich fühle mich auch wirklich ganz elend, wenn Fritz mir eine Badreise vorschlüge, da würde ich ihn begleiten."
„Er wird sich hüten!" rief Julie, „so etwas läßt sich kein Mann bieten."
„Morgen in aller Frühe wirst Du nach Feldheim fahren!" erklärte jetzt der Professor. „Ich werde Dich nach der Bahn bringen, Du fährst bis Z., dort wirst Du Fahrgelegenheit finden und wenn nicht, dann gehst Du zu Fuß, es ist nur eine kurze Stecke Wegs."
Lilli wagte keine Widerrede, wenn der Vater den strengen Ton anschlug, wußte sie, daß alles Bitten vergebens war.
Still und nachdenklich setzte sich Lilli an das Fenster des kleinen Mädchenstübcheus, das nach dem Garten hinausging. Die Anderen hatten nach und nach das Zimmer
verlassen und sie hatte nun Muße über ihre sonderbare Lage nachzudenken. * (Fortsetzung folgt.)
(Linderungs-Mittel für Brand- und Verbrühungs-Wunden.) Nichts ist dazu besser, als das Weiße des Eies, das man über die Wunde ausgießt. Es ist als Ueberzug der Wunde weicher als Kollodium und stets zur Hand oder leichter herbeizuschaffen. Es kühlt auch mehr als Baumöl und Baumwolle. Es ist die Berührung mit der Luft, welche hauptsächlich den Schmerz verursacht, und irgend etwas, womit man selbe abschließcn kann und welches die Entzündung verhütet, ist gut hierzu und sollte in vorkommenden Fällen sofort angewendet werden. Vormänner in Werkstätten sollten stets mit solchen Mitteln vorsichtshalber versehen sein.
(Ungalantc Vermutung.) A.: „Es ist nach allgemeiner, durch die Statistik festgestellter Erfahrung bekannt, daß die blonden Frauen böser sind, als die schwarzen."
— B. (für sich): „Teufel! sollten die schwarzen Haare meiner Frau blos gefärbt sein?"
(Durch die Blume.) Bureauchef (zu einem Subalternen, der gern trinkt): Herr Müller, gewöhnen Sie sich doch endlich
— Ihre rote Nase ab!
(Hotelportion.) Kellner: Hier ist Beefsteak mit Ei! Gast: Das Ei sehe ich, aber wo ist denn das Beefsteak? Kellner: Das ist unter dem Ei!
(Zoologisches.) Lehrer: Welche Vögel nützen den Menschen am meisten? Karl: Die gebratenen.
Einladung M Adamemnt
auf den
Knzthäter
für das vierte Quartal 1884.
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Einrückungspreis die Zeile oder deren Raum 10 L; bei Redaktionsauskunft Zuschlag 20 "
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Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.