Aus Vorstehendem crgiebt sich für die Verhütung des Schweinerotlaufs zunächst, daß es, wo immer durchführbar, anaezeigt ist, neu angekaufte Schweine mindestens acht Tage lang getrennt zu halten, ehe sie in größere Bestände oder wertvolle Z cht-n eingestellt weiden. DeS weiteren ist für möglichste Trockenlegung, Reinhaltung und Lüftung der Schweme- stallungen zu sorgen und auf Fernhaltung von Ruten und Mäusen aus den Stallungen thunlichst hinzu« wirken. Sodann ist den Schweinen, namentlich in den Sommermonaten, nur durchaus gesundes Futter zu reichen und besond rs streng darauf zu achten, daß weder das Abwaschwosser des Fleisches rotlauikranker Tiere, noch die sonstigen von diesem Fleisch herrührenden Speise- und Kücheabfälle in die Nahrung der Schweine oder an Oertlichkeiten gelangen, wo eine Ansiedelung deS AnstkckungSstoffeS möglich ist. Alle Abgänge der kranken Tiere (Kot, Streu u. s. w) und alle Abfälle der geschlachteten Tiere (Blut, Eingeweide, Wasch- und Spülwasser rc) müssen sorgfältigst gesammelt und wie die ganzen Kadaver der gefallenen Tiere in mindestens 1'/, Meter tiefe Gruben gebracht und verscharrt oder in anderer geeigneter Weise unschädlich beseitigt werden, wie überhaupt jede Vsrstreuung von Trägern des Ansteckungsstoffs mit peinlichster Sorgsall zu verhüten ist. Ferner ist es unerläßlich, alle mrt kranken, geschlachteten oder gefallenen Tiaren in Berührung gekommenen und von solchen oder ihren Abgängen und Abfällen besudelten Gegenstände, sowie all« nw T äge,n deS Ansteckungsstoff» beschmutzten Oe,tlchkeit«n (Ställe, Dunglegen, Jauchraruden, Schlachts.ätten rc) zu desinfizieren. Zu di sein Zw cke werden alle Gerätschaften zunächst mit heißer Lauge gründlich gereinigt, eiserne Gegenstände sodann auSgealüht und hölzerne mit dicker Chlo kalkmilch angetzrichen. Wandungen, Tröge und Fußböden der Ställe müssen zuerst sauber abgek atzt, erdige Fußböden, so weit sie feucht sind, auSgebobm und die hierbei erhaltenen Abfälle, wie der Dung, vergraben werden. Hölzerne Wandungen und die Tröge (hö'zerne, steinerne und eiserne) weiden alsdann, soweit die Holzteile rissig sind» nach vorheriger Glättung mit heißer Lauge gründlich abgewasch n; hieraus sind dieselben wie auch mafstoe Wände mit dicker Cbloikalkmilch avzustreichen. Morsche und zerfressene Holzteil« sind ganz zu entfernen und durch neue zu ersetz n. Hölzerne Frß'öden find in der Regel zu lntfernen; wenn sie noch neu und nicht stark kurchfcvchtet sind, können sie wie hölzerne Wände behaidelt w>>d steinerne und ähnliche Bö?en sind nach dem A- kr tzen mit heißer Lauge zu waschen und dann mit dicker Chlorkalkmilch reichlich «ibzuschlämmen, erdig« Außi öo n sind nach der Entfernung der durchfeuchteten Schicht mit Chlorkalkmilch reichlich zu begießen und dann mit ein r neuen Erdschicht zu bedecken. Der Inhalt der Dunglegen und Jauchearuden ist abzuführen und unschädlich zu beseitigen beziehungsweise an Orten unterzupflügen, wo weder Schweine hingelangen noch Schweinefutter gewonnen wird; die leeren Dunglegen und Jauchegruben sind sodann reichlich mit Chlo kalkmilch zu behandeln
Endlich ist noch besonders zu empfehlen, im Falle drs Ausbruchs der Seuche in einem Bestände sofort alle noch gesunden (und nicht etwa die bereits erkrankten) Tiere aus dem verseuchten Stall beraus- zunehmen und dieselben, wenn irgend möglich, in anderen Räumlichkeilen unterzubringen. Zu bemerken ist hierbei, daß die Saugferkel erfahrungsgemäß durch die Milch der kranken Mutter nicht ange steckt werden und daß überhaupt jung-, noch nicht drei Monate alte Ti re viel widerstandsfähiger gegen das Rotlaufgift sind, als die hiefür empfänglichsten 3—13 Monate alten Schweine.
Da, wo die Krankheit einheimisch ist, oder durch öfteres Auftreten dies zu werden droht, empfiehlt sich dir Schutzimpfung.
Berichtigung.
In der Aufforderung an die Hundebesitzer zur Versteuerung ihrer Hunde, Nr. 33 d. Bl vom SamStag, ist in erster Reihe der 3. Seite „keinen Hund" statt einen Hund zu lesen.
Red. des Wochenbl.
Tagesneuigkeiten.
Säckingrn, 16. März. Schreckliche Folgen wurden in Strittmatt durch üble Nachreden verursacht. Die junge Ehefrau eines Landwirts, Mutter zweier Kinder, fühlte sich durch das Gerede eines 19jährigen Mädchens aus der Nachbarschaft schwer beleidigt. Nachdem sie sich Gewißheit »erschosst hatte, wer die bösen Gerüchte verbreitet hatte, stürzte sie in großer Erregung aus dem Hause und fand die Verleumderin in einem Nachbarhaus« mit Weben auf dem Seiden- stuhlr beschäftigt. Sie zog sie rücklings an den Haaren herunter und bearbeitete sie mit ihren Fäusten derart, daß das Mädchen in Bewußtlosigkeit verfiel und bisher
j aus diesem Zustande noch nicht erwachte. Dieser Ausgang aber ging der Frau dermaßen zu Herzen, doß sie in Irrsinn verfiel.
München, 19. März. Ein Selbstmord in der Famiie eines der angesehendsten und reichsten Bürger Münchens erregt Aufsehen. Die junge schöne Frau eines Spiritus- und Liqueurfabrikanten, die bisher anscheinend ganz glücklich gelebt hatte, stürzte sich, nachdem sie unmittelbar zuvor noch ganz heiter in ihrer Familie verkehrt hatte, in tie an ihrer Wohnung vorbeirauschende Isar. Ihre Leiche wurde bei Bogen- Hausen an einer Kiesbank geländet. Vor 7—8 Jahren hatte sich die erste Gattin des Manns, anscheinend gleichfalls ganz glücklich lebend, unmittelbar vor einem NachmiltagSspaziergang erschossen.
Bamberg, 16. März. Seit einigen Tagen liegt im hi s. städtischen Krankenhaus der Akrobat Gottfried Rößner aus München. Der Mann hatte sich als Messerschlucker produziert und 13 Messer verschluckt. 3 Stück sind auf natürlichem Weg abgegangen, während 5 M.sser erst durch einen operativen Ei griff in den Magen entfernt werden konnten. 5 stecken noch in Därmen und dg eine weitere Operation nicht ratsam erscheint, so muß der arme Schlucker ab- warten ob die Natur ihm hilft.
Berlin, 19. März. Zu der gestern an der Böise von den Aeltesten der Berliner Kaufmannschaft einbrrufenen Protest-Versammlung gegen das Fleischbeschaugesetz halten sämtliche Handelskammern West-, Süd- und Müt.ldeutschlands Delegierte oder Zustimmungs-Adressen gssandt. Es wurde eine Resolution gegen dar betreffende Gesetz angenommen, ebenso in einer vom Berliner Wahl- Verein der Freisinnigen Volkspartei einberufenen Versammlung.
Berlin, 20. März. Der Lokal Anzeiger meldet aus London: Aus Montevideo wi d tele- grorhiert: Der Dampfer Verona collidierte auf der Fahrt von Buenos-Ayres nach Hamburg am 6. März mit dem britischen Segelsch ffe Dunstaffuage. Die Verona sank. Die Besatzung rettete sich mit Ausnahme von zweien in ihren Boot-n auf das Segelschiff und, wurden später auf dem deutschen Dampfer Pernambuco weiter brsö dert.
Mährisch Ostrau, 30. März. Dis Erwartung, daß der Streik beendet werden wü-de, hat sich nicht erfüllt. Die gestern Nachmittag abgehaltene Versammlung verlief tumultuös. Dis gemäßigten Arbeiterführer, welche zur Wiederaufnahme der Arbeit riechen, wurden thätlich argegriff.n, einer derselben schwer verletzt. ES wurde besch ossen, den Streik fortzusitzen. Im Orlauer Rrvier ist die Situation etwas besser, weil dort noch die gemäßigten Arbeiterführer die Oberhand haben.
Der Krieg in Südafrika.
Berlin, 19. März. Wie das Kleine Journal aus bester Quelle erfährt, sind Verhandlungen im Gange, welche die Herstellung des Friedens zwischen den südafrikanischen R publiken bezwecken, die deutschen und amerikanischen Diplomaten sind ernstlich bemüht, eine B sis zu schaffen, ! welche den FriedenSschluß ermöglichen soll. Diese ? Dienste der genannten Staaten werden von England in wohlwollender Wesse occ-ptiert und eS ist zu hoffen, daß Transvaal seine Unabhängigkeit mit Bezug auf die innere Verwaltung behält, während England eine j gewisse Oberhoheit eingeräumt wi»d, wenn die An- j gliederung Transvaals und deS Oranje-FreistaateS an die englische Kap-Kolonie ermöglicht und England seine berechtigte Machtsphäre in Afrika findet. Die ganze Action entspricht der politischen Ansicht unserer maßgebenden Kreise.
Berlin, 30. März. Ueber ein angeblich im Einvernehmen mit Deuts chlan ^ '^Frankreich abgefaßtes russisches (. : iquö
betreffs der F r i e d e n S - V er '' - ' u n g in Südafrika, das bereits die Zustimmung des Zaren gefunden habe» soll, wird einem hiesigen Blatte berichtet. Von unterrichteter Seite erfährt die Nat^'-ol- Zeitung, daß diese Angabe soweit sie ein Ische Mitwirkung betreffe, den thatsächlichen Verhältnissen in keiner Weis« entspreche. Di« deutsche Regierung hat die Note des Präsidenten Krüger für sich allein beantwortet.
Berlin, 19. März. Der Lokal-Anzeiger meldet aus London: Ein Daily Mail Telegramm aus Kimberley von» 17. ds. berichtet, daß eine stark«
Kavallerie-Abteilung unter dem Oberst Peateman auf dem Wegs nach Mafeking bei Warrenton gegenüber von Fourteen Stream» am Vaalfluffe von einem heftigen Shrapnell- und Gewehrfeuer der auf dem Nordufer stehenden Buren gezwungen wurde, sich unter starken Verlusten wieder zurückzuziehen.
London, 30. März. Wie di« hiesigen Blätter zu berichten wissen, ist Lord Kitchener mit einem bedeutenden Armee-CorpS von Mafeking unterwegs. Von dort wird Lord Kitchener direkt nach Prätoria marschieren. Die Entfernung zwischen Mafeking und Prätoria beträgt nur 130 englische Meilen und das zu durchquerende Gebiet eignet sich ganz besonders für das Vordringen Kitcheners. General Buller wird die Buren an der Natalgrenze zurückhalte,?, während Lord Roberts dann seinen Einfall in Transvaal beginnen wird.
London, 30. März. Daily Mail berichtet aus Ladysmith: Die Armee BullerS beziffert sich auf vier Infanterie-Divisionen und eine Kavallerie Division, im Ganzen etwa 40,000 Mann. Dieselbe wird sich bereit halten, gegen Anfang April die Operationen wieder aufzunehmen. General B--ller soll beauftragt sein, die .Buren in Schach zu halten und die Natal-Grenze, die Pässe und Essnibahnübergänge zu besetzen, während Lord Roberts mit 50,000 Mann und bedeutender Artillerie gegen Prätoria vorgeht, wo er gegen Mitte Mai einzutrkffsn gedenkt. Di V'rr.flegung der englischen Truppen wird, wie mo- h ff:, durch die mit Port Elisabeth und East Londo, > Verbindung sichende Eisenbahn ohne Schon .k vor sich grhen.
London, 19. März AuL P.ttoria wird vom 16. ds. gemeldet: Die Verluste der Buren seit Beginn deS Krieges sind von amtlicher Seite wie folgt veranschlagt: 672 Tote, 3139 Verwundete, 34 durch Unfall getötete, 171 durch Unfall verwundete. An Krankheit gestorben 99, sonstige Kranke 1071.
London, 30. März. Oberst Schiel ist einem Telegramm aus Kapstadt zufolge wegen seines zänkischen Betragens auf ein englisches Transportschiff gebracht worden. Ein anderes Telegramm meldet sogar, er sei bereirs unterwe s nach F.t. Helena.
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Billige Stiefel. Man berichtet aus Ko- burg: Auf eine Anzeige in einer Berliner Z,i:ung bestellten sich mehrere Fabrikarbeiter 15 Paar „abgetragene M.litärstiefel" zu 17 Mk. Die Ware kam an und zeigte sich denn auch „adgetraaen" im wahren Sinne deS Wortes, wie man sie schöner nicht auf Landstraße auflssen kann, meist ohne Absätze, mit durchgelaufenen Sohlen, das Oberleder zerr.ssen usw. Kein einziges Paar war zu gebrauchen. DaS Schönste an der Sache sst. daß solche Schwindeleien par nicht bestraft werden können, da die Ware der Bestellung gemäß aurfällt.
Litterarisches.
Unseren Frauen in ihrem Walten ratend und fördernd zur Seite stehen, das hat sich die gediegene „Schwäbische Frauenzeitung" von jeher zur Aufgabe gemacht. Alle Fragen, die für die Frauenwelt von Interesse sind, kommen in gemeinverständlichen Aufsätzen in den Nummern dieser wöchentlich erscheinenden Zeitschrift zur eingehenden Erörterung und somit wird jeder Hausfrau viel Belehrendes und Nützliches geboten. Sie bringt neben dem vielen Hauswirsschaftlichen auch Handarbeiten, monatliche Modeoerichre, Aufsätze über Erziehungswesen, Gesund- heits-, Krankenpflege und vieles vieles Andere. Die sehr empfehlenswerte Frauenzeirschrift kostet pro Quartal 65 frei ins Haus durch oie Post. Probenummern werden vom Verlage der „Schwäbischen Frauenzeitung" in Stuttgart gerne gratis versandt
Kekt-mtttetk.
„Für die Frauen- und Kinderpraxis ist sie die Beste, welche ich bis jetzt kennen gelernt habe", wird von ärztlicher Seite geschrieben. Die Patent-Myrr- Holm-Seife ist überall, auch in den Apotheken, erhältlich.