348
Langenbrand, 30. Mai 1884.
DmKsWNg.
. Für die vielen Beweise auf- ^^^richtiger Teilnahme anläßlich Krankheit und des Hin- I scheidens unseres geliebten ^ Töchterchens Marie, die zahlreichen Blumcnspenden, die ehrende Begleitung zu ihrer letzten Ruhestätte, die trostreichen Worte des Herrn Stadtpfarrers am Grab und den erhebenden Gesang der Herren Lehrer von hier und auswärts sagen ihren tiefgefühlten Dank
Revierförster KöHter mit Gattin.
MV Mark
sind sofort auszulcihen. Zu erfragen bei der Redaktion des Enzthälers.
W a l d r e n n a ch.
Zwei ueumelkige
Kaisen
verkauft Friedr. Klink.
U f i ngst e n.
Nun kränzet in farbenfunkelnder Pracht Der Frühling die Auen und Matten, Nun ist der Lenz zum Leben erwacht, Verschwunden des Winters Schatten.
Nun strömen aus ewigem Quell der Natur Des Lebens treibende Gluten Durch alle Adern der lachenden Flur, Des Frühlings tosende Fluten.
Nun schwingt sich aus wonnigem Blütenflor Die jubelnde Lerche zum Himmel empor.
Es läuten die Glocken das Pfingstfest ein, Das wieder den Menschen gegeben,
Um ihnen tröstende Heilung zu sein In harmvollem Erdenleben.
Und wie die Lerche in Aethcrs Gefild Dem Schöpfer singt ihre Lieder,
Aus dankbarem Menschenherzen es quillt Am heutigen Feste es wieder:
Dem Herrn, der alles so wohl gemacht, Sei Lob und Ehre und Preis gebracht!
Aus jedem Blatte, aus jedem Baum Des' Krone gen Himmel strebet,
Aus jedem Atome im Weltenraum,
Aus Allem, was lebet und webet,
Da leuchtet der göttlichen Liebe Strahl, Der allerbarmenden Liebe,
Der Segen spendenden ohne Wahl Im rastlosen Weltengetriebe.
Sie hat auch der Feste lieblichstes heut Mit ihrem lebendigen Odem geweiht.
Nun lasset die quälenden Sorgen zu Haus Ihr Menschen, und strömet ins Freie In Gottes frische Natur hinaus,
Die wieder verjüngt sich aufs Neue.
Nun atmet in vollen Zügen den Duft, Der blütenprangenden Erde,
Vergesset in wallender Frühlingsluft,
Des Erdenloses Beschwerde.
Und von des Pfingstfestes Odem geweiht, Seid liebend und helfend dem Nächsten bereit.
Meta Heyden.
Kronik.
Deutschland.
Berlin, 30. Mai. Der Bundesrat nahm den Gesetzentwurf über den Feingehalt der Gold- und Silberwarcn in der Fassung des Reichstags an.
Der diplomatische Verkehr mit Spanien. Die seit langer Zeit geplante Erhebung der deutschen Gesandtschaft in Madrid und der spanischen Gesandtschaft in Berlin zu Botschaften soll nun endlich zur Wahrheit werden. Wie der Köln. Z. gemeldet wird, sind alle Vorbereitungen auf beiden Seiten getroffen, und diesseits werden die finanziellen Erfordernisse durch den nächsten Reichshaushaltsetat für das Auswärtige Amt geregelt werden. Ein Persvnalwechsel bezüglich der jetzigen Chefs der beiden Legationcn ist nicht geplant.
Die Lüderütz'schen Niederlassungen an der südwestafrikanischen Küste, welche unter den Schutz des deutschen Reiches gestellt wurden, sollen einen Flächeninhalt von 900 Qudratmeilen haben. Demnächst soll auch eine deutsche Expedition das Kongo- Gebiet durchstreifen, deren Führung dem Lieutenant I. Siegmund, welcher Stanley's internationale Expedition im Niadi-Gebiete begleitete, anvertraut worden ist. Der genannte Offizier ist am 18. d. mit dem Dampfer „Ophelia" von Hamburg nach London und am 22. d. von Plymouth mit der deutschen Korvette „Elisabeth" nach Kapstadt abgereist.
Das zum Schutz der deutschen Nord- secfischerci designierte Kanonenboot „Cyklop" hat feine Thätigkeit eröffnet. Dasselbe hat am vorigen Sonnabend Norderney angelaufen, wo eine ungewöhnlich starke Flotte englischer Fischerfahrzeuge vor Anker gegangen war, in ungefährer Zahl von tausend. Die Engländer sind wegen ihrer Rohheit und ihrer gesetzwidrigen Handlungsweise an den Nordseeküsten berüchtigt; man verspricht sich von dem Erscheinen des deutschen Kriegs^ schiffes die wohlthätigsten Folgen für die Aufrechterhaltung einer straffen seepolizeilichen Ordnung in den heimischen Gewässern.
Nürnberg, 29. Mai. Der Extrazug nach Stuttgart ist nunmehr gesichert. Der Zug, der gegen 300 Teilnehmer zählt, wird morgen Mittag hier abgehen, in Crailsheim einen kleinen Aufenthalt nehmen und in Stuttgart um 7^/« Uhr abends eintreffen. (S. M.)
Pforzheim, 30. Mai. In dem Oekonomiegebäude eines Landwirts am Wolfsberg kam heute Nachmittag Feuer aus, das aber auf seinen Herd beschränkt werden konnte; doch sind dabei 7 Ziegen zu Grunde gegangen.
Württemberg.
lieber die Pfingstfciertage werden auf einigen Hauptroutcn der Württ. Eisenbahnen vom 31. Mai bis 3. Juni wieder wie seither außerordentliche Personenzüae ausgeführt.
Oesterreich.
Fröste in Ungarn. Aus verschiedenen Teilen des Landes sind Meldungen über Frost eingelangt; es wird ! jedoch ausnahmslos hinzngefügt, daß die
Abkühlung der Temperatur auf die Brotfrüchte nicht schädlich eingewirkt habe. Wohl aber sind Kartoffeln und Bohnen . erfroren. Das Thermometer ging auf —2° herab.
Ausland.
New-Jork, 14. Mai. Im New- Jorker Schwäb. Wochenbl. fordert unser mackerer Landsmann G. Heerbrandt zu Beitrügen auf, um zur Feier des Jubiläums von G. Werner in Reutlingen die Errichtung eines Asyls für alte gebrechliche und kranke Leute als des schönsten Ehrendenkmals für den edlen Menschen- und Kinderfreund zu ermöglichen. Hkerbrandt will dem verehrten Jubilar diese Gabe gelegentlich des Besuches überreichen, den er im Laufe des Sommers in seiner Heimat Reutlingen zu machen gedenkt. Wir sind überzeugt, daß er mit dieser Bitte bei unfern Landsleuten, die ihre Anhänglichkeit an die alte Heimat gerne bethätigen, keine Fehlbitte thun wird. (St.-Anz.)
MisMtii.
Dom Strande.
(Fortsetzung.)
In ängstlicher Spannung standen die verwegenen Männer schweigend neben einander. Schon glaubten sie den Schlag der Ruder vom Gebrüll der Sturmes und der Wellen unterscheiden zu können, Niemand wagte ein Wort. Da drängte sich ein Schatten zwischen die Harrenden, die Zunächststehenden wichen erschreckt zurück. Im Winde flatterte das Gewand der rätselhaften Erscheinung, sie glaubten ein Gespenst zu sehen, den Dünengeist. Es war Margarethe, eine dunkle Ahnung hatte sie Hinausgetrieben, sie wußte selbst nicht welche, aber es war ihr, als könne sie Unheil verhüten. Den Sturm und die Gefahr nicht achtend, war sie zur wohlbekannten Lagerstelle geeilt. Nun war sie dort, sie drängte sich zu Niels.
„Vater," raunte sie ihm in's Ohr, „Vater, was willst du thun? Laß ab, ich bitte dich."
Kaltblütig wandte der Angeredete sich zu dem zitternden Mädchen.
„Thörin," sagte er in verweisendem Tone, „was willst du hier? Mache, daß du fortkommst!"
„Niemals," erwiederte Margarethe gefaßt. „Ich weiche nicht von der Stelle Ich will Mord verhindern. Vater bedenke, was du thun willst. Hier kommen arme Schiffbrüchige, Leben und Rettung zu suchen, und du willst sie tödten?"
„Mache, daß du fortkommst, Mädchen," wiederholte Niels gebieterisch. „Hier ist keine Stelle für dich. Gehe heim, und laß mich niemals wieder dich zur Nachtzeit außen finden."
„Fort, Margarethe, fort!" riefen nun auch die übrigen Männer.
„Ich gehe nicht!" antwortete das Mädchen, und einige Schritte zurücktretend stand sic da, grell beleuchtet von der erlöschenden Flamme des Holzstoßes, drohend die Hand zum Himmel erhoben, und sprach: „Ich will Zeugin sein eurer ruchlosen Thaten, um sie tief in meine Seele zu prägen, und um Euch Tag und Nacht in die Ohren zu rufen: Ihr seid Räuber