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Oesterreich.
Die Schund-, Schand- und Latrinen- literatnr hat wieder eine einträgliche Bereicherung erfahren. Das Leben des Mädchenmörders Hugo Schenk aus Wien ist in einer nach Millionen zählenden Auflage ins Volk geschleudert worden — zur Erbauung und Erhebung der Seelen.
Ausland.
Paris, 28. Mai. Die Kammer nahm Art. 1 der Rekrutierungs - Vorlage an, welcher alle Franzosen von 20 bis zu 40 Jahren zum Militärdienst verpflichtet; sie nahm ferner mit 363 gegen 4 Stimmen den Art. 2 an, wonach die Militärpflicht für alle die gleiche und obligatorische sein soll, nach dem alle Amendements, welche Dienstbefreiungen umfaßten, abgelehnt waren.
Ein See verschwunden. Red Fish Lake, ein See auf einer Bergkette in Idaho, der mehrere Meilen lang und sehr tief war, ist plötzlich in der Tiefe verschwunden. Der See lag etwa 11,000 Fuß über dem Meeresspiegel und war mit einem dichten Wald umgeben. Die Felsen bestehen aus Granit und Kalkstein und eine große ungeheure Oeffnnug hatte sich gebildet. Der See enthielt Millionen roter Fische, welche mit dem Wasser spurlos in die Tiefe versunken sind.
Miszellen.
Dom Strande.
(Fortsetzung.)
Aber ihre Freude war verfrüht. Allerdings hatte die Schonerbrigg das Ansehen eines Ostindienfahrers, in Wahrheit aber war es ein Kriegsschiff, und hatte den Befehl, es koste was cs wolle, das Räuber- uest an den Dünen auszuheben. Daß dies nicht mit Gewalt allein möglich, lag auf der Hand. Die Insulaner mußten bei ihrem verpönten Gewerbe ertappt werden. Daher brauchte man List wider List; die durch die Kuh herbeigeführte Täuschung war dem Kommandeur des Schiffes bekannt.
Er war selbst ein Friese, von Jugend auf bekannt in den Gewässern seiner Heimat. Aber als Knabe schon war er in einem Schiffbruch von seinem Vater getrennt worden, niemals hatte er ihn wieder gesehen. Seitdem hatte er vom Kajütsjungen auf sich zum Steuermann emporgearbeitet. Nun war ihm das Kommando des Schiffes übertragen worden, das zu dem angegebenen Zwecke ausgesandt war.
Der Sturm war willkommen. In solchem Wetter war mau sicher, die Insulaner auf ihrem Platze zu treffen. Sobald daher nach Untergang der Sonne der Sturm losgebrochen, hielt die Schooner- brigg auf die Dünen ab. Dem Zuge der rasenden Windsbraut folgte die steigende Flut, das Wasser schwoll und die erleichterte Fahrt nach der an Untiefen reichen Küste. Wie von einem Magnete emporgerissen, bäumten sich die Wogen, donnernd versanken sie wieder in die Tiefe, um auf's Neue ihr schaumbesäumtes Haupt drohend dem Winde entgcgenzustrecken, der sie mit überwältigendem Druck in den Abgrund
znrückwarf. Immer rasender tobte der Kampf der entfesselten Elemente, und je toller der Sturm auf die erzürnten Wogen nicderhieb, desto trotziger boten diese ihm ihre weißgelockte Stirn, desto ungestümer suchten sie ihn aus der Hvhe herabzureißen und in wilder Umarmung in ihrem kalten Schooße zu begraben.
Mit aller Vorsicht lenkte der Schiffskommandeur, Jens Fedders, die gewandte Schoonerbrigg. Selbst stand er am Steuer und hielt es mit nerviger Faust, unterstützt von einem der erfahrensten Matrosen. Am Rollen der See bemerkte er genau, wohin er das Fahrzeug gefahrlos führen konnte, das heftigere oder geringere Tosen der Wellen war ihm ein wohlbekanntes Zeichen, ob sie über tiefem Fahrwasser oder über der seichten Sandbank sich hinwälzten.
Am Buge der Schoonerbrigg brache» sich die mächtigen Wogen, durch ihre Takelage sauste der Sturmwind und warf Taue und Winde raffelnd an einander. Längst schon waren die Segel cingeholt und beschlagen, nur uoch die enggereffte Fläche des Focksegels sing den Wind auf, um demselben so viel Widerstand zu leisten, als zur Leitung des Schiffes unumgänglich nötig war. Zierlich wie eine Möve, die im Kamme der aufsteigcnden Welle die sichelförmigen Schwingen netzt, tanzte es von einem Wogeuberge zum andern, bald wie kopfüber hinunterschießend in den Abgrund, das Bugspriet tief in die Wellen begrabend, bald wieder wie von unsichtbarer Hand geschoben mühsam die nächste Wogeuspitze erklimmend, während die folgende schonungslos die salzige Flut über das Verdeck ausschüttete.
Da erlosch die Laterne im Kompaßhäuschen, an ein Anzündeu derselben konnte nicht gedacht werden, es war unmöglich. Nun kam es ganz darauf ans mit dem Ohr allein den Lauf des Schiffes zu bestimmen. Aber die gefährlichsten Stellen waren bereits passiert, die bekannte Einbucht an den Dünen gefunden. Noch wenige Minuten, und der Anker rvllte in den Grund, der scharfe Eisenzahn faßte in dem feuchten Sande, die Schoonerbrigg drehte sich herum und lag dann sicher befestigt.
So hatte man's vom Strande aus bemerkt, aber die Räuber waren in dem Wahne, das Schiff sei auf die Sandbank festgefahren, und der Kiel stecke im Grunde unbeweglich.
„Sie setzen Boote aus!" bemerkte Jan nach kurzer Pause.
„Der letzte Rettungsversuch," erwiderte Niels; es wird nichts helfen!"
Dann nahm er das Fernrohr und schaute unverwandt nach dem Fahrzeuge, während die übrigen Insulaner ihre Waffen in Bereitschaft hielten. Drei Boote nahten dem Strande, sie waren mit Menschen angcfüllt und steuerten alle nach derselben Landungsstelle. Aber noch waren sie mehr denn achtzig Ellen entfernt, die Gewalt der Wogen erschwerte den Ruderern das Fortkommen. Nur mit der größten Anstrengung wurden sie flott gehalten, schäumend ergoßen sich die Sturzseen über die offenen Fahrzeuge. Auf Niel's Befehl ward die Leuchte an den Hörnern
der Kuh ausgelöscht. Nun war man gewiß, die Boote müßten stranden. (Fortsetzung folgt.;
Wie plötzlich in unserer Zeit Bäder entstehen, davon hier ein ergötzliches Beispiel. Einer der vornehmsten ungarischen Kavaliere reiste vor einigen Jahren mit seiner Gemahlin, deren zerrüttete Gesundheit ein südliches Klima wünschenswert machte, nach Neapel. Der Aufenthalt daselbst nützte jedoch der kranken Gräfin nicht, im Gegenteil verschlimmerte sich ihr Zustand dermaßen, daß ihr Gatte, anfs Acußerste beunruhigt, alle Professoren Neapels um ihr Bett versammelte. Die gelehrten Herren berieten sich gewissenhaft über den schweren Fall und es ward auch die Idee aufgeworfen, die Kranke in ein Bad zu schicken. Aber in welches? Der Berühmteste unter den Aerzten Neapels sagte, er wüßte wohl ein Bad, welches der Gräfin sicher nützen werde, aber es sei leider ungemein entfernt, mitten in einem halbwilden Lande, wohin nicht gut reisen sei. Trotzdem drang man in ihn, das Bad zu nennen. „Es heißt Parad", sagte er, und liegt irgend wo in Ungarn." — „Parad? rief der Graf erstaunt, „aber dieses Bad ist ja mein Eigentum!" Und reiste in jenes entlegene „halbwilde" Land und nützte die Heilkraft seines Eigentums.
K H cr v cr d e.
Das Ganze würzet den kühlen Trank, Von lieber Hand uns bescheeret,
Am Pfingstfest, beim fröhlichen Gläserklang, Da wird es gerne begehret.
In meinem Ersten mein Ganzes steht, Die zweite und dritte füllt nimmer Vom Himmel herab, doch wenn sie versteht Ihre Sache, dann nährt sie sich immer.
Bei dem K. Postamt Reuenbürg findet die
Kurse- und Packet-Krsörderung
während des Winterdienstes in folgender Weise statt:
In der Richtung nach Pforzheim:
PaLele?' 5Z? Morg. 16 Mit. 6 « Abds.
Schlußz.f.Br. 5.- „ I2.«° Mitt. ö^Nachm.
dto. Pack. 7. - Abds. 13.— Mitt. 5 °° ,
NUeft: 8.23 Morg. 3.43 Mitt. 8.57 Abds. Schlußzeit 8.— „ 3?r „ 8?» „
Zn der Richtung nach Wildbad:
Dackele:' 10Z6 Vorm. Z.^Nchnl. IV.^Abds
Schlußz.f.Br. 9.-» „ 1?° „ 9.« „
dto. Pack. 9.^ „ 12.—Porm. 7.-
, r.»««,
Schlußzeit 4 ?^ „ 7,5
Nach Herrenalb:
Mete?' 10.40 Morg. Z.45 Nachm.
Schlußz. f. Br. 10 ?» „ 2 .^ „
dto. Pack. 10 ?° „ 2 ?°
Nur
Briefe:
Schlußzeit
5Z? Morg.
Von Herrenalb:
10.SS Morg. 5.40 Abds.
Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.