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eine große Schiffslaterne befestigt worden war. Mit dieser rannte dann das vom Sturm und der ungewohnten Last, die es auf dem Kopfe trug, geängstigte Tier umher, vergebens bemüht, sich lvszurcißen. Und während sie dies that, sah es von der See aus, als hänge die Laterne an einem Schiffe, das dort vor Anker lag, denn in der dichten Finsternis erblickten die Seefahrer nichts, als die beständig hin und her schwankende Leuchte. Dadurch war schon manches Schiff auf die Sand­bank gelockt worden und dem Untergange verfallen.

Die Kuh wurde hinausgebracht, und schweigend erwarteten die Strandräuber den ferneren Ausgaug.

Die Schoonerbrigg kam immer näher, an ihren Masten glänzten die Signal­laternen, mühsam arbeitete das Schiff der Brandung entgegen. Bald war es durch die hoch aufgetürmten Wellen den Blicken entzogen, dann tauchte es wieder aus den Wogen auf: plötzlich schien es stille zu stehen, zitternd in allen Fugen fegte eine gewaltige Sturzsee über das Teck.

Nun sitzt es auf der Klippe!" rief Niels.Gut so, in einer Stunde ist es kurz und klein, und jedes Stück ist unser!"

Ein Notschuß rollte dumpf durch die Nacht vom Deck des Fahrzeugs. Die Strandräuber jauchzten laut auf.

(Fortsetzung folgt.)

Uarfürnerien.

(Schluß.)

Die neuesteErprobte Vorschrift zur Anfertigung von Lau cks OoloZno" ist folgende:Man löse 3 Lot Bergamottöl, 1 Lot Cederöl, '/s Lot Lavendelöl, 24 Tropfen Neroliöl, 24 Tropfen Rosmarinöl, 24 Tropfen Nelkenöl, 15 Tropfen Thy­mianöl, 20 Tropfen Zimmetöl und Gran Moschus nacheinander in 3'/- Maß reinsten Spiritus auf. Zweckmäßig ist es hierbei, noch etwa 20 Tropfen Salmiakgeist zuzu­setzen, wodurch das Belebende des Geruchs vermehrt wird.

Die große Weltreise der Parfümerien geschah von Italien aus und zwar durch die Kriege veranlaßt zuerst nach Frank­reich, wo sie in der Hofhaltung des pracht­liebenden Franz I. eine große Rolle spielten und bald Modeartikel wurden. In Eng­land- gelangten sie unter der Königin Elisabeth zur allgemeinen Aufnahme, jetzt haben sich dieselben schon in ganz Europa, ja selbst in den niederen Ständen einge­bürgert.

Aus Ostindien führt man einige der feinsten Wohlgerüche ein und zwar aus Ceylon, Peru und Mexiko. Doch ist Italien und wohl auch das südliche Europa immer der Hauptlieferant geblieben, aus deren reichen Blumengärten die Parfümisten große Massen ihres Materials beziehen.

Von der Seeküste Italiens stammen die duftigen Akazien, die dort nicht vom Winterfroste leiden. Orangen und Reseda aus der wärmeren Ebene, Citronen aus China, wo man noch heute große Wälder derselben antrifft.

Sizilien liefert vvrzüglicheBergamotten, in Nimes wird besonders Thymian, Ros­marin und Lawendel gepflegt und in Nord­deutschland versorgt man die südlichen

Länder mit dem aus heimischen Pflanzen bereiteten Kalmus- und Kümmclöl.

Der Wohlgernch ist eigentlich kein Be­dürfnis, aber er ist unendlich wohlthuend, wenn Parfümericen maßvoll und mit Ge­schmack angewendet werden. Es ist gerade damit, wie mit einer Farbe oder Blume, auch diese prüfe man sorgfältig, bevor man sie trägt. Es ist eine Beleidigung für die Gesellschaft, seinen eigenen Dunstkreis auffallend in dieselbe zu tragen, ja es dokumentiert sogar Rohheit und Geschmack­losigkeit.

Die Produkte des Meeres.

(Nachdruck verboten.)

Die ungeheuren Flächen der Oeeaue, welche die Continente der Erdoberfläche trennen und doch auch zugleich wieder miteinander verbinden, bergen in ihren Tiefen große Schütze, die vielleicht nur deshalb noch nicht die rechte Beachtung finden, weil uns die Produkte des festen Landes weit mehr und öfters vor Augen treten. Und doch ist der Nutzen des Meeres, ganz abgesehen von seinem Einfluß auf das Klima und von seiner Bedeutung für den Völkerverkehr, ein außerordentlich großer und ganze Völkerstämme sind in ihren Lebensbedürfnissen lediglich auf das Meer angewiesen. Man spricht von Land­wüsten und allerdings auch von Wasser­wüsten, aber welch ein Unterschied zwischen beiden! Während die Wüsten des festen Landes auf unermeßliche Strecken hin, wie die Sahara, gleichsam die höchste Potenz des Oeden, Leblosen und Unfruchtbaren repräsentieren, sind jene weiten Wasser- maffcn, welche sich von Erdteil zu Erdteil spannen, die Träger eines reichen Lebens und nur die Oberfläche des Oeeans recht­fertigt in ihrer Unermeßlichkeit scheinbar den Ausdruck Wasserwüste. Nur einem Verkennen der wohlwollendsten Einrich­tungen und Ansichten der Natur muß es zugeschriebcn werden, wenn der submarinen Tier- und Pflanzenwelt bisher eine ver­hältnismäßig so beschränkte Cultur zu Teil geworden ist, denn wie viele Tausende von Quadratmeilen fruchtbaren jungfräulichen Bodens müßte der Pflug durchfurchen, um ohne Unterbrechung soviel Nahrungs­stoff hervorzubringen als die Waffergefilde darbieten, ohne sich zu erschöpfen! Diesen Nahrungsstoff aber bietet uns das Meer in seinem ungeheuren Fischreichtum und dieser Segen des neptuuischen Reiches wird mit viel geringerer Mühe geerntet als der Getreidesegen des festen Landes!

Wenn wir von den Riesen des Meeres, den Wal- und Pottfischen, deren Fleisch nur zu ganz bestimmten Zwecken Verwen­dung findet, absehen, so bietet sich uns schon in den europäischen Gewässern ein schier unerschöpflicher Fischreichtum dar. Da ist vor allem der durchschnittlich zwei Meter lange Thunfisch, welcher besonders an den europäischen Küsten des Mittel­meeres vorkommt, dessen Fleisch sehr ge­schätzt wird und dessen Fang man, gleich der ihm nahe verwandten Makrele schon zu Zeiten des Altertums betreibt. Eine ganze Reihe der verbreitetsten Seefische liefert ferner das Geschlecht der Schellfische, deren am meisten bekannte Vertreter, außer­dem eigentlichen Schellfisch, der Stockfisch,

Dorsch und Seehecht sind. Ebenso ver­breitet ist das Geschlecht der Störe, wie Sterlet, Scherg und Hausen, die bekannt­lich zur Laichzeit sogar weit die Flüsse hinaufgehen; als besonders schmackhaft gelten von den Seefischen Neunaugen, Meeräsche, Seebarben. Muränen, Schollen, Seezunge, Steinbutt, Sardinen, Sardellen u. s. w.

.Fortsetzung folgt.)

Verkehrsmittel der guten alten Zeit. Wenn man sich vergegenwärtigen will, welch radikale Umwälzungen die Eisenbahnen im Verkehrswesen herbeige­führt haben, so muß man gelegentlich einmal einen Blick rückwärts thun, denn die Gewohnheit stumpft ab. In dem 1834 erschienenen Konversations - Lexikon von Berlin heißt es:In unserer Hauptstadt bestand schon seit 1828 ein merkantilisches Eilfuhrwerk, welches die Frachtgüter schnell und geregelt nach dem belebten Meßplatz Offenbach und von da wieder die Rück­fracht nach Berlin beförderte. Bisher gieng ein dergleichen Eilwagcn wöchentlich, und zwar alle Sonntage von hier nach Offen­bach ab. Seit der Erweiterung des Zoll­verbandes aber hat der thätige Begründer Herr Moreau - Valette, Güter-Spediteur und Besitzer des Gasthofes zur Stadt Frankfurt a. M., Jüdenstraße 38, auch eine zweite Eilfuhr, die alle Donnerstag mittag abgeht, eingerichtet. Seitdem nehmen die Wagen ihre Richtung über Leipzig, wo sie durch den Spediteur G. F. Starke an jedem Dienstag und Freitag weiter expedirt werden. Der Verfasser erhebt sich ange­sichts dieser großen Thatsache zu folgen­dem Lobhymnus:Wenn die vortreffliche Einrichtung der Eilwagen, verbunden mit den großen Verbesserungen in dem vater­ländischen Postwesen, sowie überhaupt in dem von ganz Europa, einen so außer­ordentlich wohlthätigen Einfluß auf tue Verbindung und die Reiseverhältniffe ge­übt haben, so ist diese Einführung eines schleunigen und geregelten Gütertransports ein für das kaufmännische Publikum nicht minder vorteilhaftes Unternehmen. Es dient dasselbe als ein neuer Beweis, wie man mit den vermehrten Bedürfnissen auch von Seiten der Industrie die Mittel auf­fand, ihnen zu begegnen. Durch zwei Wagen wöchentlich nach Offenbach! Wie Pygmäenhaft erscheint uns heute nach 50 Jahren dieser Verkehr, wo wir auf den Eisenbahnen eigene Eil-Bierwagen zwischen Berlin und Nürnberg, Erlangen rc. laufen haben.

Abschreckendes Beispiel. Händ­ler: Hier mein Herr ist ein unfehlbares Mittel gegen Sommersprossen, das noch nie seine Wirkung verfehlt hat. Herr: Sie haben ja aber selbst das Gesicht voll Sommersprossen; da kann ich doch zu Ihrem Mittel kein Zutrauen haben. Händler: Ja ich trage sic nur zum ab­schreckenden Beispiel.

Es trinken Tausende eher den Tod, Als Einer stirbt in Durstes Not.

Auflösung der Rätsels in Nr. 84 .

Trauerspiel.

Redaktion, Druck und Verlag von Jak. Me eh in Neuenbürg.